Freitag, 1. März 2019

Der Kampf gegen Rechts- eine quasi religiöse Praxis. Eine Groborientierungsskizze

Frug einst das Gretchen ihren Doktor Faust, wie hältst Du es mit der Religion, um herauszufinden, ob er wohl ein anständiger Mann sei, so müßte Goethe heute sein Gretchen fragen lassen: "Du bist doch nicht etwa rechts."
Wer reist, der kann was erleben. Ein Spätnachmittagszug Richtung München- eine Gruppe von Studenten fuhren da per Bayernticket und machten sich da untereinander bekannt. Auf welcher Fete warst du denn zuletzt, und was trankst du? Das Hochprozentige war da sehr beliebt, man überbot sich wechselseitig, wer der Trinkfesteste sei. Und dann kam die Katastrophe:
Auf der Fete hab ich mit nem Skinhead eine Flasche Wodka leer gemacht- Der hat mit einem Rechtsradicalen getrunken- entsetztes Schweigen....wenn Blicke töten könnten...
Der fing an zu stottern, und stotterte: Das, das war ein, ein Linker Skinhead- Großes Aufatmen und alles war wieder in Ordnung.  Wehe, Du trinkst mit einem Rechten ein Bier. Der das tut, der ist für jeden Anständigen erledigt.

Wann begann eigentlich der Kampf gegen Rechts? Genau genommen, so Karlheinz Weißmann in seinem Essaybuch: Alles, was rechts ist, 2000 mit der Französischen Revolution, für die die Feinde der Revolution Rechte waren, anfänglich katholisch- monarchistisch Gesonnene. Weizmann: "Man geht davon aus, daß während der Revolutionszeit, in den Jahren 1789 bis 1799 etwa eine Million Menschen in Frankreich getötet wurde" (soviel wie Französische Soldaten im 1. Weltkrieg staben) In Vendee (einer Hochburg monarchistischer Katholiken) wurden allein zwischen 250-300.000 Menschen als Feinde der Revolution getötet.  (S.113) Sicher waren nicht alle "Rechts", aber auß Sicht der Revolution wurde so mancher Unterstützer der 1.Stunde zum Konterrevolutionär, zum Rechten. 
Wenden wir uns lieber der Deutschen Geschichte zu.
Die Weimarer Republik war auch der Kampf der Linken gegen die Rechte, der hauptsächlich von den Kommunisten geführt wurden. Die Rechte, isb. die NSDAP war ihr faktisch die stärkste antikommunisische Kraft und darum bekämpfte sie die Kommunisten. Zum Hintergrund dieses Kampfes: Nach dem Sieg der Bolschewisten in Rußland, war die größte Sorge der dort siegreichen Kommunisten, ob Rußland auf sich gestellt, allein den Aufbau des Sozialismus schaffen könne. Man hoffte auf Deutschland, daß dort nun auch die Revolution siegen würde, sodaß so ein kommunistisch regiertes Deutschland Rußland zur Hilfe käme. Die Kommunisten setzten dabei auf eine gwaltsame Revolution, daraus erklärte sich die Militanz dieses Kampfes. Je mehr sich Hitlerbewegung dann als gefährlichster Gegner erwies, umso mehr wurde die NSDAP bekämpft. Hitler kopierte dabei die Kampfmethoden der Linken, um so gegen sie erfolgreich kämpfen zu können.
1. Wichtig ist, daß a) dieser Kampf gegen Rechts hauptsächlich parteipolitisch geführt wurde, nicht staatlich und daß b) nun galt: Rechts= Antikommunistisch. Das entsprach nun auch dem ideologischen Selbstverständnis Hitlers, der in erster Linie als militanter Antkommunist sich verstand. Sein Antisemtismus war dem Antikommunisus subordniert mit seiner Meinung: Die Führer der Kommunisten seien Juden.
1935 ist jetzt für den Kampf gegen Rechts von größter Bedeutung. Dimitroff hielt ein Grundsatzreferat auf der Tagung der Kommunistischen Internationale: Was ist der Faschismus und wie ist er zu bekämpfen. Dieses Referat bildete die Grundlage aller Linken, der Antifaschisten bis 1989. (immer neu interpretiert, gedeutet und variiert.)
Sehr vereinfacht: Vergleichen wir die Nazis mal mit Verteidigern in einem Fußballspiel. Ein gegnerischer Stürmer steht mit dem Ball vor dem leeren Tor und will gerade zum Torschuß ansetzen, da stürmt der Verteidiger hinzu und holt ihn von den Beinen. Ein Rotekartefaul. Der Verteidiger verstößt hier gegen alle Regeln des Fußballspieles, nur um den Siegtreffer zu verhindern. Dies Foulspiel ist die faschstische Diktatur, die den Sieg der Kommunisten in letzter Sekunde verhindern will, weil er mit den Mitteln der Demokratie und des Rechtsstaates nicht mehr verhinderbar ist.  
Das heißt: Solange es den Kapitalismus gibt, ist der Faschismus immer die letzte Option, um eine linke Revolution am Sieg zu hindern. Als Gegenkonzept galt nun die Volksfonpolitik, Kommunisten und Sozialdemokraten gemeinsam gegen den Faschismus. Nur weil die Linke uneins gewesen sei,konnte Hitler siegen. (So wurde dann ja in Mitteldeutschland die SED gegründet als Einheit von Kommunisten und Sozialdemokraten.)
In Westdeutschland setzte sich ein anderes Konzept durch: das des Toalitarismus. Das heißt: Links- und Rechtsextremisten sind Beides gleichermaßen Antidemokraten, sie zerstören die Demokratie durch totalitäre Staatsformen. Je extremistischer eine Partei, desto ähnlicher ist sie der extremistischen gegenüberliegenden Partei. Das Hufeisenmodell wurde dem zu Grunde gelegt. Jetzt war der Staat der Haupakteur des Kampfes gegen Rechts, der immer auch ein Kampf gegen Links war.So wurden dann auch ganz ausgewogen die Sozialistische Reichspartei als Rechte 1952 und die KPD als Linke 1956 verboten. Das Totalitarismusmodell entsprach auch der außenpolitischen Konzeption Westdeutschlands bis zu dem SPD- Kanzler Willy Brand: Die Sowjetunion ist für unsere Demokratie so gefährlich wie die Nazis früher. 
Das war auch die Geburtsstunde der Idee der "wehrhaften Demokratie", daß Weimar an einem zu Viel an Liberalität zu Grunde gegangen ist. Deshalb müssen Freiheitsrechte einschränkbar sein. Auch galt die direkte Demokatie als gefährlch für die Demokratie, da Extremisten das Volk manipulieren könnten.
Ab 1968 änderte sich das. Die Studentnbewegung orientierte sich neu am Marxismus und in ihr revitalisierte sich der orthodox marxistische Ansatz Dimitroffs in Variationen. Das Hufeisenmodell wurde ersetzt durch das Bild einer Geraden, in der Mitte die Null, links die Guten und rechts die Bösen. Alles, was Rechts ist, hat das selbe Negativvorzeichen, nur daß eben sie unterschiedlich stark rechts sind. Wer den Kommunismus mit dem Hitlerfaschismus gleichsetzt, verharmlost ihn und verkennt, daß die Kommunisten im Prinzip das Gute wollen, die Nazis nur das Böse.
Für die neue Ostpolitik Brandts war das Totalitarsmuskonzept dysfunktional, man suchte ja die Entspannung zum Osten. Vertreter dieses Modelles galten dann als ewig gestrige "Kalte Krieger" und als unmoralisch, weil Hitler so verharmlost würde.
Jetzt haben wir einen staatlichen Kampf gegen Links und Rechts nach dem Totalitarismusmodell, und in der Zivilgesellschaft einen Linken Kampf gemäß der Dimitroflehre.
1989 änderte sich das. Ein neues Verständnis von Rechts und Nazis entstand:
Ausgangspunkt war die Implosion der DDR mit der Parole: Wir sind ein Volk. Das wurde als neue nationalistische Gefahr wahrgenommen. Nun galt: Rechts = nationalistisch, patriotisch und daß nur der Antifaschist sei, der Antideutscher sei. Der Nationalsozialismus wird nun, wie schon in Amerika in den 40er Jahren als ein spezifisch Deutsches Phänomen begriffen. Der Deutsche neigt von seiner Natur, seinem Nationalcharakter her zum Faschismus. So seltsam es klingt, aber die Linke nach 1989 dachte völkisch: Nie wieder Deutschland. Jetzt war die Rechte nicht mehr antikommunistisch und deshalb zu bekämpfen sondern nationalistisch, patriotisch und deshalb verwerflich. 
In dem Verbotsurteil der NPD und unserer Beurteilung als "Püffall" argumentiert  das Verfassungsgericht jetzt nicht mehr mit dem Toalitarismuschema, sondern damit, daß die Ablehnung der Multikultiideologie tendenziell grundgesetzwidrig sei, daß der Wille zum Erhalt des Deutschen Volkes, wenn dies ethnisch-biologisch verstanden wird, den Menschenrechten zuwider laufe.
Jetzt haben wir einen zivilgesellschaftlich organisierten Kampf gegen Rechts, der staatlich unterstützt wird und der Staat führt zudem eignständig seinen Kampf gegen Rechts.
Jetzt sind Rechte keine Antikomunisten mehr und wurden deshalb von Links bekämpft (Weimar)
keine Antidemokraten mehr (wie nach 1945), sondern Patrioten und Nationalisten und werden deshalb bekämpft.

Ein paar Zitate dazu:

Schon 1989 erfaßten Antideutsche ein  politisches Konzept, daß die Parole: "Nie wieder Faschismus- nie wieder Deutschland" in ein politisches Projekt umsetzte. "Linke Utopie könne angesichts dieser Perspektive nur in der Zerstörung des deutschen Staates und  seiner Ersetzung durch einen Vielvölkerstaat sowie der Auflösung des deutschen Volkes in eine multikulturelle Gesellschaft liegen." M.Steffen, Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991, 2002, S.325.  


"Stefanie Drese SPD, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im
Landtag Mecklenburg-Vorpommerns:
"Den Antrag der NPD-Fraktion,den biologischen Fortbestand des deutschen Volkes zu bewahren, lehnen die Vertreter der demokratischen Fraktionen, in deren Namen ich heute spreche,mit aller Nachdrücklichkeit und aufs Schärfste ab. Dieser Antrag ist rassistisch und menschenverachtend".(zitiert nach W. Hackert, Antigermanismus, Globalismus,Multikulti, 2015, S.210).

Ute Sacksofsky, SPD Mtglied und Juraprofessorin:
"Gehen wir davon aus, daß es um die Weitergabe deutschen Erbgutes nach der natiolsozialistischen Gewaltherrschaft nicht mehr gehen kann. Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn die Deutschen aussterben sollten?[...]Das Territorium, auf dem sich derzeit Deutschland befindet, könnte der Natur zurückgegeben oder (das ist wahrscheinlicher) von anderen Menschen besiedelt werden." zitiert nach: Jürgen Graf, Der geplante Volkstod, 2016, S.413f)


Werner Patzeld, Politologe, Dresden: "Der Deutsche an sich neigt [...]zum Faschismus. Wenn wir die deutsche Kultur aufbrechen, weltweit öffnen, liberal machen und das Deutsche in Deutschland durch Aufnahme anderer Kulturen verdünnen, dann machen wir dieses Land nazisicher."(S.590) 

Jetzt gilt: Nur wer antideutsch ist, ist ein wirklicher Anifaschist. Dieser spezifisch deutsche Antirechtskampf steht nun in dem Zusammenhang der Errichtung einer Neuen Weltordnung, in der es keine Nationen mehr geben soll, sondern nur noch eine Einheitsmenschheit. Da dabei das Deutsche zum Urgrund alles Bösen wird, bekommt der Kampf gegen Rechts quasi schon religiöse Züge.    


"Der Deutsche, oder zumindest der Nazi, ist der säkulariserte Teufel einer aufgeklärten Gegenwart.Diese mündig und autnom gewordene Welt benötigt ihn als die Negativfolge, vor der sie sich rechtfertigen kann." 
"Aus der Kollktivschuld der Deutschen, die auf Auschwitz zurückgeht, folgt ebenfalls der Aufruf zur permanenten Buße, doch fehlt in dieser säkularsierten Form der Erbsünde das Element der Gnade und Liebe vollständig. Der Deutsche ähnelt daher nicht dem Menschen, dessen Schuld durch die Liebe Gottes zwar nicht revidiert, aber kompensiert wird, sondern dem Teufel, dem gestürzten Engel, dessen Schuld niemals vergeben wird und der für alle Zeiten in der Finsternis verharren wird." Rolf Peter Sieferle, Finis Germania, 2017,S.66
 
      
         
 
        
  

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