Akzeptanz
Sexueller Vielfalt- in der Defensive
Wer
erzieht wie die Kinder?, gehört zu den fundamentalsten Fragen jeder
Gesellschaft, denn die Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. In
der abendländischen Tradition existieren dafür drei potentielle
Subjekte: die Familie, die Kirche und der Staat. Sexualkunde ist
dabei ein besonders brisantes Thema: einerseits gehört die
Sexualität zum Intimsten des Menschen und steht somit schon in
notwendiger Spannung zu jeder Erziehungsvorstellung und andererseits
stirbt jede Gesellschaft aus, wenn in ihr nicht die Sexualität mit
dem Ziele der Fortpflanzung gelebt wird. So ist das Intimste zugleich
das Wichtigste für das Leben der Gesellschaft.
In
Baden-Württemberg soll nun die staatliche Sexualkunde revolutioniert
werden im Geiste der Grün-Roten-Regierung. Die Regenbogenideologie
soll nun sexualpädagogisch umgesetzt werden. Daß diese
Sexualkundekonzeption nicht vereinbar ist mit der Katholischen
Sexualmoral, braucht nicht weiter dargelegt werden. Es soll nun hier
nicht die aktuelle Debatte kommentiert werden. Dazu ist schon genug
geschrieben worden, jetzt aktuell: Matthias von Gersdorff,
Herausgeber, Ehe und Familie im Sperrfeuer revolutionärer Angriffe,
2014, sondern das Grundlagenproblem analysiert werden.
Aus
Sicht der Kirche wäre das Ideal, daß in der Familie und in der
Schule gemäß der Lehre der Kirche erzogen wird. Dies ist nun kein
willkürlicher Machtanspruch der Kirche, sondern ist die Forderung,
die die offenbarte Wahrheit aus sich selbst heraus an die Gestaltung
des Lebens stellt.Wir haben es gerade im Bereich der Sexualität mit
dem ersten Gebot Gottes zu tun: „Seid fruchtbar und mehret euch“
(Gen 1, 28).Diesem Gebot ist die Ordnung der Ehe wie die des Staates
subordiniert. Und es kann gesagt werden, daß das auch die tragende
Idee der konstantinischen Epoche ist, von Kaiser Konstantin bis
Kaiser Wilhelm II. Aber innerlich löste sich dies Großprojekt schon
durch die Reformation auf, indem nun neben die Katholische Kirche der
Protestantismus zu stehen kam. Der Konflikt zwischen diesen beiden
Christentumsverständnissen ließ nun den Staat nach einer
Schulkonzeption fragen, die jenseits dieser innerchristlichen
Differenz lag und es entstand die Idee einer nationalen Bildung,
einer staatlichen, die überkonfessionell war.In dieser Tradition
steht auch das neue Bildungskonzept für die Akzeptanz sexueller
Vielfalt. Es soll das allgemeine Konzept sein im Gegensatz zu den
konfessionellen.
Die
Katholische Kirche reagierte auf das Konzept des Nationalstaates als
Überwindung der inneren Auflösung des Gemeinwesens durch den
innerchristlichen Widerstreit mit dem Konzept des
Subsidaritätsprinzipes. Dies Konzept ist ursprünglich eine
antikatholische Konstruktion
der Reformierten in Deutschland auf einer Synode in Emden. Uns
braucht jetzt nur der Zentralgedanke zu interessieren: Das Zentrum
des Lebens der Kirche sollte nach reformierten Verständnis die
Einzelgemeinde sein,die ihr Leben selbstständig regelt und die nur
dann eine Hilfe von der„übergordneten“ Institution Kirche
entgegennehmen sollte, wenn sie eine Angelegenheit nicht
selbstständig lösen kann. Eigentlich sollte es gar keine
Institution Kirche geben, sondern nur Gemeinden, denen eine
Institution als Servicehilfe zugeordnet, eigentlich eher
untergeordnet ist. Damit wollte sich das Reformiertentum gegenüber
der hierachisch geordneten Katholischen Kirche und auch gegegenüber
dem Luthertum profilieren, neudeutsch gesagt als basisdemokratisch
organisierter Gemeindenverband. Übertrüge die Katholische Kirche
dieses Prinzip auf sich selbst, wäre das die Selbstauflösung der
Kirche. Darum wird dies ursprünglich antikatholische Prinzip auch
nur von der Kirche gegen den Staat erhoben! Warum? Als die Kirche im
Konflikt mit dem sich als Nationalstaat verstehenden Staat befand,
man denke an Bismarcks Kulturkampf, da begann die Kirche, dies
Prinzip für sich zu entdecken als Parole wider den Willen des
Nationalstaates, alles nach seinen Grundsätzen auszurichten.Das
Subsidaritätsprinzip, ursprünglich das reformierte
Kirchenaufbauprinzip, soll nun zum staatlichen Prinzip werden und den
Staat in seiner Gestaltungskraft limitieren. Es soll vom staatlichen
Gestaltungswillen unabhängige Freiräume geben, die dann von „freien
Trägern“ gestaltet werden und ein solcher freier Träger ist dann
auch die Kirche und ihr nahestehenden Organisationen, etwa die
Caritas. Die Institution der Familie erhielt dabei eine Sonderrolle:
sie sollte das Musterexemplar staatsfreier Gestaltung sein. Papst
Pius XI. Veröffentlichte in diesem Sinne die Enzyklika: „Divini
illius magistri“ 1929. Nach dem endgültigen Ende des
Thron-Altarbündnisses mit dem Sturz der letzten drei Monarchien,
Deutschlands, Österreichs und Rußlands , verschärfte sich der
Kampf um die Familie: dem Konzept der Verstaatlichung der Familie im
bolschewistischen Rußland stand im Westen das Konzept der Entwertung
der Familie zur Seite, daß immer mehr Kompetenzen der Familie auf
den Staat übertragen wurden und daß die Schulbildung ganz in die
Hände des Staates fiel. Der Kampf um die Konfessionsschule gegen die
nationale Staatsschule war ja so auch einer der Dauerkonflikte
zwischen der Kirche und dem nationalsozialistischen Staat.
Die
Familie habe per Naturrecht das Recht und die Pflicht zur Erziehung
der eigenen Kinder und die staatliche Schule folge dem nur. Daraus
ergäbe sich nun, daß gerade das Thema der Sexualkunde primär in
das Reich der Familie gehöre und nicht in das des Staates. Der Staat
verstoße genau genommen gegen das auch von ihm anerkannte
Subsidaritätsprinzip, wenn er das leisten wolle, was die Familie
besser könne und wozu sie auch da sei. Das Thema Sexualität gehöre
in die Familie als die Aufgabe der Eltern.
Das
Subsidaritätsprinzip ist so gesehen eine Defensivstrategie der
Kirche gegen den Staat, um ihm Freiräume abzugewinnen. Es ist eine
staatskritische Konstruktion, die praktiziert wird, wenn man sich in
einer Opposition zum Staate befindet und davon ausgeht, daß man
nicht die Kraft hat, das, was man als das eigentlich Gute erkannt
hat,als allgemeines Prinzip des staatlichen Regierens durchzusetzen.
Wenn schon nicht in den staatlichen Schulen der Sexualkundeunterricht
so zu gestalten ist, wie es eigentlich sein sollte, dann soll er
wenigstens partikular in einigen Familien so gestaltet werden. Als
Ergänzung ergibt sich dann aus dieser Strategie die Forderung nach
gar keiner staatlichen Sexualkunde, damit die famililäre Sexualkunde
nicht durch die staatliche konterkariert wird. Wenn Bertold Brecht
mal sagte, daß schlechte Zeitungen kein Argument für die
Abschaffung des Zeitungswesens ist, sondern für bessere Zeitungen,
so beschränkt sich die Kampagne gegen die Regenbogensexualkunde auf
ein Nein dazu , um dann die Familie als den einzigen Ort für diese
Kunde zu küren.Nur, es entspricht auch dem Wesen des Staates nicht,
sich subsidär zu gestalten. Als die Gestaltungskraft eines Volkes
für ein selbstständiges Volksleben liegt es gerade in seinem Wesen,
die Erziehung der Kinder und Jugend als seine Aufgabe anzusehen, weil
die ja die Zukunft des Volkes sind. Der Staat schwächte sich dadurch
wider sein Wesen.Aber auch die Kirche weiß dies und lehnt so ja es
strikt ab, dies Prinzip auf sich selbst anzuwenden.
Das
Anliegen der Kirche müßte es eigentlich sein, dafür zu sorgen, daß
in allen Bereichen des Lebens,in der Familie wie im Staate, im
Einklang mit der offenbarten Wahrheit das Leben gestaltet wird. Denn
je mehr die Gestaltung des Lebens sich von der Wahrheit entfremdet,
desto mehr nimmt das Leben Schaden.Aber nur weil der Kirche es an der
Durchsetzungskraft dafür fällt, beschränkt sie sich auf Refugien,
die staatsfrei sein sollen, damit sie im Geiste der Kirche gefüllt
werden können.Nur, daß dies für die postchristliche pluralistisch
strukturierte Gesellschaft dann heißt, dann heißt, daß in jeder
Familie nach der jeweiligen Vorstellung der Eltern die Sexualkunde
dann praktiziert wird und das dürfte in den heutigen Zeiten in
seltenen Fällen eine christliche Orientierung sein!
Zur
Veranschaulichung: glaubwürdig ist mir erzählt worden: eine Mutter
schenkte ihrem 16 Jahre alten Sohn ein „Schäferstündchen“ bei
einer Prostituierten, damit er, nun bald ein erwachsener Mann in die
„Kunst der Liebe“ eingeführt würde und das sei doch wichtig für
einen richtigen Mann! Auch so sieht in unseren Zeiten die Sexualkunde
in Familien aus! Aber davor kann man die Augen verschließen, indem
man den Abscheulichkeiten der Regenbogensexualideologie gegenüber
die Idylle intakter christlicher Familien setzt.
Nur,
katholisch ist nicht die Vorstellung staatsfreier Fsmilien, sondern,
daß in Familie und Staat in Übereinstimmung mit der Lehre der
Kirche gelebt wird. Dafür kann es auch gut und nützlich sein,daß
der Staat wiederum die Kinder in den Familien vor der Willkür der
Eltern schützt. Oder was soll man sonst gegen Eltern sagen, die etwa
als okkulte Satanisten ihre Kinder nach ihren Vorstellungen erziehen
wollen, wenn es ein durch nichts einschrenkbares Naturrecht der
Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder gäbe! Erst seit dem ein
harmonisches Miteinander von Kirche und Staat faktisch in
Deutschland und Westeuropa nicht mehr erreichbar ist, beginnt der
Konflikt zwischen Kirche und Staat um die Familie und insbesondere um
die Sexualkunde, die als Intimes in den Bereich der Familie und um
der Lebensnotwendigkeit willen -ohne Fortpflanzung geht jedes
Gemeinwesen zu Grunde- in die öffentliche Schule gehört.
Aber
die Kirche und das Christentum sind in die Defensive gedrängt und so
verzichten sie auf das, was nötig wäre, auf eine angemessene
Sexualkunde in der Familie und in der Schule und setzen stattdessen
auf eine liberale staatskritische Kampagne, die den Staat
unangemessen schwächt und auch dem Auftrag der Kirche nicht
entspricht.
Ein
Supplement
So
lesen+wert auc Ger+dorff: „Ehe und Familie im Sperrfeuer
revolutionärer Angriffe“ ist, so problematisc ist die darin
vorherrscende Tendenz de+ Willen+ zu einem „scwacen Staat“.E+
wird verkannt, daß die Sexualmoral au+ rein bevölkerung+politiscen
Gründen unbedingt auc in den Lehrplan öffentlicer Sculen gehört-nur
natürlic nict die vernunftwidrigen Absurditäten Grün-Roter
Politiker!
Einen
scwacen Staat will nur der, der in Opposition zum bestehenden, diesen
scwäcen will, um dann seinen eigenen neu zu erricten,der dann aber
wieder ein starker sein soll, denn nur ein starker Staat kann ein
Gemeinwesen, ein Volk im Regelfall gestalten und nac dem, wa+ al+ da+
Gute erkannt wird, au+ricten. So war der Revolutionär Lenin extrem
staatsfeindlic, („Staat und Revolution“), während dann an der
Mact, sein Nacfolger, Stalin einen starken Staat wollte und auc
de+halb die einstig revolutionäre Partei entmactete (die sog
stalini+tiscen Säuberungen).Die Gescicte Israel+, de+ Judentume+ nac
dem Verlust de+ eigenen Staate+ zeigt auf+ dra+tiscte, wa+ für ein
Unglü$k e+ für ein Volk ist, ohne Staat zu leben. Darum ist der
Zioni+mu+ so legitim in seinem unbedingten Willen zum eigenen Staat.
Einen
scwacen Staat kann so nur der dauerhaft wollen, der seine eigene
Weltanscauung nict durcsetzen kann und der so Freiräume sic
erkämpfen will, in denen er leben kann, wie er will, obgleic er den
Anspruc errhebt, daß seine Leben+weise die allgemeingültige ist.
Die Parole de+ scwacen Staate+ ist so nur eine strategisce Parole im
Kampf um die Mact
Ander+
sieht e+ au+, wenn eine Interessengruppe ihr Privatinteresse ohne
Rü$ksict auf da+ Allgemeinwohl durcsetzen will und so einen scwacen
Staat fordert, der al+ solcer da+ Allgemeinwohl dann nict gegen da+
Gruppenprivatinteresse durcsetzen kann.So ist die liberale Forderung“
nac einem scwacen Staat der Wille der Wirtscaft, möglicst ohne
Rü$ksict auf da+ Allgemeinwohl Gewinne zu macen-der Staat soll so
scwac sein, daß er die+ dann nict verhindern kann.
Ein
Volk, da+ nict nur ein Volk an sic sondern zu einem Volk für sic
werden will, eine selbstbewußte Nation, wird immer einen starken
Staat wollen, al+ seine Gestaltung+kraft. Nur, wo da+ Volk zerrissen
ist in ein Meer von Interessengruppen, untereinander konkurruerend,
wird ein scwacer Staat gewollt, damit keine der Interessengruppen den
Staat für sic instrumentalisiert gegen die anderen Gruppenegoismen.
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