"Ich freue mich, wenn Du bei mir sein wirst!", ist eine zutiefst befremdliche Aussage, sitzt der so Angesprochene direkt neben mir.Sinnvoll würde sie, meinte ich, daß ich seine Gegenwart zu einem zukünftigen Termin bei mir erhoffe, etwa, wenn ich sagte, wenn ich demnächst meinen Geburtstag feiern werde, freute ich mich, wenn Du dann dabei sein würdest. Dies impliziert, daß der jetzt Angeredete irgendwann nach dieser Anrede nicht mir bei mir sein wird, sodaß ich von dem dann abwesend Seienden aussagen kann, daß mich sein zukünftiges Sein bei mir freuen würde. Zu wem, der aber immer und somit auch jetzt da ist, zu sagen, daß ich mich über sein zukünftiges Kommen freuen werde, dagegen ist sinnlos. Er ist ja dauernd präsent.
In Adventsgottesdiensten heißt es nun, daß wir Christen uns freuen auf Christi Ankunft. Aber genau dann, wenn das geäußert wird, ist er schon längst bei uns und verläßt uns auch nicht! Im Tabernakel ist er eben Tag und Nacht für uns Menschen da.
Nun sagt ein Christ in der Gegenwart Jesu Christi, an seiner Wohnstätte, denn das ist die Kirche: Wir freuen uns auf die zukünftige Ankunft des Heilandes.
Oder soll das nur auf das endzeitliche Wiederkommen Jesu Christi bezogen sein? Aber im Advent steht Jesu Kommen als Kind im Stahl zu Bethlehem in dem Vordergrund!Zwischen dem Karfreitag und dem Ostersonntag war er wirklich abwesend, hinabgestiegen in das Reich der Hölle, aber seit dem ist er, wie er es verhieß, bei und mit uns.
Einerseits sind für die christliche Religion Ereignisse in der Geschichte konstitutiv, wie etwa die Geburt Jesu, seine Kreuzigung und seine Auferstehung und Himmelfahrt, andererseits werden diese historischen Ereignisse im christlichen Kult zyklisch gefeiert. Dem Zyklischen liegt die Zeiterfahrung der immerwährenden Wiederholung zu Grunde, daß nach jedem Winter ein Frühling kommt, während die historische Zeit ein stetes Voranschreiten kennt wie auf dem Zahlenstrahl, von 1 zu 2 zu 3 und so immer weiter. Hier gibt es keine Wiederholung, sondern nur den ewigen Prozeß, daß das Gegenwärtige zur Vergangenheit und das Zukünftige zur Gegenwart wird.
Denken wir historisch, ist Jesus Christus seit seiner Himmelfahrt ununterbochen bei uns und er wird am Ende der Zeiten in Herrlichkeit wiederkommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Denken wir kultisch-zyklisch, wird Jesus dagegen in jeder Weihnachtsfeier neu geboren, wie er an jedem Karfreitag aufs neue stirbt. Im Zyklisch-Kultischen wird das einmalig Historische zu etwa immer sich wieder Ereignenden! Nur in diesem Zeitdenken ergibt die Aussage, daß wir uns vorweihnachtlich auf seine Geburt freuen einen Sinn. Aber unser historisches Denken urteilt, daß er seit Ostern immer bei uns war und ist und das Besondere des christlichen Kultes: Wir glauben Jesus Christus als unseren Gott im Tabernakel permanent gegenwärtig! Er kann uns so nie fern sein.Und doch sagen wir in seiner Gegenwart, daß wir uns auf sein zukünftiges Kommen freuen und das dem, der direkt bei uns ist im Tabernakel!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen