Mittwoch, 20. Dezember 2017

Der Papst liebt alle Religionen, nur ihre Fundamentalisten nicht!

"Religion ist kein erfundenes Theater, sondern entsteht aus der menschlichen Unruhe, aus sich herauszugehen und dem absoluten Gott zu begegnen." Auf diese Weise seien alle großen Religionen entstanden." Papst Franziskus neueste Erkenntnisse über die Religion. (Kath net am 19.12.2017). Daß Religion ist, gründet sich also aus der menschlichen Unruhe. Wahrscheinlich dachte der Papst dabei an Augustins Votum: Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir“ (Confessiones/Bekenntnisse, I, 1,1).Der hl. Augustin meint damit das Ruhen in Gott. 
Trotzdem sind Anfragen erlaubt. Sind denn die Religionen wirklich Produkte des Menschen, daß er sie hervorbringt? Ist denn nicht vielmehr die Religion die Antwort Gottes auf unsere Unruhe? Wenn die Praxis der Religion eine spezifische Kommunikation zwischen Gott und dem Menschen ist, dann agiert der Mensch in ihr, aber doch wohl als Reaktion eines Offenbarens von Gott oder von Engeln oder überhaupt von übernatürlichen Kräften. Legt man das Begegnungsschema zu Grunde, wäre der Mensch zuerst als Du in der Religion, als ein Adressat einer göttlichen Mitteilung oder zumindest einer Erscheinung, wobei sich Gott als ein vom Menschen Ansprechbares erweist, indem Gott den Menschen anspricht. 
Jede der drei monotheistischen Religionen setzt Gott als Ich voraus, das zu Menschen Du sagt. Ist das aber der absolute Gott? Gehört dieser Begriff nicht eher in die Religionsphilosophie? Denn für jede Religon ist ja Gott ein Subjekt, das gerade auch Objekt unseres Handelns ist: Gott werden Opfer und Gebete dargebracht, er spricht zu Menschen durch Zeichen und Visionen. Gott erscheint Menschen. Auch paßt der Terminus des Aussichherausgehens nicht so recht, denn die Mystik ist nicht das Primäre der Religion, daß der Mensch aus sich herausgehend dann in Gott ruht, sondern daß Gott im religiösen Kult sein Gegenüber bleibt, dem er opfert, den er anbetet und bittet um etwas.Paßt es zum Verständnis eines absoluten Gottes, daß er sich in Beziehung zu Menschen setzt und daß er dann auch noch kontingent sich zum Verhalten des Menschen ihm gegenüber verhält, daß er Gebete und Opfer annehmen aber auch verwerfen kann?
Gibt es nicht vom Philosophen Heidegger diese sinnvolle Unterscheidung, daß man zum Gott der Philosophen nicht beten und ihm nicht opfern kann und ist das nicht gerade der absolute Gott?
Es legt sich ja der Verdacht nahe, daß die Philosophie des deutschen Idealismus gerade von Gott als dem Absoluten sprach (etwa Fichte und Hegel), um so den religiösen Kult zu kritisieren, der ja Gott "beeinflussen" will, meinend, daß Gott menschliche Opfer und Gebete erhören könne. Erhören bedeutet da ja, daß Gott etwas wollte, aber um des Opfers und Gebetes willen, dann etwas anderes will. Meint dagegen nicht die Absolutheit Gottes, daß er nicht durch menschliches Tuen veranlaßt werden kann, sein Wollen und Tuen zu ändern? 
Wenn das Wesen der magischen Praxis das ist, übernatürliche Kräfte und damit auch Götter für den Menschen dienstbar zu machen, daß der Mensch das Göttliche beherrscht und für sich instrumentalisiert, dann läßt die religiöse Praxis Gott Herr sein, hoffend aber darauf, daß Gott menschliche Opfer annimmt und Gebete erhört. Das Ende jeder religiösen Praxis wäre nun ein  Gott, der so absolut ist, daß er kein Opfer annehmen und kein Gebet erhören kann, wie es zum Beispiel der modernistische Jesuit  Keller vertritt, (Vgl dazu mein Buch: Uwe C. Lay, Der zensierte Gott) um so zu beweisen, daß Jesus Anliegen das der Abschaffung der Religion war. Für diesen Jesuiten ist Gott, weil er der Absolute ist, der Tod aller Religion. Es käme allein auf die gelebte Humanität an!
Papst Franziskus sagt damit aber auch, daß alle Religionen somit gleich wahr und unwahr sind, weil alle das Produkt menschlicher Unruhe sind. Aber nun will der Papst hier doch Unterscheidungen einführen. Wir ahnen schon, worauf es hinausläuft: Alle Religionen sind gut, aber in jeder gibt es die bösen Fundamentalisten und die sind der dunkle Flecken in jeder Religion, die Unwahrheit in jeder wahren Religion. Was ist dann das Kriterium einer wahren Religion? Daß sie praktizierte Nächstenliebe ist! Kath info zitiert am 19.12. des Jahres Papst Franziskus so:
"Ein religiöser Glaube, der dich nicht wachsen lässt oder dich nicht in den Dienst für die Armen nimmt, ist unreif."Das Nichtwachsenlassen bezieht der Papst wohl auf die fundamentalistische Möglichkeit in jeder Religion und den Dienst an den Armen als das Kriterium wahrer Religion schöpft der Papst wohl aus der Suppenküche  (marxistischer) Befreiungtheologien. 
Wo bisher die Kirche die wahre von den falschen Religionen unterschied, revolutioniert der Papst dies durch die Unterscheidung, daß alle Religionen wahr sind, weil sie das Produkt des unruhigen Herzens in der Sehnsucht nach der Ruhe in Gott sind, und daß in jeder Religion die Möglichkeit zu ihrer Perversion steckt, daß sie fundamentalistisch entartet. Das ist dann ein Religionsverständnis, daß dogmatistisch sich verhärtet und so kein Sichweiterentwickeln zuläßt und das keine Vorrangoption für die Armen der Welt kennt.  
Das ist die knappeste Formulierung für den linksliberalen Katholizismus, der in jedem Linksliberalen jeder anderen Religion einen Glaubensbruder sieht und nur einen Feind kennt, den Fundamentalisten bzw. Traditionalisten.     

     

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