Maria sagte Ja zu ihrer Berufung, die Mutter des Sohnes Gottes zu werden, Ja sagte sie dazu. Was, aber, wenn sie Nein gesagt hätte? Hätte sie Nein sagen können? Wollten wir nicht annehmen, daß der Engel sie hypnotisiert hätte, dann war ihr Jasagen ein freiwilliges; Nein hätte sie auch sagen können.
Gott hatte einen Heilsplan zur Rettung. In diesem Plan kommt alles auf die Magd des Herrn an, daß sie freiwillig ihr Ja sagt. Gott sah ihr Ja voraus, er wußte es von Ewigkeit her, aber dies göttliche Vorauswissen determinierte das Jawort Marias nicht, denn Gott weiß notwendig geschehen werdende Ereignisse als notwendig geschehen werdende voraus und die kontingent sich ereignende als kontingente. Er determiniert nicht. Paulus sagt das so: "Nicht ist sondern die Gnade mit mir"- "sed gratia Dei mecum" (1.Kor. 15, 10)Dies "mecum" besagt, daß der freie Wille Mariä mitgewirkt hat am Jawort.
Das bestreiten nun energischst die Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin, indem sie lehren: Gott wirke durch die Menschen, aber nicht mit ihnen, denn genaugenommen ist Gott das einzige Handlungssubjekt. Er wirkt durch alles andere wie durch Instrumente.
Teilt man diesen theozentrischen Determinismus nicht, gesteht den Menschen zu, daß sie kraft ihres freien Willens mitwirken, dann sind wir nur durch Jesus Christus erlöst worden, weil Maria ihr Ja freiwillig gesagt hat. Sie hätte Nein sagen können, aber das tat sie nicht und so wurde sie zur Miterlöserin, denn ohne ihr Jawort hätte das Erlösungswerk nicht geschehen können.
Es war der dramatischste Augenblick in der Menschheitsgeschichte: Wird Maria Ja sagen? Eva hatte Ja gesagt zum Teufel im Paradiese, Maria sagt Ja zu Gott. Das eine Ja stürzte die Menschheit ins Elend des irdischen Exiles: "Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas,zu dir seufzen wir, trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen", heißt es ja im Salve Regina und nun sind wir durch Jesus Christus Heilswerk erlöst, aber damit das geschehen konnte, mußte Maria ihr Ja sagen, daß sie die Gottesmutter werden will.
Vom heiligen
Alfons M. Liguori
„Sieh, o
Mutter meines Gottes, hier vor deinen Füßen einen elenden Sünder,
der zu dir seine Zuflucht nimmt und sein ganzes Vertrauen auf dich
setzt. Ich verdiene zwar nicht, daß du mich eines Blickes würdigst,
allein ich weiß, daß du, seitdem du deinen Sohn für die Sünder
sterben sahest, sehnlich wünschest, ihnen zu helfen. O Mutter der
Barmherzigkeit, siehe mein Elend an und habe Mitleiden mit mir. Alle
nennen dich die Zuflucht der Sünder, die Hoffnung der Unglücklichen,
welche der Verzweiflung nahe sind, die Hilfe der armen Verlassenen.
Sei du also meine Zuflucht, meine Hoffnung, meine Hilfe. Durch deine
Fürbitte kannst du mich retten. O gütige Mutter, stehe mir bei; ich
beschwöre dich um deines göttlichen Sohnes willen, reiche deine
hilfreiche Hand einem Armseligen, der sich dir nach seinem Falle
empfiehlt, damit du ihm helfest. Ich weiß, daß du, wenn es möglich
ist, dem Sünder mit Freuden zur Hilfe eilest. Hilf mir denn jetzt,
da du es kannst. Durch meine Sünde habe ich zugleich die Gnade und
meine Seele verloren. Nun aber werfe ich mich in deine mütterlichen
Arme und bitte dich, du wollest mich lehren, was ich tun soll, um die
Gnade meines Gottes wiederzuerlangen. Siehe, ich bin bereit, alles
ohne Aufschub zu tun. Er ist es ja, der mich an dich weist, damit du
mir beistehest. Er will, daß ich mich an deine Barmherzigkeit wende,
auf daß mir in dem großen Geschäfte meines Heils nicht nur durch
die Verdienste deines Sohnes, sondern auch durch deine Fürbitte
geholfen werde. Ich nehme nun meine Zuflucht zu dir, o mächtige
Jungfrau; bitte deinen göttlichen Sohn für mich und zeige, was du
Gutes denjenigen erweisest, welche ihr Vertrauen auf dich setzen. O
Maria, erhöre mein dringendes Flehen und verschmähe es nicht.
Amen.“1
1
Sintzel,M., Maria, meine Zuflucht und mein Trost, 9. Auflage, 1919,
S. 135f.
Bei aller höchst berechtigten Wertschätzung und Hochpreisung Mariens: Eine "Miterlöserin" ist sie ebensowenig, wie die Mütter eines Erfinders oder eines Nobelpreisträgers "Miterfinderin" bzw. "Mitnobelpreisträgerin" sind.
AntwortenLöschenUnser Erlöser ist und bleibt allein Jesus Christus - der Herr; sonst niemand. Solus Christus!