Wir kennen das zur Genüge: Jesus (meist ohne den Titel: Christus) begegnet uns im Wort, im Sakrament, im Nächsten (isb. im Asylanten), in der Liebe....Bei so viel Begegnung, da könnte schon von einer Inflation die Rede sein...aber ich möchte mich jetzt auf das "Begegnen" kaprizieren, denn auch ich hatte eine mich tief beeindruckende Begegnung:
Ein schöner und warmer Sonntagnachmittag, im Biergarten saß ich und orderte eine Maß Bier- man gönnt sich ja sonst nichts. Kaum in Auftrag gegeben, stellte die charmante Kellnerin schon ihr Tablett auf meinen Tisch, voller Biergläser und in der Mitte meine Maß Bier- ganz korrekt eingeschenkt, sodaß wirklich ein Liter drinne ist, verziert durch eine Schaumkrone.
Ist das nicht eine wahre Begegnung: Ich schaue das Bier an, es mich, die Vorfreude auf das edle Naß...die Erwartung der Durststillung....aber dann nahm die Kellnerin ihr Tablett wieder fort: Das ist noch nicht ihre Maß!, fügte sie entschuldigend hinzu. Das war das Ende dieser Begegnung. Wem begegnen, was das ist? Diese kleine Begebenheit besagt es: Vor und nach der Begegnung- ich bleibe der Gleiche,der ich vordem war, denn nichts ändert sich. Der Augenblick: ich nahm das Bier wahr und es mich (so redet die personalistische Philosophie), in einem einzigen Augenblick erfasse ich den Wert des Gegenübers, und dann entschwindet mir meine Begegnung.
Nur, es dauerte nicht lange, da kam die Kellnerin wieder, sie stellte mir jetzt meine Maß hin:Das ist jetzt die ihre. Jetzt ereignete sich keine "Begegnung", denn ich trank die Maß auf: Ich war voll und der Maßkrug war leer. Das war ein Incorperationserlebnis. Vordem war ich durstig, jetzt satuiert, der volle Bierkrug nun leer. Wenn die Bibel von "Begegnungen" spricht, dann meint sie damit ein Geschehen, durch das Menschen zu ihrem Heile verändert werden. Jesus Christus gibt etwas Heilswirkendes. Dem Sünder begegnet er nicht einfach, er verändert ihn. indem er ihn von der Sünde befreit. Gerade der Empfang der hl.Kommunion ist kein Begegnungsgeschehen, denn er läßt sein Fleisch und sein Blut von uns verzehren, damit wir heil werden.
Der Begegnungsmensch ist da ganz anders: Er weiß, ich bin in Ordnung Gott liebt mich und in der Begegnung wird das mir nur noch mal bestätigt. Er ist satuiert und so reicht ihm die Begegnung mit der Maß Bier, denn einen Bierdurst hat er nicht. Eine Veränderung braucht er auch nicht, denn wozu bedürften auch die Gesunden des Arztes- sie konsultieren ihn höchstens, um sich bestätigen zu lassen, daß sie bester Gesundheit sind. Diese Begegnungsphilosophie basiert auf dem Gesundheitsideal humanistischer Psychologie, verkürzt ausgedrückt in der Erfahrung (nicht in der Erkenntnis, das wäre zu cognitivistisch!): Ich bin in Ordnung, Du bist in Ordnung (das mich begegnende Du) und Alles ist in Ordnung. In jeder Begegnung mit Jesus, mit der göttlichen Liebe, erleben wir das, das ist dann unsere gute Begegnung.
Der Leser möge jetzt an die Taufpraxis denken: Gott liebt dieses Kind (denn er liebt jedes Kind) und als Zeichen seiner Liebe zu ihm taufen wir es jetzt. Für das getaufte Kind ändert sich nichts, vor und nach der Taufe gilt ihm die Zusage: Gott sagte Ja zu dir und jetzt wiederholt er nur sein Ja. Auch dieses Begegnungszeichen bewirkt nichts, wie auch das Begegnungssakrament der Eucharistie nichts wirkt, denn auch es konfirmiert uns nur.
Die Voraussetzung dieser Begegnungstheologie ist so der sich gesund Wähnende, der nur zur Bestätigung seines Gesundseins einen Arzt aufsucht. Ein kurzer Blick des Gesundheitsfachmannes: Alles bei ihnen in Ordnung und die Begegnung ist zu Ende.
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