Das fünfte Gebot lautet nach dem Katholischen Katechismus, hier der Einheitsübersetzung folgend: "Du sollst nicht morden". Dann zitiert er aber aus der Bergpredigt, Mt, 5,21: "Ihr habe gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gerichte verfallen sein".Morden und Töten ist nun nicht das selbe! Eine Tötungshandlung ist nur dann ein Mord, wenn a) die Absicht bestand, den Anderen zu töten und wenn b) niedere Beweggründe die Intention des Tötenwollens waren. Wer jemandem im Streit erschlägt, hat einen Menschen getötet, aber es wird ihm in der Regel nicht eine Tötungsabsicht unterstellt. Noch deutlicher wird dies bei einem Verkehrsunfall: wer einen Verkehrsteilnehmer tötet- in Folge eines Unfalles- ist kein Mörder, er hat aber sehr wohl getötet
Was verbietet nun das 5. Gebot. Der Kontext des gesamten Alten Testamentes legt die Übersetzung: Du sollst nicht morden! nahe. Nirgends gilt im AT das Töten von Feinden im Kriege als Sünde- Ja, der Propht Elija ließ gar alle Baalspriester töten nach dem Experiment auf dem Horeb: wer ist der wahre Gott, Jahwe oder Baal (!.Könige18, 40) und auch dies wird in keinster Weise als Sünde qualifiziert. Wäre jedes Töten Sünde, wären alle Könige Israels Sünder als politisch Verantwortliche der Kriege und der Prophet Elija ein Religionsfanatiker, der Priester einer falschen Religion töten ließ, nur weil sie dem Baal dienten! Es gibt keine Möglichkeit, das AT in Einklang zu bringen mit der Übersetzung: Du darfst nicht töten! Und auch der Katholische Katechismus bleibt dann in seiner Explikation Nr 2258-2283 bei dieser Übersetzung!
Wie kann es dann aber in der Bergpredigt heißen: Du sollst nicht töten, ist euch gesagt worden?Man kann nun sagen, daß auch bestimmte Tötungshandlungen Sünde sind- aber vom Text her legt sich näher, daß hier jede Tötungshandlung als Sünde qualifiziert wird. "Soll dem Gericht verfallen sein" bedeutet ja, daß eine solche Tat als Sünde qualifiziert im göttlichen Endgericht verurteilt werden wird. Dann kämen wir zu dem Ergebnis, das zwar nicht jede Tötungshandlung ein Mord ist, daß aber auch Tötunghandlungen, die kein Mord sind, sündige Handlungen sind. Nur, wie ist das in Einklang zu bringen mit dem Faktum, daß kein jüdischer König des unerlaubten Tötens bezichtigt wird, obwohl er der politisch Verantwortliche für das vielfache Töten in Kriegen ist und daß gar der Prophet Elija Baals-Propheten töten ließ und auch das nicht als Sünde qualifiziert wird?
Sollten wir denken, daß Jesus hier eine moralische Verfeinerung des Du sollst nicht morden! präsentiert? Wollte man das so denken, müßten wir die Qualität des Sündigens differenzieren: einerseits gibt es den Mord als absichtlich herbeigeführte Tötung eines Menschen aus niedren Beweggründen und andrerseits gibt es Soldaten, die im Kriege töten und das ihnen nicht als Mord anzulasten ist, und doch wäre auch dies Töten eine Sünde, aber dann wohl eine anders zu qualifizierende. Der Soldat muß ja im Kriege töten, wie es ein Recht auf Notwehr gibt, sodaß es auch legitim ist, den Angreifer zu töten und töten zu wollen, wenn nur so der Angegriffene sein Leben retten kann. Hier stünden wir so vor der Situation, daß ein Mensch andere Menschen tötet,nicht mordet, und das auch moralisch erlaubt tut und doch dabei sündigt. Sündigen kann dann nicht heißen, daß das Getane er nicht hätte tuen dürfen, sondern daß das, was der Soldat im Kriege er tut, und moralisch auch tuen muß, doch eine Sünde ist. Es zeigt sich hier ein tragischer Charakter der menschlichen Existenz- daß er in bestimmten Situationen töten darf und es auch muß, etwa der Soldat, der sein Vaterland verteidigt, und dabei notwendig sündigt
Nun ist aber nicht jede Tötungshandlung in diesem Sinne eine tragische Tat, wie die des Henkers, der ein rechtmäßig gefälltes Todesurteil vollstreckt: wer im Streite wen erschlägt, begann eine Sünde- auch wenn man ihn nicht des Mordes anklagen kann. Wer einen Freitod begeht, tötet sich nicht notwendigerweise aus niederen Beweggründen- es könnte aber sein, daß dann seine absichtliche Tötungshandlung doch eine Sünde ist.
Die Aussage, du sollst nicht morden, wie das 5. Gebot angemessen übersetzt wird, schließt also nicht aus, daß auch und gerade jede Tötungshandlung eine Sünde ist. Nur verlangt dies dann komplizierte Ausdifferenzierungen, wie sie auch der Katechismus aufbietet! Es kann nicht von der Kirche gelehrt werden, daß Soldaten im Kriegsfalle nicht töten dürften- es kann aber gesagt werden, daß auch das erlaubte Töten im Kriege doch eine Sünde ist und daß der Soldat trotzdem im Kriege zu töten hat
Das hat dann auch eine Relevanz für das Thema der Tötung auf Verlangen. Wer aus Mitleid einen anderen Menschen tötet, mordet ihn nicht-denn es fehlt der niedere Beweggrund- aber auch dies Töten kann und muß als eine Sünde angesehen werden, aber er sündigt dann nicht so, als wenn er jemanden tötet, um ihn zu berauben, und so einen Raubmord begeht!
Zu einfach machten wir es uns, auf solche Differenzierungen zu verzichten, indem jede absichtliche Tötungstat wie ein Mord qualifiziert würde. Diese Differenzierung ist nämlich eine, die die hl Schrift selbst vollzieht, indem sie keinen König Israels als Mörder verurteilt, weil er in Kriegen Menschen töten ließ,aber die hl Schrift sagt auch, daß König David, weil zu viel Blut an seinen Händen klebte, nicht Gott den Tempel bauen durfte, sondern Salomon! In 1. Chronik 22,8 lesen wir nämlich : " Du [David]hast viel Blut vergossen und schwere Kriege geführt . Du sollst meinem Namen kein Haus bauen . denn du hast vor meinen Augen viel Blut zur Erde fließen lassen." Hier begegnet uns ein "verfeinertes" Sündenverständnis, in dessen Tradition auch Jesus Christus in der Bergpredigt steht.Aber dieses verfeinerte evoziert beachtliche Folgeprobleme. Es entsteht hier so ein Sündenbegriff ohne daß aus ihm Folgen für das Handeln der Menschen sich ergibt Die Könige mußten ihre Verteidigungskriege führen und doch sündigten sie dabei so, daß Gott dem König David den von Gott gewollten Tempelbau untersagte- aber das sagt nicht, daß der König David diese Kriege hätte unterlassen können oder gar dürfen!
Die Situation des Menschen ist so gesehen gerade auch in der christlichen Religion auch eine tragische- aus der uns Gott nicht einfach erlöst, sondern in die er uns erst selbst hineinstellt. Das Tragische setzt den Glauben an Gott voraus- es ist fraglich, ob es wirklich Tragisches in einer gottlosen Welt geben kann. Aber vielleicht macht das die Größe des Menschen aus-nur der letzte Mensch- (Nietzsche, Zarathustra) will nichts mehr vom Tragischen im Leben wissen und so macht er eben sein Leben und sich klein.
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Die Situation des Menschen ist so gesehen gerade auch in der christlichen Religion auch eine tragische- aus der uns Gott nicht einfach erlöst, sondern in die er uns erst selbst hineinstellt. Das Tragische setzt den Glauben an Gott voraus- es ist fraglich, ob es wirklich Tragisches in einer gottlosen Welt geben kann. Aber vielleicht macht das die Größe des Menschen aus-nur der letzte Mensch- (Nietzsche, Zarathustra) will nichts mehr vom Tragischen im Leben wissen und so macht er eben sein Leben und sich klein.
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