Dienstag, 26. Juli 2016

Der zu entmündigende Staatsbürger

Kann man dem Deutschen Bürger zumuten, mit Tabakwerbung konfrontiert zu werden? Oder ist er nicht so manipulationsanfällig, daß ihn eine Zigarettenwerbung unwiderstehlich zum Rauchen verführte? Jetzt überlegt man, ob nicht alle Tabakwerbung verboten werden soll, natürlich nur zum Schutz des Bürgers. Selbstbewußte Menschen könnten doch eigentlich selbst entscheiden, ob sie die Zigarettenwerbung beachten oder sie links liegen lassen wollen. Nur, die Furcht, daß der Bürger dann seine Freiheit mißbräuchte und doch Zigaretten kaufte, läßt nur eines zu: Damit er seine Freiheit nicht mißbraucht, ist ihm die Freiheit, die Zigarettenwerbung wahrzunehmen oder zu mißachten, zu nehmen. So banal die Debatte um die Einschränkung oder gar das Verbot der Tabakwerbung sein mag, ist diese Debatte doch für die Geisteslage Deutschlands symptomatisch.
Überall wird, um einen Mißbrauch der Freiheit zu wehren, die Freiheit der Bürger eingeschränkt. Seit das Internet als Reich anarchischer Freiheit gefeiert wurde, die neuen sozialen Medien als der Gegenpol zur Einheitsmeinung der etablierten Medien, erschallt der Ruf zum Kampfe gegen den Mißbrauch der Kommunikationsmöglichkeiten im Internet. Facebook unter Kontrolle zu bekommen, scheint ein Herzensanliegen unserer Bundeskanzlerin zu sein. Haßbotschaften sollen aus den Medien verschwinden. Natürlich meint niemand damit die Bevölkerungsbeschimpfungen durch staatstragende Politiker, denen Oppositionelle eben nur Pack  Mob und Pöbel ist, Ratten, die Rattenfängern nachlaufen, sondern nur polemische Angriffe auf uns regeirende Politiker und deren Lieblingskinder, die "Flüchtlinge" und die "Asylanten".   Auch hier stellt man sich den Staatsbürger als leicht manipulierbaren Medienkonsumenten vor, der eben davor bewahrt werden muß, Falsches zu lesen. Er könnte sich ja infizieren mit falschem Gedankengut.  
Auf der selben Linie liegen die, denen zum Thema einer Beihilfe zum Freitod nur eines einfällt: Wo Menschen ein Recht auf solch eine Beihilfe gewährt werden würde, da mißbräuchten sie das. Deshalb darf eine solche Freiheit nicht gewährt werden. 
Wie im Kleinen so im Großen: Als nun das Englische Volk die direkte Demokratie dazu mißbrauchte, für den Austritt aus der EU zu stimmen, war (fast) allen klar: Den Deutschen Bürger darf man nicht über unsere Zukunft in oder außerhalb der EU entscheiden lassen, denn zu groß ist die Gefahr eines Mißbrauches! Nur Parlamentarier könnten eben richtig entscheiden- und wenn es die Sache verlangt, auch gegen den Willen des Volkes etwas zu unternehmen. Ja,alle 4 Jahre wählen, dann soll es aber die Politik den Regierungsparteien überlassen. Nur, was, wenn das Volk in Wahlen falsche Parteien wählte? Keine Sorge: Auch dafür gibt es eine gute Lösung. Falsche Parteien können verboten werden, wie man eben auch die Zigarettenwerbung verbieten kann, daß der Bürger davor bewahrt wird, das Falsche zu wählen, den Tabak oder die falsche Partei!  
Es kann doch nicht angehen, daß Eltern entscheiden dürfen, ob sie ihrem Kinde einen Schokoldenkuß oder einen Mohrenkopf  als süßen Nachtisch gönnen, oder daß man ein Zigeunerschnitzel meint bestellen zu dürfen, wo es doch als Balkanschnitzel zu bezeichnen ist. 
Je mehr alles und jedes reglementiert ist, desto größer ist unsere Freiheit, weil unsere Freiheit nicht in der Möglichkeit zum Mißbrauch dieser Freiheit besteht. Und so regiert uns der paternalistische Staat, uns vor den Mißbräuchen der Freiheit bewahrend, indem er die Freiheit weitmöglichst zensiert.  Eigentümlich, wie doch ganz anders Gott regiert: Ihm ist das menschliche Gut der Freiheit so wichtig, daß er gar dem Teufel im Paradiese seine Meinungsfreiheit zubilligte.
           

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