Geschichtsphilopsophisches Fragment
Geschichte ist
Erzählung von Handlungen, die eine Handlungseinheit bilden. Jede
Erzählung setzt aus sich heraus eine Differenz von dem Erzählten
als Realgeschehen und der Erzählung des Geschehenen. Es ist eine der
Aufgaben der Geschichtsphilosophie, das Verhältnis von Erzählung
zur Realgeschichte zu klären. Die unmittelbar sich einstellende
Vorstellung ist die, daß die Erzählung das wiederpiegelt, was
realiter geschehen ist, daß also der Gegenstand der Geschichte die
Realereignisse, Handlungen sind. Ist damit ein spontaner
realistischer Materialismus präfiguriert im Gegensatz zu einer
idealistischen Weltanschauung. G. Lukacs spricht hier von einem
spontanen Materialismus des Alltagslebens mit seinen unmittelbaren
Weltverständnis.
Ab
ovo, zu Handlungen und zur Zeit.
Handlungen
ereignen sich. Eine spezifische menschliche Handlung ist die des
Arbeitens. Etwas herzustellen, präsumiert die Idee des
Herzustellenden und Materialien zur Hervorbringung des
Zuerstellenden. Die Idee des Zuerstellenden ist so vor der
Realisierung1
und steht als kritische Norm dem Hergestellten gegenüber. Der
Entschluß geht dem Herstellen voraus und wird zur Vergangenheit im
Akt des Herstellens, die Idee begleitet den Prozeß des Herstellens
und sie findet sich bei einer geglückten Herstellung in dem
Hergestellten realisiert. Wird diese einfache Struktur des Handelns
reflektiert, ergibt sich schon eine Präferenz für eine
idealistische Philosophie gegen jeden wie auch immer gearteten
Materialismus: die elementare Plausibilität, daß Alles, was ist,
nach etwas Ideelem Gestaltetes ist, spricht gegen den Materialismus
als Grundoption. Und jeder Erkenntnisakt, etwas Einzelnes einem
Begriffe zu subsumieren, etwa in dem Urteil, dies Einzeletwas ist ein
Baum, präsumiert, wenn das Urteil wahr sein soll, daß dem
Einzeletwas das Wesen des Baumseins innewohnt, so daß dies
Einzeletwas in diesem Urteil begriffen wird als Individuation der
Idee des Baumseins, so daß die Vorstellung des Baumseins als Wesen
des Einzeletwasses selbst wiederum das Wesen als ideeles Sein
präsumiert- und damit denken wir im Vorstellungsraum idealistischen
Denkens. Materialistisches Denken hat seinen Sitz im Leben im
Vergessen des Praktisch-Tätigseins des Menschen zugunsten seiner
Mußestunden der kontemplativen Betrachtung, in denen er Objekte
wahrnimmt und vergißt, daß sie durch ihn als Subjekte sind- denn
durch sein Wahrnehmen konstituiert er ein Etwas erst zum Objekt. Das
ist das unbestreitbare Recht des Idealismus, daß die Welt, wie
Schopenhauer es unübertrefflich klar sagt, meine Vorstellung ist. Zu
diskutieren ist aber, woher das Urteil sich gründet, daß die Welt
an sich ganz anders sein soll als sie sich uns Menschen im Denken
offenbart!
Wenn
G. Lukacs von idealistischen Tendenzen spricht, „die vom
subjektiven Zielsetzen in der Arbeit ausgehen“2
muß er dem das Naturbetrachten gegenüberstellen, um in dieser
Kontemplation den Emergenzpunkt für eine materialistische
Geschichtsphilosophie zu setzen. Daß gerade der materialistische
Blick wegsehen muß vom praktisch Tätigen, um sich auf die
Kontemplation zu kaprizieren, ist nicht ohne Witz. Erster Ansatz zum
Thema: Materialismus- Idealismus.
Handelnde
Subjekte existieren so immer in einem Zeitverhältnis- nicht ist das
Subjekt in einer punktuellen Gegenwart, der gegenüber die
Vergangenheit nicht mehr und die Zukunft noch nicht ist, (dieser
Eindruck entsteht nur in der Reflexion, wenn dabei vom Akt des
Reflektierens, auch dies ist eine Art von Handeln, abgesehen wird- in
der Ausrichtung auf das Futur als erwarteter Zeitpunkt des
Realisiesrens, der Vergangenheit als dem Zeitpunkt des Entschlusses
zum Realisieren von etwas und der Gegenwart als der Präsenz der Idee
des Zieles der Handlung und des Standes der Realisierung des
Zurealisierendem. Das ist die Grundstruktur geschichtlichen Handelns
von Subjekten. So existiert der Mensch nie im Augenblick, sondern ist
immer aus der Vergangenheit kommend ausgerichtet auf Zukunft.
Kann
die Geschichte der Menschheit in Analogie dazu verstanden werden, daß
ein Subjekt um einer Idee, eines Zieles willen die Geschichte der
Menschheit setzte, damit durch die Geschichte das vorausgesetzte Ziel
realisiert wird?
Dem
historisch Betrachtenden ist die Menschheitsgeschichte zuerst ein
unübersehbares Meer von Einzelhandlungen verschiedenster Subjekte,
die in wie auch immer gearteten Beziehungen zueinander sich ereignen.
Es kann nach dem Ziel der Handlung, dem Entschluß dazu, der
Durchführung und dem Wie und Was der Realisierung geforscht werden.
Es konstituiert sich so eine Sinneinheit von Ziel der Handlung zur
Realisierung des Zieles. Das Ziel einer Handlung kann wiederum selbst
zum Mittel zur Realisierung eines anderen Zieles werden: ich kaufte
das Buch (dazu ging ich in ein Buchgeschäft), um es dann zu lesen.
Gibt es so Ziele, die selbst wieder zu Mitteln zur Realisierung eines
anderes Zieles werden, so evoziert dies die Frage nach einem letzten
Ziel, dem alle anderen Handlungen subordiniert sind. Dem ärztlichen
Handeln ist so jede Einzelhandlung dem selbstzwecklichen Ziel der
Gesundheit untergeordnet, dem juristischen Handeln die Gerechtigkeit
als Selbstzweck, der Politik als Staatsführungskunst das Gemeinwohl
des im Staate organisierten Volkes als Selbstzweck. Jeder Handlung
ruht so in einem ihr eigenem Selbstzweck, auch wenn dieser
Selbstzweck dann in einer neu angesetzten Handlung wieder zum Mittel
für ein anderes selbstzweckliches Ziel wird. Offenkundig gibt es
aber für bestimmte Bereiche etwa dem der Medizin oder dem des
Rechtes Endzwecke, die nicht wiederum in diesem Bereich durch ein
weiteres Ziel zum bloßen Mitteldasein umgewertet werden können.
Die
Geschichte der Medizin, die Geschichte des Rechtes wäre so die Summe
aller medizinischen und juristischen Handlungen mit dem Endziel der
Gesundheit oder dem der Gerechtigkeit.
Was
konstituiert eine Reihe von Ereignissen zu einer Geschichte? Sind
Ereignisse Prädikate, x,y, hat sich ereignet, so werden diese
Ereignisse zu einer Geschichte von x, y, sofern x,y als Subjekt
präsumiert wird, dem die Ereignisse als Tun (aktiv) oder Erleiden
(passiv) zuschreibbar sind, wobei das so präsumierte Subjekt als
Konstante, Invariante gesetzt ist, dem dann kontingente Prädikate
zugeschrieben werden. Ein Ereignis löst sich so- nach Nietzsche- auf
in die Struktur von Subjekt und Prädikat. Ob dieser dem sprachlichen
Denken innewohnenden Struktur eine außersprachliche Realität
entspricht, kann weder a priori bejaht noch verneint werden. Für
jedes autobiographische Reden ist so konstitutiv die Struktur von
Subjekt und Prädikat, wobei einem sich konstant invariant
durchhaltenden Subjekt kontingente Prädikate aktiver oder passiver
Art zugeschrieben werden. Es könnte keine Geschichtsschreibung von
etwas geben, ausgehend von der Autobiographie und der Biographie, die
unter die Präsumption eines zugrunde liegenden Subjektes auskäme.
Geschichte kann es als Erzählbares nur geben, insofern es solch ein
jede Art von Geschichtsschreibung konstituierendes Subjekt geben: ein
transzendentales Subjekt. Ob dies nur in der Gestalt des
transzendentalen Iches (nach Kant) gibt oder ob auch anderes die
Funktion eines transzendentalen Subjektes einnehmen kann, soll hier
offen bleiben. Alles Handeln in der Geschichte setzt so ein
geschichtstranszendentes Subjekt voraus, dem das Handeln als Handeln
zugeschrieben wird. Die Struktur unseres sprachlich verfaßten
Denkens setzt so aus sich heraus eine Weltdeutung in der Struktur
von: Subjekt und Prädikat, und von Objekten, auf die sich das
Subjekt bezieht. Es gibt keinen zwingenden Grund, a priori zu
urteilen, daß dieser sprachlichen Denkstruktur keine reale Struktur
der Wirklichkeiten entspräche- ja mit Lukacs muß gegen ihn
geurteilt werden, daß die Faktizität erfolgreichen menschlichen
Handelns in der Welt, der Praxis, die sich in dieser Struktur des
Denkens gründet, für einen realistischen Gehalt dieser Denkstruktur
spricht.
Was
wäre so gesehen das oder die Subjekte des Handelns in der
Geschichte, so daß diesem Handeln geschichtsstiftenden Charakter
zuzuschreiben ist?
Um
der Unterscheidung von Natur und Geschichte gerecht zu werden, muß
Geschichte konstituiert sein durch eine geschichtlich kontingente
Tat, durch die Geschichte konstituiert worden ist. Sonst wäre nur
Natur- sich ausdifferenzierende und sich gestaltende- ohne einem
Subjekt zuschreibbare Geschichte. Ein monistischer Materialismus wie
jedes pantheistische Denken läßt streng genommen den Gedanken der
Geschichte nicht zu, weil so alle Geschichte auflöst wird in eine
Selbstbewegung einer Urnatur, die so ohne Geschichte ist.
Geschichte
setzt, damit es Geschichte ist, ein Prä der Geschichte voraus, einen
Mythos, der erzählt, wie sich die Konstitution von Geschichte
ereignet hat. Ohne Mythos als Erzählung der Konstituierung von
Geschichte gäbe es keine Geschichte, sondern nur eine
Naturentwicklung in der Zeit, die aber keine Geschichte sondern nur
ein Naturprozeß wäre.
Die
christliche Religion präsentiert dafür den Mythos vom Sündenfall
des ersten Menschen. In angemessener mythologischer Form wird hier
der Konstituierungsakt der Geschichte erzählt als Urtat vor aller
Geschichte, in der der Mensch sich selbst bestimmte, sich setzte, und
somit seine Geschichte eröffnete als Folge seiner kontingenten
Urtat. Ohne die Vorstellungsgestalt des Mythos ist die menschliche
Geschichte nicht als Geschichte vorstellbar- es gäbe nur
Naturprozesse, und darunter wäre dann auch menschliches Handeln zu
subsumieren.
Anders
gesagt: so wie der Ermöglichungsgrund autobiographischer Rede die
Absonderung des Iches von dem Urgrund individuellen Lebens, der
Mutter ist, so ist die Absonderung des Menschen von der Natur der
Ermöglichungsgrund einer Menschheitsgeschichte. Wäre nur das Eine,
ob Natur oder nur Gott, dann könnte keine Geschichte sein. Erst die
Absonderung aus dem Einen, ob als Natur oder als Gott vorgestellt,
ermöglicht eine menschliche Geschichte. Wenn die Absonderung von dem
Einen schon der Akt der Sünde wäre als Absonderung, dann wäre
diese felix culpa der Konstituierungsakt menschlicher Geschichte. Ist
nur das Eine, ist keine Geschichte. Wäre das Viele nur ein Ausfluß
aus dem Einen, gäbe es auch keine Geschichte, sondern nur die
Illusion eines Getrenntseins von dem Einen als Präsumption der
Geschichte, die im Akt der Einsicht in das Eine als einziges Sein
wieder aufgelöst würde- Geschichte wäre eine optische Täuschung
sich getrennt vom Einem wähnender Pseudosubjekte. Nur ein
dualistisches Weltbild ermöglicht so ein Denken von menschlicher
Geschichte- jeder Monismus löst verwandelt Geschichte in eine rein
menschliche Selbsttäuschung. (Wenn heutzutage vom Ende der
Geschichte geschrieben wird unter dem Vorzeichen der Postmoderene,
dann ist das nur die Konsequenz des Plausibilitätsverlustes jeder
dualistischen Weltsicht, anhebend mit der Dualität vom
transzendentalen Ich und der Objekterscheiningswelt.)
So
liegt es nahe, unter Geschichte zu verstehen: die Folge der
Absonderung des menschlichen Subjektes von dem Einen als dem Urgrund
und als Bewegung hin zurück zur verlorenen Einheit mit dem Urgrund-
diese Suchbewegung wäre so das Grundmovens allen menschlichen
Sichbewegens, seiner Handlungen in der Geschichte als dem Endziel
menschlichen Handelns, dem alles Einzeltuen subordiniert ist.
Christlich-biblisch: Anfang und Ende der kontingenten Geschichte: der
Ursündenfall und die Apokalypse- zwischen diesen beiden Polen ist
die Menschheitsgeschichte ausgespannt als freier aber begrenzter Raum
für menschlich-kontingentes Handeln.
Menschen
handeln und schreiben sich ihr Tun als aktiver Akt oder passives
Erleiden zu als transzndentales Ich. Das ist der Ermöglichungsgrund
jeder moralischen Bewertung menschlicher Handlungen. Ohne diese
Zuschreibbsarkeit löste sich alles in Naturereignisse auf, die kein
verantwortliches Subjekt kennen. (Vgl dazu auch Nietzsches Interesse
an der Auflösung des Iches um einer amoralistischen Lebenssicht
willen.)
Daß
Geschichte sein kann, präsumiert frei Akte setzen könnende
Subjekte. Das Produkt aller frei gesetzten Akte wäre das Ganze der
Geschichte. Damit ist als Voraussetzung und Thema menschlicher
Geschichte die Freiheit gesetzt.
Daß
Geschichte sich ereignen kann, präsumiert so, daß das Eine Vieles
setzt/hervorbringt, in dem sich ein freies Verhalten zum Einen und zu
den Vielen ereignen kann. Das Eine und das Viele. Eine
geschichtsphilosophische Reflexion darf das Viele als seiend nicht
einfach hinnehmen: so ist es, sondern muß die
Konstitutionsbedingungen des Daß der Geschichte rekonstruieren,
damit Geschichte als Geschichte und nicht als ein Naturprozeß
gedacht werden kann. Der Mythos leistet das, was die
Geschichtswissenschaft nicht leisten kann, diesen Urgrund zur Sprache
zu bringen. Die philosophische Reflexion wird hier eine intelligible
Urtat konstruieren müssen als dem Urakt der Setzung von Geschichte.
Nur wenn die Ursprungseinheit sich auflöst in der Gestaltungsform
eines Zwei- Welten- Schemas wird Geschichte denkbar, denn erst durch
den Dualismus konstituiert sich der Raum möglicher Geschichte im
Gegenüber zu dem Urgrund, dem Einen. Aufs beeindruckendste ist
diesim Platonismus durchdacht worden und in dem darauf aufbauenden
Christentum- Christentum ist Platonismus fürs Volk (Nietzsche)
„Erkenntnis von etwas ist nur dadurch möglich, daß es auf sein
Wesen hin identifiziert -und d.h. für Platon, in seiner Teilhabe am
reinen Wesen, als dessen Nachahmung begriffen-wird.“3
Aber damit wird dem Weiteren weit vorausgegriffen. Der
Erkenntnisordnung geht die Seinsordnung voraus, denn erkannt wird,
was ist. Das Eine setzt den Himmel der Ideen, und diese realisieren
sich in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungswelt als
Individuierungen der Idee- Begreifen heißt, das Einzeletwas als
Individuierung seiner Idee als seines Wesens zu denken. Daß
Geschichte möglich wird, setzt nun gerade voraus, daß dieses
Einzelne als indivuierte Idee sich selbst noch einmal kontingent zu
seinem Wesen verhalten kann und kontingent zu allem Anderem. Das ist
das Thema der Lehre vom freien Willen als das Konstitutivum der
Ermöglichung von sich ereignender Geschichte. Die Idee des Menschen
ist nach der Offenbarung Gottes in Jesus Christus die
Selbstbestimmung zur Gemeinschaft mit Gott. Als zur Selbstbestimmung
befähigtes Subjekt setzte Gott Adam, der dazu bestimmt war, frei
sich gemäß dieser Bestimmung zu bestimmen.Das Absolute ist dagegen
zu denken als reine Selbstbestimmung- Gott als reine Unbestimmung
bestimmt sich selbst und indem das Absolute sich bestimmt, setzt es
damit das, was es nicht ist als den Freiraum für Bestimmungen für
ein Anderssein, für Anderes als Gott, das kreatürliche Sein, als
Ideen, die sich dann im geschaffenen Raume zeitlich individuieren.
Wenn
geurteilt wird, daß ist ein Freund, das ist ein rechter Staat, wird
der normative Begriff oder die normative Idee des Freundseins, des
Staatseins auf ein reales Einzeletwas appliziert mit der Frage:
entspricht dieses Einzeletwas der normativen Idee von ihm? Wahr ist
das Einzeletwas, das seiner Idee entspricht. Das meint die
ontologische Wahrheit von Etwassen im Gegensatz zur Satzwahrheit
indikativischer Aussagen, wie, Deutschland ist eine Republik.
Unter
geschichtlicher Entwickelung ist so zu verstehen die Selbstbewegung
eines individuierten Etwas zu einer Existenz gemäß seiner Idee.
Geschichtlich soll hier sagen: eine freie Selbstbewegung hin zur
Realisierung der Idee. Wäre alles schon a priori eine gelungene
Individuierung der Idee als dem Wesen des Einzeletwasses, es gäbe
keine Geschichte, sondern nur ein statisches totes Abbild der wahren
Ideenwelt. Das Abbild des Urbildes.,muß um geschichtsfähig gedacht
zu werden mit der Fähigkeit zur freien Selbstbewegung ausgestattet,
gedacht werden. Jeder wie auch immer gedachte Determinismus (auch der
Luthers, Zwinglis und Calvins als theozentrischer Determinismus
durchgeführt) verunmöglicht4
so jedes Denken von Geschichte.
Wenn
Geschichte aus einem Meer von indikativischen Ausagen besteht, dann
muß in der Reflexion über das Wesen jeder Handlung als freie
(vorbehaltlich einer Lehre vom freien Willen),diese
Geschichtsschreibung ergänzbar sein können durch konjunktivische
Aussagen: es hätte auch anders gehandelt werden können. Um der
Freiheit willen gehört der Konjunktiv in jede
geschichtsphilosophische Reflexion. Erst die Möglichkeit der Bildung
zu Konjunktivsätzen zeigt , daß Handeln in der Geschichte
moralisch/ethisch verantwortbares Handeln sein kann. Zur Erhellung
und zum Verstehen von Geschichte gehört so neben der
Tatsachenfeststellung, daß so gehandelt worden ist, die Erhellung
von alternativen Handlungsmöglichkeiten als Konjunktivsätze.
Konjunktivsätze erheischen dabei ihre besonderen Regeln zur
Ausscheidung von irrealen Konjunktivsätzen. Im Reich des
konjunktivischen Denkens, Musil spricht hier vom Möglichkeitssinn,
wird sich die menschliche Freiheit bewußt-eine Geschichtsschreibung,
die nur indikativische Aussagen kennt, verwandelt Geschichte in
Natur.
Wenn
schon jede Herstellungshandlung ihre Idee als Zielvorstellung
mitbeinhaltet, dann muß auch in der Geschichtsphiliosophie Platz für
imperativische Sätze sein, normative, die sagen, was sein soll, was
getan werden sollte im moralisch-ethischen Sinne.Positivismus ist es,
wenn Geschichte reduziert würde auf indikativische Aussagen ohne
eine Reflexion des Freiheitscharakters der Handlung und der
moralisch-normativen Sätze der Normierung von Handlungen.
Daß
in der Geschichte neben indikativischen auch imperativische Aussagen
möglich sind, (der Imperativ ist die kleinste Einheit jeder
Ethik/Moral und auch ihre Grundlage) präsumiert, damit das wahre
Aussagen sein können eine dualistische Welt, damit es wahre Dinge
als Einheit von ideelem und existentiellem Sein und wahre normative
Aussagen als Geltungsansprüche des ideelen Seins an das wirkliche
geben kann.
Was
ist nun der Gegenstand geschichtsphilosophischer Reflexon? Nahe
liegend wäre: die Erhellung der Ermöglichungsbedingungen dafür,
daß Geschichte sein kann- daß sie ist, ist um der Geschichtlichkeit
der Geschichte willen ein kontingentes Ereignis. So wäre die erste
Aufgabe geschichtsphilosophischen Denkens die Bestimmung der
Konstitutionsbedingung der Ermöglichung von dem kontingenten
Ereignis des Daß der Geschichte.
Aber
es wird auch der Ort der Geschichte als Raum-Zeit zu reflektieren
sein und die Frage der Subjekte von Geschichtshandlungen. In Hinsicht
auf die Raumzeit als Ort geschichtlichen Handelns soll gelten, daß
hier das Verhältnis von Idee (überräumlich/überzeitlich) zur
individuierten Einzelexistenz in Raum und Zeit zu reflektieren ist
und das freie Verhältnis des Subjektes zu seinem Wesen/seiner Idee.
Was
sind die Objekte möglicher geschichtsphilosophischer Reflexionen?
Alle
Subjekte, denen freies Handeln,oder besser noch freier Wille
zuschreibbar ist. Wem das zuschreibbar ist, ist selbst Gegenstand
philosophischer Kontroverse.
Für
die philosophische Weltanschauung des Liberalismus ist es klar, daß
nur lebende Einzelmenschen in diesem Sinne Handlungssubjekte sein
können. Kollektivsubjekten wie das Volk, die Kirche, der Staat wird
ein reales Subjektsein angesprochen: es könnten nur Menschen im
Namen solcher Kollektivsubjekte agieren oder ihre persönliche
Verantwortlichkeit damit eskamotieren. Aber diese philosophische
Sicht ist in sich selbst widersprüchlich, weil sie nichts gegen den
Einwand erwidern könne, auch das Handlungssubjekt des Einzelmenschen
sei ein Zusammemgesetztes aus Vielen und im Namen der vielen Teile
könnte das Subjekt aufgelöst werden: etwa: hier agierte das
Unterbewußtsein, hier das Nervensystem ..Der Mensch ist nur eins in
Differenz zum anderen, für sich nur, wenn er sich als Einheit seinen
Teilen gegenüber bestimmt als transzendentales Ich, das erst die
Einheit der Person konstituiert.
Dann
kann aber auch ein Volk aus Vielen bestehend in Opposition zu einem
anderen eins sein und in der Selbstreflkexion nur eines sein, indem
es sich als Einheit gegründet in einem transzendentalen Wesen
begreift. Das wäre das Wesen des Volkes als seine Idee, seine
göttliche Berufung.
Für
die geschichtsphilosophische Reflexion soll so zuerst: Staat, Kirche,
Nation, und der Einzelmensch als besonderer Handlungsträger als die
Subjekte geschichtlich relevanten Handelns gelten. Ob aber nicht doch
auch marxistisch gedacht: die Klassen, rassistisch gedacht, die
Rassen Handlungssubjekte sein könnten, sollte nicht a priori
ausgeschlossen werden, auch wenn ihnen wohl nicht die dominierende
Stellung zugeschrieben werden darf, die marxistisches oder
rassistisches Denken ihnen zuwürdigt. (Wie nichtpersonalen Wesen der
Status eines Subjektes von kontingenten Handlungen zuzuschreibar sein
könnte, dafür könnte evtl eine Systemtheorie im Geiste Luhmanns
eine Hilfe anbieten.)
Eine
geschichtsphiliosophische Reflexion, die sich nicht a priori dem
Atheismus und einem materialistischen Weltbild verschreibt wird aber
auch Gott, (oder Göttern) Engeln, Teufeln und Seelen Verstorbener
nicht a priori jede Handlungsrelevanz ansprechen können: daß die
Geschichte nicht auch ein raumzeitlicher Handlungsort über-und
unterweltlicher Handlungssubjekte sein kann, ist nur ein
Glaubensdogma eines materialistischen Atheismus, nicht aber ein
Grunddogma geschichtsphilosophischen Denkens. Es ist durch kein
geschichtsphiliosophisches Denken notwendig gesetzte Entscheidung,
wenn etwa Burckhardt selbstverständlich in der Betrachtung von
Kaiser Konstantins Religionspolitik Gott selbst als mögliches
Handlungssubjekt ausschließt. Es ist kein Privileg des
Materialismus, wissenschaftlich philosophisch zu sein.
Die
Grundsubstanz der Geschichte ist, eingedenk der Einsicht: „der
Krieg ist der Vater aller Dinge“
der
Konflikt zwischen den Handlungssubjekten der Geschichte. Das Eine und
das Viele und das Verhältnis des Vielen untereinander machen so den
Stoff der Konfliktgeschichte aus und das ist das Wesen der
Geschichte. Musil schreibt so treffend, daß Alles nur durch sein
Gegenteil ist und daß damit schon eine Opposition, ein Widereinander
mitgesetzt ist. „Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine
Grenzen und damit durch einen gewissermaßen feindseligen Akt gegen
seine Umgebung; ohne den Papst hätte es keinen Luther gegeben und
ohne die Heiden keinen Papst, darum ist es nicht von der Hand zu
weisen, daß die tiefste Anlehnung des Menschen an seinen Mitmenschen
in dessen Ablehnung besteht.“5
Alle Pantheismen reflektieren dies und setzen ihre Hoffnung in die
Einsicht in das Einssein von Allem zur Nichtung des universalen
Widerstreites und des Ausstieges aus der Geschichte durch die
Erkenntnis des Einsseins von dem Vielen.
Über
die Subjekte geschichtsphilosophischer Reflexion kann die Vernunft
nur begrenzte Erkenntnisse gewinnen, weil von dem Wissen aus der
übernatürlichen Offenbarung her, die Einsicht gewonnen wird, daß
das Natürlich-Vernünftige seinen ersten Anfang und sein letztes
Ziel im Übernatürlichen hat und das erst diese Erkenntnis des
Anfanges und Endes das Wesen von etwas Endlichem erfaßt. Die
Einsicht in die Defizitärität reiner Vernunfterkenntnis, daß schon
um Geschichte denken zu können, das Vernunftdenken zum Mythos sich
aufschwingen muß, um das Daß der Geschichte denken zu können, ist
noch im Bereich des natürlichen Denkens- aber dieses bedarf zu
seiner Vollendung der übernatürlichen Erkenntnis, der Offenbarung,
die dies Denken nicht mehr selbst konstruieren kann.
So
bedarf hier die Geschichtsphilosophie der Anleihen aus der Theologie,
wie etwa die Physik Erkenntnisse der Mathematik appliziert, ohne daß
sie in der Physik selbst noch mal begründet werden.
Ein
Versuch: die erste Quelle für geschichtsphilosophisches Denken im
Raume der Theologie ist das Alte Testament, weil gerade hier
exemplarisch an der Geschichte des Volkes Israel (exemplarisch und
als Sonderfall) Geschichte durchdacht wird. Damit soll gemeint sein,
daß Geschichte hier von ihren Konstitutionsgrößen und sie
konstituierenden Subjekten her rekonstruiert werden soll unter
Absehung ihres kontigenten Geschehens- so wie ich etwa das
Regelsystem des Schachspieles darlegen kann unter Absehung von jeder
wie auch immer gespielten Schachpartie. Geschichtsphilosophie wäre
so die Erfassung der Konstititionsbedingungen dafür, daß- wie jedes
gespielte Schachspiel das Regelsytem Schach präsumiert, ohne daß
das Regelsystem das zu spielende Spiel determiniert, Geschichte sich
kontingent ereignen kann.
Die
Urtat des Adam konstituiert den Menschen als von Gott Abgefallenen,
der so erst zu einem endlichen, sterben müssenden Subjekt wird, der
in einer gefallenen Welt exiliert lebt. Aber die gefallene Welt und
der gefallene Mensch bleiben vom Wesen her (ihrem ideelen Sein) her
Geschöpfe Gottes, die so als gefallene in der Spannung von Wesen und
ihr Wesen verfehlender Existenz leben und sterben. Daraus resultiert
eine objektive Erlösungsbedürftigkeit des Menschen, die er aber
subjektiv negieren kann oder, wenn er sie wahrnimmt und anerkennt zur
Suche nach Erlösungsmöglichkeiten motiviert. Eine
geschichtsphilosophische Reflexion wird nun der
Geschichtswissenschaft und der ihr benachbarten Wissenschaften
(Geschichte der Religionen, der Weltanschauungen, der Ideen) die
Aufgabe zuweisen, die konkrete Mannigfaltigkeit der versuchten
Erlösungskonzeptionen zu erfassen, sie kann nur denkmögliche Typen
der Erlösung konstruieren.
Im
Zentrum des Alten Testamentes ist die Geschichte Gottes mit seinem
Volke Israel vermittels der Institutionen des Königstumes, des
Kultes und der besonderen Berufungen durch Propheten. Damit sind die
Handlungssubjekte geschichtsrelevanten Handelns bezeichnet: Gott
(plus Engel als Boten),
der
Staat (der König fungiert hier nicht als Privatperson sondern als
das personalisierte Handlungssubjekt des Staates, die Kirche
(Priester und Kult) und die berufenen besonderen Personen, die
Propheten6
, das meint man, wenn man sagt: Geschichte ist die Geschichte großer
Männer (und Frauen) und es zeichnet sich am Rande die Gestalt des
Widergottes, des Satans ein mit seinem Reich der Daimonen. Geschichte
kann es nur geben, weil der allmächtige Gott einen Freiraum setzte,
indem kontingente Ereignisse möglich sind. Das meint: Gott schuf
etwas. Und Gott verhält sich selbst kontingent zum kontingent sich
Ereignenden in diesem Freiraum. Das ist Gottes freies
Geschichtshandeln. Gott ermöglicht so durch Offenbarungen, daß
Menschen sich zu Gott verhalten können, primär im religiösen Kult,
secundär in einem weltlichen Leben gemäß Gottes Offenbarung, und
daß Gott sich selbst zu diesem menschlichen Verhalten verhält gemäß
seinen Offenbarungen. Das ist die Treue Gottes. Darin hat jede
Religion, als mögliche Organisationsform als Kirche ihre Substanz.
Dieses Wesen der Religion ist nun immer gefährdet durch die
Möglichkeit der Umformung des religiös geschichtlichen
Verhältnisses zu einem magischen oder durch eine Naturalisierung des
religiösen Verhältnisses. Magisch verunstaltet wird die Beziehung
zu Gott dort, wo der Kult mißverstanden wird als eine Technik zur
Beherrschung Gottes oder der göttlichen Kräfte. Der Magier
beherrscht Gott, indem er Gott durch Geheimpraktiken seinen Willen
unterwirft.
Als
Alternative dazu ist die Naturalisierung Gottes anzusehen: hier wird
Gott seines Herrseins und somit Gottseins beraubt, indem Gott
vorgestellt wird als ein Gott, der nicht anders kann als gut, gnädig
zu sein. Gott wird als durch seine Eigennatur determiniert gedeutet,
so daß jedes religiöse Handeln hin zu Gott gleichgültig und
unsinnig wird, weil Gott gar nicht sich kontingent zum menschlichen
Verhalten verhalten kann.
Platon
benennt in seinen „Gesetzen“ die Grundprämissen jeder lebbaren
Religion, daß Gott ist, daß ihm das Wie des Lebens der Menschen
nicht gleichgültig ist und daß es nicht leicht ist, Gottes gunst zu
erwerben unter der Prämisse, daß Gott als das Gute auch der Geber
alles Guten ist. Das magische wie das naturalistische Mißverständnis
destruiert Gott als freien Herren der Menschen und entzieht somit der
Religion ihr Fundament. In der wie auch immer organisierten Religion
wird dieses Wissen um den gottgefälligen Kult bewahrt und
praktiziert. So kann eine Religion ob seines lebendigen Zentrumes des
Kultes nie ohne Organisation sein.
Die
Menschheit ist durch Gottes Willen aufgegliedert in Völker. Gott ist
zuerst der Gott des Volkes Israel und als solcher wird er sich erst
im Laufe der Geschichte Israels als der Gott aller Völker erweisen:
vom Polytheismus und der gelebten Monolatrie zum Monotheismus war für
Israel ein langer Weg göttlicher Hinführung. Wie das Volk Israel
ein von Gott zu etwas berufenes Volk ist, so ist auch jedes andere
Volk ein zu etwas berufenes Volk. Das ist eine der Konsequenzen der
Universalisierung des Gottes Israels zum Gott aller Völker. Und so
sind die Völker Subjekte der Menschheitsgeschichte und damit sie
Subjekte sein können, gestalten sie sich als Nationalstaat. Im
Nationalstaat, im Volksstaat wird das Volk sich als Subjekt seiner
selbst bewußt und gestaltet sein Leben zu einem
kulturell-politischem Volkstum. Die Geschichte des Volkes Israels ist
gerade das Ringen um ein kulturell-politische selbstständiges
Volkstum bis hin zu dem zelotischen Befreiungskrieg wider die
römische Fremdherrschaft zu Zeiten Jesu.
Sind
Völker und ihre Oganisationsform des Staates so Setzungen Gottes als
Gabe und Aufgabe, so ist auch jede Religion mit ihrer Berufung zur
Selbstorganisation Setzung Gottes als Gabe und Aufgabe. In der
Nationalreligion Israels ist der Archetypus jeder Nationalreligion
lebendig, und wie die jüdische Nationalreligion ihre Aufhebung und
Vollendung in der in Christus gestifteten Kirche findet, so findet
auch jede andere Religion in dieser Kirche ihre Aufhebung und
Vollendung, wenn sie in dem dreieinigen Gott den Gott erkennt, auf
den sie ihre Nationalreligion hinführen sollte. Erst im Verharren
gegen die Aufhebung ihrer Particularreligion in die wahre Religion
der Kirche konstituieren sich alle nichtchristlichen Religionen als
unwahre Religion.
Staaten
(verstanden als Selbstorganisationsform der Völker) und Kirchen
(jetzt verstanden als die jeweilge Organisationsform der Religion)
sind so die Primärsubjekte der Menschheitsgeschichte.
Die
Geschichte ist aber auch die Geschichte der großen Persönlichkeiten,
wenn darunter unter Analogie zu den Propheten Israels das
außergewöhnliche Wirken von von Gott Berufener verstanden wird.
Gabe und Aufgabe, oder ideeles Wesen und Existenz in Raum und Zeit
benennen dabei die Polaritäten, die Geschichte als Ort von
Entwicklung, als einen möglichen Ort von Selbstwerdung qualifiziert.
Gibt
es ein letztes Ziel aller intendierten Selbstwerdungen? Das
übernatürliche Ziel des Reich Gottes muß hinsichtlich aller
Selbstwerdungsbewungen als das Endziel betrachtet werden, das aber
nur mit Hilfe göttlicher Gnade erreicht werden kann und nur mit ihr
erkannt werden kann.
Nicht
können Aussagen über den Verlauf, die Entwicklung etc.
Bestandtteile der Geschichtsphilosophie sein, weil der
Freiheitscharakter der Handlungen der Geschichte eine Aussage über
ihren Verlauf wie ihren Ausgang verunmöglichen. Geschichte soll in
der geschichtsphilosophischen Reflexion nur auf ihre
Konstitutionsbedingungen und auf ihre Ermöglichung von Entwicklung
erhellt werden im Wissen um die Differenz von ideelem zu
existentiellem Sein, schon präfiguriert in jeder Handlung in der
Differenz von Ziel und der dieses Ziel realisieren sollende Handlung.
Auch
eine theologische Reflexion wird um des Freiheitscharakters der
Handlungen in der Geschichte nicht eine objektive Entwicklung in der
Geschichte konstruieren können- sie weiß nur von der Verheißung
des Endes der Geschichte nicht als einem Endergebnis einer
geschichtsimmanenten Entwicklung, sondern als dem Abbruch der
Geschichte durch Gott selbst.
Gehört
die Frage der Theodizee mit zu den Fragen einer
Geschichtsphilosophie? Ich meine ja, insofern die Theodizee
subsumiert wird unter die Lehre im Bereich der natürlichen
Gotteserkenntnis- das entspricht ja auch dem faktischen Diskurs der
Theodizee, der in der philosophischen Gotteslehre beheimatet ist,
auch wenn es immer auch Versuche gab, eine spezifisch christliche
Lösung zu suchen. Radicaler ist aber zu fragen, ob es eine
Rechtfertigung des Lebens gibt- oder ob der Pessimismus recht hat,
wenn er urteilt, daß beste wäre es, nicht geboren zu sein- ist Sein
besser als Nichtsein?7
Der
Begriff des freien Willens dürfte hier der erste Kandidat zur Lösung
des Theodizeeproblemes sein: ohne die Prämisse eines freien Willens
ist Geschichte überhaupt nicht denkbar und diese Präsumption jedes
Geschichtsdenkens ist auch als der Grund des Seins des Bösen in der
Welt zu begreifen. Wollte man um der Verunmöglichung jedes Bösen
willen den freien Willen eskamotieren, eine Welt ohne Freiheit
denken, so gäbe es keine Geschichte, nur Natur ohne Menschen. Auch
könnte keine Religion sein, dessen Substanz die kontingente
Beziehung zwischen Gott und Menschen ist, die die Freiheit Gottes wie
die des Menschen präsumiert, damit im Kultus die Beziehung Gottes
zum Menschen und des Menschen zu Gott verlebendigt werden kann. Ja,
die Entzweiung zwischen Gott und dem Menschen, und das ist der Kern
des Bösen, ist ja selbst die Voraussetzung für die Religion als das
Medium der Aufhebung der Entfremdung zwischen Gott und dem
Menschen..Dabei muß Gott auch als frei gedacht werden, damit er
„beziehungsfähig“ zu Menschen denkbar wird.
Supplemente
Der
Mensch als riskiertes Wesen
Insofern
der Mensch Freiheit ist, kann er sich selbst noch einmal zu seinem
ideelen Wesen frei verhalten. Darin ist auch inkludiert das
Verhältnis des Individuumes zu seinem Gattungswesen und damit zu den
anderen Menschen- im Anderen verhalte ich mich immer auch zu meinem
Gattungswesen. Das Wesen bestimmt den Menschen nicht sondern dies
Wesen ist gerade seine Bestimmung zur Selbstbestimmung gemäß seinem
ideelen Wesen. Es wäre keine Freiheit, wenn die Freiheit zur
Selbstbestimmung nicht die Möglichkeit beinhielte, sich gegen sein
Wesen zu bestimmen. Das ist die notwendige negative Seite der
Freiheit, ohne die es keine Freiheit gibt. Der wirkliche Verlauf der
Geschichte ist gerade das Produkt dieser Zweiseitigkeit der Freiheit,
ohne die es gar keine Freiheit gäbe. Den wahren Menschen gibt es so
nicht als Voraussetzung der Geschichte sondern nur als Setzung des
sich frei zum wahren Menschsein bestimmenden Menschen.
Weltfremdheit
Als
Ich steht der Mensch der Welt gegenüber als das Subjekt und als sich
betrachtend konstituiert das Ich sich als ein Objekt unter vielen.
Das Subjektsein betont idealistische Philosophie, das Objektsein die
materialistische. Wäre der Mensch nur das Welt gegenüberstehende
Subjekt, wäre er nur weltfremd und wäre er nur Objekt in der Welt,
wäre er nur Weltteil, würde er in ihr aufgehen. Der Emergenzpunkt
aller Zivilisation und Kultur als Produkte geschichtlichen Handelns
gaben ihren Ursprung einerseits in der Weltfremdheit des Menschen und
des daraus resultierenden Willens zur Vermenschlichung der Welt und
diese Vermenschlichung der Welt ist dem Menschen möglich, weil er
als Teil der Welt auf sie gestaltend einwirken kann. Durch die
Humanisierung der Welt beheimatet sich der Mensch in der Naturumwelt,
indem er in ihr zivilisierte Kulturräume schafft, in denen er sich
beheimatet. Oder in Anlehnung Fichte: die Welt als Nicht-Ich ist
dem Subjekt zur Aufgabe gegeben, sie zu einer Heimat des Iches zu
gestalten: die Überwindung der Weltfremdheit.
Die
Aufgabe der Kunst: der weltfremde Mensch kreiert sich in der Kunst
künstliche Welten, in denen er lebt- nicht in der natürlichen Welt
lebt der Mensch sondern immer schon in einer von ihm künstlich
gestalteten.
Geschichtstelelogie
Ist
ein Telos erkennbar, auf dessen Realisierung die Geschichte als
Ganzes hinausläuft? Gibt oder kann es so ein Telos der Geschichte
geben? Um diese Frage respondieren zu können, müßte die Frage
beantwortet werden, was denn das Subjekt dieser Geschichtsentwicklung
sein könnte. Wenn Geschichte als Geschichte gedacht werden soll, so
daß die Vorstellungsform des Mythos zur Ergänzung geschichtlichen
Denkens herangezogen werden muß, dann wird wie der Uranfang der
Geschichte, daß Geschichte sich ereignet, auch das Telos ein
metageschichtliches Ziel sein. Es soll formal begriffen werden als
die Aufhebung der Geschichte in eine neue Einheit mit dem Ursprung.
Entwicklung
wäre so die Suchbewegung nach der verlorenen Beheimatung im Ursprung
vor der Setzung der Differenz und des Vielerlei als Opposition zur
Ureinheit. Ist das Subjekt so die zur Ureinheit zurückwollende
Menschheit? Oder müßte das Subjekt nicht das Eine sein, daß das
Andere setzt, als freies Gegenüber, um mit ihm eine Geschichte zu
eröffnen, die ihr Telos in der aufgehobenen Differenz hätte? Jeder
Handlung liegt ein Telos zugrunde, auf das hin die Gesamthandlung
konzipiert ist. Ist Geschichte aber etwas Ganzes oder ist das Ganze
nur das Resultat von mehr oder weniger widereinander streitender
Einzelhandlungszielen?
Sinndeutung
von Geschichte?
Ist
Geschichtsphilosophie Deutung der Gesamtgeschichte auf ihren Sinn
hin?Wäre sie dies, könnte es eine Sinndeutung der Geschichte erst
von ihrem ergangenen Ende her geben, Geschichte müßte zu einem
plusquamperfektischen Etwas geronnen sein. Solange Geschichte aber
noch eine Zukunft vor sich hat, ist so eine Deutung nicht möglich.
Niemand lobe den Tag vor dem Abend.
Etwas
anderes wäre es, die bisherige Geschichte in Epochen aufzugliedern,
in einzelne Sinnabschnitte, so daß gefragt würde: kann dieser
konstruierten Geschichtseinheit, die als solche schon zu einem
plusquamperfektischen Vergangenem geworden ist, ein Sinn an- oder
zuerkannt werden, ohne daß dieser Abschnitt schon als Teil des
Ganzen gewürdigt werden könnte, weil die Geschichte noch weiter
geht. Möglich wäre dies, schlösse man sich O. Spenglers
Verständnis von der Kultur an, die als in sich abgeschlossene
Entwicklung in einem Dreiphasenmodell begriffen wird, und eine
Prognose über die Entwicklung jeder Kultur erlaubt. Die
Menscheitsgeschichte wäre dann der äußere Rahmen für die
Geschichte der Entwickelung und des Unterganges spezifischer
Kulturen, ohne daß dem Ganzen außer als Ermöglichungsgrund der
Kulturen selbst ein Sinn zuzuschreiben wäre. Das bekanntere Modell
von Antike-Mittelalter- Moderne-Postmoderne dürfte bei aller
Sympathie des ihm innewohnenden Eurozentrismus immer noch eine große
Plausibilität aufweisen, zumal nun die Nichteuropäer diese
Entwicklung im Prozeß der Globalisierung nachholen. Aber diese
material durchgeführten Aufgliederungen gehören nicht mehr in eine
geschichtsphilosophische Reflexion. Hier wäre nur zu fragen: wie
könnten sich in einer Geschichte rein kontingent vollbrachter Taten
Epochen oder Sinnanschnitte herausbilden, in denen sich ein
bestimmter Konsensus des Sichverstehens aller Handlungsubjekte
herausbilden konnte, so daß es ein gemeinsames Paradigma des
Sich-und Weltverstewhens gab, das die Präsumption alles
Einzelhandeln war. Hier könnte M. Faucaults Ordnung der Dinge eine
Hilfe sein.
Sprachsystem
und Parole
In
Folge strukturalistischer Sprachphilosophie wird unterschieden
zwischen dem bestimmten Sprachsystem und den Sprachhandlungen, wie zu
distinguieren ist zwischen dem Regelsystem Schach und den gespielten
Schachpartien. Wenn diese Dinstinktion auf den Bereich der Geschichte
appliziert würde, könnte dann die Geschichtsphilosophie das
Regelsytem der Geschichte im Gegensatz zur sich real ereignenden
Geschichte sein, als Rekonstruktion der Ermöglichungsbedingungen für
das Daß der Geschichte, als Rekonstruktion der Subjekte möglichen
Geschichtshandelns, als Erfassung der Ermöglichungsbedingung des Daß
von Entwicklung, isb. selbstbestimmter Entwicklung als ein Spezificum
geschichtlicher Handlungen und als Rekonstruktion der Möglichkeiten
von geschichtlichen Handelns subjektbezogen- wie erwa das
Schachregelsystem die möglichen Handlungen der Einzelfiguren
bestimmt, nicht aber ihre realen Spielzüge determiniert sondern erst
bestimmte Freiheit ermöglicht.
E.Niekisch
schreibt in seiner geschichtsphilosophischen Betrachtung: „Die
dritte imperiale Figur“1935: „Staat ist nicht in allen Zeiten und
unter allen Umständen dasselbe; jede Zeitlage bringt den ihr
angemessenen Typus eines Staates hervor.“ In der Vorstellung der
kontextuellen Bedingtheit jeder bestimmten Staatsgestaltung spricht
sich der moderne historische Relativismus aus, der hier aber
konterkariert wird durch die optimistische These, daß der in einer
bestimmten Zeit existierende bestimmte Staat der zeitgemäße sei,
und daß die Zeit (welch ein eigentümliches Handlungssubjekt)jeweils
die zeitgemäße Ausgestaltung des Staates hervorruft, bis daß dann
in der Ägide der technischen Ratio zukünftig der Staat sich
auflösen wird in einer Weltgesellschaft, die nur noch aus dem
Bureau, dem Planungsbureau und der Fabrik bestehen wird. Damit reiht
sich Niekischs Geshichtsphilosophie ein in die, die am Ende der
Geschichte, in ihrer letzten und vollkommemdsten Phasen das Ende der
Institution Staat sehen, geistesverwandt mit den Propheten des
Unterganges der Institution der Kirche im Hoffen auf ein Reich des
Geistes, in dem es die Kirche nicht mehr gibt, von Fiore bis Hegel.
Offenkundig
kann der Staat mißverstanden werden wie alles in der Geschichte
subjekthaft Erscheinende als ein bloß geschichtlich kontingent
Entstandenes, das seine Zeit hat und auch wieder vergehen kann. Dies
Mißverstehen ist möglich, weil die Substanz des Staates, sein
ideeles Sein etwas ist, zu dem sich der Staat selbst noch einmal
kontingent verhalten kann. Und er kann sich verfehlen. Niekisch führt
zwar den historischen Relativismus begrenzend an: „Man kann sehr
wohl sagen, Staat sei die Form, in der ein Volk sein geschichtliches
Leben führe“, aber durch die Konstruktion der Figur des Archetypus
des Arbeiters, dem eine eigene imperiale Ratio zur Seite gestellt
wird, dessen Träger er ist, so daß das eigentliche Subjekt jetzt
nicht mehr die „metaphysisch-juridische Ratio“ des „ewigen
Römers“ oder die „ökonomische Ratio“ des „ewigen Juden“
sondern die „technische Ratio“ des Arbeiters sei, wird alles
Nationale aufgelöst, denn jede dieser drei „Vernünfte“
intendiert die universale Weltherrschaft, die keinen Raum frei läßt
für die Vorstellung von Völkern, gar von selbstbestimmungsfähigen
Nationen. So wird ihm der Nationalstaat auch nur eine zeitbedingte
Staatsform bürgerlicher Herkunft, die mit dem Ende de bürgerlichen
Kultur ihr Ende finden wird.
Hier
zeit sich exemplarisch anschaulich, wie die Subjekte geschichtlichen
Handelns durch ihre Deutung als rein geschichtlich kontingent
Enststandenes wieder aufgelöst werden, bis nur noch ein wahres
Subjekt der Geschichte übrigbleibt, das imperiale Figuren, die zur
Weltherrschaft streben hervorbringt und sie wieder untergehen läßt,
um einer neuen imperialen Figur das Schlachtfeld der Geschichte zu
räumen. Daß das möglich ist, gründet sich in der Freiheit der
Subjekte der Geschichte sich selbst als bloßes zeitgeschichtlich
bedingtes und so auch wieder auflösbares Subjekt zu deuten.
Berühmt
geworden ist ja M. Foucaults Rede vom Verschwinden der Erfindung:
Mensch in seinem Schlußwort seiner „Ordnung der Dinge“: „Der
Mensch ist eine Erfindung, deren junges Datum die Archälogie unseres
Denkens ganz offen zeigt. Vielleicht auch das baldige Ende.“8
L. Goldmann sagt das selbe etwas anders: „“Unsere Gesellschaft
ist eine, in der der Einzelne an sich und damit sein Ablauf seines
Lebens und seine Psychologie jede echte Bedeutung verloren haben und
auf das Niveau der Anekdote oder der Ausnahme gesunken sind.“9
Nietzsche:
„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensytemen
flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem
kluge Tiere das Erkennen erfanden.Es war die hochmütigste und
verlogenste Minute der Weltgeschichte, aber doch nur eine Minute.
Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn und die
klugen Tiere mußten sterben.-So könnte jemand eine Fabel erfinden
und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie
schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der
menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt.“ Aber es muß
gegen Nietzsche mit E. Hirsch gefragt werden: wer ist denn dieses
Ich, daß diese Erkenntnis erkannt hat, gerade weil diese ganz in
Widerstreit zum Inhalt der Erkenntnis für diese Erkenntnis einen
absoluten Erkenntniswert in Anspruch nimmt.10
Der sich hier aussprechende erkenntnistheoretische Skeptizismus
widerspricht sich selbst, indem er seiner Erkenntnis einen
Wahrheitswert zuerkennt, dem er jeder Erkenntnis absprechen will.
Indem hier das intelligible Ich sich deutet als etwas
Bedeutungsloses, verkennt es sich selbst als das Subjekt, daß selbst
so bedeutungsvoll erkennen kann.
Alles,
was ist und Subjekt geschichtlichen Handelns sein kann, kann sich ob
seiner inneren Differenz von Wesen und Existenz, in der es sich
selbst noch mal kontingent zu seinem eigenen ideelen Sein verhält,
verstehen als boß kontingent in der Geschichte Entstandenes, das so
auch wieder sich auflösen kann. Diese Möglichkeit setzt erst die
Möglichkeiten frei, daß die Subjekte der Geschichte in der
jeweilgen von ihnen gesetzten Selbstbestimmuung eine
Konfliktgeschichte der Subjekte hervorbringen, weil nun sich
mißverstehende Subjekte den Widerstreit aller gegen alle eröffnen.
Die Aufgabe der Geschichtsschreibung ist nun die Darlegung dieser
Mißdeutungsgeschichten, die geschichtsphilosophische Reflexion
ergründet nur den Ermöglichungsgrund solch einer
Konfliktgeschichte. Die Geschichtsschreibung muß dabei aber mit
reflektieren, daß jeder indiksativischen Aussagen konjunktivische
zugefügt werden müßten: es hätte sich auch anders ereignen
können. Wo dieser Konjunktiv fehlt, wird Geschichte naturalisiert.
Die
Möglichkeiten der Geschichte ergeben sich so aus den freien
Möglichkeiten der Selbstbestimmung und Selbstdeutung der
Geschichtssubjekte, und die Konflikte der Geschichte wiederum aus dem
Widerstreiten zwischen den Selbstbestimmungen der einzelnen
Geschichtssubjekte.
Schicksal
und Freiheit
Seneca
schrieb: „ Es ist Deine Aufgabe, die erhaltende Rolle gut
duchzuführen. Die Rolle auszuwählen, kommt einem Anderen zu.“ „Es
kommt, wie es kommen muß, ist die Ausrede aller Faulpelze“.
Wilhelm Raabe. „Jeder außergewöhnliche Mensch hat eine gewisse
Sendung, die er zu vollführen berufen ist. Hat er sie vollbracht, so
ist er auf Erden in dieser Gestalt nicht weiter vonnöten, und die
Vorsehung verwendet ihn zu etwas anderem.Goethe zu Eckermann,
1828.Schicksal ist die Berufung zu etwas, zu der sich der freie
Mensch verhalten kann, indem er ihr gerecht zu werden versucht oder
seine Berufung verwirft. Aber Berufung ist auch dann die Vorsehung,
die den Berufenen hin führt auf dem Wege seiner Berufung, aber so,
daß der Berufene auf diesem Wege sich zum Wege noch mal frei
verhalten kann. Schicksal führt, aber zwingt nicht. Geschichte ohne
Schicksal wäre Freiheit ohne Berufung und Führung zur Berufung. Nur
wo sich Freiheit abarbeitet an seinem Schicksal, da eröffnet sich
der Raum dafür, daß Menschen sich zu Persönlichkeiten entwickeln
können.
„Der
Mensch hat nur wenig Mitspracherecht in seinem eigenen Leben. Das
Schicksal hat das Sagen.“, schreibt M. Cotten in dem Roman: „Hilfe
aus dem Totenreich“. Die Antithese formuliert K. May, in „Scepter
und Hammer“: „Du bist ein Mann, denn Du glaubst nicht an das
Fatum und auch nicht an das Kismet, sondern Du willst durch Deine
Arbeit und durch Deine Mühe werden, was Du wirst.“ (S.347f)
Mögliche
Grundhaltungen einer Geschichtsphilosophie:
a)
die optimistische, b) die tragische, c) die ästhetische
Grundhaltung
meint, das Licht, in dem ich die Phänomene der Geschichte sehe, die
Farbe der Beleuchtung. Einstein soll gesagt haben, es gäbe nur eine
wirklich gewichtig Frage: ob der Mensch in einem ihm positiv
zugewandten, einem ihm gleichgültig oder negativ feindlichem
feindlichen Universum lebe. Die optimistische Sicht wäre die, daß
die Menschheit in einem Universum lebt, das ihm eine positive
Entwicklung ermöglicht, weil der Mensch selbst in sich gut ist und
die Welt die positive Entwicklung objektiv auch ermöglicht-
Geschichte ist so der Prozeß der Positiventwicklung. Tragisch wird
die Welt gesehen, wenn der Mensch und das Universum nicht zusammen
passen-der Mensch der Feind der Welt und die Welt sein Feind-die
Gnosis, oder R. Wagner: „Die tiefste Grundlage jeder wahren
Religion sehen wir nun in der Erkenntnis der Hinfälligkeit der
Welt,und der hieraus entnommenen Anweisung zur Befreiung von
derselben ausgesprochen.“ (Religion und Kunst, 1880) Die
ästhetische ist die die, die die Gleichgültigkeit präsumiert und
im Schein des Schönen diese Gleichgültigkeit
überwindet.Ästhetizismus. Nietzsche: „denn nur als ästhetisches
Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt.“ (Die
Geburt der Tragödie) Diese Grundhaltungen sind nun selbst nicht
Produkte geschichtsphilosophischen Denkens, sondern Anschauungsformen
der geschichtsphilosophischen Betrachtung.
1Vgl:
Lukacs, Ästhetik, S.43.
2Lukacs,
Ästhetil, S.98.
3
Angehrn, Emil, Geschichtsphilosophie, 1991,S.37.
4Vgl:
Luther: de servo arbitrio, Zwingli 1530 Sermon über die Vorsehung
Gottes, Calvin über die Vorsehung in seiner Institutio.
5Musil,
R. Der Mann ohne Eigenschaften, 1981 S.26.
6Der
Typos des Propheten soll hier meinen: der Archetypus aller zu
Außergewöhnlichem berufener Menschen.
7Vgl
dazu etwa: Lütkehaus, Ludger, Nichts. Abschied vom Sein. 2003.
8Foucault,
S.462.
9Zitiert
nach: Willemsen, R., Der Knacks, S.117.
10Vgl:
Hirsch, E., Deutschlands Schicksal, 1922.
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