Donnerstag, 23. Oktober 2014

Noch was zur politischen Korrektheit

Verwirrspiele
oder wie politisch korrekte Augen die Welt sehen
Lektion 1


Einst, früher,als die Welt noch klar und übersichtlich war: Im ZDF- Magazin, G. Löwenthal führte uns ins Wilde Afghanistan. Bärtige, mit exotischen Gewändern drapiert Männer, eine Art Bibel in der Hand, der Auslandsexperte kommentierte, daß das liebe Muselmanen wären, freiheitsliebende Menschen, die einfach nur fromm und nach ihrer Fasson leben wollten und darum versammeln sie sich nun gegen die Okkupationstruppen der Sowjetunion, um ihres freien Lebens willen. Der freie Westen solidarisierte sich und ihre Sportler zeigten Flagge, indem sie die Olympischen Spiele in Moskau boykotierten, denn mit Kriegsführern können freie Menschen nicht friedliche Sportfeste feiern...Vor unserem Auge entrollte sich das Bild der bolschwestisch-kommunistischen Weltherrschaftsdiktatur und da stand nun dieser kleiner an Asterix und Obelix erinnerndes Häuflein verwegen Dreinschauender, die nichts als Bibel und Flinte den russischen Panzern und Kanonen entgegenzusetzen hatten. Tollkühne, wagemutige Freiheitskämpfer. Welcher Karl May Leser sah nicht weltgebildet hier getreue Nachfolger der edlen gegen goldgierige Weiße kämpfenden Rothäute! Edel und tapfere Helden.

Daß eine deren Lieblingsbeschäftigungen das Kehledurschneiden russischer Pädagogen gewesen sein soll, isb. wenn diese Lehrkräfte es unternahmen, Mädchen und junge Frauen zu unterrichten,wurde nur in linken Kreisen kolportiert, nein im ZDF- Magazin waren es reine Freiheitskämpfer. Das Argument, daß jedes Volk doch nach seiner Eigenart selig werden möchte, und wenn die eben unbedingt einen religiösen Staat haben wollen, dann müße das eben auch die russische Supermacht anerkennen, das leuchtete ein. Aber dann, aber dann, muß ich als TV- User irgendwie in ein falsches Programm mich gezapt haben:

Jetzt sah ich Vermummte, fanatische islamistische Terroristen, die die junge, zart aufblühende Demokratie Afghanistans bedrohten, der freie Westen, wie ein Mann stand hinter der neuen Kabulregierung, unsere Deutschen Entwicklungshilfesoldaten an vorderster Front und der freie Westen half so ihr gegen die Steinzeitfundamentalisten. Welch ein Glück für jede Afghanin und jeden Afghanen, von Amerikanern und ihren Freunden und Partnern befreit zu werden vom afghanischen Islamismus und ganz integriert zu werden in die Wert- und Norm- Gemeinschaft des freien Westens. Das afghanische Volk war nicht besiegt und okkupiert worden und nicht hatten Siegermächte dort ihnen ihr System aufoktruiert, nein, weit gefehlt, das waren nur die Untaten russischen Imperialismus, jetzt befreite die Pax Americana das Volk der Afghanen von Unbildung, Koranfundamentalismus, Schleierzwang und beglückte sie mit the american way of live und alle jubilierten. Nur unverbesserliche ewig Gestrige, Bärtige mit Koran und Bomben ausgerüstet trotzten starrköpfig den Errungenschaften von Freiheit und Hollywod. Und gegen diese Fanatiker schickt nun unsere tapferer Bundeskanzlerin Deutsche Soldaten in den Krieg, da wir ja am Hindukusch Deutschlands Freiheit verteidigen müssen.
Zwischenzeitlich war das steinzeitfundamentalistische Afghanistan zu dem Hort des Bösen avanciert und die wagemutigen ZDF- Magazin Muselmanen zu die Weltfreiheit bedrohenden TOP- Terroristen mutiert, die nur von einer Allianz wagemutiger Gralsritter besiegt werden konnten. Hochgerüstete Kämpfer erstürmten Kabul und befreiten alles, was sie nicht vorher totgebombt hatten. Jetzt noch müssen Deutsche Entwicklungshilfesoldaten wieder aufbauen, was die Bomben der Befreier dem Erdboden gleich gemacht hatten. Aber der Kampf gegen den Weltterrorismus verlangt eben Opferbereitschaft. Nur, daß kaum war der Sieg verkündet, ich meine natürlich die Befreiung , daß unsere Massenmedien den Irak als den neuen Hort des Bösen lokalisierten und von afghanischen Toppteroristen sprach niemand mehr, nur Bin- Laden durfte weiter massenmedial auftreten, um die Mär von der Gefahr des islamischen Terrorismus lebendig zu erhalten.

Aber irgendwie hatten wir doch schon mal so eine Befreiung. Wie war das noch mit den Steinzeitmaoisten der Roten Kmer und der Befreiung Kampucheas durch die vietnamesischen Befreiungstruppen? War Pol Pot und die Seinigen nicht auch so was wie diese Talibanfundamentalisten? Aber nicht zu früh jetzt Hochgesänge auf die Befreiung Kampucheas vom Steinzeitkommunismus anstimmen. Denn die Befreier waren mit der Sowjetuniuon Verbündete, kommunistische Vietnamesen! Also, war das keine Befreiung von einer terroristen Diktatur sondern eine unerlaubte Einmischung in die internen Angelgenheiten Kampoucheas. Der freie Westen hielt Pol Pot die Treue, die USA erkannte die neue Befreiungsregierung selbstredend nicht an, unsere Medien sprachen von einer von Okkupationstruppen eingesetzten Marionettenregierung usw und man betonte, daß es nur eine legitime Regierung gäbe: die Steinzeitkommunisten!

Was lernen wir daraus, damit auch wir uns in der Welt der politischen Korrektheit korrekt zu verhalten wissen: es verlangt viel politisch korrekten Instinkt, um Befreiungen von Okkupationen unterscheiden zu können, denn wenn eine Steinzeitfundamentalisten- Diktatur durch externe Kräfte gestürzt und dann eine neue freie Regierung installiert wird, kann das, wie in der Causa: Afghanistan eine Befreiung, wie in der Causa Pol Pot eine unerlaubte Einmischung in die internen Angelegenheiten eines souveränen Staates sein. Wenn Völker von Amerikanern okkupiert werden, handelt es sich in der Regel um Befreiungskriege, aber in der Causa Vietnam ist sich die PC nicht ganz eindeutig, während dagegen die Sowjetunion prinzipiell immer nur aggressive Machtausdehnungskriege führte. Der Taliban von Gestern mutiert so zum fundamentalistischen Terroristen, obgleich er sich doch in seiner trotzköpfigen den kulturellen Errungenschaft des Ostens wie des Westens ablehnenden Haltung treu geblieben ist! Galt im Afghanistan Krieg die Unterdrückung der Menschenrechte als legitimer Kriegsgrund, so darf die Vietnamesische Führung dieses Recht für sich bei ihrem Sturz des Pol Pot Regimes in Kampuchea nicht in Anspruch nehmen; merke: nur der freie Westen darf Kriege um der Menschenrechte willen führen! Und vielleicht erleben so wir auch noch die Befreiung Irans von seiner Diktatur.

Auch sind von Siegermächten installierte Regierungen von grundlegend verschiedener Qualität. So sind pro westlich orientierte Regime grundsätzlich legitim und gut, egal wie sie zu Stande kamen und pro nationale Regierungen dagegen prinzipiell zu perhorreszieren. Die westliche Werte Gemeinschaft bewertet die Qualität einer Regierung einfach nach dem Nutzen, der der freie Westen aus ihnen herauszuziehen gedenkt. Und so ist eine pro westliche Regierung in Afghanistan eine gute und legitime Regierung, auch wenn es kein Journalist unternahm, zu prüfen, ob die Wahlen denn wirklich so frei waren, daß auch nicht pro westliche Kandidaten wählbar waren und werden die Wahlen gefälscht, beeinträchtigt dies ihre Reputation im freien Westen in keinster Weise, Hauptsache: pro westlich.. Daß offiziell die Staatsregierung Afghanistans nie kapituliert hat, nie wie auch immer offiziell abgedankt hat, so daß sie eigentlich genauso wie die illegitim gestürzte Pol Pot Regierung noch rechtmäßig im Amt sei, wie es der Westen in der Causa Pol Pot vertrat und daß so ihre Soldaten legitim den Krieg gegen die Aggressoren fortsetzten, daß darf laut politischer Korrektheit auch nicht sein. Und so werden Vaterlandsverteidiger Afghanistans zu Terroristen und eine Marionettenregierung des Westens zur authentischen Stimme des befreiten afghanischen Volkes.

Ist einem deutschen Intellektuellen aufgefallen, daß die Staatsführung Afghanistans, wenn man die internationalen Gepflogenheiten des Umganges mit Auslieferungsbegehren fremder Staaten zu Grunde legt, kein Recht hatte, den Topp- Terroristen Bin- Laden nach den USA auszuliefern, da die USA keinen Beweis für die Täterschaft Bin Ladens vorweisen konnte außer der bloßen, millionenfach wiederholten leeren Behauptung, daß der der Drahtzieher sei? Für ein Auslieferungsverfahren bedarf es aber eines begründeten Anfangsverdachtes! Und war die Staatsführung nicht bereit, das vermeintlich geistige Haupt in ein neutrales Land auszuliefern, aber bestand der Westen nicht darauf, ihn selbst vor ein Kriegsverbrechertribunal zu stellen und lehnte ein neutrales Verfahren ab. Die Sieger wollten richten getreu der Ideale amerikanischer Lynchjustiz.

Verstehbar ist das Alles wahrlich nicht mehr; desto mehr verlangt die Staatsraison ein unbedingtes Ja zu den Zumutungen politisch korrekten Weltwahrnehmens. Und das Nachdenken überlassen wir so ganz korrekt den großköpfigen Pferden!

Um unsere geneigte Leserschaft in den Wirrnissen und Zumuten der politisch korrekten Weltsicht nicht weiterhin allein zu lassen, werden weitere Aufklärungen folgen.



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