Töten
oder Morden-eine Besinnung zum Volkstrauertag
Oder:
warum die hl. Messe etwas anderes ist als eine volkspädagogische
Unterrichts-veranstaltung!
Samstag,
spät am Nachmittag. Die Vorabendmesse fällt aus-stattdessen ein
„ökomenischer“ Wortgottesdienst zum Volkstrauertag. Lassen wir
jetzt mal die Frage ungeprüft, ob die Sonntagsvorabendmesse
zugunsten eines ökomenischen Wortgottesdienstes ausgesetzt werden
darf, wird diese doch durchgeführt, um den Gläubigen das Nachkommen
ihrer Sonntagsmeßpflicht zu erleichtern. Aber ein Besuch eines
Wortgottesdienst erfüllt in der Regel die sonntägliche Meßpflicht
nicht. Am Volkstrauertag gedenken wir der gefallenen Soldaten der
letzten zwei Weltkriege. Wie kann man bei solch einer Gedenkfeier auf
die Eucharistiefeier verzichten und sich mit einem Wortgottesdienst
begnügen?
Fangen
wir mit einem gewichtigen theologischen Problem an. Heißt das fünfte
Gebot: „Du sollst nicht töten!“ oder „Du sollst nicht morden“?
Der jetzt gültige Katechismus liest: „Du sollst nicht morden“
Eine Tötungshandlung wird erst dann zum Mord, wenn eine
Tötungsabsicht vorliegt und die Tötung aus niederen Beweggründen
vollzogen wird. Gelegentlich wird auch das Moment des Heimtückischen
dazugenommen. So tötet ein Soldat im Kriege den feindlichen
Soldaten, aber nicht aus niedrigen Beweggründen und in der Regel
auch nicht heimtückisch. Also mordet er nicht. Trotzdem kann man
nicht umhin, daß die Vorstellung, einen anderen Menschen zu töten,
auch wenn dies in einem Kriege geschieht, mit dem Empfinden sich
verbindet, daß hier etwas getan wird, was nicht mit Gottes Geboten
in Einklang sich befindet. Übersetzte man dagegen: „Du sollst
nicht töten!“, käme dies dieses spontan sich einstellendem
Empfinden entgegen.
Der
Katechismus versucht nun, das Töten im Kriegsfalle in Anlehnung an
den hl. Thomas mit dem Recht auf Selbstverteidigung in der Notwehr zu
lösen. Das intendierte Ziel sei die Abwehr eines Angriffes in der
Notwehrsituation und es würde nur in Kauf genommen, daß der
Angreifer dabei getötet wird. Nicht ist dies die Intention des sich
verteidigenden Soldaten. Nur, der Gesamtkomplex eines Krieges lößt
sich nicht reduzieren auf eine Serie von Notwehrmaßnahmen des
angegriffen Werdenden. Der Angegriffene geht regelmäßig im Laufe
des Krieges zum Angreifen über, aus der Defensive in die Offensive
und man kann auch nicht urteilen, daß angesichts der Wirkungskraft
der heutig in Kriegen eingesetzten Waffen die Tötung des Feindes
nicht intendiert, sondern nur in Kauf genommen wird.
Noch
extremer für das sittliche Empfinden ist die Berufstätigkeit des
Henkers. Er tötet im Auftrage des Staates um der Gerechtigkeit
willen. Die Kirche hat dem Staat als von Gott gewollter Schwertgewalt
niemals das Recht zur Ausübung der Todesztrafe abgesprochen, auch
wenn sie ihn dazu mahnt, dies Recht nur sehr behutsam, wenn überhaupt
anzuwenden. Wir könnten jetzt in Anlehnung an Martin Luther fragen:
Kann ein Henker im seligen Stand sein?“, meint, ob er ob seines
Berufes nicht vom ewigen Heil ausgeschlossen ist? Der Soldat tötet
nicht, wie ein Henker, aber er setzt Waffen ein in der Intention,
Feinde zu töten. Es ist ein abgründiges moralisches Problem.
Ist
nicht auch das Töten, jede Handlung, mit der Absicht, einen anderen
Menschen zu töten, ein Handeln wider Gottes Willen? Und doch gibt es
unzweifelhaft das Recht des Staates, gerechte Kriege zu führen (so
die Lehre vom gerechten Kriege). Was ist aber mit den Soldaten, die
getötet haben in einem gerechten Krieg? Und wie steht es mit
Soldaten, die in einem ungerechten Krieg töteten? Nach allgemeiner
politischer Meinung war zumindest der 2.Weltkrieg ein „ungerechter“,
den Deutschland allein verschuldet habe. Selbst der 1. Weltkrieg ist
nach dem Diktatfrieden von Versailles allein schuldhaft verursacht
von uns Deutschen, sodaß beide Weltkriege ungerechte Angriffskriege
Deutschlands gewesen wären. Dann würde die moralische Legitimierung
des Tötens der deutschen Soldaten als Abwehrhandlung nicht mehr
aufrecht erhaltbar sein, denn sie führten ja Angriffskriege.
Aber
selbst wenn man dem nicht zustimmt, etwa mit der nicht unplausiblen
Begründung, daß es dem einfachen deutschen Soldaten in beiden
Weltkriegen nicht möglich gewesen sei, den Unrechtscharakter dieser
Kriege zu erkennen,bleibt das Problem, daß hier Soldaten absichtlich
andere getötet haben.
Eigentümlich:
über Schuld wird an Volkstrauertagen gar nicht gesprochen, es sei
denn politisch korrekt über die Alleinschuld der Deutschen Regierung
am 2. Weltkrieg, stattdessen über das Leid und Elend, was Menschen
da erlitten haben und daß man doch alles tun möge, um zu
verhindern, daß es fernerhin Kriege gäbe.
Ist
das die Aufgabe christlicher Religion an dem Volkstrauertag?
Überspitzt formuliert : Friedenspädagogik von der Kanzel? Wir
kennen diese naiv-beschaulichen Ausführungen, als wäre der Urgrund
von Kriegen und auch der zwei Weltkriege das Unvermögen oder die
Unwilligkeit, schon im Privatleben friedlich miteinander umzugehen!
Der Friede beginnt in der Familie, im friedlichen Miteinander von Ich
und Du...usw. Als wäre der 2.Weltkrieg die Folge von sich
untereinander streitenden Familien in Deutschland und Polen gewesen!
Nein, so gut gemeint solch volkspädagogischen Ergießungen von der
Predigtkanzel auch sein mögen, daß, was zum Kriege führt, erreicht
diese Predigt nicht.
Wollen
wir Beidem gerecht werden, der Übersetzungsmöglichkeit von „nicht
töten“ und „nicht morden“ dann könnten wir urteilen, daß das
„nicht morden“ dem Rechnung trägt, daß nirgends in der Bibel
und nie in der Lehre der Kirche dem Pazifismus das Wort geredet wird.
Der Soldat darf im Kriege töten. Die Übersetzung , „nicht töten“
wird aber dem sittlichen Urteil gerecht, das, sieht es einen Soldaten
einen anderen töten, sagt: das ist wider Gottes Willen! Es ist
sozusagen eine tragische Situation des Soldaten, vergleichbar der des
Henkers. Er tötet im Auftrage des Staates rechtens und doch kann man
nicht umhin, hier urteilen zu müssen: hier geschieht etwas wider
Gottes Gebote. Aber es muß getötet werden im gerechten Krieg und
wenn das Todesurteil recht gesprochen ist, muß ein Henker das
gerechte Urteil vollstrecken. Hier blitzt eine bittere Wahrheit über
den tragischen Charakter christlicher Existenz in Extremfällen auf.
Und darum erstreben auch so viele eine Welt ohne Krieg und ohne
Todesstrafe, um diesem Tragischen auszuweichen. Aber diese Realität
ist nun mal-leider-Bestandteil des Edenlebens. Tragisch meint hier
also: daß ich zwei Handlungsoptionen habe, und daß ich in beiden
gegen Gottes Wille handfle und daß ich weiß, daß die eine der
anderen vorzuziehen ist, daß das getan werden muß. „Ich habe
meine verdammte Pflicht-und Schuldigkeit“ getan, sagt es der
Preußenmund in unüberbietbarer Klarheit.
Aber
was ist da nun die Aufgabe der Kirche an dem Volkstrauertag? Sie
hätte sich der frommen Praxis der Makkabäer zu erinnern. 2.
Makkabäer, 12, 39-46. Die Frommen sammelten Geld für ihre in der
Schlacht gefallenen Kameraden und ließen für sie in Jerusalem eine
Totenmesse lesen! Die Makkabäer wußten, daß ihre Kameraden schwer
gesündigt hatten, als sie aus Todesfurcht sich Amulette umhingen zum
Schutz vor dem Tod. Gott strafte sie: sie fielen in der Schlacht.
Nicht sagten nun die frommen Soldaten: ach, sie haben ja in
Todesangst, in Tofdesfurcht so gehandelt, Gott wird es ihnen schon
nicht als Sünde anrechnen (wie heuer oft über „Selbstmörder“
geurteilt wird, wenn man meint, sie seien nicht für ihr Tun
verantwortlich, weil sie in Verzweifelung so gehandelt hätten), auch
sagen sie sich nicht, daß Gott als Gott der Liebe den Gefallenen ihr
Amulett schon verzeihen wird, er ist ja so barmherzig.Nein, sie
lassen eine Messe für die Gefallenen lesen, sie lassen ein Sühnopfer
für sie durch einen Priester darbringen! So sieht ihr Volkstrauertag
aus. Im Zentrum steht das dargebrachte Sühnopfer für die gefallenen
Soldaten!
Die
modernistische Kirche dagegen predigt Friedenspädagogisches! Aber
eine Messe ist keine volkspädagogische Veranstaltung, sondern ein
Gottesdienst. Und am Volkstrauertag dient die Kirche den gefallenen
Soldaten am besten durch das Meßopfer, zugunsten der Soldaten
dargebracht. Aber um der Ökumene willen, wird auf das Wesentliche
verzichtet! Ein Wortgottesdienst ohne Opfer für die Gefallenen, das
ist die traurige Praxis heutiger Volkstrauertage!
Die
Volkspädagogik kann eben in einem „Gottesdienst“ nichts anderes
sehen als eine musikalisch umrahmte mit ein paar Ritualen verzierte
Veranstaltung zur Belehrung des gemeinen Volkes durch einen dazu
Ausgebildeten! Sie hat eben Gott nicht auf der Rechnung stehen-aber
auch nicht mehr die Toten. Die Erinnerung an sie soll die
Hörergemeinde zu diesem oder jenem aktivieren. Aber es gibt da
keinen Raum mehr für das Wesentliche: für die Sorge um die
Gefallenen! Nicht nur, aber gerade für den Soldaten gilt nun mal,
daß er, gerade weil er als Soldat im Kriege getötet hat, daß er
auf das Erbarmen Gottes angewiesen ist. Darum bringt die Kirche für
die Verstorbenen und isb für gefallene Soldaten Sühnopfer dar, wie
es schon die frommen Makkabäer taten. Gottes Barmherzigkeit, von der
heuer so viel geredet wird, besteht eben gerade darin, daß er unsere
kirchlichen Sühnopfer annimmt. Das ist göttliche Gnade und nicht
das Gerede von einem Gott, der sowieso jedem alles
vergibt-prinzipiell ohne Buße, Umkehr und ohne Sühnopfer.
Ich finde, die Kirche sollte sich für diesen Volkstrauertag nicht vereinnahmen lassen, weil vieles an dem Gedenken wie an den Gedenkern mehrldeutig bleibt (siehe Ihren Artikel). Wir sind nicht dazu da, den staatsbürgerlichen Veranstaltungen ihre 'Weihe' zu geben (so wie man damals dem gegenseitigen Morden die Weihe gegeben hat)....Die Katholiken gedenken der Toten der Weltkriege innerhalb ihrer Gräbersegnung am Vortag von Allerseelen. Und gut is.
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