Samstag, 19. August 2017

Jesu Christi unterchristlche Morallehre

Wer nun meint, das wäre nur eine polemische Überspitzung, irrt zum Teil. Tadeuz Steyczen,Assistenz am Lehrstuhl für Ethik in Lublin publizierte den Aufsatz: "Zur Frage einer unabhängigen Ehik", in einem Sammelband, der von einem  Aufsatz des späteren Papst Wojityla:"Person:Subjekt und Gemeinschaft" 1979 eröffnet wird. Die Grundzüge einer personalistischen Ethik in Abgrenzung zu Aristoteles und Thomas von Aqiuns Konzepten sollte so in diesem Band: "Der Streit um den Menschen" 1979, dargelegt werden. 
Nach Steyczen sind die Kriterien echter ethische Sollensaussagen ihre "Unbedingtheit", ihre "Uneigennützigkeit", ihre "Innerlichkeit" und ihre "Vernunftgemäßheit". (S.142) Der Autor behauptet nun, daß auch Jesu Lehre dem entspreche. Jesu sage im Gleichnis vom "Barmherzigen Samaritaner" :"Kein Wort über ein Gebot von seitens Gottes, kein Wort auch über eine >begründete< Garantie einer Vergeltung für die >gute< Tat am Nächsten."(S. 145). Denn für Jesu Ethik reiche es aus >mit den Augen< des     Samaritaners >den Menschen< "zu sehen. (S.145). Dies Sehen soll also eine Ethiklehre unnötig machen, die etwa das Gesollte als als ein durch ein göttliches Gebot Verlangtes begreift oder die Nächstenliebe als Mittel zur Erreichung des ewigen Lebens begründet. Das wären nämlich das Ethische destruierende Begründungen einer Ethik, die sich aus sich selbst begründet. Nicht dürfe das Ziel des ethischen Tuens und Unterlassens in dem Ziel einer Belohnung ruhen noch in einem Gesetzesgehorsam, auch wenn der Urheber Gott ist. 
Das richtige Sehen des Mitmenschen sieht den Menschen nämlich in seiner ihm eigenen perinalen Würde und das wäre die Substanz des (wahrhaft) Ethischen!
"Somit tut die Person unter dem Aspekt ihrer Würde (Person als ein Jemand, nicht als ein Es) allen an das Sittliche gestellten Forderungen Genüge: persona ut affirmabilis propter se ipsam." (S.144). Die gestellten Forderungen sind ja, wie oben schon gesagt die der "Unbedingtheit",der "Uneigennützigkeit",der "Innerlichkeit" und der "Vernunftgemäßheit".(S.142). Wo der Mensch den anderen richtig sieht da fühlt sich der so Sehende sich zur unbedingten Anerkennung des Anderen verpflichtet, nicht weil Gott ihm das gebietet, noch weil er hofft, so jenseitig belohnt zu werden, noch weil es nützlich ist, etwa in dem Sinn, daß ich dich anerkenne, damit du mich anerkennst. Das ist alles wahrhaftig nicht sittlich, sondern die Heteronomie der Ziele, daß das Sittliche nicht um des Sittlichen gewollt wird, macht es zu nicht wahrhaft Sittlichem.
Wie verhält sich nun Jesu Ethik dazu? Nehmen wir zur Respondierung einfach selbst die vom Autoren gewählte Erzählung vom "Barmherzigen Samariter"! Was sagt Jesus da wirklich!
Der Lehrer Jesus wird gefragt: "Was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?" (Lk 10,25)Das Ziel des Tuens ist es also, das ewige Leben für den Täter zu gewinnen! Und Jesus respondiert, indem er auf das Gesetz Gottes verweist! Das heißt: Das Ziel des Gesetezsgehorsames ist der Gewinn des ewigen Lebens. Der Jesus gefragt Habende sagt, er kennt das Gesetz Gottes, daß de Gottes- und die Nächstenliebe fordert. Jesus sagt: Du hast recht: Halte das Gesetz und du wirst ewig leben. Nun frägt der so Belehrte nach einer Konkretion: Wer ist denn mein Nächster, sodaß ich in der Erkenntnis, wer denn mein Nächster ist, dies Doppelgebot auch real halten kann, denn dazu muß ich schon wissen, wer das ist. 
Daraufhin erzählt Jesus die Geschichte vom "Barmherzigen Samaritaner". Sie soll den Frager unterrichten, wie er seinen Nächsten erkennt, damit er so die Bedingungen zum Eintritt in das ewige Leben erfüllen kann. 
Die Geschichte steht also im Dienste der Auslegung des Gebotes Gottes, des der Nächsteliebe. Und Jesus lehrt hier, daß die Befolgung dieses Doppelgebotes die Bedingung zum Gewinn des ewigen Lebens ist. 
Der Autor nun läßt all das weg und kaprziert sich nur auf das Sehen des Samaritaners, wie der den unter die Räuber Gefallenen sieht! Aber er verdrängt damit völlig, daß Jesus diese Geschichte erzählt, damit der, der frägt, was muß ich tuen, um das ewige Leben zu gewinnen, auf diese Frage eine praktikable Antwort bekommt, indem Jesus ihm das Gebot der Nächstenliebe in praktischer Ausrichtung erklärt. 
Somit lehrt Jesus Christus genau so Ethik, wie es nach Styczen nicht sein darf, weil so das Ethische um eines nicht ethischen Zieles willen getan werden soll, um des ewigen Lebens willen und daß das Was des Ethischen aus dem Gesetz Gottes her entfaltet wird und nicht aus dem Sehen der personalen Würde jedes Menschen!
Ja, man muß resümieren, daß die gesamte Ethik Jesu den Anforderungen an das sittliche Sollen des "Personalismus" nicht genügt! Er redet eben dauerndzu vom Ziel des ethischen Tuens: dem Lohn des ewigen Lebens und den Geboten Gottes als Weg zum Ziel! 

Zusatz:
Dieser personalistische Ansatz verdankt sich offensichtlich dem Ereignis totalitärer Staaten, wobei dies Ereignis gedeutet wird als, daß in solchen Staatssystemen der Einzelne für das Ganze oder die großen Endziele geopfert wurde. Die Medizin gegen den Totalitarismus wäre so der Glaube an den absoluten Wert jeder Person! 
Da dieser  Glaube nun selbst nicht mehr philosophisch begründbar ist, soll er sich aus dem unmittelbaren Ansehen des Menschen von selbst als Evidenz ergeben. Hier muß dann aber das Faktum, daß Sehen immer ein Anschauen als was, eskamotiert werden, daß ich den anderen Mitmenschen etwa als höher entwickeltes Säugetier sehen kann (in der Biologie),als Konkurrenten  (im Wirtschaftsleben), als Kollegen (im Arbeitsleben) und als Feind (im Kriege). Ich sehe nie den Anderen einfach wie er ist, sondern immer als etwas in einem bestimmten Sehen, einer bestimmten Sicht, in der biologischen, der des Wirtschaftslebens, der der Arbeitswelt, der des Krieges etc...Nur aus einem antitotalitaristischen Erkenntnisinteresse heraus sehe ich den Anderen als "personale Würde"!           
   

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