Samstag, 1. November 2014

Ein jesuitisches Feindbild



Der Jesuit Klaus Mertes zeigt uns, wo der Feind steht. Er verfügt natürlich-nach seiner Selbstwahrnehmung- über kein Feindbild, aber seine Feinde, die denken in primitiven Freund-Feind- Strukturen. Die will er nun in seinem essayistischen Artikel: „Radikales Lagerdenken“, erschienen in Jesuiten 2014/3 aufhellen. Der Feind der Kirche, das ist bzw war: „Kreuz net“ und jetzt auch „Kath net“. Offensichtlich rechtsextremistisch war „Kreuz net“, denn da „hetze“ man gegen den Islam und gegen Homosexuelle. Fast genauso schlimm: man sprach sich gegen die Litugiereform, das 2. Vaticanische Konzil , gegen interreligiöse Begegnungen, ja auch gegen die Demokratie aus! Als Sympathisanten wird dann noch das „Netzwerk katholischer Priester“ uns vorgeführt mit der Begründung, ein dieser Vereinigung Nahestender habe auf dieser Internetseite publiziert. Und um dem die Krone aufzusetzen, wird der „Holocaustleugner“ Bischof Williamson erwähnt, der dort „als Held gefeiert“ wurde.
Aber „Kath net“ wäre auch nicht viel besser- dort verberge man den Rechtsextremismus nur. So nehme diese Seite Bezug auf die Zeitschrift: „Junge Freiheit“, die wiederum Carl Schmitt und Oswald Spengler zitiere und gegen die „Political Correctness“ Stellung nehme. Ja, man kritisiere sogar die „Gender-Ideologie“. Und Kath net gibt sogar Interviews „Leuten“ wie dem Gründer und Betreiber von der Internetseite: „Polkitically Incorrect“.
Dieser Mann weiß, wo der Feind steht: alle Katholiken, die nicht liberal oder links sind! Wenn diese dann noch über „Vernunft, Sprachwitz und Bildung verfügen“, dann sind ihnen das nur Mittel im Machtkampf. Den Dialog verachten sie!
Nachdem uns so -unfreiwillig- dieser Jesuit über sein Feindbild aufgeklärt hat, könnten wir zur Tagesordnung übergehen, überkäme uns nicht die Vermutung, daß dieses Feindbild des „rechten Katholiken“ nicht die Privatphantasie dieses Jesuiten ist, sondern authentisch das Feindbild des linksliberalen Katholizismus ausdrückt. „Braun“ und katholisch passen nicht zusammen. Unter „Braun“ wird dann alles subsumiert, was nicht linksliberal ist! Und da landen dann Kritiker der Liturgiereform mit Holocaustleugnern und Kritiker der Genderideologieund Antidemokraten in und dem selben Topf: alles eine einzige braune (Sch)... Soße! Der Jesuit verfügt auch über Humor, indem er sagt, daß solch ein Lagerdenken im Freund-Feind Schema dem Katholischsein widerspricht! Oder sieht er halt nur den Splitter in den Augen des Feindes, um den Balken im eigenen Auge zu übersehen - tolerant sich selbst gegenüber!
Wie steht es aber noch um die Einheit der Kirche angesichts solch radikaler Feindbider? Eigentlich ist eine Einheit in der Kirche mit solch rechten Katholiken nicht vorstellbar und darum spricht dieser Jesuit seinen Feinden das Katholischsein ab. Daß Kreuz net inzwischen abgeschaltet worden ist und der Holocaustleugner Bischof Williamson inzwischen als Bauernopfer für die Verhandlungen mit Rom aus der Piusgemeinschaft ausgeschlossen worden ist, das reicht diesem Liberalkatholiken noch nicht. Auch das Schreibverbot für Jesuitenmitglieder in der „Jungen Freiheit“ nicht!
Was macht denn nun diese „Feinde“ so gefährlich? Daß sie kritisch dem Islam gegenüberstehen, keine Fans der Gleichmacherei von Frau und Mann sind (Genderideologie), daß sie die Alte Messe mehr lieben als die deformierte Reformmesse. Daß sie im „interreligiösen Dialog“ die Gefahr des Synkretismus wittern? Irgendwie klingt das nicht überzeugend: so viel Haß und Feindschaft wegen solcher Sachkontroversen!
Ich meine, daß es für dies Phänomen nur eine wirklich überzeugende Antwort gibt: es gibt für die herrschende Ideologie der Politischen Korrektheit ein Feindbild, das konstitutiv zu dieser Ideologie dazugehört: das rechte Denken. Der Kampf gegen dies rechte Denken wird nun von Jüngern dieser Ideologie wie ein heiliger Kreuzzug geführt-überall und umfassend!
Und diesen Kreuzzug es auch in der Katholischen Kirche. Aber woran erkennt man es? An welchen Äußerungen? Die Aufgabe dieses Essays sind so praktische Tips zu geben für die Feinderkennung: jeder der „Kreuz net“, „Kath net“ oder „Junge Freiheit „ liest, jeder der für die Alte Messe ist, Bedenken hegt gegen den „interreligiösen Dialog“ und jeder, der den Islam nicht für die Religion des Friedens und der praktizierten Nächstenliebe hält...gehört zum Feind! Und die schrecken nicht mal vor der Holocaustleugnung und Rudolf Hess-Gedenkmärschen zurück! Mit solchen „Leuten“ kann man keinen Dialog führen: hier muß abgeschaltet, verboten und ausgegrenzt werden.
Es ist beachtenswert, daß die Kräfte, deren Lieblingswort der Dialog ist, die Habermas „herrschaftsfreien Diskurs“ über alles lieben, in der Praxis sich als Machtpolitiker reinsten Wassers gebären. Aber das praktizierte schon Habermas in seiner Kampagne wider den Historiker Ernst Nolte, als dieser gegen Dogmen der politisch korrekten Geschichtsschreibung verstieß.
Aber wie ist da noch eine Einheit der Kirche möglich? Die Konfliktlinie bildet dabei offensichtlich die Gretchenfrage: „Wie hältst Du es mit der Politischen Korrektheit?“ Das linksliberale Lager fordert einfach die vollkommene Unterwerfung der Kirche unter diese herrschende Ideologie und darum auch die totale Umformung der Lehre und Praxis der Kirche in diesem Geiste.
Mustergültig legt der Jesuit Keller in seinem Buch : „Grundkurs des christlichen Glaubens. Alte Lehren neu dargestellt“1 eine so umgeformte Theologie vor. Die traditionelle Theologie wird dabei gänzlich umgestaltet, um so den Anforderungen der Politischen Korrektheit gerecht zu werden.Kernpunkt der neuen Lehre ist die These, daß Jesus überhaupt keine neue Religion oder gar eine Kirche gegründet habe mit Dogmen und Priestern und einem Opferkult- sondern eigentlich nur: Humanität gefordert habe. Um vor Gott als gerecht zu gelten reiche es aus, gemäß dem Gewissen zu leben und die Nächstenliebe zu praktizieren. Weil nun leider Menschen nicht ohne Religion auskommen, sei diese schlichte Lehre und Lebenspraxis Jesu dann mit einer Religion, der christlichen umkleidet worden. Seit Kaiser Konstantin gäbe es dann-bedauerlicherweise-wieder Priester, einen Opferkult und all das Religiöse, was überhaupt nicht im Sinne Jesu wäre. Aber es könne toleriert werden, wenn es nicht als das Wesentliche angesehen wird. Im Sinne Jesu könne so man in jeder Religion leben, sofern man die Religion nur für die Ummantelung des Wahren ansähe: dem Willen zum humanen Miteinander! Aber Katholiken, die für die Alte Messe und gegen die Liturgiereform sind, das sind eben dann keine Jesusnachfolger! - dagegen alle Humanisten in jeder Religion, im Islam, in Judentum und selbst unter den Atheisten!
Bei Keller liest sich das dann so: „Weil Menschen jedoch offenbar nicht ohne Religion leben können, Christentum jedoch keine bestimmte Religion seiner Anhänger voraussetzt, sondern jenen Ausprägungen von Religion,die Freiheit oder Mitmenschlichkeit hindern, sogar entgegentreten muss, übernahm es spätestens seit der Konstantinischen Wende selbst typisch Religiöses, das es zuvor in dieser Weise nicht kannte, wie einen eigenen Priesterstand, Kirchen als Tempel mit Altar, heilige Geräte, Orte und Zeiten, oft aus dem Heidentum, aber auch aus jüdischer Tradition entlehnt.“ 2 Das wäre legitim, „wenn auch gültig bleibt, dass diese Formen für das Christentum nicht wesentlich sind,“ 3 Und so folgert er:„So sind alle Menschen aller Zeiten in Jesus Christus hineingenomen und gerettet, auch wenn sie nichts von dieser seiner Liebe wissen, falls sie nur nicht dadurch von ihm abrücken, dass sie wider ihr Gewissen handeln und ihn dadurch verwerfen, dass sie ihre Mitmenschen ablehnen oder gar hassen.“4 Das ist die politisch korrekte Umformung des Christentumes, indem sie so jede Religion für gleichgültig erklärt.

Unterwerfung oder Bewahrung der Katholischen Identität, so könnte man die Bruchlinie innerhalb der einen Kirche bezeichnen, wenn die Kirche nicht die wahre wäre, sodaß die Beseitigung der Tradition der Kirche auch die Zerstörung ihrer Wahrheit wäre. Könnte so gesehen die Einheit der Kirche noch etwas anderes sein als ein Kompromiß zwischen der wahren Tradition und dem Willen zur Einpassung an die Herrschaftsideologie der Politischen Korrektheit? Aber was ist das dann noch für eine Einheit: eine Melange aus Wahrheit und Zeitgeistanpassung? Nur, es muß auch gefragt werden: können denn Jesuiten mit so einem klar ausgeprägten Feindbild überhaupt noch mit dem Feind in einer Kirche leben? In der evangelischen Kirche gibt es Überlegungen, ob man „rechte“ Christen nicht ausschließen können müßte aus der „Kirche“ per Änderung des Kirchenrechtes5. Von diesem Meisterplan ist allerdings in letzter Zeit wenig zu hören. Ob er noch weiterverfolgt wird- und ob katholische Ökumeniker hier von den Protestanten lernen wollen, entzieht sich meiner Kenntnis! .


1Keller, Grundkurs des christlichen Glaubens.Alte Lehren neu dargestellt, 2011.
2Keller, a.a,O. S.88
3Keller, a.a.O.S.88.
4Keller, a.a.O. S.500

5Vgl: Politically incorrect 30.Oktober 2009.   

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