"Der Mensch entfaltet seine höchste Kraft, entfaltet Herrschaft überall dort, wo er im Dienste steht. Es ist das Geheimnis der echten Befehlssprache, daß sie nicht Versprechungen macht, sondern Forderungen stellt. Das tiefste Glück des Menschen besteht darin, daß er geopfert wird, und daß die höchste Befehlskunst darin, Ziele zu zeigen, die das Opfer würdig sind." Diesen sehr befremdlich, ja anstößig erscheinenden Text verdanken wir Ernst Jünger, enthalten in seinem großen Essay: "Der Arbeiter, Herrschaft und Gestalt", 1932 erschienen- und der Leser frägt sich nun- wohl recht irritiert- und das rechtens, was denn wohl dieses Zitat hier zu suchen hat. Aber vielleicht ist dies Zitat doch gehaltvoller für das Thema des Religiösen, wenn man die Struktur des Religiösen erhellen will.
Wagen wir einmal eine grobe Versimplifizierung:
Der nichtreligiöse Mensch ist einer, der sich selbst das Alpha und Omega ist, er ist das Subjekt, das sich alles andere unterwirft (subjektiviert), indem er es als um ihn willen als das ihm Nützliche oder Nichtnützliche (das Wahre, das Gute und das Schöne) ansieht.So gibt es nichts, was über ihn ist, sondern alles ist ihm unterworfen. Damit könnte die Struktur des erbsündlich gefallenen Menschen bestimmt sein. Er kann dann sogar "moralisch" und "religös" sich inszenieren, aber nur und weil ihm dann das "Moralische" und "Religiöse" nützlich ist. Jesu Kritik an den Pharisäern, wie auch Paulus Aussage, daß vor Gott alle Menschen Sünder wären, darf nicht oberflächlich moralisch verstanden werden, als wären alle Menschen unmoralisch Lebende oder unreligiös. Es meint etwas Tieferes, daß der Mensch, egal, ob er sich moralisch oder unmoralisch inszeniert, religös oder nichtreligiös, er durch die Moral, wie durch die Unmoral immer nur sich, das Seinige will. Er will nur sich und alles andere ist ihm nur ein Mittel zur Befriedigung seiner Selbstliebe.Das könnte Paulus meinen, wenn er sagt, daß der Mensch (außerhalb der Gnade Gottes) nur SEINE Gerechtigkeit sucht, das ihm Gute und Nützliche.
Die Struktur des Religiösen wäre dann der Glaube an Etwas, das der Mensch als bedeutsamer als sich ansieht. Es gibt Wichtigeres als mich.Es muß und darf nun gefragt werden,ob damit viel für das Verstehen von Religion gewonnen ist. Aber vielleicht hilft und das dieses so befremdliche Jüngerzitat weiter. Drückt dies Zitat die Situation eines Religionslosen aus, der im Wissen und Erleiden des: "es gibt nichts Höheres als mich für mich", sich nach dem Höchsten sehnt, weil nur so er sich selbst wieder etwas sein kann? Jesus sagt im Johannesvangelium: wer sein Leben mißachtet, der wird es ewig bewahren." (Joh 12,25- die Einheitsüberstzung mildert dann ab zu: gering schätzt.Da stehen wir vor einer Paradoxie: wer sein Leben achtet, verliert es und wer es mißachtet, gewinnt es. Sind das nun sophistische Spitzfindigkeiten, oder rhetorische Glanzlichter der Predigtkunst Jesu Christi? Versuchen wir einmal, hier Licht in dies Dunkel zu bringen.
1.These: Wer sich als Mensch als das Höchste ansieht, kann allem Anderen Sinn geben, indem er dessen Wert oder Unwert bestimmt als den der Nützlichkeit für sich- aber, sich selbst als Krönung von Allem gesetzt, sozusagen auf der Bergspitze thronend, er kann auf die Frage: "Wozu bin ich?" keine Antwort mehr geben.Gerade weil er einsam und vereinsamt ganz oben steht. Kennt er kein Ziel mehr über sich, wird er sich, der sich Alles untergeordnet hat, sinnlos.Es ist kein Zufall, daß der große Prophet und Überwinder des Nihilismus, Nietzsche, so vereinsamt auf dem höchsten Gipfel stehend die Idee des Übermenschen konzipierte, damit er wieder ein Ziel hat, das über ihm ist, auf das er hin sich entwerfen kann, indem er sich ihm aufopfert. Die Religion als die Struktur des: es gibt etwas Bedeutsameres als mich, das ich glaube und für das ich mein Leben aufopfere, enthielte dann nicht als Zusatz, sondern als Kern: damit ich mich so gewinnne. Denn Christus als der Lehrer der Wahrheit verheißt ja, daß wer sich aufgibt und opfert für ihn, gerade so sein Leben gewinnt. Der dunkle Hintergrund, von dem sich so diese religiöse Struktur abhebte. wäre der sich selbst verabsolutierende Mensch, der Homo absolutus (vgl Frank Lissons gleichnamiges Buch), der so im Nihilismus endet, auch und gerade wenn er scheinbar sich moralisch oder auch religiös gibt, wenn ihm dies nur ein Mittel seiner Egozentrik ist.
2. So ergibt sich, daß die Struktur des Religiösen die Überwindung des Nihilismus ist, indem sie den Menschen einbindet in einer Struktur, in der er einen Platz hat oder ihm zugeordnet wird, von wo aus er zu etwas da ist. Er kann "dienen" und darin den Wert seines Daseins finden. Das Jüngerzitat expliziert diese formale Struktur, gerade weil sie im Angesichte der Gefahr des Nihilismus geboren wurde, aber keine Antwort weiß auf das, was denn das Höhere sei, dem sich der Mensch unterordnen könnte, um gerade so sein Leben zu gewinnen. Der Begriff des Opfers sollte dann dabei nicht engsinnig wörtlich verstanden werden, sondern als Struktur: als den Glauben, daß es wichtigeres als mich, den Menschen gibt, dem ich mich zu subordinieren habe, um so wieder etwas zu sein, was Wert, Bedeutung und Sinn hat.
So gesehen könnte die religiöse Haltung, das etwas Höheres Glauben und dem sich subordinieren von spezifisch religiösen Gehalten frei gehalten werden, um so erstmal die Struktur der Religion zu erfassen. Und damit könnte auch der Religionskritik ein relatives Recht eingeräumt werden,insofern nun ein egozentrisches Verhältnis zur Religion den Grund für die Kritik an der Religion bildet, daß sie nur von Menschen erdacht worden ist für menschlich-allzumenschliche Bedürfnisse.
Es könnte auch metaphysischer formuliert werden: ist Gott oder bin ICH das Absolute, um das alles andere sich dreht. Die religiöse Struktur setzt den Menschen an den Rand und nicht in das Zentrum, damit er so einen fixierten Platz hat, an und in dem er als Etwas leben kann- er wird eingegliedert in eine Hierachie des Seins, die ihm seinen Wert gibt. Setzt er sich aber in den Mittelpunkt, in das Zentrum, dann verliert er sich selbst, obwohl und gerade weil er sich doch nur dabei erhalten wollte. Und das Paradoxe: gerade da, wo der Mensch sich selbst nicht als das Zentrum, als das Absolute setzt, da entfaltet er seine größte Lebendigkeit und Lebenskraft. Er braucht, um groß zu sein, den Glauben an Größeres als ihm selbst. So wäre der kleingezüchtete Mensch (Nietzsche) der, der keinen Glauben mehr an etwas Größeres mehr lebt, ja den Verlust dieses Glaubens gar nicht mehr als Verlust erleidet. Es ist der ziellose Mensch. Die religöse Struktur ermöglicht dagegen ein Sich-in- Dienst-Nehmen-Lassen für das Größere, und darin gewinnt der Mensch sich, indem er sich in diesem Dienst verliert! Und Jesus Christus wäre dann dieser von Jünger so ersehnter Befehlshaber, der das Ziel uns Menschen zeigt, dem alles andere unterzuordnen ist: das Reich Gottes. Lesen wir einmal Jesu Christi Reichs Gottes Botschaft im Lichte dieses Jüngerzitates! Vielleicht verstehen wir dann seine Verkündigung besser als ohne dies Zitat!
Und es dürfte kein Zufall sein, sondern es paßt eben zu der Tiefsinnigkeit dieses Denkers, daß er am Ende seines Lebens als Sucher den Weg zur Katholischen Kirche fand- er wurde Katholik! So ist er einer der bedeutendsten Konvertiten des 20. Jahrhundertes, den die Deutsche Kirche aber wenig zu würdigen wußte, weil er ein Rechtsintellektueller war und blieb!
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Wagen wir einmal eine grobe Versimplifizierung:
Der nichtreligiöse Mensch ist einer, der sich selbst das Alpha und Omega ist, er ist das Subjekt, das sich alles andere unterwirft (subjektiviert), indem er es als um ihn willen als das ihm Nützliche oder Nichtnützliche (das Wahre, das Gute und das Schöne) ansieht.So gibt es nichts, was über ihn ist, sondern alles ist ihm unterworfen. Damit könnte die Struktur des erbsündlich gefallenen Menschen bestimmt sein. Er kann dann sogar "moralisch" und "religös" sich inszenieren, aber nur und weil ihm dann das "Moralische" und "Religiöse" nützlich ist. Jesu Kritik an den Pharisäern, wie auch Paulus Aussage, daß vor Gott alle Menschen Sünder wären, darf nicht oberflächlich moralisch verstanden werden, als wären alle Menschen unmoralisch Lebende oder unreligiös. Es meint etwas Tieferes, daß der Mensch, egal, ob er sich moralisch oder unmoralisch inszeniert, religös oder nichtreligiös, er durch die Moral, wie durch die Unmoral immer nur sich, das Seinige will. Er will nur sich und alles andere ist ihm nur ein Mittel zur Befriedigung seiner Selbstliebe.Das könnte Paulus meinen, wenn er sagt, daß der Mensch (außerhalb der Gnade Gottes) nur SEINE Gerechtigkeit sucht, das ihm Gute und Nützliche.
Die Struktur des Religiösen wäre dann der Glaube an Etwas, das der Mensch als bedeutsamer als sich ansieht. Es gibt Wichtigeres als mich.Es muß und darf nun gefragt werden,ob damit viel für das Verstehen von Religion gewonnen ist. Aber vielleicht hilft und das dieses so befremdliche Jüngerzitat weiter. Drückt dies Zitat die Situation eines Religionslosen aus, der im Wissen und Erleiden des: "es gibt nichts Höheres als mich für mich", sich nach dem Höchsten sehnt, weil nur so er sich selbst wieder etwas sein kann? Jesus sagt im Johannesvangelium: wer sein Leben mißachtet, der wird es ewig bewahren." (Joh 12,25- die Einheitsüberstzung mildert dann ab zu: gering schätzt.Da stehen wir vor einer Paradoxie: wer sein Leben achtet, verliert es und wer es mißachtet, gewinnt es. Sind das nun sophistische Spitzfindigkeiten, oder rhetorische Glanzlichter der Predigtkunst Jesu Christi? Versuchen wir einmal, hier Licht in dies Dunkel zu bringen.
1.These: Wer sich als Mensch als das Höchste ansieht, kann allem Anderen Sinn geben, indem er dessen Wert oder Unwert bestimmt als den der Nützlichkeit für sich- aber, sich selbst als Krönung von Allem gesetzt, sozusagen auf der Bergspitze thronend, er kann auf die Frage: "Wozu bin ich?" keine Antwort mehr geben.Gerade weil er einsam und vereinsamt ganz oben steht. Kennt er kein Ziel mehr über sich, wird er sich, der sich Alles untergeordnet hat, sinnlos.Es ist kein Zufall, daß der große Prophet und Überwinder des Nihilismus, Nietzsche, so vereinsamt auf dem höchsten Gipfel stehend die Idee des Übermenschen konzipierte, damit er wieder ein Ziel hat, das über ihm ist, auf das er hin sich entwerfen kann, indem er sich ihm aufopfert. Die Religion als die Struktur des: es gibt etwas Bedeutsameres als mich, das ich glaube und für das ich mein Leben aufopfere, enthielte dann nicht als Zusatz, sondern als Kern: damit ich mich so gewinnne. Denn Christus als der Lehrer der Wahrheit verheißt ja, daß wer sich aufgibt und opfert für ihn, gerade so sein Leben gewinnt. Der dunkle Hintergrund, von dem sich so diese religiöse Struktur abhebte. wäre der sich selbst verabsolutierende Mensch, der Homo absolutus (vgl Frank Lissons gleichnamiges Buch), der so im Nihilismus endet, auch und gerade wenn er scheinbar sich moralisch oder auch religiös gibt, wenn ihm dies nur ein Mittel seiner Egozentrik ist.
2. So ergibt sich, daß die Struktur des Religiösen die Überwindung des Nihilismus ist, indem sie den Menschen einbindet in einer Struktur, in der er einen Platz hat oder ihm zugeordnet wird, von wo aus er zu etwas da ist. Er kann "dienen" und darin den Wert seines Daseins finden. Das Jüngerzitat expliziert diese formale Struktur, gerade weil sie im Angesichte der Gefahr des Nihilismus geboren wurde, aber keine Antwort weiß auf das, was denn das Höhere sei, dem sich der Mensch unterordnen könnte, um gerade so sein Leben zu gewinnen. Der Begriff des Opfers sollte dann dabei nicht engsinnig wörtlich verstanden werden, sondern als Struktur: als den Glauben, daß es wichtigeres als mich, den Menschen gibt, dem ich mich zu subordinieren habe, um so wieder etwas zu sein, was Wert, Bedeutung und Sinn hat.
So gesehen könnte die religiöse Haltung, das etwas Höheres Glauben und dem sich subordinieren von spezifisch religiösen Gehalten frei gehalten werden, um so erstmal die Struktur der Religion zu erfassen. Und damit könnte auch der Religionskritik ein relatives Recht eingeräumt werden,insofern nun ein egozentrisches Verhältnis zur Religion den Grund für die Kritik an der Religion bildet, daß sie nur von Menschen erdacht worden ist für menschlich-allzumenschliche Bedürfnisse.
Es könnte auch metaphysischer formuliert werden: ist Gott oder bin ICH das Absolute, um das alles andere sich dreht. Die religiöse Struktur setzt den Menschen an den Rand und nicht in das Zentrum, damit er so einen fixierten Platz hat, an und in dem er als Etwas leben kann- er wird eingegliedert in eine Hierachie des Seins, die ihm seinen Wert gibt. Setzt er sich aber in den Mittelpunkt, in das Zentrum, dann verliert er sich selbst, obwohl und gerade weil er sich doch nur dabei erhalten wollte. Und das Paradoxe: gerade da, wo der Mensch sich selbst nicht als das Zentrum, als das Absolute setzt, da entfaltet er seine größte Lebendigkeit und Lebenskraft. Er braucht, um groß zu sein, den Glauben an Größeres als ihm selbst. So wäre der kleingezüchtete Mensch (Nietzsche) der, der keinen Glauben mehr an etwas Größeres mehr lebt, ja den Verlust dieses Glaubens gar nicht mehr als Verlust erleidet. Es ist der ziellose Mensch. Die religöse Struktur ermöglicht dagegen ein Sich-in- Dienst-Nehmen-Lassen für das Größere, und darin gewinnt der Mensch sich, indem er sich in diesem Dienst verliert! Und Jesus Christus wäre dann dieser von Jünger so ersehnter Befehlshaber, der das Ziel uns Menschen zeigt, dem alles andere unterzuordnen ist: das Reich Gottes. Lesen wir einmal Jesu Christi Reichs Gottes Botschaft im Lichte dieses Jüngerzitates! Vielleicht verstehen wir dann seine Verkündigung besser als ohne dies Zitat!
Und es dürfte kein Zufall sein, sondern es paßt eben zu der Tiefsinnigkeit dieses Denkers, daß er am Ende seines Lebens als Sucher den Weg zur Katholischen Kirche fand- er wurde Katholik! So ist er einer der bedeutendsten Konvertiten des 20. Jahrhundertes, den die Deutsche Kirche aber wenig zu würdigen wußte, weil er ein Rechtsintellektueller war und blieb!
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