"Das Gespräch um Mitternacht" präsentiert einen Dialog zwischen einem katholischen Priester, einem Kaplan über die wahre Kirche, bzw. über das Verhältnis zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei. Gustav Meyrink, bekannt durch seinen nicht genug zu rühmenden Roman: "Der Golem", verfaßte diesen Dialog für seinen Roman: "Der weiße Dominikaner".
Wohl auch in Anspielung an das Nachtgespräch des Nikodemus führt hier der freimaurerisch Illuminierte lehrerhaft das Gespräch. Dem Kaplan fällt dabei nur die Rolle des Stichwortgebers zu. Zuerst konzipiert er eine Quelle, die der Katholischen Kirche, die er als die Petruskirche bezeichnet, nicht bekannt ist, die aber im Geheimwissen der Freimaurerei präsent ist. Das, was laut dem Johannesevangelium nicht in dies Evangelium aufgenommen worden ist, das bilde diese Quelle. Es sei das Geheimwissen des Johanneschristentumes.
Im Johannesevangelium selbst klingt das selbstredend ganz anders:"Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan." (20,30) und: "Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube,die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müßte." (21,25). Um nicht erzählte Taten Jesu geht es also und nicht um irgendwelche Geheimlehren. Aber der Geheimnissucher findet hier zwei Traditionen: die des Petrus, die dann die Römische Kirche bestimmte und die verborgene johanneische.
"die Kirche hat mit Petrus begonnen, vollendet wird sie erst durch Johannes", heißt es dann in diesem Kapitel. Durch Johannes, meint dann durch dass im Johannesevangelium nicht Berichtete. "Wohl wird[...]die Kirche sterben, aber sie wird neu auferstehen und so, wie sie sein sollte.", heißt es dann.
"Die Kirche ist nur ein Stückwerk, ist nur die eine Hälfte eines in zwei Teile zerbrochenen Schwertes, solange nicht ihr Stellvertreter [der Papst] zugleich auch der vicarius Salomonis, der Ordensoberste ist".
Aus dem im Johannesevangelium nicht Berichteten ist nun gar etwas geworden, was als die fehlende Hälfte der Katholischen Kirche bezeichnet wird. So ist die Kirche nur eine Halbwahrheit, die fehlende Hälfte ist als Geheimwissen in der Loge. Erst wenn Beides synthetisiert wird, ist die ganze Wahrheit offenbar. Aber diese Einheit muß unter dem Primat der Freimaurerei sich ereignen, denn der Oberste der Freimaurer soll dann derPapst werden. Das ist dann die neue wahre Kirche, die den Tod der Katholischen ist, aber nur, damit sie in der neuen Johanneskirche wieder aufersteht!
Sind das nun "nur" literarische Phantastereien dieses Schriftstellers? Laut Wikipedia war Meyrink recht aktiv in der-sagen wir mal-Logenszene:
- "In Prag war Meyrink 1891 Mitbegründer der theosophischen Okkultistenloge „Zum blauen Stern“, in der er den Schriftsteller Karl Weinfurter kennenlernte. Die Loge tagte entweder in seiner Wohnung oder in einem Prager Cafe.
- Meyrink war eines der ersten Mitglieder der deutschen Theosophischen Gesellschaft, deren innerer Abteilung, der „Esoterischen Schule“ er sich später anschloss.
- Unter dem Ordensnamen „Bruder Dagobert“ war er Mitglied im Weltbund der Illuminaten.
- Unter dem Logennamen „Kama, Censor of the R.O.O.o.S.B.“ war er Mitglied im Kerning-Orden.
- Angehöriger in der „Bruderschaft der alten Riten vom heiligen Gral im großen Orient von Patmos“.
- Mitglied der mystischen Gesellschaft christlich-rosenkreuzerischen Ausrichtung von Alois Mailänder. "
Es ist wohl nicht auszuschließen, daß es in Freimaurerkreisen tatsächlich diesen Meisterplan gibt, die Katholische Kirche zu besiegen durch eine feindliche Übernahme. Laut Johannes Rothkranz ist das schon längst geschehen, aber das wäre nur möglich, wenn Jesus Christus seine Kirche verlassen hätte.Oder man müßte meinen, daß selbst ein freimaurerischer Papst nicht das Ende der Katholischen Kirche wäre. Eines sollte aber deutlich sein, daß wir mit einer Infiltration der Kirche durch freimaurerische Kreise zu rechnen haben und daß vielleicht manche Absonderlichkeit der Kirche auf das Wirken solcher Eingeschleusten zurückzuführen ist. Der vielbeschworene Geist des 2. Vaticanums kennt eben keine Feinde der Kirche mehr, sondern nur noch Dialogpartner!
Das ist interessant! Unsere französischen Freundinnen "Les Brigandes" haben kürzlich ein Chanson mit dem Titel "Jean et Pierre" veröffentlicht, in dem sie ähnliches behaupten. Ich mag die Brigandistinnen sehr, aber leider sind sie nicht katholisch. Sie lassen sich ihre Lieder von ihrem Mentor, Joel La Bruyère schreiben. Der fabuliert folgendes: Johannes habe am Herzen des Herrn gelegen - beim letzten Abendmahl - und habe daher geheimes Wissen erlangt. Die Petrus-Kirche sei nur für den Pöbel, der Dogmen brauche. Diese Idee ist also auch in Frankreich sehr präsent. Lisje Türelüre aus der Klappergasse
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