Über
die verlorene Einheit der Kirche
„Die
Wiederherstellung der Einheit unter den Christen zu fördern ist
eines der Hauptziele des Heiligen Ökumenischen Konziles“. Damit
wird das „Dekret Unitatis redintegratio“, das
„Ökumenismus-Dekret“ eröffnet. „Denn als eine einige und
einzige ist die Kirche von Christus, dem Herrn, gegründet worden,
und doch stellen sich mehrere christliche Gemeinschaften den Menschen
als das wahre Erbe Jesu Christi dar;“. Ist nun die Katholische
Kirche unter den „christlichen Gemeinschaften“ subsumierbar, die
sich als wahre Erben Jesu Christi präsentieren, oder steht die eine
Kirche neben den anderen christlichen Gemeinschaften als die eine und
einzige von Jesus Christus gestiftete Kirche?
Eine
kleine Unklarheit am Anfang ermöglicht so schon eine „progressive“
Lesart dieses Dekretes: die Einheit der Kirche sei verloren gegangen,
es gäbe nur noch Einzelteile der Kirche, aufgelöst in die
unübershaubare Vielfalt christlicher Gemeinschaften, so daß es nun
gälte durch den ökomenischen Dialog, die Einheit wiederzugewinnen
und so erst die eine wahre Kirche neu zu konstituieren. Die
„Einheit“ wäre dann etwas noch zu Suchendes-oder sie wäre als
die Schnittmenge aller christlichen Gemeinschaften schon Vorhandenes,
die aber noch explizit zum Ausdruck zu bringen sei. Vereinfacht
gesagt: irgendwie glauben doch alle Christen an Jesus Christus und
das müßte doch als Fundament für eine einzige wahre Kirche Jesu
Christi ausreichen. Diese Vorstellung würde aber nur stimmen, wenn
das Ganze der Katholischen Kirche nicht eine einzige Explikation des
eines Glaubens, daß Jesus der Christus ist, wäre, sondern ein
Komglomerat verschiedenster Elemente, sodaß ohne Probleme die unter
Christen strittigen Elemente von den unstrittigen zu unterscheiden
wären und das Bekenntnis zu Jesus Christus plus die unstrittigen
Punkte dann die Einheit bildeten, während die strittigen Punkte dann
als Nebensächlichkeiten bei Seiten gelegt werden könnten. Der viel
diskutierte Begriff der „Hierachie der Wahrheiten“, (DH 4192)
könnte dann so ausgelegt werden, daß die unstrittigen Punkte zum
Wesentlichen und die strittigen zu den unwesentlichen Punkten
gehörten.
Aber
diese Deutung ist unvereinbar mit dem Glaubensbekenntnis, „ut unam,
sanctan, catholicam et apotolicam ecclesiam“. Diese Kirche ist uns
nicht als Aufgabe gegeben, daß wir sie noch erstellen müßten,
sondern sie ist uns als göttliche Gabe vorgegeben.
Unsere
sinnliche Wahrnehmung sieht viele „christliche Gemeinschaften“,
in manchem sich gleich und in manchen verschieden. Nur weil sie
untereinander verschieden und gleich zugleich sind, können wir sie
unter einem Begriff subsumieren, dem der christlichen Gemeinschaften.
Dann könnten wir auch die Katholische Kirche als eine unter vielen
wahrnehmen. Es drängte sich uns dann die Frage auf:sind alle wahr
oder nur eine? Wenn mehr als eine als wahr angesehen werden soll,
dann muß in den als wahr angesehenen unterschieden werden zwischen
dem, was zur wahren Kirche gehört und dem, was nicht dazugehört,
obgleich es doch zu diesen Kirchen gehört. Zur Veranschaulichung:
meinte ich, daß die evangelischen „Kirchen“ gleich wahr mit der
Katholischen wäre, müßte ich sagen, daß es zur Wahrheit der
Kirche gehört, daß in ihr Sakramente gespendet werden, und daß
dies die 2 Sakramente sind, die von der Katholischen wie der
Evangelischen Kirche gespendet werden,nämlich das Sakrament der
Taufe und das der Eucharistie. Die anderen 5 Sakramente der
Katholischen Kirche gehörten dann nicht zum Wahrsein der Kirche
dazu, wären aber in der Katholischen Kirche als Dekor akzeptabel.
Der Gehalt der „Einheit“ würde so immer mehr reduziert auf
wenige Basiselemente, daß Jesus der Christus sei und alles andere
wäre dann beliebige Dekoration in den als wahr angesehenen
christliche Gemeinschaften.
Der
Glaube urteilt hier ganz anders: er sieht die Einheit in der
Katholischen Kirche verwirklicht und sieht ein Meer von Abspaltungen
von dieser Einheit. Fallen Menschen von der Einheit ab, so geht
damit nicht die Einheit der Kirche verloren. Aber um das einzusehen,
bedarf es einer Klärung des Begriffes der Einheit. Sonst könnten
wir ja sinnlich urteilen: wenn jemand die Kirche verläßt, dann geht
die Einheit mit ihm durch seinen Austritt verloren und somit auch
nimmt die Einheit der Kirche einen Schaden. Dann wäre jede
Abspaltung von der Kirche eine Beschädigung der kirchlichen Einheit.
Wenn dann noch alle Abgespalteten eigentlich mit zur kirchlichen
Einheit gehören würden, könnte heute nicht mehr von der einen
wahren Kirche gesprochen werden, außer im Modus der Aufgabe.
Vergegenwärtigungen
wir uns einmal, wie Jesus Christus selbst mit Abspaltungen umging.
Schon zu Lebzeiten Jesu gab es Spaltungen, ja die erste bedeutsame
Abspaltung! Das 6. Kapitel des Johannesevangelums berichtet darüber.
Und es war die jesuanische Eucharistielehre, die zur ersten
Abspaltung von Schülern Jesu führte.
„Von
da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht
mehr mit ihm.“ Wir kennen alle den Satz: „Nein, er geht nicht
mehr mit mir!“ Spontan assoziiert man dazu ein trauriges
Mädchengesicht, ein oder mehrere Tränen im Auge, denn ihr Freund
hat mit ihr Schluß gemacht: „er geht nicht mehr mit mir“. Wie
kam es dazu?
Jesu,
ausgehend von seiner wundersamen Brotvermehrung spricht von dem
wahren Wunder, dem Brot, das er den Seinen geben will, auf daß sie
ewig leben-das Brot der Eucharistie. Dies ist sein Fleisch, das er
den Seinen im heiligen Mahl der Eucharistie geben will und sein
Blut, das er in diesem Mahle ausschenkt, damit seine Schüler ewig
leben. „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das
ewige Leben,“ verkündet der Heiland. (6, 54). Das ewige Leben, das
wollten alle seine Schüler erreichen und sie glaubten an ihn, daß
er der Lehrer sei, der ihnen den Weg zum ewigen Leben dozieren kann.
Der zukünftige Fels der Kirche, Petrus erfaßt dies gerade in
diesem Kurzbekenntnis: „ Du hast Worte des ewigen Lebens.“
(6,66). Das Verhältnis seiner „Jünger“ zu Jesus ist das der
Schüler zu ihrem Lehrer; gerade dies wird aber leider durch die seit
Luther üblich gewordene Übersetzung mit „Schüler“ verdunkelt;
der Antiintellektualismus Luthers ist für diese „Übersetzung“
wohl maßgebender gewesen als gute Griechischkenntnisse!
Aber
diese Lehre Jesu ist ihnen zu hart: nur wer das Blut Christi trinke,
könne eingehen in das ewige Leben-ja es klingt ein wenig nach Magie:
daß durch das Trinken von besonderem Blut das ewige Leben sozusagen
„ertrunken“ wird. Das war für viele seiner Jünger zu viel.
Davon wollten sie nichts hören. Wenn der Lehrer Jesus von Nazareth
so abstruse Dinge verkündigt wie, daß man sich das ewige Leben
eressen und ertrinken könne, dann kann er nicht ein wahrer Lehrer
sein. Und zigtausende von „spiritulistisch“ angehauchten
Bibellesern nehmen dann die Aussage Jesu: „Wer glaubt, der hat das
ewige Leben“ (6,47) zum Anlaß, zu urteilen, daß es nicht wahr
sei, daß wir Menschen sein Fleisch essen und sein Blut zu trinken
haben, damit das ewige Leben in uns sei. Damit könne Jesus doch auch
nur gemeint haben, daß es allein der Glaube sei, der uns das Tor zum
ewigen Leben eröffne. Seine damaligen Schüler waren da
aufmerksamere Hörer. Sie verstanden, daß der Glaube, von dem Jesus
doziert, daß er das ewige Leben sei, genau diesen Inhalt hat: wer
glaubt, daß der, wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, das
ewige Leben hat, , der hat es auch. Vielen seiner Schülern war diese
Lehre zu hart- und sie erkannten ihn nicht weiter als ihren Lehrer
an. „Sie gingen nicht mehr mit ihm“.
Aber
was unternahm nun Jesus Christus? Ging er ihnen nach und sagte,
eingedenk der Lehre von der Hierachie der Wahrheiten, daß dieser
Punkt der Eucharistielehre nicht der allerwichtigste sei, ja er sei
da zu einem Entgegenkommen bereit? Vielleicht, daß es ausreiche,
wenn sie bereit wären, bei der Kommunion an sein Blut zu denken, daß
er für die Vielen vergossen habe, um das ewige Leben zu erlangen,
auch wenn sie nur Wein in der Eucharistie trinken würden? Oder lud
er zu einem offenen und freimütigen Dialog auf gleicher Augenhöhe
ein, um diskursiv eine für alle akzeptable Lehre von der Eucharistie
zu konzipieren?
Nichts
davon: Der Lehrer der Wahrheit lehrt die Worte des ewigen Lebens-und
davon macht er keinen Abstrich, auch wenn das dazu führte, daß
viele ihm ihre Gefolgschaft kündigten!
Verstieß
der Heiland selbst damit gegen das Gebot, die Einheit der Kirche zu
bewahren? Durfte er die Einheit gefährden ob einer Eucharistielehre?
Im heutigen „volkskirchlichen Kirchendeutsch“ hätte das
gehießen, daß Jesus die Gemeinde spalte durch rigoristisch
vorgetragene Lehren und daß wohl eine Versetzung anstehe, um die
Einheit in der Gemeinde wiederherzustellen. Die Einheit ist, wenn
alle bei der Stange bleiben und daß so Kirchenlehrer und
Gemeindepfarrer nichts predigen dürfen, das Gemeindeglieder als
störend oder gar als polarisierend empfinden.
(Es
drängt sich zuweilen mir der Eindruck auf, daß heuer unter
„Einheit“ Kirchenbureaukraten verstehen, daß jeder seine
Kirchensteuer zahle und daß niemand Kirchensteuerzahler durch
provokannte und Anstoß erregende Lehren zum Austritt aus der Kirche
verleiten dürfe. Diese Einheit würde dann durch keinerlei
Glaubensdifferenz innerhalb der Gemeinde und Kirche in Frage
gestellt, denn sie fuße auf der Einheit des Geldes, dem wahren
Lebenselexier aller menschlichen Gemeinschaften.)
Was
hat Jesus Christus also unter der Einheit verstanden, wenn ihn der
Weggang so vieler Schüler nicht zum Umkehren motivierte? Wie ein
roter Faden durchzieht die johaneische Theologie (das
Johannesevangelium, die Johannesbriefe und die Johannesapokalypse)
die Frage nach der Einheit: wer gehört in sie hinein und wer nicht?
Die großen Mysterien des christlichen Glaubens werden dargelegt, die
Frage nach der göttlichen Prädestination und die Frage nach dem
freien Willen.
Aber
in diesem kleinen Essay wollen wir jetzt nicht so abgründig tief
fragen, sondern erstmal uns die einfachere Frage stellen: was meint
den der Begriff der Einheit? Urteile ich, daß Christen, die sich von
der Kirche abspalten , die Einheit der Kirche verletzen oder gar
nichten, dann kann ich doch nur so urteilen, wenn ich ein Verständnis
von Einheit der Kirche habe, daß den Austritt von Gliedern der
Kirche zumindest als eine Gefährdung der Einheit ansieht.
Einheit
wäre dann einfach als ein Zusammenbleiben verstanden. Zusammensein
ist die Einheit und das Zusammenbleiben bewahrt diese Einheit im
Laufe der Zeiten. Das meint erstmal örtlich gedacht das
Beieinandersein und zeitlich gedacht das Beieinanderbleiben. Das
Entscheidende wäre dann die Art des Miteinanders unter den
Gläubigen, daß Einheit eher ein harmonisches Miteinander als ein
durch Streiten untereinander gekennzeichetes Gemeinschaftsleben ist.
Lehren, gar dogmatische oder moralische stünden dann immer unter dem
Generalverdacht, diese Einheit zu gefährden, weil Lehren Gegenlehren
evozieren und das führe dann zum Widerstreit zwischen den
verschiedenen Lehren. Und gibt uns da nicht der Bericht über diese
Abspaltung wegen der Eucharistielehre recht? Hätte Jesus nicht auf
eine Lehre ganz verzichten können, und stattdessen eine
Mahlgemeinschaft halten können, die Niemanden ausschließt? Das ist
wohl der größte Traum (oder besser gesagt Albtraum) aller
Ökomeniker!
Nur,
dem Lehrer des ewigen Lehrers geht es um die wahre Lehre, denn nur
durch sie wird seinen Schülern der Weg ins ewige Leben eröffnet!
Dann
kann unter Einheit aber nicht mehr das bl0ße Bei- und
Miteinandersein gemeint sein. Was dann?
Was
versteht man unter der Aussage der Einheit? Eines ist offensichtlich!
Der Begriff wird zwar gern benutzt, insbesondere in allen Arten von
Gemeinschaften und Organisationen, von der Einheit der Partei, des
Vereines bis zur Einheit des Volkes, der Nation, meist in
beschwörendem Tonfall wird geredet aber sollen wir eine Auskunft
darüber geben, was denn dieser Begriff bedeute,können wir meist
keine rechte Antwort darauf geben.
Ich
schlage deshalb diese These zur Diskussion vor:
Unter
„Einheit“ sei verstanden, daß Etwas so ist, wie es sein soll.
Ich setze die Differenz von dem, wie etwas ist und wie etwas sein
sollte als die Differenz von realem und ideelen Sein, wobei unter dem
ideelen Sein das Sein verstanden ist, wie es in Gott gedacht ist als
seine Idee und unter dem realem Sein das Abbild dieses ideelen Seins
in der Welt. Der Begriff der Einheit bedeutet nun, daß das reale
Sein gemäß der Idee seines Seins ist und nicht als Abbild ein
Zerrbild dieser Idee seines Seins ist. Die Einheit der Kirche ist
also die gesetzte Differenz von ideelem und realem Sein und die
Aufhebung dieser Differenz in der Identität von dem realen und dem
ideelen sein in der Wirklichkeit. Das meint, wenn geurteilt wird, daß
etwas eins mit sich ist.
Diese
Einheit wird nun nicht gefährdet dadurch, daß Glieder der Kirche
sich von der Wahrheit der Kirche absondern und neue kirchenähnliche
Gemeinschaften bilden, die wie abgefallene Reben vom Weinstock
weiterexistieren. Jesu große Gleichnisrede vom Weinstock und den
Reben (Joh 15) beschreibt ja gerade die menschliche Möglichkeit vom
Abfall vom Weinstock, vom Abfall von der Wahrheit: nur wer in ihm
bleibt, bleibt in der Wahrheit. Da die Kirche der mystische Leib
Christi ist, sagt diese Gleichnisrede vom Weinstock, daß wer sich
von der Kirche absondert, sich notwendigerweise auch von ihm
abwendet. „Er geht nicht mehr mit ihm“.
Phänomelogisch
kann die Einheit des Christentumes nur wahrgnommen werden, wenn man
die Differenz von wahrer und falscher Christuslehre übersieht und
jede Christuslehre, weil sie eine Christuslehre ist, als christliche
ansieht. Aber nur diese Abstraktion ermöglicht es, von einem
Christentum zu sprechen, das seine Einheit verloren habe und die sie
doch zurückgewinnen solle. Das hieße also auf die erste Abspsaltung
von Schülern Jesu bezogen, daß die zu harte Lehre Jesu bezüglich
der Eucharistie umgeformt werden müßte, bis sie von allen
akzeptiert werden könne. Das ist der Weg der Ökomene seit dem 2.
Vaticanum!
Theologisch
geurteilt ist die Wahrheit und Einheit der Kirche die Vorgabe Gottes,
der seine Kirche durch ihr lebendiges Haupt, Jesus Christus in der
Wahrheit erhält. Es geht dann nur darum, wie außerhalb der Wahrheit
Stehende in die Wahrheit der Kirche hineinzuführen sind!
Die
Abspaltungen von der einen wahren Kirche soll es nach Gottes Willen
nicht geben. Sie gibt es aber, weil der Mensch sich auch gegen die
Wahrheit entscheiden kann und in der Unwahrheit verharren kann kraft
seines freien Willens.
Das
Ökomene-Dekret setzt hier aber andere Akzente: „ Daher sind diese
getrennten Kirchen und Gemeinschaften, auch wenn sie, wie wir
glauben, mit jenen Mängeln behaftet sind, keineswegs ohne Bedeutung
und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi weigert
sich nicht, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen[...].“
(DH
4189) Wo die Aufgabe der Kirche die Reintegration wäre, wird über
das Wirken des Heiligen Geistes spekuliert, daß er durch die von der
Wahrheit Abgefallenen auch das Heil wirke. Wenn der Heilige Geist wie
durch die wahre Kirche so auch durch die unwahren christlichen
Gemeinschaften das Heil wirkt, dann wird so die Differenz von wahrem
und unwahrem Christentum negiert. Aus dem Abgefallensein von der
Wahrheit wird nun ein christliches Sein, behaftet zwar mit Mängeln,
die aber ihre Heilseffektivität nicht außer Kraft setzen. Denn der
Heilige Geist gleicht sozusagen die Defizite der
Glaubensgemeinschaften aus.
Wenn
der Heiland lehrt, daß der Empfang seines Fleisches und Blutes zum
ewigen Leben nötig ist, dann sagt uns das Konzil nun: wer Mitglied
einer protestantischen kirchenähnlichen Gemeinschaft ist und so dort
nicht das Sakrament der Eucharistie gültig empfangen kann, dem
ersetzt der Heilige Geist -wie auch immer.-die fehlende Speisung mit
dem Blute und Fleisch Jesu Christi! Die wahre Lehre ist so zum Heil
gar nicht nötig, Denn nicht lehrt ja der Geist außerhalb der Kirche
so, daß die „Belehrten“ katholisch würden-nein, sie bleiben
Nichtkatholiken und können doch so ins ewige Leben eingehen. Damit
wird zwar nicht genau das gelehrt, was der Syllabus verurteilt: „Der
Protestantismus ist nichts anderes als eine unterschiedliche Form
derselben wahren Religion, in der es ebenso wie in der katholischen
Kirche möglich ist, Gott zu gefallen.“ (DH 2918), aber die
Differenz besteht nur noch darin, daß nun der Heilige Geist das
ergänzt, was im Protestantismus fehlt, sodaß nun doch jeder
Protestant aus katholischer Sicht ins ewige Leben eingehen wird.
Wenn
der Ursatz katholischer Kirchenlehre noch in Geltung stünde, daß es
außerhalb der Arche Kirche keine Rettung gibt, dann hieße das nun,
daß im Prinzip alle nichtkatholischen Christen auch zu der Kirche
gehörten und zwar kraft des geheimnisvollen Wirkens des Heiligen
Geistes, der Nichtkatholiken zu Kirchengliedern macht, ohne daß sie
aufhörten protestantisch zu sein! Die Einheit der Kirche erstreckte
sich so fast grenzenlos auf alle Menschen,insofern der Heilige Geist
alle irgrendwie in die Wahrheit führe und sie doch in der Unwahrheit
der abgefallenen kirchenähnlichen Gemeinschaften belasse.
So
löst sich die Einheit der Kirche auf, denn die Kirche erscheint nur
in der Differenz zu den Nichtkirchen die wahre Kirche. Die
Katholische Kirche ist als die Einheit von ideeler und realer Kirche
die wahre Kirche, aber sie erscheint nur als die wahre Kirche ob
ihrer Differenz zu den nicht wahren kirchenähnlichen Gemeinschaften,
So können wir ja nur etwas als warm empfinden, wenn es für uns
etwas Kaltes gibt und wir können auch das Gute nur erkennen als
Gegenpol zum Bösen. In einer rein monistischen Welt, die nur wahr,
gut und schön wäre, und die nicht als Differenz dazu das Unwahre,
Unschöne und Ungute in sich hätte, wäre das Gute, Schöne und
Wahre zwar, aber nicht erkennbar für den Menschen.
So
gibt es doch auch einen einsichtigen Grund, daß es neben der wahren
Kirche unwahre gibt, damit die wahre in ihrer Differenz zu den
unwahren auch als die wahre erscheint und nicht nur ist.
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