Der
Jesuit Klaus Mertes zeigt uns, wo der Feind steht. Er verfügt
natürlich-nach seiner Selbstwahrnehmung- über kein Feindbild, aber
seine Feinde, die denken in primitiven Freund-Feind- Strukturen. Die
will er nun in seinem essayistischen Artikel: „Radikales
Lagerdenken“, erschienen in Jesuiten 2014/3 aufhellen. Der Feind
der Kirche, das ist bzw war: „Kreuz net“ und jetzt auch „Kath
net“. Offensichtlich rechtsextremistisch war „Kreuz net“, denn
da „hetze“ man gegen den Islam und gegen Homosexuelle. Fast
genauso schlimm: man sprach sich gegen die Litugiereform, das 2.
Vaticanische Konzil , gegen interreligiöse Begegnungen, ja auch
gegen die Demokratie aus! Als Sympathisanten wird dann noch das
„Netzwerk katholischer Priester“ uns vorgeführt mit der
Begründung, ein dieser Vereinigung Nahestender habe auf dieser
Internetseite publiziert. Und um dem die Krone aufzusetzen, wird der
„Holocaustleugner“ Bischof Williamson erwähnt, der dort „als
Held gefeiert“ wurde.
Aber
„Kath net“ wäre auch nicht viel besser- dort verberge man den
Rechtsextremismus nur. So nehme diese Seite Bezug auf die
Zeitschrift: „Junge Freiheit“, die wiederum Carl Schmitt und
Oswald Spengler zitiere und gegen die „Political Correctness“
Stellung nehme. Ja, man kritisiere sogar die „Gender-Ideologie“.
Und Kath net gibt sogar Interviews „Leuten“ wie dem Gründer und
Betreiber von der Internetseite: „Polkitically Incorrect“.
Dieser
Mann weiß, wo der Feind steht: alle Katholiken, die nicht liberal
oder links sind! Wenn diese dann noch über „Vernunft, Sprachwitz
und Bildung verfügen“, dann sind ihnen das nur Mittel im
Machtkampf. Den Dialog verachten sie!
Nachdem
uns so -unfreiwillig- dieser Jesuit über sein Feindbild aufgeklärt
hat, könnten wir zur Tagesordnung übergehen, überkäme uns nicht
die Vermutung, daß dieses Feindbild des „rechten Katholiken“
nicht die Privatphantasie dieses Jesuiten ist, sondern authentisch
das Feindbild des linksliberalen Katholizismus ausdrückt. „Braun“
und katholisch passen nicht zusammen. Unter „Braun“ wird dann
alles subsumiert, was nicht linksliberal ist! Und da landen dann
Kritiker der Liturgiereform mit Holocaustleugnern und Kritiker der
Genderideologieund Antidemokraten in und dem selben Topf: alles eine
einzige braune (Sch)... Soße! Der Jesuit verfügt auch über Humor,
indem er sagt, daß solch ein Lagerdenken im Freund-Feind Schema dem
Katholischsein widerspricht! Oder sieht er halt nur den Splitter in
den Augen des Feindes, um den Balken im eigenen Auge zu übersehen -
tolerant sich selbst gegenüber!
Wie
steht es aber noch um die Einheit der Kirche angesichts solch
radikaler Feindbider? Eigentlich ist eine Einheit in der Kirche mit
solch rechten Katholiken nicht vorstellbar und darum spricht dieser
Jesuit seinen Feinden das Katholischsein ab. Daß Kreuz net
inzwischen abgeschaltet worden ist und der Holocaustleugner Bischof
Williamson inzwischen als Bauernopfer für die Verhandlungen mit Rom
aus der Piusgemeinschaft ausgeschlossen worden ist, das reicht diesem
Liberalkatholiken noch nicht. Auch das Schreibverbot für
Jesuitenmitglieder in der „Jungen Freiheit“ nicht!
Was
macht denn nun diese „Feinde“ so gefährlich? Daß sie kritisch
dem Islam gegenüberstehen, keine Fans der Gleichmacherei von Frau
und Mann sind (Genderideologie), daß sie die Alte Messe mehr lieben
als die deformierte Reformmesse. Daß sie im „interreligiösen
Dialog“ die Gefahr des Synkretismus wittern? Irgendwie klingt das
nicht überzeugend: so viel Haß und Feindschaft wegen solcher
Sachkontroversen!
Ich
meine, daß es für dies Phänomen nur eine wirklich überzeugende
Antwort gibt: es gibt für die herrschende Ideologie der Politischen
Korrektheit ein Feindbild, das konstitutiv zu dieser Ideologie
dazugehört: das rechte Denken. Der Kampf gegen dies rechte Denken
wird nun von Jüngern dieser Ideologie wie ein heiliger Kreuzzug
geführt-überall und umfassend!
Und
diesen Kreuzzug es auch in der Katholischen Kirche. Aber woran
erkennt man es? An welchen Äußerungen? Die Aufgabe dieses Essays
sind so praktische Tips zu geben für die Feinderkennung: jeder der
„Kreuz net“, „Kath net“ oder „Junge Freiheit „ liest,
jeder der für die Alte Messe ist, Bedenken hegt gegen den
„interreligiösen Dialog“ und jeder, der den Islam nicht für die
Religion des Friedens und der praktizierten Nächstenliebe
hält...gehört zum Feind! Und die schrecken nicht mal vor der
Holocaustleugnung und Rudolf Hess-Gedenkmärschen zurück! Mit
solchen „Leuten“ kann man keinen Dialog führen: hier muß
abgeschaltet, verboten und ausgegrenzt werden.
Es
ist beachtenswert, daß die Kräfte, deren Lieblingswort der Dialog
ist, die Habermas „herrschaftsfreien Diskurs“ über alles lieben,
in der Praxis sich als Machtpolitiker reinsten Wassers gebären. Aber
das praktizierte schon Habermas in seiner Kampagne wider den
Historiker Ernst Nolte, als dieser gegen Dogmen der politisch
korrekten Geschichtsschreibung verstieß.
Aber
wie ist da noch eine Einheit der Kirche möglich? Die Konfliktlinie
bildet dabei offensichtlich die Gretchenfrage: „Wie hältst Du es
mit der Politischen Korrektheit?“ Das linksliberale Lager fordert
einfach die vollkommene Unterwerfung der Kirche unter diese
herrschende Ideologie und darum auch die totale Umformung der Lehre
und Praxis der Kirche in diesem Geiste.
Mustergültig
legt der Jesuit Keller in seinem Buch : „Grundkurs des christlichen
Glaubens. Alte Lehren neu dargestellt“1
eine so umgeformte Theologie vor. Die traditionelle Theologie wird
dabei gänzlich umgestaltet, um so den Anforderungen der Politischen
Korrektheit gerecht zu werden.Kernpunkt der neuen Lehre ist die
These, daß Jesus überhaupt keine neue Religion oder gar eine Kirche
gegründet habe mit Dogmen und Priestern und einem Opferkult- sondern
eigentlich nur: Humanität gefordert habe. Um vor Gott als gerecht zu
gelten reiche es aus, gemäß dem Gewissen zu leben und die
Nächstenliebe zu praktizieren. Weil nun leider Menschen nicht ohne
Religion auskommen, sei diese schlichte Lehre und Lebenspraxis Jesu
dann mit einer Religion, der christlichen umkleidet worden. Seit
Kaiser Konstantin gäbe es dann-bedauerlicherweise-wieder Priester,
einen Opferkult und all das Religiöse, was überhaupt nicht im Sinne
Jesu wäre. Aber es könne toleriert werden, wenn es nicht als das
Wesentliche angesehen wird. Im Sinne Jesu könne so man in jeder
Religion leben, sofern man die Religion nur für die Ummantelung des
Wahren ansähe: dem Willen zum humanen Miteinander! Aber Katholiken,
die für die Alte Messe und gegen die Liturgiereform sind, das sind
eben dann keine Jesusnachfolger! - dagegen alle Humanisten in jeder
Religion, im Islam, in Judentum und selbst unter den Atheisten!
Bei
Keller liest sich das dann so: „Weil Menschen jedoch offenbar nicht
ohne Religion leben können, Christentum jedoch keine bestimmte
Religion seiner Anhänger voraussetzt, sondern jenen Ausprägungen
von Religion,die Freiheit oder Mitmenschlichkeit hindern, sogar
entgegentreten muss, übernahm es spätestens seit der
Konstantinischen Wende selbst typisch Religiöses, das es zuvor in
dieser Weise nicht kannte, wie einen eigenen Priesterstand, Kirchen
als Tempel mit Altar, heilige Geräte, Orte und Zeiten, oft aus dem
Heidentum, aber auch aus jüdischer Tradition entlehnt.“ 2
Das wäre legitim, „wenn auch gültig bleibt, dass diese Formen für
das Christentum nicht wesentlich sind,“ 3
Und so folgert er:„So
sind alle Menschen aller Zeiten in Jesus Christus hineingenomen und
gerettet, auch wenn sie nichts von dieser seiner Liebe wissen, falls
sie nur nicht dadurch von ihm abrücken, dass sie wider ihr Gewissen
handeln und ihn dadurch verwerfen, dass sie ihre Mitmenschen ablehnen
oder gar hassen.“4
Das ist die politisch korrekte Umformung des Christentumes, indem
sie so jede Religion für gleichgültig erklärt.
Unterwerfung
oder Bewahrung der Katholischen Identität, so könnte man die
Bruchlinie innerhalb der einen Kirche bezeichnen, wenn die Kirche
nicht die wahre wäre, sodaß die Beseitigung der Tradition der
Kirche auch die Zerstörung ihrer Wahrheit wäre. Könnte so gesehen
die Einheit der Kirche noch etwas anderes sein als ein Kompromiß
zwischen der wahren Tradition und dem Willen zur Einpassung an die
Herrschaftsideologie der Politischen Korrektheit? Aber was ist das
dann noch für eine Einheit: eine Melange aus Wahrheit und
Zeitgeistanpassung? Nur, es muß auch gefragt werden: können denn
Jesuiten mit so einem klar ausgeprägten Feindbild überhaupt noch
mit dem Feind in einer Kirche leben? In der evangelischen Kirche gibt
es Überlegungen, ob man „rechte“ Christen nicht ausschließen
können müßte aus der „Kirche“ per Änderung des
Kirchenrechtes5.
Von diesem Meisterplan ist allerdings in letzter Zeit wenig zu hören.
Ob er noch weiterverfolgt wird- und ob katholische Ökumeniker hier
von den Protestanten lernen wollen, entzieht sich meiner Kenntnis! .
1Keller,
Grundkurs des christlichen Glaubens.Alte Lehren neu dargestellt,
2011.
2Keller,
a.a,O. S.88
3Keller,
a.a.O.S.88.
4Keller,
a.a.O. S.500
5Vgl:
Politically incorrect 30.Oktober 2009.
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