1.Da hatte ich einst einen Arbeitskollegen, einen praktizierenden Zeugen Jehovas, der mir erklärte,daß es eine Sünde sei, seinen Geburtstag zu feiern, ja selbst Weihnachten dürfe man nicht als Geburt des Heilandes feiern. So praktizierte er das auch, indem er niemandem zu seinem Geburtstag gratulierte, sich auch nicht zu seinem gratulieren ließ und das Anstoßen zum Geburtstag lehnte er noch mehr ab, den "Prost" Sagen sei auch eine Sünde. So bezeugte er seinen Jehovaglauben und lebte ihn auch so.
Ist das nun glaubwürdig? Kam ich auf den Gedanken, daß das Geburtstagsfeiern eventuell doch eine Sünde sein könnte, weil dieser Zeuge das so glaubte und dann auch so praktizierte? Ist die Einheit von Theorie und Praxis, wie ich glaube, so lebe ich auch! ein Zeichen der Glaubwürdigkeit dieser Praxis? Mitnichten! Daß das Geburtstagsfeiern in Gottes Augen eine Sünde sein soll, ist so abwegig, daß auch eine hundertprozentige Umsetzung dieses Verbotes im Leben diese Lehre nicht glaubwürdig macht.
Erzählte man mir, es gäbe Menschen in Deutschland, die jede Nacht auf ihrem Balkon verbrächten in der Erwartung, doch ein UFO zu sichten, weil die fest daran glaubten, daß so viele UFOs in unserem Luftraum auftauchten, daß man gute Chancen hätte, sie so zu Gesicht zu bekommen, dann würden doch noch so viele UFO- Ausschauer auf Balkonen mich nicht dazu bringen, auch auf dem Balkon nach fliegenden Untertassen Ausschau zu halten. Ich früge mich nämlich, wie wahrscheinlich ist es überhaupt, daß es UFOs geben kann und daß sie so zahlreich auf Erden erscheinen, daß es einen Sinn macht, so nach ihnen Ausschau zu halten.
Etwas zu praktizieren, macht das Praktizierte nicht dadurch schon glaubwürdig, daß es praktiziert wird.Oder werden Horoskope wahr dadurch, daß viele sie lesen und sich nach ihnen richten?
2. Was ist aber von einem Kettenraucher zu halten, der einem jungen Buben, der seine erste Zigarette sich anstecken will, sagt: "Das Rauchen gefährdet deine Gesundheit!" Wird diese Aussage unwahr, weil sie von einem starken Raucher getätigt worden ist? Oder zeigt uns dieser Fall nicht einfach nur an, daß es Menschen gibt, die zwar das Richtige erkannt haben, aber es dann doch nicht in die Praxis umzusetzen wollen? Ich weiß zwar das Gute, tue aber doch das Böse! Ist das nicht gerade das den erbsündigen Menschen Auszeichnende seiner Lebensführung?
3. Wenn die Lehre der Katholischen Kirche wahr ist, dann ist sie auch dann noch wahr, wenn die katholisch Gläubigen selbst diese Wahrheiten nicht in ihrem Leben praktizieren. Ist die Lehre der Kirche aber unwahr, dann bleibt sie unwahr, auch wenn jeder Katholik sie praktizierte.
4. Nun könnte eingewandt werden, daß das Urteil: Das ist glaubwürdig! vorausetzt, daß der Wahrheitsgehalt einer Aussage nicht verifiziert , aber auch nicht falsifiziert werden kann, sodaß nur ein Wahrscheinlichkeitsurteil abgebbar ist. Aber besteht der christliche Glaube aus Wahrscheinlichkeitsurteilen: Ich weiß nicht, ob Jesus Gottes Sohn ist, ich halte es aber für wahrscheinlich! Die Aussage ist so wahrscheinlich wahr und das ist ihre Glaubwürdigkeit. Und warum sollte etwas als wahrscheinlich wahr gelten, bloß weil es Menschen gibt, die das wahrscheinlich Wahre praktizieren? Muß ich etwa den Islam als wahrscheinlich wahre Religion "glauben" genau dann, wenn es nur noch praktizierende Muslime gibt, aber kaum noch praktizierende Katholiken?
5. Das eigentliche Problem, das durch diese Praxis der Glaubwürdigkeit gelöst werden soll, aber nicht gelöst werden kann, ist das der Wahrheit der Lehre der Kirche, wie sie unter den jetzigen Bedingungen der Postmoderne als wahr legitimiert werden kann. Gelingt aber so eine Fundierung der Wahrheit der Lehre der Kirche nicht, dann kann auch eine noch so eifrige Praxis die Wahrheit nicht glaubwürdig machen.
Corollarium 1
Faktisch reduziert sich das Pathos des Glaubwürdigen auf die Forderung, daß die Kirche und ihre Vertreter sich durch praktizierte Nächstenliebe auszeichnen sollten und die unterscheidet sich dann praktisch nicht von dem, was man als "anständig miteinander umgehen" versteht, oder als praktizierte Humanität begrüßt wird- eine Praxis eben, der man in der Regel nicht mal mehr die christliche Motivation noch anmerken kann, wie das etwa bei der "Caritas" der Fall ist.
Corollarium 1
Faktisch reduziert sich das Pathos des Glaubwürdigen auf die Forderung, daß die Kirche und ihre Vertreter sich durch praktizierte Nächstenliebe auszeichnen sollten und die unterscheidet sich dann praktisch nicht von dem, was man als "anständig miteinander umgehen" versteht, oder als praktizierte Humanität begrüßt wird- eine Praxis eben, der man in der Regel nicht mal mehr die christliche Motivation noch anmerken kann, wie das etwa bei der "Caritas" der Fall ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen