Freitag, 17. Oktober 2014

Die Todeskultur

Die Todeskultur- oder vom Untergang der Kirche

Einst galt die Kirche, das Christentum und überhaupt die Religion als eine der Hauptkräfte conservativen Geistes. Conservativ: das, was ist, bewahren. So war jedem Linken, getreu Marx die Religionskritik die Voraussetzung der Kritik der bestehenden Verhältnisse zum Zwecke ihrer Revolutionierung. Jedem Conservativen dagegen war die Kirche der natürliche Verbündete im Kampf gegen den Revolutionsgeist. Nur, es ist fragwürdig,ob dieses Klischee wirklich so stimmt. Daß Urchristentum war wohl nicht dem römischen Reich gegenüber eine conservative Kraft- ja seine Kritik an der Götterverehrung des Kaisers destabilisierte eher den römischen Staat, als daß es sie ihn legitimierte. Aber für das bürgerliche Abendland des 19. und 20.Jahrhundertes kann dieses Klischee doch als zutreffend bezeichnet werden.

Aber was jetzt im 21. Jahrhundert? Die Entchristlichung Europas schreitet so energisch voran, daß von einem postchristlichen Europa gesprochen werden muß. Die tatkräftigsten Feinde von einst, der militante Atheismus ist spätestens seit 1989 erledigt und auch der gemäßigtere humanistische Atheismus, trotz gelegentlicher Revitalisierungsversuche recht sanft entschlafen. Heute sind die destruktiven Kräfte nicht mehr die einstigen äußeren Feinde sondern das Reformlager in der Kirche: wir erleben einen Selbstzerstörungsprozeß der Institution Kirche durch ihr eigenes Personal. Das ist etwas Außergewöhnliches.

Wäre die Selbstdestruktion der Katholischen Kirche nur ein Problem der christlichen Religion und ihrer Kirche, wäre dies nur ein religiöses Problem. Man könnte auch auf den Niedergang des Protestantismus verweisen und mutmaßen, daß nun die Katholische Kirche diesen Niedergang in sich nachholen möchte, das nennen katholische Theologen: ökumenisches voneinander lernen. Vielleicht sollte man beim heuer etwas aus der Mode gekommenen Sigmund Freud über den Todestrieb nachlesen- vielleicht ist an dieser heimlichen Liebe zum Tode , zum eigenen Untergang mehr dran, als die zeitgenössische Psychologie wahrhaben will. Faust Mephisto sagte ja schon: Alles, was ist, ist wert zugrunde zu gehen! Judas Ischariot war nicht der letzte Christ, der im Ernstfall mehr auf Mephisto als auf Christus hörte.

Aber ist die Selbstauflösung des Christentumes wirklich nur ein religiöses Problem? Geht mit dieser Auflösung nicht notwendigerweise auch die Kultur des Abendlandes zu Grunde? Was bleibt von Europa übrig nach dem Verlöschen des christlichen Abendlandes? Es geht mit dem Christentum ja auch die Institution der Ehe und damit auch die Familie zu Grunde, die Grundlagen staatlich-nationalen Lebens.

Betrachten wir die Sache genauer. A. Gehlen verdanken wir den Hinweis, daß die christliche Religion sich umformt zu einem religiösen Humanitarismus, als dem Glauben, daß jeder einzelne Mensch ein Recht darauf hätte,gut zu leben. Die Kirchenreformbewegung ist nun die Kraft, die diesen religiösen Humanitarismus zu dem Glauben der Kirche machen will unter Abschaffung all dem widersprechenden traditionalistischen Vorstellungen. Nebenbei: die reformierte Kirche der Niederlande ist diesbezüglich schon weit voraus,indem sie beschloß, daß ein Pfarrer,der predigte, es gäbe keinen Gott, weiterhin Pfarrer der Kirche sein dürfe, da der Atheismus nicht die Glaubensgrundlagen der Kirche beeinträchtige, wohl aber ein grober Verstoß gegen die politische Korrektheit! Die Selbstauflösung der Kirche ist also ihre völliges Identischwerden mit dem Zeitgeist, daß der Heilige Geist durch den Zeitgeist ersetzt wird. Die Kirche hört auf, ein Gegenüber zur Welt zu sein, sie verweltlicht.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Religion in Hinsicht auf das Leben ist die Regulierung der Sexualität. Und so richtet sich der Angriff auf die Katholische Kirche gerade auf die Sexualmoral der Kirche. Sie soll modernisiert werden. Die Morallehre der Kirche stellt die Sexualität in den Dienst der Fortpflanzung im Rahmen der Ehe als die dem Menschen gemäße Sozialform der Nachwuchserzeugung und Erziehung. Von Natur aus kann der Mensch die Sexualität als Wille zur Lustbefriedigung von dem Ziel der Sexualität, der Ezeugung von Nachkommen abtrennen und die Sexualität ohne daß Kinder entstehen, genießen. Die Tabuisierung dieser Trennung obliegt der kirchlichen Sexualmoral.Löst diese sich auf, wird der sichere Sex mit und ohne Liebe aber ohne Nachkommen zur Alltagspraxis! Jeder Blick auf die demographische (Fehl)Entwicklung zeigt uns die Folgen:lebten alle Völker gemäß der westlich hedonistischen Lebenskultur, die Menschheit wäre vom Aussterbungstod bedroht. Daß die Menschheit nicht ausstirbt, verdankt sie jetzt noch der Tatsache, daß es noch nichtwestliche Kulturen gibt. Wenn alle Menschen westlich leben, läutet die Sterbeglocke der Menschheit!

Die westliche Todeskultur hat ihren Anfang in der Auflösbarkeit der Einheit von Sexualität und Fortpflanzung. Die technischen Errungenschaften der Verhütungsmittelindustrie, von der Exlaienbischöfin M. Käsmann auf dem letzten ökomenischen Kirchentag als Geschenk Gottes bezeichnet, lassen diese Trennung nun zur Alltagsroutine werden: gelebter Sex ohne daß Nachwuchs entstehen kann. Diese unfruchtbare Lustgewinnung zu tabuisieren um des Lebens willen, das ist und war das Herzstück traditionalistischer kirchlicher Sexualmoral. Die Kehrtwende ist radikal und findet ihren angemessesten Ausdruck in der Apotheose der gelebten Homosexualität verbunden mit der Propagierung des Rechtes auf Abtreibung, wenn das Verhütungsmittel mal versagen sollte. Daß diese westliche Todeskultur sich aber so durchsetzen konnte und im Rahmen der Globalisierung zu der Einheitskultur der Welt zu werden droht, das setzte aber die Auflösung der Autorität der Kirche voraus. Seitdem faktisch die Kirche nicht mehr durch die Religion die Sexualität reguliert, wächst diese westliche Todeskultur heran zur Wüste, die alles Leben verschlingt.

Gebannt schauen die westlichen Medien auf alle mögliche Menschenleben gefährdenden Katastrophen, vom Super-Gau im Japan über Klimatodphantasien bis zur Angst vor Conservierungsstoffen in Lebensmitteln- nur für den Menschheitstod in Folge des Ausbleibens von Nachwuchs haben sie kein Auge. Die politische Lösung dieses Problems, wie sie von den Eurokraten und die sie tragenden Systemparteien propagiert und praktiziert wird, das Fehlen von eigenem Nachwuchs durch den Import von Außereuropäern zu kompensieren, kann ja nur so lange funktionieren, wie es noch nicht verwestlichte Kulturen und Staaten gibt, die ihren Nachwuchs dann exportieren können. Aber der Sieg der Globalisierung, von den Eurokraten selbst energisch vorangetrieben, jetzt auch durch die Bombardierung Tripolis, zerstört so gewiß wie das Amen in der Kirche diese letzten Reservoire des exportierbaren Menschenüberflusses. Einst urteilte Dostojewskij:Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt und sah so Europa im Schatten des Nihilismus untergehen. Jetzt droht Europa der Aussterbungstod, weil die religiöse Regulierung der Sexualität außer Kraft gesetzt ist. Es ist so wirklich kein Zufall, daß die Kirchenzerstörer heuer gerade als erstes die endgültige Abschaffung der katholischen Sexualmoral fordern, um so die Kirche ganz der Todeskultur einzupassen. Wie war das noch mit Freuds Theorie vom Todestrieb? Sollte er doch recht bekommen im untergehenden Abendland ? Sagen wir es positiv:ohne Religion funktioniert das menschliche Überleben offensichtlich nicht. Wir sterben aus. Darum darf es uns nicht gleichgültig sein,ob die Kirche sich durch ihre eigenen Pseudoreformer zu Tode modernisiert oder als lebenserhaltende Institution sich bewahrt.


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