War das früher nicht irgendwie anders in der Messe? Der Pfarrer begrüßt ganz herzlich und freundlich die (noch) Gekommenen, in den Weihnachtsgottesdiensten wurden die Besucher dann noch besonders gelobt, daß sie dem prognostizierten Negativtrend zum Trotze, immer weniger wollten einen Weihnachtsgottesdienst aufsuchen, so zahlreich gekommen sind. Dem Chor, allen Musikanten wird am Ende der Veranstaltung kräftigst applaudiert, warum nicht auch dem Prediger? So viel wie möglich an Laien werden irgendwie am Gottesdienst beteiligt, für jede Fürbitte einen Vorleser- Kommuinonausteilhelfer agieren, selbst wenn wenige zur Kommunion kommen- ja, da geben sich viele Mühe, eine beim Publikum ankommende Veranstaltung hinzubekommen.
Der Pfarrer darf über Alles predigen, nur nicht länger als 15 Minuten, oder nur noch 10- und an diese Limitierung hält sich dann auch der Prediger. Könnte er nicht mal was so Gewichtiges zu sagen haben, daß er zur Entfaltung mehr Zeit bäuchte? Das geht nicht.Zwar schauen sich Millionen Krimis im Fernsehen an, die 60 und mehr Minuten währen, aber auf eine Predigt könne ein Gemeindeglied sich halt nicht länger als 15 oder gar nur 10 Minuten konzentrieren.
Und Alles muß ganz gemeindegmäß sein. So entarten Familiengottesdienste reglmäßig zu Kindergartenveranstaltungen mit unendlichen Variationen von: Pip, pip...wir haben uns alle lieb! Religionspädagogisch durchgestylt werden Bilderchens aufgehängt, immer wenn das Senfkorngleichnis dran ist, ein Senfkorn mitgebracht: So sieht das aus! Kinder hüpfen und springen um den Altar herum und dann der Moderator, (früher war das ein Piester), der mit einem Mikrophon in der Hand auf der Bühne hin und her hüpft, um mal dem und dann dem das Wort zu erteilen. Gern frägt er auch ganz pädagogisch die in der ersten Reihe platzierten Kinderchens: "Wer kam denn nun in der Geschichte (dem Tagesevangelium) vor?"Weiß ein Kind die Antwort, freuen sich die Elternaugen!
Nur, was hat das Alles noch mit der christlichen Religion zu tuen? Die Messe war und soll doch auch noch heute ein Gottes-Dienst sein! Wir dienen Gott, weil Gott uns dient-um es auf eine Kurzformel zu bringen! Nein der heutige (nachkonziliare) Gottesdienst ist eine Gemeindeversammlungsfeier, eine mögliche Freizeitbeschäftigung. Was waren das noch für mittelalterliche Zeiten, als die Kirche noch von der Sonntagspflicht der Messe sprach...das ist vorbei. Wenn es einem was bringt, dann geht man, sonst nicht. So gehen jetzt 90 % aller Katholiken jeden Sonntag nicht mehr zur Messe. Und Dienst, davon redet die Kirche schon lange nicht mehr. Stattdessen plaudert sie offenherzig aus, daß früher die Menschen zur Messe gingen in Ermangelung anderer Freizeitangbote, jetzt aber, wo der Fernseher 24 Stunden laufen kann und es das Internet gibt und so viele sonstige Freizeitgestaltungsmöglichkeiten- warum sollte da noch wer in die Messe kommen! Denn der Sonntagsgottesdienst ist ja auch nur eine mögliche Freizeitsgestaltungsmöglichkeit.
Und Gott? Dem ist es, da er uns alle bedingungslos liebt, völlig gleichgültig. ob wir zur Messe kommen oder es sein lassen. Einst hieß es, daß Gott selbst im Tabernakel auf uns warte, damit wir zu ihm kämen, jetzt rät uns ein moderner Pfarrer, ob man nicht, Weihnachtsstreß geplagt nicht in eine Kirche gehen mag, um sich da in der Kirchenruhe zu erholen und zu entspannen!
Daß der Gottesdienst Kult ist, eine religiöse Handlung auf Gott ausgerichtet, das ist völlig in Vergessenheit geraten. Den Anfang zu dieser Umwandlung ist in der Reformation zu verorten, als aus dem religiösen Kult eine Veranstaltung wurde, die primär der Unterrichtung der Gemeinde diente. Die Predigt stand so in der Reformation im Zentrum des Gottesdienstes: Die Gemeinde ist zu belehren. Der Priester wird so zum gelehrten Bibelerklärer. Da Belehrung aber auf Dauer wenig unterhaltsam ist, nahm man dann zusehens unterhaltsame Elemente dazu: das gemeinsame Singen. Durch die Liurgiereform nach dem 2.Vaticanum paßte sich dann die Katholische Kirche dieser reformatorischen Auflösung des Kultes an!
Und der Endpunkt: Ist der Gottesdienst unterhaltsam genug- oder brauchen wir eine neue Kreativität in der Gestaltung diese Gemeindeveranstaltungsform?
Polemisch überspitzt: Aus dem christlichen Kult der Gottesverehrung wurde eine mehr oder weniger unterhaltsame Gemeindeveranstaltung unter Anleitung eines Pfarrers.
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