Freitag, 31. Oktober 2014

Ein Jesuit wurde Papst-ist die Demokratiesierung der Morallehre etwas Jesuitisches

Der demokratisce Angriff auf die Kirche-
oder der Kampf um die katholische Morallehre

Worüber sprechen die Bischöfe der Synode : „Die pastoralen Herausforderungen der Familie“? Die KNA weiß das genau: „ Nicht nur über wiederverheiratete Geschiedene.Die grundsätzlichere Frage lautet: Wie soll die katholische Kirche damit umgehen, dass viele Katholiken große Teile der offiziellen Lehre über Familie, Ehe und Sexualität ignorieren oder ablehnen. Außer wiederverheirateten Geschiedenen sind weitere Einzelthemen etwa gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften; Patchwork Familien oder künstliche Empfängnisverhütung.“1 Zum Schluß fiel der KNA dann noch ein, daß es auch um die Weitergabe des christlichen Glaubens an die Kinder und um eine Verbesserung der Hilfe für Familien ginge. Formulieren wir es klarer: es ging um die Pille, den Homosex und ob im Ehebruch Lebende die Kommunion empfangen dürfen-und am Rande noch ein bißchen über Glaubensvermittlung. Und so kapriziert sich dieser „Vorbericht“ dann auf die eine Frage: „Dürfen nach der Synode wiederverheiratete Geschiedene wieder zur Kommunion gehen?“ Hoffnung wird signalisiert. Schnelle Reformen seien nicht zu erhoffen, weil es zu viele „Gegner von Reformen“ gäbe, isb: „Müller ist als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation nach dem Papst der oberste Hüter der Glaubenslehre:“ Dem stünden die Reformer, „in Abstimmung mit dem Papst“ gegenüber und der habe das letzte Wort. So sieht die KNA die Welt und die Bischofssynode. Dabei hieß die Synode: „Die pastoralen Herausforderungen in Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung“! Aber nach Meinung von der KNA ging es wohl eher um die Frage, wie weit die Kirche sich der Welt und den weltlich gesinnten Kirchenmitgliedern anzupassen bereit ist als um die Frage der Evangelisierung!

Aber bei diesem Zerrbild der Synode blieb es nicht. Jansen (KNA) ergreift nun selbst das Wort, um der Synode zu zeigen, wo es lang geht! Getreu der Maxime: Am Wesen der Welt wird die Kirche genesen“ , beginnt er seinen Angriff auf die Katholische Kirche so: „Ein Unternehmen, das auf seinen Produkten sitzenbleibt, verordnet sich eine strategische Neuausrichtung, eine Partei, deren Wahlprogramm bei ihren Stammwählern nicht mehr ankommt, vollzieht eine Richtungsänderung.“ So gut geht es in der Welt in der freien Marktwirtschaft und in der Politik zu, wenn diese gemäß den Prinzipien der Marktwirtschaft gestaltet wird. Der Endverbraucher als Käufer oder als Wähler bestimmt so, was die Unternehmer und Parteipolitiker anbieten. Besorgt wird nun gefragt: „Doch was kann die katholische Kirche tun, wenn sie merkt,dass eine Mehrheit der Gläubigen ihre offizielle Lehre zu Familie, Ehe und Sexualität in vielen Punkten ignoriert oder gar ablehnt?“ Die „offizielle Lehre“ klingt schon nach etwas Negativem und jeder Leser assoziiert wohl dabei: daß eine Institution „offiziell“ etwas zu einer Sachlage erklärt, daß aber realiter die Sachlage anders sei. Aber dabei bleibt der Kirchenkritiker nicht stehen: Er weist gleich auf die richtige Lösung: „Hier ist der Kunde König, da ist das Volk der Souverän“, um dann anzufragen: „aber welche Bedeutung hat die Lebenspraxis einfacher Katholiken für die kirchliche Morallehre?“ Sie sollte natürlich die haben, die in der Marktwirtschaft der König Kunde und in der Demokratie das Volk als der Souverän innehat.

Damit das nun erreicht werden kann, wird das 2. Vaticanum in der Deutung von dem Jesuiten Karl Rahner ins Spiel gebracht. Herbert Vorgrimmler hat das Anliegen Rahners prägnant in seiner Rahner Lektüre 2013, „Die Lehrautorität der Gläubigen“, zusammengefaßt. Wir ahnen es jetzt schon. Die Gesamtheit der Gläubigen, das Konzil zitierend, „kann im Glauben nicht irren“, erklärt Jansen und meint damit den Kunden als König, oder das Volk als Souverän der Kirche. Aber so schnell geht es doch nicht. Der „Glaubenssinn“ besteht nämlich im Konsensus der Bischöfe mit dem Volk der Kirche und nicht daran, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt die bloße Mehrheit der Kirchenmitglieder einhellig etwas meint. Aber hier soll nun Rahner weiterhelfen. In seinem Aufsatz: „Offizielle Lehre der Kirche und Gläubigkeit des Volkes“ wird gefragt, was es bedeutet, wenn die Mehrheit der Gläubigen eine Lehre der Kirche ignoriert oder gar ablehnt. Jansen frägt so: „Ist es vorstellbar, dass das Lehramt eine Lehre zurücknimmt oder stillschweigend in den Hintergrund treten lässt, die sich jahrzentelang unter den Gläubigen nicht durchgesetzt hat?“ Das läßt jeden Reformer aufatmen: „Nach Rahner hat es in der Kirchengeschichte sogar Fälle gegeben, in denen sich die einfachen Gläubigen dem kirchlichen Lehramt verweigert haben und sich ihr eigener neuer Vorschlag schließlich durchgesetzt hat. Als Beispiel nennt er die Säuglingstaufe. Die frühere Auffassung, dass der Säugling aufgrund der Erbsünde ohne Taufe dem Teufel ausgeliefert sei, sei von dem Verständnis der Taufe als Aufnahmeritus der Kirche verdrängt worden.“ Bei Vorgrimmler liest sich das so: „Die zweite Stufe ist eine Verweigerung, der ein eigener neuer Vorschlag folgt. Ein Beispiel ist die Säuglingstaufe. In weiten Kreisen unserer Kirche wird das Behaupten einer Erbsünde abgelehnt, aus Ehrfurcht vor dem Gottesbild und als Respekt vor dem menschlichen Gewissen. Darum wird die Redeweise von dem erbsündigen Säugling, der ohne Taufe für immer und ewig verloren und dem Teufel ausgeliefert sei, aufgegeben, der Ritus wird als Aufnahme in die Kirche verstanden.“2 Zudem: „ Auch die Rede von der Hölle wird revidiert. Unser Gott unterhält keine jenseitigen Konzentrationslager,“3.Also, es habe schon einmal in einer gewichtigen Frage das Volk die Lehre der Kirche besiegt, indem das Sakrament der Taufe durch den „Glaubenssinn“ des Volkes beseitigt worden und durch einen der Taufe ähnlichen Aufnahmeritus ersetzt worden sei! Wenn das das Volk geschafft habe, dann wird es wohl auch die (Sexual)Morallehre der Kirche schaffen, abzuschaffen! Zumal es ja im Falle des Neins zu Verhütungsmitteln, Rahner verweist auf das Verbot durch „Humanae vitae“, schon gelungen sei, diese Lehre faktisch außer Kraft zu setzten durch ihre Nichtbefolgung! Und hoffen dürfen die Reformer , weil der Jesuitenpapst dem wohlwollend assistiert, auch wenn da noch der Reformgegner Müller und wie wir jetzt wissen afrikanische Bischöfe, die noch nicht auf den Höhen des Jesuiten Rahner wandeln, sich leider noch querstellen.

Der „Glaubenssinn des Volkes“ soll so die Lehre der Kirche, wenn schon nicht theoretisch, so doch faktisch außer Kraft setzen können. So wie eben in der kirchlichen Praxis das Sakrament der Taufe-bei theoretisch bestehen bleibender Lehre-abgeschafft sei und durch ein Aufnahmeritual ersetzt worden ist, so könnte doch auch die (Sexual)Morallehre der Kirche theoretisch bestehen bleiben, aber faktisch abgeschafft werden. Das meint dann die These, daß die Lehre nicht geändert werden würde, nur die pastorale Seelsorge eben differenzierter praktiziert werde.
Vorgrimmler benennt dann einen weiteren, gravierenden Grund für den Wandel für die Morallehre der Kirche: „Wenn z. B. die Kirche noch heute durchschnittlich den Eindruck macht, die Verkünderin moralischer Alternativen zu sein, unter denen der Mensch zu seinem Heil oder Unheil auswählt, wenn dieser Eindruck faktisch primär ist und alle Verkündigung der erlösenden Tat Gottes dagegen doch nur als sekundär empfunden wird,gleichzeitig aber faktisch die reale Heilsangst der Menschen gegenüber früheren Zeiten doch stark abgenommen hat und der Mensch sich nicht so sehr vor Gott schuldig empfindet, sondern eher verlangt, Gott müsse sich wegen seiner von ihm bewirkten schrecklichen Welt verantworten, könnten dann nicht solche Beobachtungen zu sehr bedeutsamen Akzentverschiebungen in der amtlichen Verkündigung führen, ohne daß die Kirche ein bisher verkündigtes Dogma leugnen müßte.“4 Um es einfacher zu sagen: einst glaubten die Menschen, daß es zwei Wege gäbe, der,der ins ewige Leben führe, und das sei der von der Kirche gewiesene Weg einschließlich der kirchlichen Morallehre, und den anderen Weg, der ins ewige Verderben führe, so glaubten das die jetzigen Mitglieder der Kirche nicht mehr und darum müsse die Moral der Kirche anders als bisher begründet werden oder aufgegeben werden, wenn sie nur als Weg zum ewigen Heil verstehbar wäre.

Erst diese Vorrausetzung, daß das Ziel der kirchlichen Morallehre nicht mehr die Frage ist: Wie habe ich zu leben, um das ewige Leben zu erreichen?, ermöglicht es ja modernistischen Theologen, die Abschaffung der gesamten Katholischen Morallehre zu fordern, um sie durch eine autonome im Sinne des Philosophen Kant zu verlangen. Denn die Vernunft kann wohl die Frage beantworten, wie der Mensch zu leben habe, damit er menschlich lebt, aber nicht: was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?. Denn Gott allein bestimmt ja die Einlaßbedingungen für das ewige Leben und die sind nicht durch rein vernünftiges Denken erkennbar, weil schon das Ziel, das ewige Leben ein die Vernunft übersteigendes Erkenntnisobjekt ist und auch die Bedingungen dafür von Gott frei gesetzt sind. Aber was sind dann genau die Kriterien für eine vernünftige Morallehre, wenn das Ziel des moralischen Handelns nicht mehr das Erreichen des Zieles des ewigen Lebens ist. Zur Veranschaulichung: wenn Jesus Christus lehrt, daß die Kreuzesnachfolge der Weg zum ewigen Leben ist, dann ist die Kreuzesnachfolge gewiß nicht der Weg, durch den die Idee eines humanen Lebens realisiert wird. Aber was wären dann die Kriterien einer Morallehre für ein humanes Leben. Auch dafür finden wir in den Reformagenden keine Aussagen-nur, das implizite Vorgrimmler recht gegeben wird, daß das Ziel der moralischen Lebens nicht mehr das ewige Leben ist. Theologisch wird das in der Regel mit der Liebe Gottes begründet, die unbedingt jedem Menschen gilt, sodaß er in dieser göttlichen Liebe lebend das ewige Leben erst gar nicht durch eine Nachfolge Christi zu gewinnen zu versuchen braucht, weil es ihm sozusagen umsonst geschenkt wird. Deshalb sei die traditionelle Morallehre erledigt, weil das Ziel, auf das sie hin konzipiert ist, überflüssig geworden ist. Der Mensch braucht nicht mehr moralisch zu leben, um eingehen zu dürfen in das ewige Leben. So weit Vorgrimmlers Dekonstruktion der Katholischen Morallehre.

Aber was setzt man denn nun positiv dem realiter entgegen? Einfach nur, daß die Kirche zumindest ihre pastorale Praxis der Art und Weise, wie die Kirchenmitglieder leben, anzupassen habe! Erinnern wir uns des Einstieges von Jansen: Jeder Unternehmer paßt seine Warenproduktion der Nachfrage an und stellt so die Produktion unverkäuflicher Waren ein. Jede politische Partei verändert ihr Programm, wenn es für ihr bisheriges Programm nicht oder zu wenig gewählt wird. Zu beachten ist, daß allein der Käufer oder Wähler über den „Gebrauchswert“ einer Ware entscheidet-kauft er oder wählt er das ihm Angebotene. Die Vorstellung von etwas, das wahr ist, und deshalb den Menschen angeboten wird, ist in dieser marktwirtschaftlichen geprägten Vorstellungswelt völlig fehl am Platze. Oder man müßte sagen, daß „wahr“ ist, was der Konsument kauft und „unwahr, was er nicht kauft. Morallehren, theologische Lehren, Wissenschaften überhaupt sind so gesehen Fremdkörper in einer marktwirtschaftlich orientierten Welt, weil ihr „Gebrauchswert“ der ist, objektiv wahr zu sein, unabhängig von der Anzahl der Käufer dieser Wahrheiten. Man könnte jetzt urteilen, daß ein Spezificum der Postmoderne das ist, daß nun auch wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien gemäß den Regeln der Marktwirtschaft produziert werden. Als „wahr“ gelten nun Morallehren, die beim Lesepublikum ankommen und die dann auch wirklich praktiziert werden.

Aber dieser Gedanke soll hier jetzt nicht vertieft werden, auch wenn laut Kath net ein evangelischer Unternehmerverein behauptet, daß Christentum und Marktwirtschaft aufs engste zusammengehörten, sodaß ohne das eine nicht ohne das andere sein könne. Wahr ist das Gegenteil: orientiert sich die Kirche nach dem Ideal der Marktwirtschaftsideologie, ruiniert sie die Wahrheit des Glaubens, indem sie den Glauben zu einer Ware macht, deren Inhalt durch die Nachfrage der Konsumenten bestimmt wird.

Es soll hier nun aber einer anderen Spur nachgegangen werden, nämlich der von: der Jesuit und die Wahrheit. Warum? Es fällt ja auf, wie sehr in den Medien gerade der hl. Vater zu dem Hoffnungsträger hochstilisiert wird, von dem man Reformen der Kirche erwartet. Leicht wäre es nun, einfach, den Papst, wie er wirklich ist, von dem Papstbild der Medien zu unterscheiden und einfach zu urteilen, daß der Papst ganz anders sei, als es uns die Medien darstellten. Nur, ist dem so? Warum können den die Medien ihn so „verzerrt“ darstellen. Im Vordergrund steht in den Medien das Bild des reformwilligen Papstes, dem Conservative Widerstand entgegensetzen. Könnte es sein, daß zwischen dem heutigen Verständnis von „Reform“ und der jesuitischen Spiritualität eine Affinität besteht, so daß deshalb dieser Jesuitenpapst auch zum Reformpapst hochstilisierbar ist? Fangen wir mit diesem Anfangsverdacht an, zu fragen.

Was versteht man dabei unter „Reform“? Drei Bedeutungsgehalte müssen wir dabei unterscheiden:
a) die „reaktionäre“ Vorstellung. Hier ist die Vorraussetzung die, daß es einen normativ gesehen guten Anfang gab, von dem sich etwas wegentwickelt hat im negativen Sinne als Entfremdung und die Ursprungsgestalt wieder herzustellen sei. Das aus der Form Geratene soll in seine Ursprungsform zurückversetzt werden.Reaktionär ist diese Vorstellung, wenn man die Idee des Fortschreitens als Prozeß der permanenten Selbstoptimierung versteht und jedes Beharrenwollen bei dem, wie es jetzt ist als „conservativ“ und als „progressiv“ versteht, wenn man gemäß der Entwicklung voranschreiten will.
b) aus der Sicht der Fortschrittsideologie dagegen wird der Begriff der „Reform“ dann gegen ihre Wortbedeutung uminterpretiert zu: Reform meint das Mitgehen mit dem allgemeinen Fortschritt und das Alte überwinden durch das Neue, das weil es neu ist, auch immer das bessere ist. So definierte in der Politik die Linke den Begriff der Reform bis zum Kanzler H. Schmidt als Fortschritt im allgemeinen Entwicklungsprozeß zum Besseren hin.
c)die antiidealistische Deutung: hier meint der Begriff der Reform das Anpassen des Wünschbaren an das Mach-und Finanzierbare! Reform meint immer Realpolitik statt idealistische Ziele. Das ist der Reformbegriff seit dem SPD-Kanzler Schmidt und seit dem gibt es in allen politischen Parteien „Reformflügel“, die ein Mehr an Anpassung an die Realität fordern, statt das ideele Ziele des Parteiprogrammes zu realisieren seien. Ideologe wird dann zum Schimpfwort-weil das ein Denken ist, daß die Realität an Ideen orientiert umgestalten will, während Realpolitiker als Antiidealisten die Realität so akzeptieren, wie sie ist und die Anpassung der Politik an die Realien fordert.

Offenkundig meint im heutigen kirchlichen Sprachgebrauch der Begriff der Reform das, was im politischen Raum seit dem Kanzler Schmidt unter „Reform“ verstanden wird: die Einpassung an die Realität zulasten von ideelen Ansprüchen: so sollte es sein.Was hat nun das Jesuitentum mit diesem Reformverständnis gemeinsam, lautet nun die weiterführende Fragestellung. Was wahr ist, verkündet und lehrt die Kirche, weil es wahr ist. Das kann als der Grundsatz des hl. Thomas, des Kirchenlehrers der Kirche benannt werden. Der hl. Ignatius von Loyola dagegen lehrt: weil es die Kirche lehrt, ist es wahr. Wahrheit ist die Setzung durch eine Autorität. Die höchste Autorität ist Gott und der Papst als der autoritative Ausleger dessen, was Gott will. Deshalb ist die höchste Tugend die des Gehorsames der Autorität gegenüber. Das ist die Substanz der jesuitischen Spiritualität: ihr Kadavergehorsam. Der Ordensgründer versteht darunter: wie ein toter Mensch sich nicht mehr selbst bewegen kann sondern er nur noch von anderen bewegt werden kann, so soll jeder Jesuit auf jede eigenverantwortliche Bewegung verzichten und sich nur bewegen, wenn es ihm sein Oberer befiehlt. Das Leben soll so ein einziger Akt des Gehorchens werden. Die Autorität befiehlt und was sie befiehlt ist wahr, weil es die Autorität befiehlt. Hier ist das Wahrsein von dem Befohlensein völlig entkoppelt: nicht gibt es etwas an sich Wahres, das dann befohlen wird, sondern das Wahre entsteht erst durch die autoritäre Setzung: das hat jetzt als wahr zu gelten.
Welcher Autorität gehorcht nun ein Jesuit, wenn er selbst Papst geworden ist? Um diesen Problem zu entgehen, hat die Kirche bis jetzt nie einen Jesuiten zum Papst gewählt! Jetzt tat sie das! Fragen wir anders: wem gehorcht den ein heutiger Jesuit? Vorkonziliar dem jeweiligen Papst, zumindest der Theorie nach, würde man respondieren! Aber nachkonziliar? Es drängt sich ein Verdacht auf: gehorchte früher der Jesuit dem Papst, so jetzt der „Realität“-das was ist, und wie es ist, das ist ihm die Welt in Gott und der hat er zu gehorchen! Wenn im wissenschaftlichen Denken die Vorstellung herrscht, daß unter wahr verstanden wird, daß eine Aussage der Realität entspricht und die Prüfung der Wahrheit einer Aussage darin besteht, ihren realistischen Charakter zu überprüfen, dann überträgt man das auf die Morallehre. Die Moral soll zeigen, was Menschen und Christen im Besonderen unter moralisch leben verstehen und es so auch leben. Die Theorie, die Morallehre hat dann das wahrhaftig wiederzugeben.Und wenn die Praxis der Theorie nicht entspricht, dann muß die Theorie geändert werden, denn das Reale ist die normative Autorität für das theoretische Denken. Auch für die Glaubenslehre soll das gelten. Die dogmatische Theologie frägt, was die Gläubigen wie glauben und das soll nun die Norm für die Lehre der Kirche sein. Darum begeistert sich der Jesuit Rahner so für den Glaubenssinn der Gläubigen, weil der nun die Autorität des Faktischen ist. Weil die Mehrheit der Gläubigen nichts mehr von der Erbsündenlehre wissen will, ist sie ad acta zu legen und weil man nichts mehr von Kindern wissen will, die erst durch die Taufe rein werden, läßt man auch das weg und ersetzt die Taufe durch ein Aufnahmeritual in die Kirche. Nicht, weil die Erbsündenlehre der Kirche unwahr wäre, ist sie aus dem Verkehr zu ziehen, sondern nur allein darum, weil sie beim Volke nicht mehr ankommt. Die Autorität., der dieser Jesuit gehorcht, ist so die der Realität des Was das Volk jetzt glaubt und was es nicht glaubt. Das ist vielleicht der tiefste Gedanke der Theologie Rahners, der dabei ganz jesuitisch bleibt in dem Formalismus des Gehorchens. Der Autorität ist zu gehorchen, nicht weil sie das Wahre lehrt, sondern das, was sie sagt ist wahr, weil sie es lehrt. Und wenn nun die letzte Autorität nicht mehr der Papst sondern in demokratisch empfindenden Gesellschaften der König Kunde oder das souveräne Volk ist, dann ist eben das jetzt die Vox dei. Reform kann so nur noch Realitätsanpassung meinen. Und in diesem Formalismus des Gehorchens steckt viel ignatische Spiritualität, nämlich die des Kadavergehorsames!

Mit dieser kleinen Betrachtung ist nichts über die persönliche, die bestimmte Frömmigkeit des hl. Vaters Franziskus gesagt, aber der Boden, auf dem er steht. Und so ist es auch verstehbar, daß gerade Jesuiten die heutigen Vorreiter der Reformbewegung in der Kirche sind, die am energischten die Einpassung der Kirche in die Welt, so wie sie ist, fordern. Die Welt, so wie sie ist, das ist die Autorität, der der moderne Jesuit gehorchen will. Und das könnte auch den jetzigen Papst prägen. Ein Denkmensch wie der emeritierte Papst Benedikt XVI. will die Welt gemäß der Wahrheit gestalten und darum sind Denker immer Idealisten-der realistische Jesuit dagegen will das theologische Denken und dann auch das moraltheologische der Realität anpassen, weil ihm das Reale das Normative ist und nicht das ideele Denken. Und was hat das mit Demokratie zu tun? Ganz einfach: wenn der „Glaubenssinn“ der Kirchenmitglieder bestimmt, was faktisch in der Kirche gilt, dann herrscht die Demokratie in der Kirche und der König, Jesus Christus ist entthront-sein Leib wirft ihn als sein königliches Haupt ab. Mit der Guillotine enthauptete das französische Volk ihren König, ihr Haupt um dann den Bauch zur Herrschaft zu führen- das ist die demokratische Volksherrschaft. Und die soll nun auch in der Kirche eingeführt werden.


1Alle Zitate: Die Bischofssynode, die Umfrage und die Lehre vom Glaubenssinn. Unfehlbarkeit der Gläubigen?, im Altöttinger Liebfrauenbote Nr.41-12.Oktober 2014, S.3, Thomas Jansen KNA , zukünftig Jansen oder: Worüber sprechen die Bischöfe? KNA, zukünftig: KNA.
2Vorgrimmler, Herbert, Die Lehrautorität der Gläubigen, Rahner-Lekture 2013.
3Vorgrimmler, Herbert, a.a.O.

4Vorgrimmler, Herbert, a.a.O.

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