Manchmal findet man Perlen für den katholischen, wo wirklich keine zu erwarten gewesen sind. ">Sündos und unbfleckbar ist nur das Amt und nicht der, der das Amt bekleidet<.Glauben Sie ja nicht, lieber Freund, daß ich etwa zu denen gehöre,die über eine solche Erklärung höhnen oder siebengescheit eine verächtliche aalglatte Heuchelei wittern; dazu erfasse ich den Sinn der Priesterweihe zu tief." Gustav Meyrink, Der weiße Dominikaner, 5.Kapitel: Das Gespräch um Mitternacht. Das in einem von einem evangelischen Christen geschriebenen Roman zu lesen, verblüfft zumindest, wenn man dazu neigt, Aussagen eines Romanes für Aussagen des Autoren zu halten, daß er sich damit identifiziert.
Das priesterliche Amt hat seine Würde in sich. Der Inhaber des Amtes bekleidet das Amt nur; das stelle man sich bitte ganz bildlich vor. Das, was landläufig als das Wesentliche angesehen wird, die Persönlichkeit, die Glaubwürdigkeit, die Authentizität des Inhabers des Amtes, das ist alles nur Dekoration. Das priesterliche Amt ist ein eigens von Gott Gesetztes.
Schon im Alten Bund, als Gott dies Amt als Erbbesitz dem Stamme Levi zuordnete, war das verbunden mit der Forderung einer vom sagen wir mal normalbürgerlichem Leben abgesonderten Existenz : Der Priester sollte nicht wie alle anderen von seiner Arbeit sich seinen Lebensunterhalt verdienen- er sollte ganz für den Gottesdienst leben.
Dies Abgesondertsein macht die Heiligkeit des Priesteramtes aus. Es ist wohl eine der radicalsten Thesen Luthers, daß der Pfarrer kein Priester ist, ja, daß Jesus Christus durch seinen Kreuzaltartod das Priestertum abgeschafft hat. Es kann so ob der Heilsgenügsamkeit seines Kreuzaltaropfers kein Priesterum mehr in der Gemeinde Jesu Christi geben. Damit ist der Beruf des Pfarrers verbürgerlicht, zu einem Beruf wie jedem anderen. Es ist wirklich fragwürdig, ob noch von einem Amt so die Rede sein kann. Zur Verbürgerlichung gehört nun, daß die Qualität des "Amts"inhabers nun in den Vordergrund der Aufmerksamkeit rückt. Nicht mehr qualifiziert die Weihe einen Menschen zum Priesteramt, sondern er muß zu diesem Beruf qualifiziert sein, um dann durch eine Ordination zur Ausübung des Pfarrerberufes berechtigt zu werden.
Ich muß Auto fahren können, das wird in einer Fahrprüfung festgestellt, damit ich nach der bestandenen Prüfung die Fahrerlaubnis, den Führerschein erhalte. Das ist die Ordination nach Luther- sie befähigt zu nichts, sie erlaubt nur dem Ordinierten das zu tuen, was er unabhängig von der Ordination kann. Die Weihe dagegen vermittelt die Fähigkeit, das Priesteramt auszuüben und diese Befähigung ist unverlierbar- solange der Geweihte lebt, kann er sein Amt von der geistlichen Vollmacht her ausüben. Diese geistliche Vollmacht, das Opfer Christi in der Messe darzubringen und gültig Sünden vergeben zu können, das ist die Heiligkeit des Amtes, seine Sündlosigkeit und Unbeflecktheit.
Verbürgerlicht wird das Priesteramt, wenn seine ihm eigene Würde von der persönlichen Qualität des Priesters abhängig gemacht wird.
Schon 1921 stellt der Roman fest: "Ich weiß genau,[...]wie groß die Zahl katholischer Geistlicher ist, die heimlich im Herzen den bangen Zweifel tragen:>Ist es wirklich die christliche Religion, die berufen sein soll, die Menschheit zu erlösen? Deuten nicht alle Zeichen der Zeit daraufhin, daß die Kirche morsch wird? Wird es wirklich kommen, das tausendjährige Reich? Wohl wächst wie ein riesiger Baum das Christentum, wo aber bleiben die Früchte?"
Das war viele Jahre vor dem 2.Vaticanum! Kann es sein, daß in glaubensschwachen Zeiten fast nur noch das priesterliche Amt das Leben der Kirche ausmacht, selbst wenn die Priester selbst glaubensschwach geworden sind?
Zusatz:
Ist nicht gerade die Katholische Kirche Deutschlands ein Mustereispiel eines wachsenden Baumes (die Selbstorganisaion der Kirche, ihre Gremien und ihre Verbände), die fast keine Frucht bringt?
Nein, das ist ein beliebter Fehlschluss, um die je eigenen Ansichten zu befördern. Ein starker Glauben führt nicht zu einer starken Kirche mit vielen, tiefgläubigen Anhängern. Die Beispiele dafür sind Legion und eines der prominentesten war und ist immer noch Girolamo Savonarola. Ein anderes Beispiel Ulrich Megerle aka Abraham a Santa Clara. Bei den Ketzern gibts noch mehr von solchen Beispielen.
AntwortenLöschenIch glaube, die nachdenklichen, die zweifelnden sind die, die die Kirche voran bringen können. Auch dafür gibts Beispiele, wie den Wiener Kardinal König.