Ist
das Töten eines unschuldigen Menschen ein „malum in se“?
Oder
wie ein kleiner Anfangsfehler schlimmste Folgen zeitigt!
Es
gibt conservative katholische Theologen, die aus sehr berechtigter
Abneigung gegen die weitestgehend modernistisch-häretisch lehrende
zeitgenössische Theologie ein einfaches:Zurück zum hl. Thomas
fordern, als wäre diesem Theologen und nicht dem päpstlichen
Lehramt die Zusage der Unfehlbarkeit gegeben worden. Nun kennt jeder
die Ausnahme, Thomas Position zur Frage der unbefleckten Empfängnis
der Gottesmutter Maria-hier irrte dieser große Theologie sehr. Aber
Thomas Votum, daß jede Tötung eines Unschuldigen ein malum in se
sei, das wird wie eine ewige Glaubenswahrheit verkündet. Der Begriff
des „malum in se“ soll dabei sagen, das eine so gewertete
Handlung, egal von wem und zu welchem Zweck und unter was für
Umständen auch immer, immer eine schwere, eine Todsünde ist. Nur
die Zurechenbarkeit dieser Handlung kann durch die Umstände der
Handlung in Frage gestellt werden, nicht das moralische Urteil über
diese Tat.
Das
riecht nach moralischem Rigorismus. Der große Philosoph Kant war
nicht ganz frei von so einer-letztendlich immer inhumanen Haltung. So
gilt nach Kant: Zu lügen ist immer eine moralisch unerlaubte
Handlung. Gesetz den Fall, daß jemand in mein Haus eindringt, ,mit
gezogener Pistole und mich frägt: „Ist dein Vater im Hause?, sag!,
ich will ihn erschießen“, dann dürfte ich nach Kant nicht lügen
und sagen, daß mein Vater nicht da ist, auch wenn das zur Folge hat,
daß der Mörder dann meinen Vater erschießt. Denn selbst der Zweck,
das Leben meines Vaters zu retten, erlaube es nicht, etwas zu tun,
was ein Übel an sich ist, das Lügen. Kein noch so heiliger Zweck,
also auch nicht die Intention, das Leben meines Vaters zu retten,
erlaubt mir, eine an sich verwerfliche Handlung zu vollziehen. Diesem
Moralismus wohnt ein Rigorismus inne: Hauptsache moralisch richtig
handeln, auch wenn die Welt dann daran zugrunde geht! Die Moral ist
wichtiger als das Leben.
Nehmen
wir an, es wäre wahr, daß jede Tötung eines Unschuldigen immer ein
Übel an sich sei, so deduzieren einige daraus, daß sich ein Christ
auch nicht töten lassen darf, um anderen das Leben zu retten. Nicht
nur das Töten eines anderen, sondern auch jede Selbsttötung wäre
ein malum in se und so auch jedes freiwillige Sichtötenlassen. Das
klingt erstmal gut in den Ohren aller, die bei der Vorstellung, sich
zugunsten von Anderen zu opfern oder auch nur aufzuopfern Nein!
Sagen; der natürliche Egoismus rebelliert gegen ein solche Zumutung
und auch der vernünftig durchdachte Egoismus, dem das Gebot der
Nächstenliebe nur das Produkt der Einsicht ist, daß es mir nützt,
wenn ich human mit meinen Nächsten umgehe, aufdaß die dann auch
sich mir gegenüber so verhalten. Darum spricht man heuer ja auch
selbst in der Kirche lieber von gelebter Solidarität statt von der
Nächstenliebe oder gar dem Mitleid. Also, wir können also mit dem
hl. Thomas und seinem Votum die Organspende bei der Diagnose des
Gehirntodes ablehnen, wie es just wieder Raphael E.Bexten in seinem
Artikel: Hirntod (Theologisches 11/12 2004, Sp.561-570 ) darlegt.Denn
wenn derTod des Gehirnes diagnostiziert wird, ist noch nicht der
ganze Mensch tot, einige Organe leben noch, sodaß der Ganztod erst
durch die Entnahme der lebenswichtigen Organe einträte und somit
wäre die Einwilligung der Entnahme bei der Diagnose des Gehirntodes
eine Einwilligung in ein Sichtötenlassen, um anderen Menschen ihr
Leben zu retten. Aber auch der Zweck der Rettung anderer Menschen
mache diese moralisch verwerfliche Tat des Sichtötenlassens nicht zu
einer moralisch erlaubten. Deshalb darf der Christ nicht seine Organe
so zur Transplantation freigeben, auch wenn deshalb andere Menschen
sterben müssen. Hier schimmert die Ähnlichkeit durch: das eine mal
wird die Ermordung des eigenen Vaters in Kauf genommen, um ja nicht
zu lügen, das andere mal wird der Tod anderer Menschen in Kauf
genommen, um statt an den Folgen einer Organentnahme an den Folgen
des Gehirntodes zu sterben.
Aber
was sind die weiteren Folgen dieser These des hl. Thomas? Jesus
Christus ließ sich töten-am Kreuze-um das Leben vieler zu retten!
Jetzt haben wir ein ernstes Problem. Wir können nämlich jetzt nicht
umhin, zu folgern, daß Jesus eine schwere Sünde begann, als er sich
zugunsten vieler Menschen töten ließ! Wenn das Sichtötenlassen
immer eine schwere Sünde ist, egal um welches Zweckes willen sich
jemand töten läßt, dann war Jeu Kreuzgang eine Sünde! Er hätte
urteilen müssen: jede Tötung eines Unschuldigen ist eine Sünde.
Und deshalb ist auch jedes sich freiwillige Tötenlassen eine Sünde.
Da ich unschuldig bin, darf ich mich nicht töten lassen. Der Zweck,
daß ich so und nur so die vielen Menschen retten kann von der ewigen
Verdammnis, kann eine solche Tat, die ein malum in se ist,nicht
rechtfertigen! Zudem kann mein heiliger Vater nicht von mir eine
Handlung verlangen, die eine Sünde ist. Also will mein Vater auch
nicht, daß ich mein Leben opfere, um das vieler Menschen zu retten.
Mein göttlicher Vater kann von mir nicht verlangen, daß ich
sündige.
Zwischeneinwand:
man könnte einwenden, daß die Tötung des eigenen Kindes auf jeden
Fall ein malum in se wäre. Deshalb hätte Abraham sich nie berreit
erklären dürfen, seinen Sohn zu opfern-denn schon das, die bloße
Bereitschaft wäre schon eine Sünde im Denken und Wollen und Gott
hätte nie gebieten dürfen, daß Abraham seinen Sohn zu opfern
hätte,weil das eine Aufforderung zu einer Sünde ist und das wäre
selbst eine Sünde,Wenn es war wäre, daß jede Tötung eines
Unschuldigen eine Sünde ist, dann müßte man unbedingt dem
zustimmen: Abraham sündigte schwer, weil er bereit war, seinen Sohn
zu töten, und Gott sündigte, weil er eine Sünde befahl. Wenn aber
nicht das Töten an sich ein malum in se ist, sondern nur das Morden,
dann sieht es ganz anders aus: Gott zu opfern ist und kann keine
Sünde sein, weil das Opfern eine Gott wohlgefällige Tat ist. Nur,
wenn man aus der Opferhandlung den Zweck wegnimmt und die Beweggründe
des Opfernden übersieht, kann einem das Opfer und auch das
Lebensopfer als eine Sünde vorkommen. Daß das Opfer aber Gott
wohlgefällig ist, das lehrt uns gerade das Kreuz Christi.
Also:
alles was die Kirche lehrt über den Kreuztod Christi ist ein
grauenhafter Irrtum. Es war und kann kein Sühnopfer gewesen sein, er
ist nicht für unsere Sünden gestorben, er war kein Priester und
somit kann auch die hl. Eucharistie kein Meßopfer sein und die
Priester keine Priester:Summa summarum: die Katholische Kirche ist
abzuschaffen, weil das Opfer und das Meßopfer und somit das
Priestertum abzuschaffen sind.
Ein
kleiner Fehler im Anfang des Denkens und am Ende steht die völlige
Nichtung der Katholischen Kirche. Worin besteht denn nun der
Anfangsfehler? Einfach in der Eskamotierung der Differenz von Töten
und Morden Jedes Morden ist ein malum in se, aber nicht jedes Töten!
Damit eine Tötungshandlung als eine Mordtat zu qualifizieren ist,
gehört unbedingt dazu, daß die Tötungshandlung aus niederen
Beweggründen vollzogen wird. Zur Veranschaulichung: tötet jemand
seine Mutter, um an das Erbe zu kommen, ist das ein Mord und wird
strafrechtlich als Mordtat bestraft. Tötet jemand seine Mutter aus
Mitleid als Tötung auf das Verlangen der Mutter, weil sie die
Schmerzen ihrer schweren Erkrankung nicht mehr ertragen will, so ist
auch das eine unerlaubte Handlung und wird bestraft-aber nicht als
Mord!. Es ist eigentlich einsichtig, daß ein Mensch, der um sich zu
bereichern, tötet schwerer sündigt als der, der aus Mitleid
jemandem den „Gnadentod“ gewährt, indem er ihn auf Verlangen
tötet. Das Strafrecht sieht beides als unerlaubte Handlungen an,
aber es unterscheidet sinnvoll zwischen Morden und Töten.
Wer
einen Menschen tötet, um viele zu retten, mordet so nicht. Wenn
Jesus sich töten ließ, um viele zu retten und weil die vielen nur
so zu retten waren, war sein Sichtötenlassen ein Sichopfern, das in
Gottes Urteil ein Werk der Liebe zu den Menschen und zu Gott war. Und
so urteilt der Heiland selbst: „Niemand hat größere Liebe als
die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.“ (Joh. 15, 13).
Auch
ein großer Theologe kann sich einmal in einem Punkte irren, hier das
Vergessen der Unterscheidung von Morden und Töten. Der hl. Thomas
zog daraus nicht die an sich notwendigen Konsequenzen, sodaß
schlußendlich Jesus wir zum Sünder machen müßten, weil er sich
freiwillig töten ließ, um vielen das Leben zu retten. Wir aber
können diesen Anfangsfehler nicht unkritisch wiederholen, bloß weil
wir als Conservative gern in jedem Punkte dem hl. Thomas Recht geben
möchten wider den Modernismus-gerade weil die Folgen dieses Irrtumes
so verhängnisvoll sind, auch wenn sie der Lehrer der Kirche selbst
nicht zog!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen