Neuevangelisation
Zwei Begriffe bestimmen
die innerkirchliche Diskussion zumindest im deutschsprachigen Raum:
Reformen und Neuevangelisation. Ersterer ist das Lieblingsmantra des
linksliberalen Katholizismus und meint nichts anderes als die
Anpassung an den Zeitgeist, um so besser bei den Menschen anzukommen:
die Verweltlichung der Kirche.
Ist nun der Begriff der
Neuevangelisation der Oppositionsbegriff dazu: meint er die
Verkirchlichung der Kirche? Der Adressat dieser Evangelisation soll
ja nicht der Nichtchrist sein, sondern Christen. Bekehrte sollen noch
einmal, also bekehrt werden? Eine einfache Beobachtung
volkskirchlicher Realität steht wohl dahinter: daß scheinbar auch
vielen getauften und gefirmten Katholiken ihr Glaube recht
gleichgültig ist, daß sie nicht leben, was sie glauben, wenn sie
denn überhaupt im Sinne der Kirche glauben. Der Gesamtkomplex der
Vermittlung des Glaubens der Kirche, von den Eltern über den
schulischen Religionsunterricht, dem kirchlichen Unterricht, der
Erstkommuniosvorbereitung, der Firmungsvorbereitung und die
Bildungsarbeit der Gemeinden und der kirchlichen Verbände, ein fast
unüberschaubar großer Komplex versagt-nicht völlig, aber
weitestgehend. Denn sonst müßten diese Vermittlungsinstanzen die
Forderung nach einer Neuevangelisation unnötig machen.
Was leisten die
Vermittlungsinstanzen des Glaubens?
Das evoziert die Frage:
woran wird der Erfolg bzw der Mißerfolg dieser Vermittlungsinstanzen
festgemacht. Vorläufig sagen wir: ob es gelingt, den Glauben der
Kirche so zu vermitteln, daß er individuiert von ihren Gliedern
gelebt wird. Beim Spracherlernen gilt ja auch: das System der zu
erlernenden Sprache ist vor dem einzelnen Sprechakt. So ist auch der
Glaube der Kirche vor dem individuellen Glauben, der sich zum Glauben
der Kirche verhält wie der Einzelsprechakt zum System der Sprache.
Die Differenz des von den Getauften wie gelebten Glaubens zum
kirchlichen Glauben ist so der Grund für die Parole einer
Neuevangelisation. So kann der Begriff der Neuevangelisation als der
Oppositionsbegriff zu dem der Reformen begriffen werden.
Was offensichtlich fehlt
ist eine konkrete Analyse, was der Gesamtkomplex der Vermittlung des
kirchlichen Glaubens leistet und was er nicht leistet,
ausdifferenziert nach den Einzelvermittlungsinstanzen. Wenig
hilfreich ist da das Ausgehen von persönlichen Erfahrungen, etwa die
eines guten Religionsunterrichtes und langweiliger Sonntagspredigten.
Denn solche Erfahrungen können nicht einfach verallgemeinert werden.
Sie sind zu subjektiv.Eines ist aber evident: wenn die
Vermittlungsinstanzen schon selbst ein kritisch distanziertes
Verhältnis zum Glauben der Kirche haben, dann wird hier kein
kirchlicher Glauben wachsen.
Was geschieht im
Religionsunterricht?
In dem Passauer
Bistumsplatz konnte man unter der Überschrift: „Ist der Glaube
eigentlich Pflicht?“ lesen, wir hätten im Religionsunterricht ganz
viele verschiedene Religionen kennen gelernt. Jeder müsse selbst
entscheiden, welche er glauben möchte1.
Aber, müsse man sich denn für eine dieser Religionen entscheiden
oder könne man in einer Unentschiedenheit verweilen, daß man eben
nichts glaube? Die Antwort: „An Gott zu glauben ist keine Pflicht!
Niemand muss an Gott glauben.“ Wichtiger sei es, daß Gott an uns
glaube. Gott böte seine Freundschaft uns an, die wir annehmen oder
auch ablehnen könnten. So wird jede Religion und der Glaube
vergleichgültigt durch die Meinung, daß Gottes Freundschaft jedem
Menschen gelte,unabhängig davon, wie er sich zu Gott verhält. Das
wird im katholischen Religionsunterricht offiziell gelehrt.
Jesu Mahnung:
Jesus mahnt uns, bevor
wir ein Werk beginnen wollen, uns genau zu prüfen, ob unsere Kräfte
dazu auch ausreichen, damit wir nicht, bildlich gesprochen, beim
anvisierten Hausbau nach der Fundamentlegung aufhören müssen, weil
uns die Mittel zum Weiterbau fehlen (Lk 14,25-35).
Eingedenk dieser Mahnung:
was sind die Probleme,mit denen das Projekt einer Neuevangelisation
zu rechnen hat?
Der orientierungslose
Mensch als Adressat
Aus Predigten und
mannigfaltigster eher konservativer Zeitkritik ist uns allen die
Phrase von dem modernen orientierungslosen Menschen, isb. jungen
Menschen wohlvertraut. Die Kirche gliche einem Wasserverkäufer in
der Wüste, der sich darüber zurecht wundert, daß die Massen an
Dürstigen nicht zu dieser kirchlichen Quelle eilen. Vielleicht müsse
die Qualität des Wassers etwas optimiert werden oder die Verpackung
ansprechender gestaltet werden, aber im Prinzip ist der Glaube das
Produkt, was der moderne orientierungslose Mensch unbedingt
bräuchte.So wäre die Neuevangelisation eigentlich das einfachste
von der Welt.
Aber stimmt dies Bild?
Die Verkündigung Christi in Gestalt der Heidenmission traf nie auf
orientierungslose Menschen, sondern auf in ihre Kultur sozialisierte
Menschen, die so in ihrer Kultur ihre Lebensorientierung fanden.
Sicher gibt es in allen Kulturen das Phänomen des Dissidenten, wenn
man darunter einen Einzelmenschen versteht, der kritisch distanziert
sich zur dominanten Kultur verhält. Man könnte ihn den Archetypus
des Intellektuellen nennen, aber dieser Typus ist immer, wie Hermann
Hesses „Steppenwolf“ eine Ausnahme, ein Randgänger. Eine Kultur
funktioniert nur, weil die Mehrheit gemäß der dominanten Kultur
lebt. Und das ist auch in postmodernen Zeiten so. Nur, daß unsere
jetzige Kultur keine christliche mehr ist. Die christliche
Verkündigung stößt so immer schon auf in ihrer Kultur bestimmte
Menschen.
Noch komplexer wird die
Bestimmung des Adressaten, wenn wir statt der Illusion einer
einheitlichen Kultur eine Pluralität von gelebten Ethossen
wahrnehmen. Anders gesagt: es gibt soziale Räume, den der Familie,
den des Berufes, den der Freizeit, den der Politik, den des
Vereinslebens, den der Kirchen und Religionsgemeinschaften. In ihnen
gibt es geschriebene und ungeschriebene Kodexe des richtigen
Verhaltens. Erst dadurch werden sie zu sozialen Räumen im Gegensatz
zu natürlichen Räumen. Ein durchschnittlich Sozialisierte weiß
spontan, wie er sich in den jeweigen Sozialräumen zu verhalten hat,
was er an Verhalten der Anderen zu erwarten hat und wieweit
Abweichungen noch toleriert werden und ab wann Sanktionen zu erwarten
sind. Das Familenethos, das Wirtschaftsethos, das Staatsethos sind
nach Gehlen die wichtigsten Sozialräume.
Man stelle sich vor, ein
Mann, von Beruf Lehrer würde in der Familie wie ein Lehrer agieren
und seine Lehrerkollegin wie seine Ehefrau ansehen. Das alltägliche
bürgerliche Leben lebt geradezu davon, daß wir, spontan, weil
erfolgreich sozialisiert, uns immer gemäß dem jeweiligen Sozialraum
bewegen.
Die kirchliche
Verkündigung trifft so auf Adressaten, die einerseits durch unsere
postmoderne Kultur und dann durch die Vielzahl der Sozialräume, in
denen sie leben, bestimmt sind. Dies Bestimmtsein kann man sich am
besten im Vergleich zu Sportarten vorstellen. Es gibt eine Vielzahl
von Ballsportarten. Jede bestimmt für sich die ihr eigene Art des
Umganges mit dem Spielgerät Ball. Im Fußballspiel wird der Ball
anders traktiert als im Handballspiel. Der Einzelne wird dann in
jeder Ballsportart gemäß ihren Regeln Glied der Spielmannschaft und
spielt demgemäß. Wie er nun spielt, das ist seine individuelle
Auslegung des durch die Spielregeln vorgegebenen Regeln und Rollen,
etwa des Torwartes. So gibt es die individuelle Freiheit gerade erst
durch das jeweilige Regelsystem.
Aber wie kann denn nun
die kirchliche Verkündigung hier Fuß fassen, wenn die allgemeine
Kultur und die sozialen Räume schon das Individuum determinieren? Es
gibt keinen christlichen Fußball, keine christliche
Betriebswirtschaftslehre und auch keine christliche Politik, wird
dann gefolgert, denn jeder dieser Sozialräume ist schon hinreichend
durch ihr Eigenethos bestimmt. Es ist kein Raum mehr für eine
weitere Bestimmung, weil es nichts Unterbestimmtes gibt.
Soll das Christliche nun
als Kritik und Alternative zu den schon existierenden Bestimmungen
verkündigt werden? Selbstredend kann man sich Konfliktstellen vor
Augen halten, in denen das in einem Sozialraum existierende Ethos mit
dem christlichen in Widerstreit gerät.Aus christlich pazifistischer
Sicht wäre das der militärische Raum, die Arme, daß Krieg ein
Mittel der Politik ist oder der medizinische Raum, in dem faktisch
legal Abtreibungen vollzogen werden. Aber diese Konfliktstellen, so
dramatisch sie auch sind, dürfen uns doch nicht den Blick dafür
versperren, daß in der Regel die christliche Moral mit der in den
Subsystemen gelebten Ethik kompatibel ist. Das ist der Hintergrund
für die Vulgärmeinung, Christ sein hieße, anständig zu leben. Was
anständig meint, das legt dann die allgemeine Kultur und die Kultur
in den Subsystemen fest. Und das wird dann materialiter mit
christlichem Leben ineinsgesetzt.
Es bliebe dann als
Refugium für die christliche Verkündigung nur noch das Ganze des
individuellen Lebens übrig : was ist der Sinn in diesem ganzen
Spiel?, wie einst die bekannte Schlagersängerin Alexandra sang. Es
muß aber konstatiert werden, daß diese Sinnfrage den Menschen,
eingebunden in eine Vielzahl von sozialen Räumen, auch als
Subsysteme beschreibbar und eingezeichnet in die postmoderne Kultur
diese Frage sehr viel weniger bedrängt und umtreibt, als es der
Verkündigung lieb ist. Es gibt schon, um es marktwirtschaftlich
auszudrücken,zu viele Sinnanbieter auf dem Markt der Möglichkeiten.
Nicht Sinnlosigkeit sondern ein Überangebot an Sinn bestimmt den
postmodernen Menschen. Er muß nur noch auswählen bzw sich sein
Sinnkonzept selbst zusammenkonstruieren. Und wie der postmoderne
Mensch es gelernt hat, statt im Tante Emma Laden einzukaufen, wo ihm
die Inhaberin persönlich beriet und das ihm Rechte auswählte,im
Supermarkt im Überangebot so auch kommt er mit dem Überangebot an
Sinn zurecht. Nur wenige Nostalgiker käuften lieber im kleinen Tante
Emmaladen ein. Das wäre das Klientel, das aus dem Überangebot an
Sinn gerne zurück wollte in die Zeit, in der die Kirche das Monopol
auf Sinn hatte.
Ein kurzes Resümee:
Den
modernen,orientierungslosen Menschen gibt es wohl nur in der
kirchlichen Verkündigung und in zeitkritischen Kulturdiagnosen,
faktisch trifft die Verkündigung auf immer schon kulturell
Sozialisierte, die daraus ihre persönliche Orientierung entnehmen.
Um der Neuevangelisation willen muß also das Verhältnis des
christlichen Glaubens zu der gelebten Kultur reflektiert werden.
Auch wenn noch so sehr
das Gewicht auf die persönliche Ansprache gelegt werden sollte bei
der Neuevangelisation, der Adressat ist immer schon ein kulturell
Geprägter, der in sozialen Räumen lebt und da aus ihnen lebt! Um
das Bild vom Wasserverkäufer in der Wüste aufzunehmen: die
kirchliche Verkündigung gleicht einem Wasserverkäufer in der
Wüste, der auf Menschen stößt, die alle mit Getränkevorräten
ausgestattet sind. Und so erging es schon den ersten christlichen
Verkündigern. Man denke an des Apostels Paulus große
Verkündigungsrede auf dem Aeropag und der Mißerfolg.
Die Verkündigung müsse
glaubwürdig sein
Autorität als Grund der
Wahrheit
Das ist wohl einer der
beliebtesten Phrasen zeitgenössischer Theologie. Ein Sprecher und
eine Aussage: der Wahrheitsgehalt der Aussage soll nun abhängig
gemacht werden von der Verfaßtheit des Sprechers. Eine einfache
Sprechhandlung mag dies veranschaulichen: wenn der Richter am Ende
eines Gerichtsprozesses erklärt: Hiermit spreche ich den Angeklagten
frei, dann gilt dies Urteil kraft der Autorität des Sprechers. Die
Autorität des Sprechers ist Garant für die Wahrheit. Auf den
christlichen Raum übertragen hieße das: weil Gott, sein Sohn oder
eine Institution oder ein besonders Beauftragter spricht, ist das so
Ausgesagte wahr, weil Gott oder ein von ihm Beauftragter spricht.
Hier ist die Autorität des Sprechers die Quelle der Wahrheit. Ein
Unterschied müßte dabei noch berücksichtigt werden. Das eine mal
gilt: weil die Autorität es sagt, ist es wahr. Das bezieht sich auf
eine Entscheidung, die gilt, als wahr gilt, weil sie eine legitime
Autorität getroffen hat. Man denke an die Tatsachenentscheidung im
Fußballspiel: es gilt das Tor, wenn es vom Schiedsrichter als Tor
anerkannt wurde, auch wenn später eindeutig bewiesen wurde, daß
dies ein Fehlurteil war, oder an eine Entscheidung eines Königes,
der jemandem zum Minister einsetzt.Der andere Fall ist, daß etwas
als wahr ausgesagt wird und es als wahr gilt, weil die Autorität des
Sprechers als Garant für das Wahrsein seiner Aussage gilt. Wenn Gott
etwas offenbart, dann ist das wahr, weil von Gott nicht aussagbar
ist, daß er Unwahres aussage.
Von dieser Vorstellung
unterscheidet sich die, daß eine Aussage, unabhängig vom Sprecher
wahr ist und als wahr erkennbar ist. Das kann als die
Grundüberzeugung der vorkonziliaren Theologie angesehen werden. Die
katholische Apologetik sah es als ihre Aufgabe an, die
Glaubenswahrheit des katholischen Glaubens als ein Gesamtes bestehend
aus wahren Aussagesätzen in ihrer Wahrheit und somit ihrer
Glaubwürdigkeit zu ergründen. In allen Wissenschaften ist das das
Ideal des wissenschaftlichen Denkens. Niemand sollte auf die
Autorität Albert Einsteins hin seine Relativitätstheorie für wahr
erachten, sondern durch denkerische Einsicht zur Erkenntnis des
Wahrseins dieser Theorie kommen. Nun gibt es berechtigte Zweifel, daß
alle Wissenschaften diesem Ideal gerecht werden. Man denke an das
Werturteil, daß Goethe Hochkultur, Hedwig Courths Mahler
Trivialliteratur ist. Befrägt man Germanistikprofessoren nach der
wissenschaftlichen Begründung dieses Werturteiles, man wird
enttäuscht vernehmen, daß dies Urteil ein wissenschaftlich nicht
begründetes Geschmacksurteil sei, daß seine Legitimität nur auf
dem Konsensus der im Raume der Germanistik anerkannten Autoritäten
beruht.
Die Unerkennbarkeit der
Wahrheit und der Ausweg des Dezisionismus
Für die katholische
Theologie nach dem 2. Vaticanum gilt aber, daß mit der Aufgabe der
Apologetik, stattdessen spricht man nun von der Fundamentaltheologie,
der Glaube an die Erkennbarkeit der Wahrheit der Glaubensinhalte sich
aufgelöst hat. Eine für den Wahrheitsanspruch des Glaubens
problematischer Weg bot sich dann an. Der Begriff der Entscheidung
avancierte in das Zentrum des theologischen Denkens.
Ein einfaches Bild möge
das Problematische der Vorstellung der Dezision veranschaulichen: Ein
Mann steht auf einem 10 Meter hohen Sprungturm eines Schwimmbeckens.
Es ist ihm, da er blind ist, unmöglich zu erkennen, ob im
Schwimmbecken Wasser oder ob es trocken ist. Er muß sich
entscheiden: Springe ich, oder springe ich nicht. Es gibt für ihn
kein Kriterium oder Indizien, die dafür sprächen, daß das Becken
mit Wasser gefüllt sei oder nicht. Er muß sich entscheiden und
springt oder springt nicht. So stünde der Mensch auch vor der
Entscheidung, den Glauben für wahr oder für unwahr zu halten. Der
Glaube wird dann zum Sprung in die Entscheidung des blinden
Vertrauens in das Wahrsein der Glaubensinhalte. Ratzinger, damals
noch Universitätsprofessor piublizierte sein Werk der Einführung in
das Christentum, in dem auch er diesen problematischen Weg des
Dezisionismus beschritt2.
Vielleicht erklärt sich aus der Abkehr von diesem Weg das
Insistieren des ´Kardinals Ratzinger in den Synthesencharakter des
Christentums aus Jerusalem und Athen, als dialektische Einheit von
Vernunft und Offenbarung.
Gerade im heutigen
Religionsunterricht scheint der Dezisionismus heimisch geworden zu
sein, wenn man dem Passauer Bistumsblatt mit seinem Artikel: „Ist
der Glaube eigentlich Pflicht?“ folgt.
Jeder Mensch müsse
selbst entscheiden, was er glauben wolle, aber er könne sich auch
dafür entscheiden, nichts zu glauben. Kriterien für die
Entscheidung gibt es offenkundig nicht.
Die Pascalssche Wette
und die Unerkennbarkeit der Wahrheit
Es sei en passant an
Pascals Wette gedacht: der Mensch kann nicht erkennen,ob der Glaube
der Kirche wahr oder unwahr ist. Aber er muß sich entscheiden, ob er
diesen Glauben für wahr oder für unwahr hält. Wenn dieser Glaube
wahr wäre, und der Mensch ihn für unwahr hielte, verlöre er das
ewige Leben, denn die notwendige Voraussetzung für die Partizipation
am ewigen Leben ist der Glaube. Wenn er hingegen den Glauben für
wahr hielte und er es nicht wäre, verlöre er nichts. So sei es
sinnvoll, den Glauben für wahr zu halten als für unwahr, weil man
so das ewige Leben gewonnen könne, wenn er wahr wäre, aber man
verlöre nichts, würde er unwahr sein. Das ist sozusagen eine
spieltheoretische Lösung des Dezisionsproblemes, daß man eine
Entscheidung treffen muß, aber sie nicht erkenntnismäßig fällen
kann.
Der glaubwürdige Zeuge
Als Abmilderung dieses
Dezisionismus kann nun die Einführung der Vorstellung vom
glaubwürdigen Zeugen gelten. Das wäre jemand, der zum Blinden auf
dem 10 Meter Sprungbrett zuriefe: Springe ruhig, das Schwimmbecken
ist mit Wasser angefüllt. Dies Zeugnis soll nun ob der Qualität des
Zeugen glaubwürdig sein.Der Hörer dieses Wortes ist, um es auf die
Sachebene zu transferieren, jemand, dem eine natürliche
Gotteserkenntnis nicht mehr möglich ist, weil diese die
philosophische (Kant) wie auch theologische Kritik (Karl Barth und
andere)desavoiert hat . Jeder natürlichen Gotteserkenntnis beraubt,
(wider die Lehre vom 1.und 2. Vaticanischen Konzil), ist er nun
wahrlich blind für jede Gotteserkenntnis. Er steht nur noch vor der
Entscheidungsfrage: glaube ich dem mir zugesprochenen Wort oder
glaube ich nicht.
Wenn ein Arzt zu mir
sagte, Rauchen schadet ihrer Gesundheit, während er sich eine
Zigarette anzündet, dann würde diese ärztliche Aussage als
unglaubwürdig angesehen werden, weil der Aussager raucht und somit
das praktiziert, was er mir um meiner Gesundheit willen verbieten
möchte. Ein nicht rauchender Arzt würde mir als glaubwürdiger
erscheinen, wenn er zu mir sagt, rauchen sie nicht weiter. Nur, der
Wahrheitsgehalt der Aussage, daß Rauchen der Gesundheit schadet,
existiert unabhängig davon, ob der Zeuge dieser Aussage raucht oder
nicht raucht. Könnte ich den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht
erkennen, dann müßte ich auf die Fachautorität des Arztes oder
seiner Glaubwürdigkeit hin der Aussage Glauben schenken. Daß heuer
ob der Autorität der Kirche hin das von ihr Ausgesagte geglaubt
wird, diese Zeiten sind vorbei. Warum das so ist, wie es dazu kam,
ist eine Geschichte für sich. So bliebe nur noch die Vorstellung vom
glaubwürdigen Zeugen.
Er trägt nun die ganze
Last der objektiven Wahrheit auf seinen schmalen Schultern und ist
damit überfordert. Er kann nur zeigen, daß das, was er als Glaube
verkündigt oder einfacher gesagt: aussagt, selbst glaubt und
praktiziert. Wenn zu mir ein Zeuge Jehovas verkündet, es wäre eine
Sünde, seinen Geburtstag zu feiern und Prost zu sagen und er das
auch wirklich praktisch lebt, dann ist das für mich kein
ernstzunehmender Grund, das für sündig zu halten, so glaubwürdig
er das auch verkündet und lebt! Wenn im Religionsuntericht die
Lehrerin sagt, sie glaube an die imerwährende Jungfräulichkeit
Mariens und sie es so aussagt,daß die Schüler ihr glauben, daß sie
es so glaubt, glaubt noch kein Schüler das. Die Mutter Gottes
selbst, als ihr der Engel die Geburt eines Kindes verhieß, glaubte
ihm nicht sofort und das, obwohl ein Engel ihr das verkündete. Sie
hatte, nach der Tradition der Kirche ein Jungfrauengelübde abgelegt
und deshalb sagte, daß sie nicht schwanger werden könne ob ihrer
Josephsehe. Daß das doch möglich ist, das zu glauben, verlangte der
Engel aber gar nicht von ihr. Denn er begründete ihr die
Möglichkeit, daß sie Jungfrau bleiben und doch Mutter werden könne
mit der Vorstellung von der Allmacht Gottes. An die Allmacht Gottes
glaubte Maria und so konnte sie auch der Verheißung des Engels
glauben. Selbst die Glaubwürdigkeit eines Engels reichte Maria
nicht, um zu glauben. Sie war anspruchsvoller-zu recht, um so nicht
ein Opfer jeder Art von Aberglaubens zu werden. Sie verlangte als
fromme Frau eine Einsicht in das ihr Verkündigte.
Das Problem ist
offenkundig, vor dem wir hier angesichts der Aufgabe einer
Neuevangelisation stehen.
Der Inhalt der
Verkündigung
Was soll denn den
Menschen verkündigt werden.
Der prima facie Eindruck:
das Was bleibt in der Diskussion um die Neuevangelisation erstaunlich
unbestimmt. Es wäre wohl eine überspannte Kirchenkritik, meinte
man, daß das einzige Anliegen der Institution Kirche das wäre,
ihre Kirchensteuerzahler zu erhalten oder zu vermehren und daß es
ihr so eigentlich gleichgültig ist, was verkündigt wird,
Hauptsache, es bindet die Glieder an die Kirche.Nur, für die
Institution Kirche, auf dem freien Markt der Sinnanbieter und den
vielen Mitbewerbern, um nicht Konkurrenten zu sagen, liegt dieser
Fehlweg nicht völlig fern. Signifikant ist ja, daß alle
innerkirchlichen Reformprogramme, die heuer lautstark vertreten
werden, auf eine Parole reduzierbar ist: die Kirche muß sich der
Nachfrage der potentiellen religiösen Konsumenten anpassen,
marktgerecht ihre Angebote produzieren.
Es war wohl Luther, der
anfing, das griechische Wort: „Schüler“ mit „Jünger“ zu
übersetzen und somit das Lehrer-Schüler Verhältnis von Jesus
Christus und seinen Jüngern zu verdunkeln. Der Luther Freund
Melanchthon steuerte dann dem entgegen, indem er die Kirche
aufgliederte in den lehrenden und den lernenden Teil. Aber der Trend
zur Irrationalisierung des Glaubens wurde dadurch nicht gebremst,
trotz aller Bemühungen der altprotestantischen Orthodoxie. Glaube
als Sprung in den Glauben vertrauend darauf, richtig zu glauben,kann
als Kurzformel dieser Irrationalisierung benannt werden.
Wenn dagegen festzuhalten
ist, daß der Glaube einen Inhalt hat, der in Form von für sich
Wahrheit beanspruchenden Ausagesätzen ausformulierbar ist, dann muß
der Glaubensinhalt des Glaubens gelehrt werden, wie schon Jesus
Christus der erste Lehrer der wahren Lehre, des gesunden Glaubens
war. Die Reduktion auf eine Verkündigung, in der der Hörer des
Wortes in die Entscheidung gerufen wird,glaube oder glaube nicht,
verkennt so den inhaltlichen Aspekt des Glaubens, daß Glaube immer
etwas glaubt. In Zeiten der Verdunstung der Kenntnisse des
christlichen Glaubens wird die kirchliche Verkündigung so, wie es
Jesus schon praktizierte, Lehre sein müssen und das heißt auch
Belehrung! Und das ist etwas anderes als der Appell oder der Aufruf
zur Entscheidung: glaube.
Über die
Minimalbedingungen der Glaubensinhalte
In Anlehnung an Platons
Ausführungen über die Religion in seinem Buch über die Gesetze3,
können sie so konstruiert werden: daß unter Gott zu verstehen ist
der Geber alles Wahren, Guten und Schönen, daß Gott wirklich ist,
daß ihm die Menschen nicht gleichgültig sind, daß er sich
kontingent zum Verhalten der Menschen verhält und daß Gottes Gunst
nicht leicht gewinnbar ist.
Im Einzelnen: Wenn Gott,
als das Gute, Wahre und Schöne, gedacht wird, aber nicht als Geber
allen Wahren, Guten und Schönen, dann wäre die Lebensrelevanz
Gottes in Frage gestellt. Er wäre das an und für sich in reiner
Selbstbezüglichkeit aber für das Leben des Menschen ohne Relevanz,
weil er nicht an Gott partizipieren kann, wenn Gott nicht auch als
Geber gedacht wird. Wenn Gott als Geber gedacht wird, darf sein Geben
weder als willkürlich vorgestellt werden noch als natürlich, daß
es Gottes Natur wäre, allen alles zu geben. Beides male könnte es
nämlich keine lebbare Religion geben: ein vollkommener Willkürgott
wie auch ein durch seine Eigennatur völlig determinierter Gott
machten jede Religion völlig überflüssig, weil für einen so
vorgestellten gott die menschliche Religion gleichgültig wäre. Gott
muß also gedacht werden als ein Subjekt, der sich zum Verhalten des
Menschen Gott gegenüber selbst noch einmal kontingent verhält: er
kann Gebete und Opfer erhören, er kann Wunder wirken. Der Mensch
unterhielte zu Gott ein msagisches Verhältnis, wenn er Gott durch
eine richtige Praxis dazu nötigen könnte, wie gewünscht, zu
handeln. Magie ist der Versuch des Menschen, sich Gott zu
unterwerfen. Die religiöse Praxis dagegen setzt Gott als Souverän
voraus, der aber bereit ist, zu erhören. Die Ernsthaftigkeit und
Lebendigkeit des religiösen Lebens ist nun nach Platon abhängig von
der Vorstellung, daß Gottes Gunst, daß er das Gute, Schöne und
Wahre gewährt, nicht leicht zu gewinnen ist.Hier zeichnet Platon
seine verhaltende Opferkritik ein, in dem Sinn, daß wenn die
Religion lehre, daß Gott jederzeit leicht durch ein kultisches Opfer
gütig gestimmt werden könnte, die Moral darunter leiden würde:
warum noch sich um ein tugendhaftes Leben bemühen, wenn ein leicht
darbringbares Opfer ausreiche zur Zurückgewinnung der Gunst Gottes.
Aus diesen einfachen,
aber in sich evidenten Gedanken Platons lassen sich so die Minimalia
der Glabensinhalte formulieren: es muß gelehrt werden, daß Gott
ist, daß er der Geber allen Guten ist, daß er nicht willkürlich
gibt, sondern gnädig und daß der Mensch vor der Aufgabe steht, so
zu leben, daß Gott ihm gnädig gesonnen ist. Das sind die Kernpunkte
jeder natürlichen Gotteserkenntnis, auf die aufbauend dann das
Besondere des christlichen Glaubens dargelegt werden kann. Wo aber
dieses Fundament nicht zuerst gelegt worden ist, da kann das zweite
Stockwerk, Christus nicht fruchtbringend verkündigt werden.
Paulus nennt das das Amt
des Gesetztes als Erzieher auf Christus hin. Christus kann nicht der
Anfang der Religion sein, sondern er setzt wie jedes Stockwerk beim
Erbauen eines Hauses ein Fundament voraus- und das war für die
jüdischen Hörer der Lehre Christi das Alte Testament und für die
heidnischen Hörer die natürliche Gotteserkenntnis. Das war der
fruchtbare Boden, in der dann das Wort Christi Wurzeln schlagen und
so wachsen konnte. Ist dieser Boden aber ausgedörrt, fällt das
Wort Christi auf felsigem unfruchtbaren Boden und stirbt, ohne Frucht
zu bringen. Daß heutzutage das Studium der Philosophie nicht mehr
die beste Präparation für den christlichen Glauben ist, zeigt, wie
sehr die Philosophie selbst ihrer eigensten Aufgabe, des Denkens des
Absoluten nicht mehr gerecht wird und daß unter dieser Entwicklung
gerade die Theologie und die christliche Lehre leidet.
Begegnung statt Lehre?
Das Eigentliche der
christlichen Religion wäre aber gar nicht die Lehre, sondern die
Begegnung mit Jesus Christus, in dem wir Gottes Nähe und Liebe zu
uns erführen. Die christliche Lehre wäre dann nur das
Sekundärprodukt der Reflexion dieser Begegnung, der Glaube hingegen
das aus der Begegnung entspringende personale Vertrauensverhältnis.
Nur, wenn ich nicht weiß, was der Begriff Christus bedeutet, wenn
ich kein Vorverständnis davon habe, was Gott meint, dann bleibt mir
die Aussage, daß mir da Gottes Liebe begegne bedeutungslos. Da
hinter steht ein viel bedeutsameres Problem: der Relevanzverlust
Gottes! Befragen wir daraufhin einmal die zeitgenössische Theologie
und Verkündigung, so stoßen wir auf etwas Befremdliches. Ein Blick
in eine zeitgenössische Abhandlung über das Handeln Gottes in der
Geschichte, in der Welt, wir nehmen den Fundamentaltheologen
Böttigheimer, zeigt uns, daß Gott in der Welt, die er geschaffen
hat, gar nicht mehr eingreifen will und kann4.
In der Welt haben wir so zu leben, als gäbe es keinen Gott, um es in
Anlehnung an Bonhoeffer zu sagen. Gott ist weder für die
Fruchtbarkeit im Bereich der Natur noch für den Erfolg in der
Wirtschaft, noch für den Kindersegen zuständig, all das sind
autonome Gebiete geworden. Auch in der Geschichte ist Gott nicht
wirksam, aber auch die Aussage, Gott habe in meinem Privatleben
eingegriffen, stößt auf Skepsis. Ja, Gott ist eigentlich nur noch
die Liebe, die auf all seine Geschöpfe ihr Licht ausstrahlt und
sagt: Gott liebt dich. Aber es ist eine recht folgenlose Liebe. Denn
Gott liebt jeden und auch wenn er Gott nicht zurückliebt,bleibt er
ein Geliebter Gottes.Und ein bißchen Moral: weil Gott jeden liebt,
sollen wir human mit unseren Mitmenschen umgehen. Dieser so
vorgestellte Gott ist wirklich irrelevant für das Leben des
Menschen. Und was bedeutet dann die Aussage, daß uns diese Liebe
Gottes begegne?
Im Urchristentum konnte
das Johannesevangelium das Heilsgeschehen Jesu Christi in gnostischer
Vorstellungsform entfalten. Es gibt zwei Welten, die ewige und die
endliche, die wahre und die gefallene. Der Erlöser steigt nun in die
gefallene Welt hinab, um die Seinen aus dieser Welt zu erlösen, denn
hier meint Begegnung: Anteil bekommen am Erlöser, sodaß der Mensch
durch den Erlöser aus diesem Äon entrissen wird. Er lebt dann in
dieser Welt schon aus dem ewigen Äon. Aber ohne diesen
Vorstellungsraum wird das Begegnungsschema zu einer faden
Liebesgeschichte, in der der Mensch, so wie er ist, eine Bestätigung
findet. Man denke an die zeitgenösische Seelsorgepraxis mit ihrer
Zielbestimmung: Du bist okay, die Welt ist okay. . Die Bedeutung der
Begegnung mit Gottes Liebe in Jesus Christus muß so erst die
christliche Lehre klären, damit dieses Ereignis auch begriffen und
somit erst erfahren wird. Erfahrung ist ein begriffenes Erlebnis. So
ist diese Parole zum Scheitern verurteilt. Von der vulgärisierten
Version, daß in sympathischen Menschen uns Gottes Liebe begegne,
sodaß sich die Neuevangelisation reduziere auf die Praxis: seid nett
zu den Nochnichtdazugegörigen, ladet sie freundlich ein und zeigt
ihnen, daß ihr freundliche fröhliche Menschen sind und so fänden
sie dann über eine so einladende Gemeinde zu Gott, wollen wir lieber
gleich schweigen! So werden auf Umsonstausflügen hauptsächlich
Senioren
Heizkisten und sonstiges
Unnützes verkauft zu maßlos überteuerten Preisen, aber so kann man
nicht Christus, den Gekreuzigten verkünden.
Der soziale Raum der
Neuevangelisation
Die Neuevangelisation
findet nicht einfach in Ich-Du- Begegnungen statt, sondern auch eine
solche personale Kommunikation findet in einer Gesellschaft statt,
die auch diese Privatkommunikation mitprägt. Die postmoderne
Gesellschaft ist geprägt durch den Primat des freien Marktes als dem
Ordnungsprinzip der Gesellschaft. Es gibt gute Gründe dafür, daß
sowohl Papst Franziskus wie auch der Ökumenische Rat der Kirchen
immer wieder kapitalismuskritische Töne anstimmen. E. Niekisch
entfaltet dies so brillant, daß ihm hier das Wort gegeben werden
soll. War in der vormodernen Gesellschaft der höchste Wert und das
höchste Ziel das des Seelenheiles, so erbringt die modern
kapitalistische Gesellschaft mit ihrem Marktprinzip und seiner
Ideologie, dem Liberalismus eine wahre Revolution. Jetzt gilt, „daß
es der Sinn der Welt sei, dem Bürger Profit und Rente abzuwerfen.
Die mittelalterliche Gesellschaft war auf ein überirdisches Gut, auf
das Seelenheil ausgerichtet; so mußten auch die Dinge des Alltags
irgendwie eine übersinnliche Seite hervorkehren, um vor dem alles
beherrschenden Weltmaßstab bestehen zu können. Die revolutionäre
Leistung des Liberalismus beruht darauf, einen neuen Wertmesser
aufgestellt zu haben: der Profit wurde auf den Platz erhoben, den
bisher das Seelenheil eingenommen hatte.“5
Gott oder dem Mammon
dienen, das ist keine veraltete Parole, sondern eine traurige
Wahrheit: in einer Gesellschaft, wo der Markt mit seinem
Gewinnstreben das summum bonum darstellt, hat Gott und die
Verkündingung seiner Wahrheit einen schweren Stand. Was nützt
dieser Liebesgott mir in dem Marktleben, dem Leben, das dem Primat
der Ökonomie unterworfen ist?, frägt der angeblich so
orientierungslose Hörer des Wortes und läßt die Predigt ungehört
an sich vorübergehen.
Schluß:
Wir stehen mit dem
Projekt der Neuevangelisation vor einer großen Aufgabe und
Herausforderung. Wir sind dazu berufen, Gottes Mitarbeiter zu sein.
Das heißt, daß wir uns Rechenschaft darüber ablegen, wie schwierig
diese Aufgabe ist. Gottvertrauen kann dann, eingedenk der Mahnung
unseres Heilandes nicht heißen: die Augen vor den anstehenden
Problemen zu verschließen und einfach drauflos zu machen: Gott wird
es dann schon richten, auch wenn wir schon an der Fundamentlegung
scheitern.
Ein Supplememt
Praktisch Veranlagte meinen dann oft: es reiche doch, Gott als die Liebe zu verkündigen, früher einfach im evangelikalen Stil: "Jesus liebt Dich!", und wenn das dann in der christlichen Gemeinde erfahrbar wäre in der praktizierten Annahme des Mitmenschen: christliche Gemeinde ist, wo du erfährst, daß du, so wie du bist, angenommen bist, dann wäre das doch die praktische Neuevangelisation. Dabei wird vorausgesetzt, daß für jeden Menschen es etwas Beglückendes ist, gesagt zu bekommen: ich liebe dich, oder: du wirst geliebt. Und das sei ja auch schon das ganze Evangelium.
Ein paar Anfragen dazu: ist es denn wahr, daß Gott jeden Menschen liebt? Verstehen wir darunter, daß Gottes Liebe darin besteht, daß er das Heil jedes Menschen will, dann ist diese Aussage wirklich wahr. Aber nicht wahr ist: daß Gottes Liebe darin besteht, daß er jedem Menschen, egal was und wie er glaubt und lebt, das ewige Heil garantiert. Weil Gott uns liebt, ebnet er uns den "Weg zum Heil", aber das ist nicht eine Heilsgarantie.
Zudem: "Ich liebe dich!"- Was wird der antworten, der in seinem Herzen die Antwort gibt: ich dich aber nicht!. Was immer auch die Gründe sein mögen, warum ein Mann eine Frau liebt und sie dann auch heiratet: gewiß ist es nicht so, daß der Mann sagt: weil mich diese Frau liebt, liebe ich sie auch.
"Ich liebe dich1"bringt in der Regel den so Angresprochenen in größte Verlegenheit, wenn er ehrlichen Herzens antworten muß: ich liebe dich nicht. Merksatz: Der Mensch will nur von dem geliebt werden, den er auch liebt. Er will nicht unglücklich lieben: ich liebe dich-du mich aber nicht und er will nicht hören: ich liebe dich, wenn er diesen Menschen nicht liebt.
Erst wenn begriffen wird, wer das ist, der mit Gott gemeint ist, wird die Aussage: "Gott liebt dich" in ihrer wahren Bedeutung begriffen-und genau das ist der Grund, warum die Reduction der Mission auf: "du wirst geliebt, so wie du bist" nicht hinhaut..und schon gar nicht die praktische Umsetzung dieser Evangelsierungskonzeption in die einfache Maxime: seid nett zueinander, dann werden die Menschen in eurer Gemeinschaft schon die Liebe Gottes erfahren!
Ein Supplememt
Praktisch Veranlagte meinen dann oft: es reiche doch, Gott als die Liebe zu verkündigen, früher einfach im evangelikalen Stil: "Jesus liebt Dich!", und wenn das dann in der christlichen Gemeinde erfahrbar wäre in der praktizierten Annahme des Mitmenschen: christliche Gemeinde ist, wo du erfährst, daß du, so wie du bist, angenommen bist, dann wäre das doch die praktische Neuevangelisation. Dabei wird vorausgesetzt, daß für jeden Menschen es etwas Beglückendes ist, gesagt zu bekommen: ich liebe dich, oder: du wirst geliebt. Und das sei ja auch schon das ganze Evangelium.
Ein paar Anfragen dazu: ist es denn wahr, daß Gott jeden Menschen liebt? Verstehen wir darunter, daß Gottes Liebe darin besteht, daß er das Heil jedes Menschen will, dann ist diese Aussage wirklich wahr. Aber nicht wahr ist: daß Gottes Liebe darin besteht, daß er jedem Menschen, egal was und wie er glaubt und lebt, das ewige Heil garantiert. Weil Gott uns liebt, ebnet er uns den "Weg zum Heil", aber das ist nicht eine Heilsgarantie.
Zudem: "Ich liebe dich!"- Was wird der antworten, der in seinem Herzen die Antwort gibt: ich dich aber nicht!. Was immer auch die Gründe sein mögen, warum ein Mann eine Frau liebt und sie dann auch heiratet: gewiß ist es nicht so, daß der Mann sagt: weil mich diese Frau liebt, liebe ich sie auch.
"Ich liebe dich1"bringt in der Regel den so Angresprochenen in größte Verlegenheit, wenn er ehrlichen Herzens antworten muß: ich liebe dich nicht. Merksatz: Der Mensch will nur von dem geliebt werden, den er auch liebt. Er will nicht unglücklich lieben: ich liebe dich-du mich aber nicht und er will nicht hören: ich liebe dich, wenn er diesen Menschen nicht liebt.
Erst wenn begriffen wird, wer das ist, der mit Gott gemeint ist, wird die Aussage: "Gott liebt dich" in ihrer wahren Bedeutung begriffen-und genau das ist der Grund, warum die Reduction der Mission auf: "du wirst geliebt, so wie du bist" nicht hinhaut..und schon gar nicht die praktische Umsetzung dieser Evangelsierungskonzeption in die einfache Maxime: seid nett zueinander, dann werden die Menschen in eurer Gemeinschaft schon die Liebe Gottes erfahren!
1Passauer
Bistumslatt 1/ 2 2014, S.34.
2Vgl.
Ratzingen, J. Benedikt XVI,Einführung in das Christentum, 1968.
3Vgl:
Platon, Gesetze, X;885b.
4Vgl:
Böttigheimer, C. Wie handelt Gott in der Welt?, 2013.
5Niekisch
E., Die dritte imperiale Figur, 2005 (Erstauflage 1935), S. 69.
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