Eine Problemanzeige
über nicht lebbare
Theorien der Morallehre
Ich könnte es mir
einfach machen und erklären, daß Alles, so wie es die Kirche jetzt
lehrt im Punkto der Sexualmorallehre ewig wahr ist und daß eben 99%
aller Katholiken, wenn sie nicht gemäß der Sexualmorallehre der
Kirche leben, Sünder sind. Daran anschließend könnte ich dann
eine allgemeine Publikumsbeschimpfung anschließen lassen in der
Spannung von: die kommen alle in die Hölle bis zu: Wir sind eben
alle kleine Sünderleins. Mir ist das zu simpel. Und es muß auch
erlaubt sein, anzufragen, ob Alles, was die Kirche lehrt, den Status
ewiger Wahrheiten besitzt. Man möge nur an die Banalität erinnern,
wie lange die Theologie die Monarchie bzw. Aristokratie für die
angemessene Staatsform hielt und daß es heuer die Demokratie ist,
die zu Zeiten der Französischen Revolution noch als teuflisch galt.
Ein Einstieg in ein
gravierendes Problem der katholischen Sexualmorallehre
Sagen wir es simpel:
konkret ist jede praktizierte Liebe (Sexualität), die über einen
Kuß hinausgeht, vorehelich eine Sünde, vielleicht sogar eine
Todsünde, auch wenn dann diese Handlung dem Täter nicht als
Todsünde zugerechnet werden könnte da in der Regel dem Täter jede
Schuldeinsicht fehle, daß vorehelich gelebte Sexualität Sünde sein
könnte. Das Durchschnittsalter bei Eheschließungen beträgt heuer
bei Frauen 30, bei Männern 33 Jahre. Setzen wir 14 Jahre als Beginn
der Geschlechtsreife (eher früher), dann heißt das, daß eine Frau
durchschnittlich 16, ein Mann 19 Jahre ohne gelebte Sexualität leben
muß, (außer Küssen) wenn er in Übereinstimmung mit der
Sexualmorallehre der Kirche leben will. 16,bzw 19 Jahre gegen die
eigene Natur zu leben, das ist nur wenigen als Gabe Gottes und als
Berufung gegeben als radicale Nachfolge Christi, in der um des
Himmelreiches willen auf praktizierte Sexualität verzichtet wird.
Eine kleine Exkursion
Die Natur des Menschen
ist die, daß er als Glied der Menschheit zur Fortpflanzung bestimmt
ist und daß diese Bestimmung ihn Sexualität praktizieren läßt.
Wenn Menschen sich nur fortpflanzen würden, wenn sie eingedenk des
Kategorischen Imperatives ihre Pflicht darin sähen, ihren Beitrag
zur Prolongierung des menschlichen Lebens zu leisten, dann wäre die
Menschheit wohl schon längst ausgestorben. So erfand die Natur die
Lust des geschlechtlichen Aktes und die Erwartung dieses
Lustgewinnes war bisher der Garant dafür, daß der Nachwuchs sich
einstellte. Das Novum sehr zuverlässiger Verhütungsmittel bis hin
zur legalisierten Abtreibung führt jetzt dazu, daß der Lustgewinn
von der Nachwuchserzeugung entkoppelbar wird und so wir vor einem
Novum stehen: der Möglichkeit der Selbstnichtung des Menschen durch
zu wenig Geburten. Die Natur und der Geschlechtstrieb als
Fortpflanzungswille sind so nicht niedere Strebungen des Menschen,
denen höhere entgegenzusetzen wären sondern hier artikuliert sich
das Gattungsbewußtsein des Menschen, dem das Individuum nur ein
Mittel zum Zweck der Arterhaltung ist. Das ist die Ordnung der Natur-
aber nicht die des Geistes. Nur, der Mensch ist auch Natur, insofern
Gott ihn aus Erde geschaffen hat.
Zurück zum Problem:
16 bzw 19 Jahre sich der
Sexualität wider die eigene Natur zu enthalten, kann nicht eine
Perspektive für alle Menschen sein! Lebte jeder Mensch die radicale
Nachfolge Christi, wie etwa der Apostelfürst Paulus- das Resultat
wäre der Tod der Menschheit, weil es keine Nachkommen gäbe. Deshalb
muß im Sinne Burckhardts unterschieden werden zwischen: Vorbild und
Ausnahme. Große Männer können nach ihm eine Vorbildfunktion haben
oder eine Ausnahme bilden: so darf nur er oder nur wenige Auserwählte
leben. 16, 19 Jahre sind zu viel für Menschen, es sei denn Gott
berufe und talentiere sie zu so einer außerordentlichen Lebensweise.
So gibt es nur zwei
Lösungsmöglichkeiten: entweder, es wird wieder wesentlich früher
geheiratet (meine Nachbarin hat just mit 18 geheiratet und bekommt
nun ihr erstes Kind)oder aber die Kirche muß akzeptieren, daß
vorehelich gelebte Sexualität der Regelfall ist. Wenn die Theorie,
daß jede Form vorehelich gelebter Sexualität Sünde ist, wahr ist,
dann ist sie doch nicht lebbar, weil so lange können nicht alle
Männer und Frauen gegen ihre Natur leben,nur wenige
Außerordentliche.Zudem müßte wohl davon ausgegangen werden, daß
nach so langer Zeit von Fastenthaltsamkeit (Abtötung des
Sexualtriebes oder Sublimierung genannt) die Ehefähigkeit dann auch
beeinträchtigt wäre.Aber heiratet heuer eine Frau mit 18,dann heißt
es auch in Kirchenkreisen: viel zu jung, viel zu früh-aber wenn
damit erst 16 Jahre zu warten ist, was soll dann die Frau oder der
Mann 16 bzw 19 Jahre lang mit seinem natürlichen Sexualtrieb machen?
Und, wir Katholiken sind keine Dualisten, die an einen bösen
Schöpfergott und an einen guten Erlösergott glaubten; die Natur mit
ihrem Willen zur Arterhaltung ist so von Gott geschaffen, der eins
ist mit dem Erlösergott.
Kann eine faktisch nicht
lebbare Theorie legitimer Bestandteil katholischer Sexualmoral sein?
Oder müßte dann von einem Ideal gesprochen werden, das gut
katholisch hierachisch gestuft mehr oder weniger vollkommen
nachzubilden ist? Zur Veranschaulichung: die Definition der Kugel
oder des Kreises offenbart die Idee der Kugel und des Kreises als
sog. ontologische Wahrheit aller kreis- und kugelähnlichen Figuren,
die als reale Abbilder nie vollkommen des Idee entsprechen, sondern
nur Annäherungen sind. Selbstredend ist zu unterscheiden von mit
technischen Hilfsmitteln gezeichneter Kugeln und Kreisen in ihrer
sehr großen Annäherung an die Idee die per freier Hand gezeichneten
Kreise und Kugeln, die viel unähnlicher ausfallen- trotzdem tragen
alle diese Abbilder die selbe ontologische Wahrheit in sich trotz
ihrer verschiedenen Grade der Annäherung an die Idee. Das ist m.E,
übertragbar auf die Morallehre mit der Zusatzthese, daß in Jesus
Christus die Idee vollkommen realisiert erschienen ist.
Ich meine, daß gegen
alles Gleichheitsgerede es gut katholisch ist, hierachisch zu denken.
Die vollkommene Form der Nachfolge Christi ist die des Mönches, aber
um des Überlebens der Menschen willen darf diese Form immer nur eine
Ausnahmeform sein. Der Weltpriester ist gegenüber dem
Mönchspriester schon eine weniger vollkommene Nachfolgeform. Der
Laie weniger als jeder Geweihte und dann könnte man doch nach unten
weiter abstufen: wer gemäß der katholischen Sexualmoral lebt ist
näher der Nachfolge Christi als der, der „Abstriche“ macht- also
die Frau, die ein Kind möchte aber in Ermangelung eines Ehemannes
vorehelich Mutter wird.Denn auch so erfüllt sie die Grundbestimmung
der Frau zur Mutterschaft, nur nicht in der vollkommenen Form der
Ehe. Und Menschen, die sich nicht verheiraten, aber in einer
Liebesgemeinschaft ihre Sexualität leben, verfehlen zwar die
Idealform der Ehe als Ort zu lebender Sexualität, aber sind dem
Ideal näher als Menschen, die etwa ins Freudenhaus gehen, um dort
ihre Sexualität zu leben oder die ihre Sexualpartner wechseln wie
ihre Unterhemden. Ist eine solche Stufenmoral dem Katholischen Denken
nicht gemäßer als ein: (protestantisierendes): Entweder-Oder,
entweder heilig oder Todsünder?
Ich meine zudem
(grundsätzlicher), daß die Frage: wie bin/werde ich vor Gott
gerecht, sodaß ich eingehen darf in das Reich Gottes?, Katholisch
und somit antireformatorisch zu beantworten ist: nur als Glied der
Kirche, nie abstrahiert von ihr. Damit meine ich, daß aus dem
Gnadenschatz der Kirche das ergänzt werden wird im Endgericht, was
mir an individueller Gerechtigkeit/Heiligkeit fehlt. Gerade weil es
in der Kirche wirklich heilig Lebende gibt, die die vollkommene
Nachfolge leben, können die Anderen auch hoffen,ins Reich Gottes
einzugehen, weil ihnen diese in der Kirche gelebte Vollkommenheit
auch zu gute kommt,zuallerst die Verdienste Christi, dann aber auch
die der Gottesmutter Maria, dann aller Heiligen, dann die Meßfrüchte.
Das meine ich auch in antipersonalistischer Intention; die
Philosophie des Personalismus betont zu sehr das Individuum und
begreift den Menschen so nicht, der immer wesensmäßig eingegliedert
ist in ihn übersteigende Ordnungen des Lebens, in denen und durch
die er lebt.
Zur Kriteriologie:
Das oberste Prinzip
katholischer Sexualmoral muß das Gesetz Gottes sein, daß er will,
daß der Mensch lebe und das heißt, daß er sich fortpflanze.
Zeitbedingt war es, wenn etwa (meiner Erinnerung nach) der hl.
Augustin lehrte, daß zu seiner Zeit die Erde schon genug Menschen
habe, sodaß es nun nur noch auf die Christianisierung der Menschen
ankäme und so die Askese die Form der Nachfolge sei- das kann sie
aber nur als Ausnahme sein, denn hätten sich zu Zeiten Jesu alle
Menschen sofort seiner Lebensweise angeschlossen, dann gäbe es schon
längst keine Menschen auf Erden mehr! Die aktuelle
Sexualmorallehre müßte sich also von zeitbedingten Aussagen
distanzieren, wenn diese heuer angesichts des Problemes der
Möglichkeit des Aussterbens in Folge von zu wenig Geburten sich als
dysfunktional erwiesen: so, wenn um des Ideales der Ehe willen jede
außereheliche Geburt als vollkommen unerlaubt angesehen würde,
statt als eine erlaubte Möglichkeit, wenn das Ideal nicht zu
realisieren ist. Denn das Ziel der Ordnung der Ehe ist ja wichtiger
als die Ordnung. Die Bibel lehrt hierzu eindeutig: wenn eine Ehe
unfruchtbar bleibt, ist die Ordnung der Ehe punktuell aufzulösen,
damit eine Nachkommenschaft möglich wird. In dem Falle des
Ausbleibens von eigenen Kindern nimmt sich der Ehemann eine zweite
Frau, die dann stellvertretend für die Ehefrau Mutter wird und dies
Kind gilt dann als legitimes der Ehe. Als Leihmutterschaft könnte
das bezeichnet werden. So ist es eine gute Ordnung, daß auch
Ärzte gemäß der Sonntagsordnung der Kirche arbeitsfrei haben, aber
es muß jeden Sonntag Ärzte geben, die ihren Dienst leisten, um der
Kranken willen, damit die anderen Ärzte gemäß der Sonntagsordnung
leben können.
Supplement zum
peronalistischen Denken in der Katholischen Morallehre
Grundelement jeder
Moralphilosophie wie jeder Moraltheologie ist das Gesetz oder die
Form des Imperatives. Ein Menschenbild gehört nicht zur
Moraltheologie- denn was kann und soll ein solches Bild denn leisten?
Ist es ein realistisches Bild, dann sagt es nur, was ist und somit
nichts aus über das, was sein soll. Von dem, was ist, auf das zu
schließen, was sein soll, ist der Fehler moraltheologischen Denkens
schlechthin- der naturalistische Fehlschluß! Soll es aber aussagen,
daß dies Menschenbild sagt, wie der Mensch sein soll, dann muß der
imperativische Charakter der Bilder legitimiert werden und somit
steht wieder am Anfang das Gesetz, ein Imperativ: So soll der Mensch
sein. Christus als nova lex ist dann der Höhepunkt christlicher
Ethik, nicht aber ihr Anfang.
Zudem wird bei einem
„personalistischen“ Eheverständnis der private Charakter der
Liebesbeziehung zuungunsten des institutionellen Charakters der Ehe
überbetont und somit diese Ordnung als gottgewollte Schöpfungs- und
Erhaltungsordnung verkannt. Ordnungen, die dem Leben dienen, dem
Erhalt des Gattungswesen Mensch, die Ordnung des Staates und die der
Ehe als Grundformen sind nicht um der Individuen dar sondern sie
dienen dem Leben, das den Einzelnen dem Ganzen unterordnet. Wo der
Einzelne zum Zentrum von Lebens- und Erhaltungsordnungen „aufsteigt“,
degenerieren zugleich diese Ordnungen: wenn die Ehe mich nicht mehr
glücklich macht, verlasse ich sie -so an- und vorgedacht schon bei
Goethe, Wahlverwandschaften, Flaubert, Madame Bovery, Fontane, Effie
Briest und heuer die praktische Regel! Der Personalismus, im
Protestantismus beheimatet als Überreaktion auf Hegel, dem man
(unrechtens) vorwarf, bei ihm ginge das Individuelle im Allgemeinen
unter, zersetzt alle Ordnungen ob der Verabsolutierung des
Individuums! Mein Privatglaube- nicht der der Kirche usw.
Ist das personalistische
Denken nicht ein trojanisches Pferd, das die Kirche besser vor ihren
Türen hätte stehen lassen sollen, statt es zu integrieren?
Zur Alternative: eine
Ordnungstheologie
Vorauszusetzen ist
metaphysisch, daß alles Geschaffene durch Gott als creatio ex nihilo
geschaffen ist und somit immer von der Möglichkeit des
Nicht(mehr)seins umgeben ist. So konnte Gott dann auch nach dem
Sündenfall die gesamte Schöpfung der Nichtigkeit unterwerfen, ohne
damit ihr Sein als Geschöpftsein zu verändern. Die von Gott
gesetzten Ordnungen des Lebens (wie auch die
Naturgesetze/Naturordnungen sind so erstmal Mittel, damit, das was
ist, nicht der Nichtung anheimfällt. Die Ordnung von Ehe und Staat
ist somit nicht eine, die erst postlapsarisch um der Begrenzung der
Folgen des Sündenfalles gesetzt worden, sondern sie sind
prälapsarisch. Die Ordnung der Ehe ist nun eindeutig dem Ziel der
Arterhaltung subordiniert. Das in der nachkonziliaren Theologie als
zweites Ziel Angegebene, etwa dies eigentümliche Gerede von
vollkommener Hingabe an den anderen, erachte ich als unglückliche
Akkomodation an den Zeitgeist und als zutiefst problematisch, da
dabei das Spezifische der Ehe außer Sicht gerät; Klartext: auch
eine Homosex(pseudo)ehe kann sich rühmen, daß sie partnerschaftlich
ist und daß in ihr völlige Hingabe gelebt wird! Das
Partnerschaftsgerede könnte unabsichtlich so zum Einfallstor der
Homosexeheideologie werden, wie es im Protestantismus üblich
geworden ist.
(Persönliche Anmerkung:
im 2. kirchlichen Examen der Reformierten Kirche durfte ich eine
Klausur über die Möglichkeit der Segnung homosexueller Paare
schreiben, erhielt für meine These, daß das theologisch nicht
vertretbar sei eine schlechte Note, sonst nur gute Noten und den
Verweis, daß ich doch gefälligst das zu überdenken habe, den Homos
könnten doch sehr wohl eine partnerschaftliche Ehe führen in Treue
und Hingabe zu einander!)Dieser Subordination entspricht die
Subordination der Ordnung des Staates unter das Ziel des Erhaltes des
Volkslebens. Diese Ordnungen sind der Vernunft zugänglich ob ihres
Zieles, dem sie untergeordnet sind in ihrer Sinnhaftigkeit für
dieses Ziel.
Es gibt nun eine Spannung
zwischen der von Gott gesetzten Ordnung mit dem Ziel des Erhaltes des
Lebens und der Heilsordnung mit dem Ziele der ewigen Gemeinschaft mit
Gott. So ist die vollkommene Nachfolgepraxis Christi, die der Armut
und des Zölibates für das Ziel des Erhaltes des Lebens geradezu
tödlich. Lebten alle so, würde das menschliche Leben in kürzester
Zeit verlöschen. Diese vollkommene Nachfolge kann also nur gelebt
werden, weil andere Christen unvollkommener Christi nachfolgen. Das
wertet diese defizitäre Nachfolge auf, darf aber nicht dazu führen,
die vollkommene abzuwerten. Es ist bezeichnend, daß etwa der
Reformator Zwingli das Mönchtum auch deshalb abschaffen wollte, weil
es keinen Nutzen für das bürgerliche Leben erbrächte: weder
Familie mit Nachwuchs, noch „nützliche“ Arbeit im ökonomischen
Sinne!
Eine Moraltheorie muß,
wenn sie nicht bloße Theorie sein will ohne eine Lebensrelevanz,
auch lebbar sein. Das Ideal vollkommener Enthaltsamkeit darf nicht
von allen gelebt werden, weil das den Tod der Menschheit zur Folge
hätte. Daß alle Menschen bis zu ihrer Verheiratung faktisch
enthaltsam leben, ist theoretisch dagegen vorstellbar-aber jede
Menschenkenntnis sagt uns, daß diese Enthaltsamkeit nicht lebbar
ist, wenn die Menschen durchschnittlich mit 30 bzw 33 Jahren erst
heiraten. Denn jedes enthaltsame Leben ist selbstverständlich ein
Leben gegen die menschliche Natur. Der Mensch bringt so ein Opfer da,
wenn er wider seine Natur lebt. Aber eine solche Lebensweise von
allen Menschen zu fordern, ist eine praktische Unmöglichkeit.
Eine Ordnungstheologie
reflektiert dabei immer auch, daß die Ordnungen um eines Zieles sind
und daß so das Ziel wertvoller ist als die Ordnung, die ja um des
Zieles willen ist. Zur Veranschaulichung: die Straßenverkehrsordnung
ist gegeben zum Schutze aller Verkehrsteilnehmer. In diese Ordnung
gehört das Verbot, bei Ampelrot die Straße zu überqueren. Stehe
ich jetzt an der auf Rot geschalteten Ampel und sehe auf der
gegenüberliegenden Straßenseite jemanden stürzen, sodaß er nicht
wieder aufstehen kann, dann darf, ja bin ich eigentlich sogar
verpflichtet, die Ampel bei Rot zu überqueren, um Hilfe zu leisten,
sofern der aktuelle Straßenverkehr das zuläßt. Hier nun zu meinen,
daß ich mit der Hilfe zu warten habe, bis die Ampel auf Grün
umgeschaltet habe, käme einer unterlassenden Hilfestellung nahe.Es
gibt Situationen, wo der Verkehrsteilnehmer sich gegen die Ordnung
der Verkehrsordnung verhalten muß, um dieser Ordnung in ihrer
Zielsetzung gerecht zu werden. Nur wenn die Ordnung als wichtiger als
ihr Zweck angesehen wird, wird die Ordnung pervertiert, weil nun
durch die Befolgung das Ziel der Ordnung verfehlt wird. Das muß auch
für die Reflexion über die Sexualmoralordnung gelten. Die Ordnung
der Ehe darf nicht zum Hindernis für das Ziel dieser Ordnung werden,
dem Nachwuchs. Denn Gott hat die Ordnung der Ehe gesetzt , damit der
Mensch sich so fortpflanze. Das personalistische Denken setzt dagegen
zu sehr das Individuum in das Zentrum und betrachtet so die Ehe eher
als die gute Ordnung für Mann und Frau unter Hinteranstellung des
Zweckcharakters dieser Ordnung.
Zwei Fälle der heutigen
Morallehre scheinen mir so besonders problematisch: erstens die
Lehre, daß jede vorehelich gelebte Intimität eine Sünde sein soll.
Gemäß dieser Lehre können Menschen leben, heirateten sie etwa
durchschnittlich mit 18 Jahren. Maria, die Muttergottes war erst 16,
als sie Mutter wurde. Solange aber das Durchschnittsheiratsalter 30
bzw 33 Jahre beträgt, ist diese Lehre nicht mehr lebbar. Hält die
Morallehre aber an dem fest,evoziert sie den fatalen Eindruck,
unlebbare Lehren aufzustellen, die so auch nicht fürs praktische
Leben zu gebrauchen sind, weil sie nicht lebbar sind.
Zweitens darf die
Ehemorallehre die Ordnung der Ehe nicht höher schätzen als den
Zweck der Ehe. Das hätte zur Konsequenz: wenn die Ordnung der Ehe
zum Hindernis für den Zweck der Ehe wird, ist um des Zweckes willen
Abstriche an der Ordnung der Ehe zu machen. Sonst wird die Ordnung
zum Selbstzweck und zum Hindernis für den Zweck. Das wäre so, als
wenn jemand, der einen Schwerverletzten ins nächste Spital bringt
mit seinem PKW, angehalten wäre, unbedingt die
Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten, auch wenn das zur Folge
hätte, daß der Schwerverletzte auf dem Transportweg stirbt. Der
Mensch kann so auch an zu viel Moralordnung sterben-nicht nur an zu
wenig! Das muß eine christliche Moralordnung ausschließen, indem
sie das Leben höher stellt als den Wert der Moralordnungen.
ZITAT: „konkret ist jede praktizierte Liebe (Sexualität), die über einen Kuß hinausgeht, vorehelich eine Sünde,“
AntwortenLöschenIn dem Kontext sollte man besser nicht von „Liebe“ sprechen. Liebe ist niemals sündhaft. Unzucht ist sündhaft.
Wenn „Liebe machen“ aber ein Synonym sowohl für den ehelichen Akt als auch für Unzucht ist, und man dann von „Liebe“ spricht, geht das ganze Gespräch den Bach runter.