Die
Todeskultur- oder vom Untergang der Kirche
Einst galt die Kirche,
das Christentum und überhaupt die Religion als eine der Hauptkräfte
conservativen Geistes. Conservativ: das, was ist, bewahren. So war
jedem Linken, getreu Marx die Religionskritik die Voraussetzung der
Kritik der bestehenden Verhältnisse zum Zwecke ihrer
Revolutionierung. Jedem Conservativen dagegen war die Kirche der
natürliche Verbündete im Kampf gegen den Revolutionsgeist. Nur, es
ist fragwürdig,ob dieses Klischee wirklich so stimmt. Daß
Urchristentum war wohl nicht dem römischen Reich gegenüber eine
conservative Kraft- ja seine Kritik an der Götterverehrung des
Kaisers destabilisierte eher den römischen Staat, als daß es sie
ihn legitimierte. Aber für das bürgerliche Abendland des 19. und
20.Jahrhundertes kann dieses Klischee doch als zutreffend bezeichnet
werden.
Aber was jetzt im 21.
Jahrhundert? Die Entchristlichung Europas schreitet so energisch
voran, daß von einem postchristlichen Europa gesprochen werden muß.
Die tatkräftigsten Feinde von einst, der militante Atheismus ist
spätestens seit 1989 erledigt und auch der gemäßigtere
humanistische Atheismus, trotz gelegentlicher
Revitalisierungsversuche recht sanft entschlafen. Heute sind die
destruktiven Kräfte nicht mehr die einstigen äußeren Feinde
sondern das Reformlager in der Kirche: wir erleben einen
Selbstzerstörungsprozeß der Institution Kirche durch ihr eigenes
Personal. Das ist etwas Außergewöhnliches.
Wäre die
Selbstdestruktion der Katholischen Kirche nur ein Problem der
christlichen Religion und ihrer Kirche, wäre dies nur ein religiöses
Problem. Man könnte auch auf den Niedergang des Protestantismus
verweisen und mutmaßen, daß nun die Katholische Kirche diesen
Niedergang in sich nachholen möchte, das nennen katholische
Theologen: ökumenisches voneinander lernen. Vielleicht sollte man
beim heuer etwas aus der Mode gekommenen Sigmund Freud über den
Todestrieb nachlesen- vielleicht ist an dieser heimlichen Liebe zum
Tode , zum eigenen Untergang mehr dran, als die zeitgenössische
Psychologie wahrhaben will. Faust Mephisto sagte ja schon: Alles, was
ist, ist wert zugrunde zu gehen! Judas Ischariot war nicht der letzte
Christ, der im Ernstfall mehr auf Mephisto als auf Christus hörte.
Aber ist die
Selbstauflösung des Christentumes wirklich nur ein religiöses
Problem? Geht mit dieser Auflösung nicht notwendigerweise auch die
Kultur des Abendlandes zu Grunde? Was bleibt von Europa übrig nach
dem Verlöschen des christlichen Abendlandes? Es geht mit dem
Christentum ja auch die Institution der Ehe und damit auch die
Familie zu Grunde, die Grundlagen staatlich-nationalen Lebens.
Betrachten wir die Sache
genauer. A. Gehlen verdanken wir den Hinweis, daß die christliche
Religion sich umformt zu einem religiösen Humanitarismus, als dem
Glauben, daß jeder einzelne Mensch ein Recht darauf hätte,gut zu
leben. Die Kirchenreformbewegung ist nun die Kraft, die diesen
religiösen Humanitarismus zu dem Glauben der Kirche machen will
unter Abschaffung all dem widersprechenden traditionalistischen
Vorstellungen. Nebenbei: die reformierte Kirche der Niederlande ist
diesbezüglich schon weit voraus,indem sie beschloß, daß ein
Pfarrer,der predigte, es gäbe keinen Gott, weiterhin Pfarrer der
Kirche sein dürfe, da der Atheismus nicht die Glaubensgrundlagen der
Kirche beeinträchtige, wohl aber ein grober Verstoß gegen die
politische Korrektheit! Die Selbstauflösung der Kirche ist also ihre
völliges Identischwerden mit dem Zeitgeist, daß der Heilige Geist
durch den Zeitgeist ersetzt wird. Die Kirche hört auf, ein Gegenüber
zur Welt zu sein, sie verweltlicht.
Eine der wichtigsten
Aufgaben der Religion in Hinsicht auf das Leben ist die Regulierung
der Sexualität. Und so richtet sich der Angriff auf die Katholische
Kirche gerade auf die Sexualmoral der Kirche. Sie soll modernisiert
werden. Die Morallehre der Kirche stellt die Sexualität in den
Dienst der Fortpflanzung im Rahmen der Ehe als die dem Menschen
gemäße Sozialform der Nachwuchserzeugung und Erziehung. Von Natur
aus kann der Mensch die Sexualität als Wille zur Lustbefriedigung
von dem Ziel der Sexualität, der Ezeugung von Nachkommen abtrennen
und die Sexualität ohne daß Kinder entstehen, genießen. Die
Tabuisierung dieser Trennung obliegt der kirchlichen Sexualmoral.Löst
diese sich auf, wird der sichere Sex mit und ohne Liebe aber ohne
Nachkommen zur Alltagspraxis! Jeder Blick auf die demographische
(Fehl)Entwicklung zeigt uns die Folgen:lebten alle Völker gemäß
der westlich hedonistischen Lebenskultur, die Menschheit wäre vom
Aussterbungstod bedroht. Daß die Menschheit nicht ausstirbt,
verdankt sie jetzt noch der Tatsache, daß es noch nichtwestliche
Kulturen gibt. Wenn alle Menschen westlich leben, läutet die
Sterbeglocke der Menschheit!
Die westliche Todeskultur
hat ihren Anfang in der Auflösbarkeit der Einheit von Sexualität
und Fortpflanzung. Die technischen Errungenschaften der
Verhütungsmittelindustrie, von der Exlaienbischöfin M. Käsmann auf
dem letzten ökomenischen Kirchentag als Geschenk Gottes bezeichnet,
lassen diese Trennung nun zur Alltagsroutine werden: gelebter Sex
ohne daß Nachwuchs entstehen kann. Diese unfruchtbare Lustgewinnung
zu tabuisieren um des Lebens willen, das ist und war das Herzstück
traditionalistischer kirchlicher Sexualmoral. Die Kehrtwende ist
radikal und findet ihren angemessesten Ausdruck in der Apotheose der
gelebten Homosexualität verbunden mit der Propagierung des Rechtes
auf Abtreibung, wenn das Verhütungsmittel mal versagen sollte. Daß
diese westliche Todeskultur sich aber so durchsetzen konnte und im
Rahmen der Globalisierung zu der Einheitskultur der Welt zu werden
droht, das setzte aber die Auflösung der Autorität der Kirche
voraus. Seitdem faktisch die Kirche nicht mehr durch die Religion die
Sexualität reguliert, wächst diese westliche Todeskultur heran zur
Wüste, die alles Leben verschlingt.
Gebannt schauen die
westlichen Medien auf alle mögliche Menschenleben gefährdenden
Katastrophen, vom Super-Gau im Japan über Klimatodphantasien bis zur
Angst vor Conservierungsstoffen in Lebensmitteln- nur für den
Menschheitstod in Folge des Ausbleibens von Nachwuchs haben sie kein
Auge. Die politische Lösung dieses Problems, wie sie von den
Eurokraten und die sie tragenden Systemparteien propagiert und
praktiziert wird, das Fehlen von eigenem Nachwuchs durch den Import
von Außereuropäern zu kompensieren, kann ja nur so lange
funktionieren, wie es noch nicht verwestlichte Kulturen und Staaten
gibt, die ihren Nachwuchs dann exportieren können. Aber der Sieg der
Globalisierung, von den Eurokraten selbst energisch vorangetrieben,
jetzt auch durch die Bombardierung Tripolis, zerstört so gewiß wie
das Amen in der Kirche diese letzten Reservoire des exportierbaren
Menschenüberflusses. Einst urteilte Dostojewskij:Wenn Gott tot ist,
ist alles erlaubt und sah so Europa im Schatten des Nihilismus
untergehen. Jetzt droht Europa der Aussterbungstod, weil die
religiöse Regulierung der Sexualität außer Kraft gesetzt ist. Es
ist so wirklich kein Zufall, daß die Kirchenzerstörer heuer gerade
als erstes die endgültige Abschaffung der katholischen Sexualmoral
fordern, um so die Kirche ganz der Todeskultur einzupassen. Wie war
das noch mit Freuds Theorie vom Todestrieb? Sollte er doch recht
bekommen im untergehenden Abendland ? Sagen wir es positiv:ohne
Religion funktioniert das menschliche Überleben offensichtlich
nicht. Wir sterben aus. Darum darf es uns nicht gleichgültig sein,ob
die Kirche sich durch ihre eigenen Pseudoreformer zu Tode
modernisiert oder als lebenserhaltende Institution sich bewahrt.
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