Dienstag, 19. Dezember 2017

"Kirche im Absturz"- zuviel Weltbejahung?

Das " Thema des Liberalismus ist das Individuum, befreit von allen Formen kollektiver Identität und ohne jede Gruppenzugehörigkeit", urteilt Alexander Dugin (Die vierte politische Theorie, 2013,S.6)Für ihn ist das 20.Jahrhundert bestimmt durch den Kampf zwischen diesen drei Ideologien bestimmt: "der Liberalismus (Links und Rechts), "der Kommunismus (einschließlich Marxismus und Sozialismus sowie der Sozialdemokratie);"der Faschismus (einschließlich Nationalsozialismus und anderer Arten des Dritten Wegs".(S.13f)
Der Liberalismus habe nun gesiegt und bestimme die Gegenwart in seiner jetzigen Gestalt der Postmoderne. Diese sei aber auch das Ende der Ideologie des Liberalismus, weil dieser nun nicht mehr einfach eine Ideologie sei, sondern die Realität. 
Dugins Anliegen ist nun die Erarbeitung einer 4. Ideologie als die Kritik des jetzt herrschenden Liberalismus in der Gestalt der Postmoderne. Für die Postmoderne hätte die Unterscheidung von "Links" und "Rechts" keine Bedeutung mehr, die beiden anderen Ideologien, die des Kommunismus und des Faschismus seien erledigt und es gälte nun, Neues zu kreieren, wobei dann Bruchstücke aus Vergangenem sehr wohl rezipiert werden könnten. 
Setzen wir einmal dies Deutungsschema voraus, wo und wie ließe sich da das Thema der christlichen Religion und der Katholischen Kirche einzeichnen? Hält man sich die drei Ideologien des 20.Jahrhundertes vor Augen, zu keiner dieser drei paßt die christliche Religion. Das schließt aber nicht aus, daß es Synthesenversuche gegeben hat. Das Experiment der "Deutschen Christen" im deutschen Protestantismus  als Versuch einer Synthese mit der nationalsozialistischen Ideologie wie der Großversuch einer marxistisch fundierten Befreiungstheologie im Katholizismus sind dazu prägnante Beispiele. Der Kulturprotestantismus als Produkt der Synthese mit der Aufklärung und der katholische Modernismus runden dann diese Skizze ab als Einpassungsversuche in den Liberalismus.
Auch wenn die Postmoderne in der katholischen wie der protestantischen Theologie nur sehr wenig rezipiert worden ist bisher, so brauchen wir uns nur des Schlagwortes der Politischen  Korrektheitsideologie zu erinnern, um zu sehen, wie sehr das organisierte Christentum sich in der Postmoderne schon eingeheimatet hat.Dazu muß diese Ideologie als ein Moment der Selbstgestaltung des Liberalismus in der Zeit seiner Alleinherrschaft verstanden werden.  
Mit Dugin wäre zu sagen, daß, wenn der Liberalismus die herrschende Ideologie nach dem Zusammenbruch des Sozialismus ist, dann die Politische Korrektheitsideologie eine Modifikation des Liberalismus ist. 
Ernst Nolte beurteilt ja den Kommunismus und den Nationalsozialismus als Widerstandsformen gegen die liberalkapitalistische Globalisierungsideologie, denen sich jetzt der Islamismus als neue Kraft dazugesellt. Dugin und Nolte sehen so überenstimmend im Liberalismus den Sieger im Weltanschauungsampf. 
Das dürfte dann auch der wesentliche Grund dafür sein, daß in der Katholischen Kirche seit dem Ende des Sozialismus 1989 der Modernismus vorherrscht. Diese Strömung in der Kirche, von den vorkonzilaren Päpsten energischt bekämpft, triumphiert jetzt in ihr.
Nun kann eine so stark in Traditionen verwurzelte Organisation wie die Katholische Kirche nicht auf einen Schlag modernisiert werden. Den Anfang dazu bildete das 2. Vaticanum, und jetzt treibt Papst Franziskus den Modernisierungsprozeß voran, aber der große Ballast der Tradition erschwert eben sein Modernisierungskonzept, auch wenn ihm mit der Zulassung von Geschieden-Wiederverheirateten zum Empfang der hl. Kommunion ein erster Schritt gelungen ist; jetzt steht wohl sein Angriff auf den Priesterzölibat auf seiner Deformagenda. Selbst das den Anliegen des Modernismus so positiv gegenüberstehnde Internetportal katholisch info titelt dann aber am 19.12. des Jahres:"Kirche im Absturz- Monika Metternich über den weihnachtlichen Kirchgang". Nun modernisiert sich also die Katholische Kirche seit dem 2. Vaticanum, auch wenn es immer wieder Rückschläge gab, bis heute und dann muß konzediert werden: "Kirche im Absturz"!
"Wenn die Botschaft "Christ, der Retter ist da!" mehrheitlich nur noch achselzuckend zur Kenntnis genommen wird (Retter wovon? Wofür?), müsste genau da der Ansatzpunkt einer schonungslosen, existentiellen Selbstprüfung der Kirche in Deutschland liegen." resümiert da die Kommentatorin auf Katholisch info. Aber damit hat der Kommentar wirklich des Pudels Kern getroffen! Den der Modernismus besagt ja gerade, daß die Welt, so wie sie sich in der Moderne entwickelt hat bis zu ihrer Endgestalt der Postmoderne (die somit das Ende der Moderne ist), in Ordnung ist, sie bedarf eben keiner Erlösung und Rettung mehr- was nur noch erlöst werden muß, das ist die vormoderne Katholische Kirche, die sich nun endlich zu modernisieren hat.  
Wird die christliche Religion, die einst als eschatologisch ausgerichtete ihr Nein zur Welt, wie sie war und ist, aussprach um der neuen Erde und des neuen Himmels willen, zu einer rein affirmativ sich zur Welt verhaltenden, dann wird ihr Erlösergott überflüssig! Wozu sollte uns denn noch ein Erlöser befreien, wenn  wir schon dabei sind, im Prozeß der Globaliserung die bestmögliche Menschenwelt selbst hervorzubringen! Eigentlich hat die Kirche doch jetzt nur noch ein Thema, das, wie sie sich der Welt einzupassen hat und wie sie dabei die Humaisierungskonzepte der Welt mitunterstützen kann. Die Agenda der Welt von der Klimakatastrophe, über die Migrantenflut bis zur Bejahung sexueller Vielfalt, das sind jetzt die Themen der Kirche und nicht vergessen den Klassiker: "Brot für die Welt!"
denn Jesus Christus braucht die Welt nicht. 
Die Kirche geht so sehr im gesiegt habenden Liberalismus auf, daß ihr Erlösergott nicht mehr vermittelbar ist! Der Gott der postmodernen Kirche sagt nur noch Ja zu Allem. Die zwei untergegangeen Ideologien waren sich zum Bestehenden kritisch verhaltende Weltanschauungen. Mit dem Verlust kritischer Ideologien verliert auch die christliche Religion einen Räsonanzboden für ihr kritisches Nein im Namen des Erlösergottes.  Die Frage: Retter wovon- wofür? ist so faktisch von der christlichen Religion, hat sie sich ernstmal vollständig moderisiert und liberalisiert, unbeantwortbar geworden. 
Es ist so kein Zufall, daß das 2. Vaticanum in seiner euphorischen Weltbejahung zuerst den Klöstern ihr Ende bereitete als Orten nichtweltlicher Existenz und daß nun auch die Verkündigung des Erlösergottes faktisch ausfällt, weil wir doch schon in der bestmöglichen Welt leben, die nur noch etwas humanisiert zu werden braucht- die letzte Aufgabe der Kirche als ihre Selbst-Aufgabe!   

Zusatz:
Jesu Christi Verkündigung bestand nicht in der Aufklärung, daß wir schon im Prinzip in der bestmöglichen Welt lebten, wenn wir sie nur noch im Geiste der Nächstenliebe humanisieren würden! Er verkündete den Untergang der Welt, den Tag des göttlichen Zornes und daß er gekommen ist, uns zu retten!      
 
         

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