Nehmen wir mal zu Kenntnis, wie Herr Lüpke (Adveniatabreißkalender vom 4.11.2017 Mk 10,,14: "Denn solchen gehört das Reich Gottes" im Kontext von:"Lasset die Kinder zu mir kommen" auslegt: "Ein solches Versprechen hat es noch nie gegeben. Es ist das größte Geschenk, das ein Mensch bekommen kann."
Aber hat Gott denn nicht schon in Psalm 15 ein solches Versprechen gegeben, indem er offenbarte, wie jemand zu beschaffen sei, damit er in das Zelt Gottes eintreten darf. Das Versprechen lautet dann: Wenn Du so lebst, dann wirst Du eingehen in das Zelt Gottes. Selbstredend verweist der Begriff des Zeltes Gottes als Wohnort Gottes auf den Himmel, auf die Möglichkeit eines ewigen Lebens mit Gott im Himmel. Oder soll das Einmalige allein auf Grund des Adressaten, den Kindern konstituiert sein? Und warum ist es ein Geschenk?Wenn es heißt: Wenn Du ein Kind bist, dann gehörst Du zum Reiche Gottes, könnte ja auch eine Belohnung sein, dafür, ein Kind zu sein.
Aber geben wir dem Adveniatkommentar wieder das Wort: "Die Kinder ehalten es nicht, weil sie "unschuldig" wären, weil sie oder ihre Eltern "kindlich" geglaubt oder etwas geleistet hätten.Sie erhalten es, weil sie Kinder sind- umsonst, aus Liebe.[...]Kein Kind muss erst etwas werden oder leisten; es ist schon jetzt ein geliebtes Gotteskind." Nehmen wir das mal ernst: Solange ich ein Kind war, gehörte ich zum Reich Gottes, weil ich ein Kind war. Jetzt bin ich kein Kind mehr und weil die notwendige und hinreichende Bedingung dafür, daß ich in das Reich Gottes eingehen werde, mein Kindsein ist, gilt mir jetzt dies Versprechen nicht mehr. Es würde, so gedeutet, nur für Kinder gelten, die sterben, bevor sie erwachsen wurden. O, Graus!
Aber so meint der Ausleger das sicher nicht, auch wenn das die Konsequenz wäre, nähme man ihn ernst. Er wird wohl meinen, daß das Kind, Erwachsener geworden, dann qua Menschsein von Gott Geliebter ist und so in den Himmel kommen wird.
Aber was, wenn wir Vers 15 mitlesen, den der Ausleger auf diesem Kalenderblatt einfach ignoriert: "Wahrlich, sage ich euch, wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird in dasselbe nicht eingehen!" Augustin Arndt (Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes Dritter Band,2.auflage 1903) erläutert dies so: "Nicht für diese [Kinder],sondern für alle, die ihnen ähnlich sind." Ähnlich an "Demuth, Einfalt, Unschuld u.s.w." Gott schenkt denen den Eintritt ins Reich Gottes, die ähnlich wie die Kinder sind, die das Reich also in "Demuth, Einfalt und Unschuld" aufnehmen.
Daß Menschen, bloß weil sie Kinder sind, das Reich Gottes verheißen wäre, wäre eine Aussage, die inkompatibel mit der gesamten Verkündigung Jesu Christi wäre. Man denke nur an den Kernsatz der Bergpredigt Jesu: (Mt 5,20) "Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen." (Eine evangelische Theologin erklärte mir vor Kurzem, daß Jesus diese Aussage gewiß nicht ernst gemeint habe, denn Gott liebt doch alle Menschen!)
Das Zeitgeistgemäße dieser Adveniatauslegung ist nun, daß dieses Versprechen Jesu gemäß der Menschenrechtsideologie ausgedeutet wird: Wie jedem Menschen ob seines Menschseins als hinreichende Bedingung die Menschenrechte zukommen, so kommt jedem Kind (wie auch jedem Menschen) das Geliebtwerden von Gott zu ob ihres bloßen Kind- bzw. Menschseins. Und wer von Gott geliebt wird, der wird auch in das ewige Leben eingehen qua seines Menschseins. Lehrte Luther noch, daß wir aus Gnade allein um des (wahren)Glaubens willen eingehen werden in das Reich Gottes, so lehrt dieser Lutherschüler, daß wir bloß ob unserer Natur als Kind bzw. Mensch schon von Gott Geliebte sind und so in das Reich Gottes kommen werden. Das ist der Weg von dem einen Extrem. dem "allein aus Gnade" in das andere: "allein aus Natur".
Die Menschenrechtsideologie, daß Niemand wegen seines Glaubens diskriminiert werden dürfe und die biblische Lehre vom göttlichen Endgericht, in dem Gott uns fragen wird: Wie hieltest Du es mit der wahren Religion? stoßen eben immer wieder unversöhnlich aufeinander. In der heutigen Bibelauslegung siegt dann meist die Menscherechtsideologie.
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