Kein gutes Klima für die christliche Religion
„Deutlich lassen sich die Wege verfolgen,auf denen Satan die Menschen auf seine Bahnen gelenkt hat“- das schrieb Werner Sombart in seinem Buch: „Deutscher Sozialismus“ in dessen Kapitel: „Das ökonomische Zeitalter“ vor circa 100 Jahren und es klingt wie eine Prophezeiung für unsere Jetztzeit.1 Die hier als das „ökonomische Zeitalter“ charakterisierte Gegenwart zeitigt das Verschwinden der (christlichen)Religion als eine relevante Größe der Gesellschaft und des Lebens des modernen Bürgers.
Was brachte dies Zeitalter zum Verschwinden? Dies Zeitalter, bzw der Satan „hat in immer weiteren Kreisen den Glauben an eine jenseitige Welt zerstört und hat damit die Menschen mit aller Wucht in die Verlorenheit der Diesseitigkeit geworfen.“ 2 Diese Aussage weiß noch um den erlittenen Verlust des Glaubens an die jenseitige Welt zu trauern, jetzt, knapp 100 Jahre später wird selbst dieser Verlust nicht mehr als ein Verlust empfunden, wie es Jan Loffeld in seinem Buch: „Wenn nichts fehlt,wo Gott feht“ des Jahres 2024 anzeigt.
Aber durch was wurde denn nun der Glaube an eine jenseitge Welt und damit auch an Gott substituiert? Dies Zeitalter habe seinen Zeitgenossen „die Ueberzeugung beigebracht,daß jeder einzelne genug Verstand besitze,um durch sein willkürliches Handeln das Wohlergehen der Gesamtheit herbeizuführen und das Zusammenleben sinnvoll zu gestalten.“3 Damit wird die Ideologie der Marktwirtschaft, der Liberalismus charakterisiert, daß jeder auf dem freien Markt nur als ein vernünftiger Egoist zu agieren bräuchte und dann ginge es am Ende allen gut. Das „willkürliche Handeln“ meint hier, daß jeder Einzelne auf sich schauend agiert, ohne dieses Handeln dann bewußt auf das Allgemeinwohl auszurichten. Den Liberalismus bezichtet dann der Autor als den „Rausch der >Freiheit<!“4
Diese Epoche spreche „alle niedrigen Triebe des Menschen,die immer in diesem schlummern“ an5 und führe dazu, daß das „Gewinnstreben und die Anwendung des Rentabilitätsprinzips“6, das diese Epoche Bestimmende geworden ist. Die „raffinierte Technik“7 ermögliche nun, daß der Mensch selbst die Wunder bewerkstelligen könne, die er einst von dem jenseitigen Gott sich erhofft habe.
„Die Auswirkungen des ölonomischen Zeitalters zeigen sich im öffentlichen Leben zunächst in der Tatsache,daß es nur einem Grund und einen Maßstab der Geltung gibt: den Geldreichtum, und nur eine Rangordnung: die nach dem Geldbesitz oder Geldeinkommen.“ 8 Alle anderen Seinswere würden so entwertet: „Schönheit, Stärke,Güte,Weisheit,künstlerische Bega-bung,Geburt,Familientradition,Rasse usw.“9
Das habe nun auch für das kulturelle, Sombart spricht hier von dem geistigen Leben10,um es von dem verkommerzialisierten Kulturbetrieb, (vgl dazu Theodor Adorno) abzusetzen. Mit Goethe unterscheidet er dabei „objektive und subjektive (organische und kritische, aufbauende und zerstörende, gläubige und ungläubige) Perioden.“ 11 Die jetzige Epoche sei eine „Subjektive“. 12 Goethe urteilt so: „Unsere ganze jetzige Zeit ist eine rückschreitende,denn sie ist eine subjektive.“13
Das Wie des Miteinanders der Menschen verändere sich in dieser Epoche des Primates der Ölonomie: „Immer sieht sich der Einzelne anderen Einzelnen gegenüber, mit denen ihm in Grunde keine innerlich Gemeinsames, sondern nur die gemeinsame Oede und Leere, die Vereinzelung und Vereinsamung verbindet.“14
Das „ökonomische Zeitalter“ drängt so die christliche Religion in das Abseits, denn es kennt die Welt nur noch als eine einzige zur Ermöglichung von Gewinn verheißenden Geschäften, wenn diese Möglichkeit dann auch nur darin beteht, eine gut bezahlte Anstellung zu erlangen und nicht arbeitslos zu sein. Jesu Christi Ausspruch, man könne nicht Gott und dem Mammon zu gleich dienen, setzte aus sich heraus eine Vielzahl von Konzepten, wie doch Beides zugleich möglich wäre, das verbürgerlichte Christentum des 19.Jahrhundertes versuchte dies inbesondere und benannte das einen Ausgleichsversuch zwischen der Religion und der Vernunft. Der Begriff der Vernunft geriet dabei aber in ein eigentümliches Zwielicht, wenn man die Bedeutung des Begriffes der Vernunftehe sich vor Augen hält als der Antithese zur Liebesheirat, daß da nun aus primär ökonomischen Erwägungen heraus geheiratet wird. Werner Sombart skizziert so eindrucksvoll das Ende dieses bürgerlichen Ausgleichveruches, daß nun der Primat der Ökonomie die Religion aus dem Leben an den Rand verdrängt.Erstaunlich ist es, daß das Werner Sombart schon fast 100 Jahre zuvor sehr hellsichtig diagnostiziert hat. Vielleicht ist uns Heutigen der Primat der Ölonomie so eine Selbstverständlichkeit geworden,daß wir die Folgen davon nicht mehr wahrnehmen können.
Zusatz:
Kath de schreibt am 16.10.2025:"Wirtschaft ohne Seele".Papst Leo XIV. klagt Welt-wirtschaftssystem wegen Hunger an." Dem hätte der Autor Sombart gewiß zugestimmt,nicht aber Kath net, denn dort wird unerschütterlich an die allein selig machende Marktwirtschaft geglaubt.
1Werner Sombart, Deutscher Sozialismus, 1934, S.3.
2A.a.O. S.3.
3A.a.O. S.3.
4A.a,O. S.3.
5A.a.O. S.3.
6A.a,O. S.3.
7A.a.O. S.3.
8A.a.O. S.21.
9A.a.O.S.21.
10A.a,O. S.25,.
11A.a.O. S.25.
12In Thomas Manns Werk; „Doktor Faustus“ wird aber schon die Reformation so beurtilt: „als einen Einbruch subjektiver Willkür in die objektiven Satzungen und Ordnungen der Kirche“.11.Kapitel.
13A,a,O. S.25.
14A.a.O. S.33.Vgl hierzu auch Ferninand Tönnies Gegenübersrellung von Gemeinschaft und Gesellschaft.
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