Freitag, 10. Oktober 2014

Putin, ein Geschenk des Himmels ein Supplement

Seltsames kann man in Kommentaren und auf katholischen Internetseiten zur Causa Putin lesen! 

Staatskirche?
Da wird der Russisch-Orthodoxen Kirche plötzlich vorgeworfen, sie sei wieder unter Putin zur Staatskirche geworden!Das sei etwas Negatives! Nur, seit der Konstantinischen Wende, als Kaiser Konstantin zum Förderer der Katholischen Kirche und des Katholischen Glaubens wurde, war es auch das Ideal der Katholischen Kirche, daß Thron und Altar aufs harmonischste zusammenwirken. Ja, die Aufgabe der Christianisierung der Welt zu erfüllen, konnte die Kirche sich ohne eine solche Cooperation gar nicht vorstellen. Erst die Zerreißung der christlichen Einheit durch die Reformation gestallte das Kirche-Staat-Verhältnis schwieriger, weil nun zwei Christentümer um die Zusammenarbeit mit dem Throne stritten. Man denke dann an das antirevolutionäre Drei-Kaiser-Bündnis von Deutschland, Österrreich und Rußland, das das christliche Europa schützen wollte! Selbstredend begrüßten die Kirchen diesen Schutzbund-denn wo Revolution gerufen wird, ist der Atheismus als sein Schatten nicht mehr fern! Erst durch den Sturz dieser drei christlichen Monarchien wurde der Weg zur Säkularisierung Europas nach dem 1 Weltkrieg -leider sehr erfolgreich-beschreitbar. Ergo: es gibt keinen Grund aus katholischer Sicht, eine enge Cooperation von Kirche und Staat zu verurteilen und die Kirche dabei als "Staatskirche" zu diffamieren, als unterwerfe sie sich dabei dem Staat. Und man schaue einmal: wie sehr die Kirchen nach dem Ende der Monarchie sich dem Zeitgeist unterwarfen und unterwerfen! Stattdessen: Es ist für die Kirche immer ein Geschenk Gottes, wenn sie auf einen staatlichen Partner trifft, der bereit ist, auf die Kirche zu hören!

Nun könnte man ergänzen, daß so ein Thron-und Altarbündnis Jesu Verkündigung und somit der christlichen Religion diamentral entgegengesetzt sei! Wer so redet, verkennt, daß das Alte Testament "alt" nicht im Sinne von "veraltet" sondern eher im Sinne von "ehrwürdig" meint und daß unser Heiland nicht gekommen ist, um das "Alte" als erledigt zu verkündigen. Für die Könige Israels gilt nun mal: je frömmer sie waren,je mehr sie ihre Politik nach dem Gesetze Gottes ausrichteten, desto besserer und auch erfolgreichere Könige waren sie. König Salomon dagegen verschuldete die Einheit des Staates, die Aufspaltung des Volkes in zwei jüdische Staaten, Israel und Juda, sodaß sie gar gegeneinander Krieg führten. Wie kam es dazu? Salomon war der erste Praktikant der Idee einer Multikulti-Gesellschaft. Älter geworden erlaubte er jeder seiner Ehefrauen, den ihrigen Gott in Jerusalem kultisch zu verehren. Gott erzürnte über diesen königlichen Abfall und strafte das Volk mit der Zerreißung der Einheit des Volkes in zwei Staaten, dem ersten Schritt zum Untergang des jüdischen Volkes als selbstständige Nation.  Als Christ wird man deshalb immer eine enge Cooperation des Staates mit der Kirche begrüßen, gerade auch, weil dies dem Wohle des Volkes dient, wie uns gerade die Bibel es bezeugt.

Putin mißachte die Souveränität der Ukraine

Die Ukraine weißt, wie viele moderne Staaten einen schwerwiegenden Geburtsfehler auf: in ihm lebten und leben verschiedene Völker in einem Staate. Wenn wir uns-auch auf die Gefahr hin, für einen Biblizisten gehalten zu werden-das Verhältnis des Volkes Israel zu seinem Staate vor Augen halten, dann sehen wir in diesem besonderen Fall das Allgemeingültige der Ordnung: ein Volk-ein Staat. Das ist die göttliche Ordnung für die Institution Staat, wie es eben auch die göttliche Ordnung für die Ehe gibt, daß sie aus einem Mann und einer Frau besteht-und nicht aus zwei Männern oder zwei Frauen.
So widernatürlich geordnete Staaten leben immer in der Gefahr, daß die in ihm lebenden Völker sich gegeneinander stellen und daß dann der Staat zum "Privatbesitz" des dominierenden Volkes wird, das mit Hilfe dieses Staates das andere Volk unterdrückt. Das geschah in der Ukraine! Als die legitime, demokratisch mehrheitlich gewählte Regierung den weitgehenden Wirtschaftsvertrag mit der EU nicht abschließen wollte, erhob sich gegen die legitime Regierung eine ukrainische Opposition. Die putschte sich dann an die Macht, sicher nicht ohne Hilfe aus dem "freien Westen" und diese setzte nun zu einer prowestlichen/antirussischen Außenpolitik und zu einer antirussischen Innenpolitik an. Jetzt wurde in der ukrainischen "Demokratie" etnisch gewählt: die Ukrainer wählten Ukrainer und die Russen-hoffnungslos in der Minderheit als Minderheitsvolk wählten fast gar nicht. Jetzt erwies sich der Witz als bittere Wahrheit: Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf darüber bestimmen, was es als Sonntagsbraten gibt! Die Russen in der Ukraine wurden zu den Schafen des jetzt rein ukrainischen Staates. Man denke nur an das Votum der ukrainischen Politikerin, daß sie alle Russen der Ukraine gern durch den Einsatz von Atombomben ausrotten wolle! Hier erklärte die herrschende politische Klasse der Ukraine den russischen Staatsangehörigen den Krieg! Diese rettete sich damit, daß sie ihre Wohngebiete für unabhängig von diesem ukrainischen Staate erklärten! Das muß als Notwehr angesichts solcher Drohungen als legitime Handlung anerkennbar sein. Die Ukraine wiederum kann nicht für sich ein Recht auf nationale Selbstbestimmung behaupten und genau dies Recht dann dem russischen Volk in dem ukrainischen Staate verwehren! Streng genommen hat sich der souveräne ukrainische Staat erst selbst aufgelöst, indem er sich zu einem ethnisch reinen ukrainischen Staat umformte und die russischen Staatsbürger de facto nicht mehr als Staatsbürger anerkannte!
Putin kam somit den Russen in der Ukraine zur Hilfe, die keine Bürger des ukrainischen Nationalstaates mehr waren und die einen eigenen gründeten, um sich so dem Mutterland Rußland wieder anschließen zu können.
Das zeichnet Putin als guten russischen Staatsmann aus, der eben sich auch für das Wohlergehen der Russen außerhalb der Staatsgrenzen Rußlandes verantwortlich weiß.

Die beste Lösung wäre selbstverständlich die Abtrennung aller rein oder mehrheitlich russisch  bewohnten  Gebiete vom ukrainischen Nationalstaat und deren Anschluß an das Mutterland Rußland. Es ist aber bezeichnend, daß diese gute Lösung gerade vom "freien Westen" torpediert wird-allein weil der Westen die ganze Ukraine als ihr freies Wirtschaftsgbiet zur Verfügung haben möchte und sich nicht mit einer reduzierten zufrieden geben will.

Daß die Russisch-orthodoxe Kirche hier in Putin einen Staatsmann sieht, der eben nicht als Parteipolitiker regiert (im Interesse von Parteiungen des und im Volke) sondern als Staatsmann aller Russen, und ihn deshalb lobt, ist für eine Kirche Rußlands eine Selbstverständlichkeit, weil sie weiß, wozu Gott den Staat und die Regierung eines Staates beruft: Volksstaat zu sein! Diese Berufung veranschaulicht gerade der Staat Israels bis zu seiner Vertilgung; die Geschichte des Volkes Israel zeigt dann aber auch bis zur Neugründung des Staates Israels, welch ein Unglück es  für ein Volk ist, ohne eigenen Staat leben zu müssen, nur geduldet als Gastvolk in der Diaspora.

Putin und die Moral

Es war Lenin, der als erste Staatsmann die Abtreibung legalisierte.Kommunistische Feministin jubelten. Rußland gilt heuer als ein Land mit sehr hohen Abtreibungszahlen-und es muß hier Klartext geredet werden. Es gibt kaum ein größeres staatliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit als die legalisierte Abtreibung!
Josef Stalin verbot 1936 die Abreibung, wohl nicht aus moralischen Gründen, sondern ob der fatalen Folgen aus rein bevölkerungspolitischen Gründen. Aber man darf wohl auch nicht von einem Staatsmann erwarten, daß er aus moralischen Gründen handelt, wohl aber, daß er seine Politik im Einklang mit der Moral gestaltet.
1936 wurde so die Abtreibung im ersten Abtreibungsstaat der Welt verboten-aber leider nach Stalins Tod wieder erlaubt. Wenn es Putin in Cooperation mit der Kirche gelänge, die Zahl der Abreibungen nur deutlich zu senken. wäre das schon ein großer Erfolg, auch wenn das Endziel unbedingt das Verbot der Abtreibung sein muß-aber das ist momentan wohl machtpolitisch nicht durchsetzbar. Aber alle Zeichen deuten daraufhin, daß Putin mit der Kirche zusammen hier Fortschritte erzielen will und auch wird. Dafür allein zollt die Russische Kirche zu recht Putin Lob.

Gelegentlich ist zu hören, daß Putins Hilfe für die bedrängte russische Minderheit nicht sich im Einklang befände mit dem Völkerrecht. Ich möchte dazu prinzipiell folgendes sagen: Jesus Christus kannte selbstverständlich die Sabbatgesetze der Pharisäer seiner Zeit. Sie besagten für ärztliche Dienste am Sabbat-nicht unvernünftig-daß alle ärztlichen Behandlungen an chronisch Kranken am Sabbat untersagt sind, damit so die Sabbatruhe gehalten werde, aber selbstverständlich eine lebensgefährdende Erkrankung zu behandeln sei. Jesus sah das aber ganz anders. Für ihn war der Sabbat von Gott für den Menschen geschaffen worden und Gott wollte diese Ordnung für den Menschen. Einen Leidenden nicht zu helfen, auch wenn es ein schon seit langer Zeit an einer Krankheit Leidender ist, ist für Jesus ein Tun wider den Menschen. Darum verstößt er gegen die Sabbatgesetze um des Menschen willen. Ihm ist der Mensch wichtiger als die Gesetze.Es ist immer ein gefährliches Wagnis, Ordnungen, Rechtsordnungen auch nur punktuell aufzulösen, weil so daß Leben aller gefährdet wird, wenn es in das Belieben jedermanns gestellt wird, auch gegen das geltende Gesetz zu handeln-aber es gibt Augenblicke und Situationen, in denen das Wohl von Menschen wichtiger ist als das Einhalten von Gesetzen. Ein großer Staatsmann ist so nicht der, der sein Leben lang sich an den Buchstaben der Gesetze hält, sondern der, der es auch wagt, das Gesetz Gesetz sein zu lassen, um des Wohles des Volkes willen,für das er vor Gott verantwortlich ist. Pharisäisch Gesonnenen muß das immer ein Greuel sein, fürchten sie nicht ganz zu unrecht hier die Anfänge von Anarchie und Chaos. Aber es gibt Augenblicke, wo im Wissen um diese Gefahr, der Verstoß selbst gegen das Völkerrecht moralisch legitim sein.                  



   

1 Kommentar:

  1. Mein Gott, Herr Lay, in welcher Welt leben Sie? Ihre Sicht auf diesen eiskalten Usurpator zeigt eine unverblümte Sehnsucht nach einer autoritären, nicht diskutierbaren, dafür aber ohne rechtsstaatliche Garantien auskommenden Staatsstruktur. So etwas nennt man Diktatur! Und wenn es dann gar eine "Kirchendiktatur" sein könnte, dann wären Sie wohl am Ziel Ihrer Träume, oder sehe ich das falsch? Ich selbst bin ein sehr konservativer Katholik, solche Zustände wären aber auch für mich geradezu albtraumhaft. Mal ganz abgesehen von einer solch makaberen Vorstellung gesellschaftlicher Verhältnisse, muten auch Ihre Argumente bezüglich des Ukrainekonfliktes mehr als seltsam an. Wollte man Ihre Interpretation des Völkerrrechts gelten lassen, dann hätte etwa Österreich jedes Recht Südtirol zu annektieren. Was glauben Sie, was dann los wäre? Russland wollen Sie dieses Recht aber einräumen? Und Ihre merkwürdige Einschätzung der Machtverhältnisse zwischen RUS und UKR mutet bizarr an. Wer verfügt denn über Tausende Atomwaffen, wer über eine bis an die Zähne bewaffnete 2 Millionen Armee, und wer hat sich denn mit der Schwarzmeerflotte nicht nur den dazugehörigen Hafen sondern gleich ein Gebiet so groß wie Brandenburg mit unter den Nagel gerissen. Großbrittanien hat es gerade mustergültig vorgemacht wie ein demokratisch über Jahre vorbereitetes Referendum über Unabhängigkeit einer Region völkerrechtlich abzulaufen hat. Eine sogenannte Volksabstimmung der Krimbevölkerung ohne Möglichkeit der Anhörung der Gegenseite (innerhalb von 14 Tagen "organisiert", Schottland 3 Jahre!) als Legitimation zum gewaltsamen Raub eines Territoriums eines unabhängigen Staates gelten zu lassen, dazu gehört schon mehr als Chuzpe. Das ist bereitwillige Akzeptanz des Rechts des Stärkeren!
    Ihre Einschätzung der Orthodoxie ist übrigens abenteuerlich. Ich komme gerade von einer unserer jährlichen Hilfsfahrten nach Petersburg zurück. Die röm.kath. Gemeinde St. Nikolaj dort bittet seit nunmehr 20 Jahren die Orthodoxen um Rückgabe ihrer Kirche, eine ganz bescheidene, die diesen ausgerechnet von den Kommunisten zugeschanzt wurde. Die russ.orthod. Kirche, beinahe noch chauvinistischer als der russ. Staat, verfügt in der Stadt übrigens über weitere etwa 30 Kirchen. Vergeblich, man wirft den kath. Christen "Proselythenmacherei" vor, und das bei einem Verhältnis von 100 zu 1! Die Katholiken leben im Status von "ausländischen Agenten" weil sie der "Kirche von Rom" angehören. Na, herzlichen Glückwunsch zu solchen "Freunden"!
    Mir ist schon klar, dass all das kaum Auswirkungen auf Ihre Auffassung der Dinge hat, weil es nicht in Ihr Weltbild passt. Ich bin mir aber nicht sicher, natürlich nicht, ob es selbst jemandem wie Ihnen wirklich Freude bereiten würde in einem Land zu leben, in dem es noch nicht einmal 2 Menschen gemeinsam erlaubt ist für oder gegen etwas zu demonstrieren.
    So bin auch ich strikt gegen die fortschreitende Homosexualisierung und Genderisierung unserer Gesellschaften hier im Westen, Polizei geduldet Schlägertrupps auf im internet ausgekundschaftete Schwule zu hetzen, finden allerdings auch die kath. Christen dort noch weitaus abartiger als homosexuelle Praktiken selbst. An den westl. Demokratien gibt es jede Menge auszusetzen und deutlich zu kritisieren, in der Tat. Im Putinrussland aber möchte ich nicht eine Woche leben müssen. Nach dem Passieren der estnischen Grenze, habe ich erstmal wieder tief durchgeatmet. Schon mal da gewesen?

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