Freitag, 15. Dezember 2017

Die Katholische Kirche zu Tode reformieren!

"Christ in der Gegenwart Aktuell" beglückt nun die Katholische Kirche mit "Reformthesen" (44/2017), die in der Tradition von Augustin und Martin Luther ständen! "Auch wir haben Vorschläge für das Glaubensleben, damit die christliche Botschaft die Menschen in einem modernen Lebenshorizont erreicht.", posaunt die Redaktion von "Christ in der Gegenwart". Bedauerlicherweise versäumt die Redaktion uns mitzuteilen, der wievielte Aufguß des schon in die Jahre gekommenden "Modernismus" uns hier nun zugemutet wird.Aber warum sollte man nicht die Probleme des 21. Jahrhundertes mit dem Instrumentarium des 19. Jahrhundertes bearbeiten, zumal der
Modernismus ob seiner Verurteilung durch die Kirche für jeden antikatholisch Gesonnenen schon allein deshalb etwas Verheißungsvolles ist. 
Geradezu vor kreativer Orginalität trotzt dann auch das Reformpaket.Da lesen wir- ganz erstaunt-die Forderung der Einführung des Frauenpriestertumes ("Zugang für Frauen zu allen kirchlichen Ämtern") und die Forderung nach der Demokratisierung der Kirche. Mit den Tatsachen nimmt man es dabei nicht so genau: "Der Wettstreit der Meinungen und echte Wahlen mit anschießender Handauflegung des Beauftragten gehören von Anfang an dem Leben der Urgemeinde." (These 6: Die Kirche muß sich demokratisieren). Unbestreitbar ist, daß das Urchristetum keine demokratische Wahlen kannte, denn Jesus Christus setzte selbst autokratisch die 12 Apostel ein und Petrus in das Petrusamt und die Apostel setzten dann in den von ihnen gegründeten Gemeinden Älteste, also Priester als Gemeindeleiter ein. Nirgends ist da von einer demokratischen Wahl die Rede
und sie widerspräche auch fundamental der Praxis Jesu! 
Aber die Forderung nach der Demokratisierung der Kirche soll ja eben die monarchische Herrschaft Jesu Christi über seine Kirche beenden und stattdessen die Herrschaft der Stimmzettelmehrheit einläuten. Es wundert dann auch nicht, daß man begeistert das von einer Reformierten Synode im 16. Jahrhundert entwickelte Prinzip der Subsidarität auf die Katholische Kirche anwenden möchten. Die Reformierten hatten dies Prinzip in  antikatholischer Intention kreiert, um salopp geredet, eine basisdemokratische Kirche der hierarchischen Kattholischen Kirche entgegenzusetzen. Jetzt greift man gar aufs 16. Jahrhundert zurück, um sich fitt zu machen fürs 21.!
These 1 enthält nichts Originelles, daß eben die Sprache modernisiert werden müßte. Darüber könnte man hinweglesen, aber diese 1. These ist nun doch nicht ohne!
A) Modernisten ist und bleibt das Wesen der Liturgie immer eine terra incognita. Eigentlich ist der Reformierte Gottesdienst doch der beste, weil er ohne Liturgie ist und von seinem Wesen her eine reine Belehrungsveranstaltung, die man aber heutzutage dem Zeitgeschmack gemäß als  "unterhaltsame Informationsveranstaltung" zu modulieren hat.  Zum Liturgischen gehört nämlich wesentlich eine liturgische Sprache: So wie der Pfarrer nicht in Alltagskleidern sondern im Priestergewand die Messe zelebriert, so verlangt der Gottesdienst eine Nicht-Alltagssprache. Heilige Handlungen verlangen nach einer demgemäßen Sprache. Nur, wenn der Gottesdienst primär eine Gemeindeveranstaltung zur Belehrung der Gläubigen ist, dann muß die liturgische Sprache durch eine pädagogisch reflektierte ersetzt werden: "Wie sage ich es dem Kinde?", wird dann zu der Hauptfrage dieser Gemeindeveranstaltung. Die Entmündigung der Gemeinde gehört selbstverständlich dann dazu, indem das Was zu sagen ist? auf: Was kann man ihnen zumuten, was können sie noch verstehen?  reduziert wird. Messen, in denen außer der Schriftlesung und der Predigt alles in Latein zelebriert wird, und die sehr gut besucht sind, dürfte es dann nicht mehr geben, stattdessen Familiengottesdienste zu Hauf mit ihrer obligatorischen Tendenz zum Infantilismus: "Liebe Kinder...." 
B) Das von der Sprache Gemeinte und die Sprache liegen in der Regel nicht soweit auseinander, daß das Gemeinte durch eine andere Sprache auch genauso ausgesagt wird. In der Regel fordert man eine moderne Sprache, um mißliebige Inhalte zu liquidieren. Das Ziel: daß nur noch gesagt wird, was die Hörer hören wollen. 
These 2 "Die Kirche muss verdeutlichen, dass die Bibel Gotteswort in Menschenwort ist", greift nun die Autorität der hl.Schrift an. Einfach gesagt: Nur die Aussagen der Bibel können als wahr gelten, die dem modernen Weltbild kompatibel sind. Inkompatible Aussagen sind hinwegzuexegetisieren. "Der Glaube kann in der Moderne nur bestehen, wenn er den Früchten der Aufklärung Rechnung trägt."Die antikatholische Intention ist unüberlesbar: Nicht die Tradition und das Lehramt bestimmen die Auslegung der hl. Schrift, sondern omniöse Früchte der Aufklärung! (Nebenbei: Ist nicht der Radicalaufklärer Marquise de Sade die schönste Frucht der Aufklärung?) 
Aber die Redaktion läßt uns nicht im Unklaren, was sie eliminieren will:  "Magische Elemente wie die Vorstellung der Bibel als buchstabengetreues Wort Gottes- ebenso wie Reliquenkult und Wahnvorstellungen visionärer Escheinungen- sind aufzugeben."  Die Vorstellung der Buchstabengetreuheit der Bibel ist im fundamentalistischen Protestantismus beheimatet, aber auch die Katholische Kirche lehrt, daß die Bibel das getreue Zeugnis der Offenbarung Gottes ist und so die höchste Autorität für den Glauben der Kirche ist.  Mit dem Popanz der Buchstabengetreuheit soll so nur die Autorität der Bibel untergraben werden. Die nächsten Beispiele beweisen das:"Visionäre Erscheinungen", Berichte davon gibt es in der Bibel so viele, daß man sie hier nicht aufzählen kann. Es sei nur an die Johannes Offenbarung erinnert. Sprach einst Gott zu Menschen in visionären Erscheinungen, dann spricht nichts dagegen, daß er auch heute noch so zu Menschen spricht. Man denke nur an die heilig gesprochene Faustyna. Hier wird Gott einfach zu einem toten Gott gemacht, der nie zu Menschen sprach und spricht. Warum? Damit der Mensch als Solounterhalter umso mehr reden kann! 
Daß der zur Katholischen Frömmigkeit konstitutiv dazugehörige Reliquienkult Modernisten nicht gefällt, wundert niemanden. Sie hätten aber nicht verschweigen sollen, daß Jesus Christus selbst den Reliquienkult gründete, indem er zu der blutflüssigen Frau, die geheilt wurde, als sie sein Gewand berührte, sagte: "Dein Glaube hat dich gerettet!" Ihr Glaube: Wenn ich sein Gewand berühre, werde ich geheilt." Konstiutiv ist diese Frömmigkeit, weil nach Johann Adam Möhler  ein Grundprinzip des Katholizismus das inkarnatorische ist, daß Gott das Heil durch Kreatürliches wirkt. Das ist das Fundament der katholischen Sakramentenlehre und wird gerne von Feinden der Kirche als magisch diffamiert.
These 3: "Wir brauchen mehr Gott und weniger Kirche" bietet dann eine Polemik gegen den großen Kirchenlehrer Cyprian: Wer die Kirche nicht zur Mutter hat, kann Gott nicht zum Vater haben" und: "Außerhalb der Kirche kein Heil!" Aber man verzichtet wohlweislich auf eine argumentative Auseinandersetzung mit diesem Kirchenvater. Die antikatholische Ausrichtung ist so aber unverkennbar! 
Über These 4 ein neuer Sinn für Liturgie und ein Aufruf zu mehr Politisierung in der Kirche braucht man nichts zu sagen, außer daß diese Melange aus Versatzstücken aus der befreiungsttheologischen Suppenküche und der Apotheose der Demokratie etwas enervierend wirkt. 
Wenn man noch Zweifel an der antikatholischen Intention hegen sollte, These 7 und 9 beseitigen sie endgültig. Die Einheit der Kirche ist in der Katholischen Kirche stets realisiert gewesen und ist sie auch jetzt und wird sie auch immer sein. Die Vorstellung, die Einheit müsse erst hergestellt werden durch die ökumenische Bewegung und zwar insbesondere durch Taten, demonstriert am deutlichsten, daß die Redaktion eben nicht weiß, was die Katholische Kirche ist: Sie ist die Gestalt der Einheit des Christentumes. 
These 9 Es ist Zeit für ein Glaubenskonzil stellt nun zweierlei in Aussicht: A) den unbedingten Willen, die Katholische Kirche in einem Einheitsbrei namens Christentum aufzulösen und B) den Glauben der Kirche unter der Parole der notwendigen Anpassung an die Moderne umzuformen. Selbst Bultmanns Entmythologisierugsprogramm wird da noch bemüht, um diese Modernisierung des christlichen Glaubens einzufordern. Also, mit lauter längst verstaubten Ladenhütern soll das 21. Jahrhundert bewältigt werden! 
These 8: Das Christentum muss mit allen Religionen gemeinsam danach streben, die Vernunft zum Leuchten zu bringen, die dem Frieden dient, und Fanatismus zu bekämpfen. Der erste Versuch, die Katholische Kirche und das Christentum durch den Glauben an die Vernunft zu ersetzen, stammt von dem französischen Revolutionär Robespiere mit seiner Verehrung der Gottheit Vernunft. Am Katholischen Glauben Festhaltende ließ er ganz vernunftgemäß guillotinieren. Daß übernehmen jetzt die Islamisten. Meine Frage dazu: Aus welcher Freimaurerquelle hat die Redaktion nur These 8 entnommen? Noch habe ich sie nicht gefunden! 

Zusatz:
Zum Thema Französische Revolution und Freimaurerei sei auf die erhellenden Schriften Augustin Barruels verwiesen, etwa: Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus. Zum modernistischen Gottesbild: Uwe C. Lay, Der zensierte Gott.  

Corollarium 1
Von geradezu anrührender Naivität zeugt die immer wiederholte Behauptung, daß Glaubensaussagen der christlichen Religion dem modernen Weltbild der Naturwissenshaften und dem kulturellen Fortschritt (?) widersprächen. Es bleibt ungeklärt, warum welche theologischen Aussagen den Naturwissenschaften widersprächen und ob die Weise, wie wir heute kulturell leben, wirklich ein Fortschritt ist und nicht vielmehr ein Abfall; man denke an das Urteil,daß heute Zustände existieren, wie im Alten Rom.   

Corollarium 2
Einerseits von "Reformen" zu sprechen und andererseits von einer notwendigen Erneuerung zeigt die völlige Konfusion des modernistischen Liberalismus auf, der a) wie alle conservativen Nostalgiker Reformen fordern als die Forderung nach einem Zurück zum Ursprünglichen, von dem man sich sträflichst entfremdet habe und der b) ganz fortschrittsgläubig den chistlichen Glauben erneuern will im Sinne von eines Modernisierens, daß eben das Alte und Jetzige nicht mehr zeitgemäß sei und so um zeitgemäß  zu werden, umgeformt werden müsse.    
                         

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