Das Ende der „politischen Theologie“ und ihre jetzige Wiederkehr
1935 proklamierte Erik Peterson das wohlverdiente Ende der „politischen Theologie“ in seiner Studie: „Der Monotheismus als politisches Problem;ein Beitrag zur Geschichte der politischen Theologie im Imperium Romanum“.1Eusebius von Caesarea wird hier als der Repräsentant der politischen Theologie entlarvt, dessen Anliegen nun mal die Apotheose der Herrschaft Kaiser Konstantins gewesen sein soll. Dieser Typ von Theologie gäbe alles dem Kaiser und vergesse ganz, Gott zu geben, was ihm geziehmt.Diese Art von Theologie sei also eine Art Regierungspropaganda. Das stünde in einem engen Zusammenhang mit einer pur monotheistischen Gotteslehre, die das Dreifaltigsein Gottes marginalisiere. Carl Schmitt widerlegte nun diese Fundamentalkritik der politischen Theologie und sorgte damit endgültig für ihren Ansehensverlust, wird doch dieser Jurist als Nazijurist verteufelt, womit doch auch hinreichend bewiesen sei, daß jede Art von politischer Theologie nur sie zur Magd des jeweiligen Staates herabwürdige.
Aber dabei blieb es nicht: Eine neue Art von politischer Theologie setzte sich auf die Tagesordnung, ganz erfüllt vom Studentenrevolutionsgeist der 68er! Die Gesellschaftskritik avancierte nun zu dem einzigen Kriterium der Qualität einer Theologie: Wie sehr befördert sie Emanzipationsprozesse, wie enerhisch kritisiert sie die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse? Die Krönung dieser neuen politiischen Theologie fand sich in den Syntheseversuchen zwischen der Theologie und dem Marxismus in der „Befreiungstheologie“. Ein so großes Meer unterschiedlichster politischer Konzepte der Revolutionierung der bürgerlichen Gesellschaft wurden publiziert und diskutiert, daß es keine allzu große Übertreibung sein dürfte, daß nur Gott sie selbst überschauen konnte und wohl doch irritiert gewesen sein könnte über all das Neurevolutionäre, was ER da alles über sich erfuhr.
Die Vorstellung eines unpolitischen Christentumes galt als ultrareaktionär und es galt: Nur wer poilitisch links stand, war ein Christ. Die bürgerliche Gesellschaft galt als das neue ägyptische Sklavenhaus, aus dem es sich galt zu befreien durch ein revolututionär avantgardistisches Basischristentum.
Das scheinen Erinnerungen an eine längst untergegangene Epoche zu sein, die wie ein Feuerwerk, ausgebrannt nur noch zu einer blaßen Erinnerung verdünnt präsent ist. Ist damit nun endlich das Ende der politischen Theologie gekommen? Mitnichten! Der Zentralkommiteesexeget stellt uns sein neues Pogramm der politischen Theologie vor: „Gegen den Fundamentalismus,für die Freiheit.Die politische Aufgabe der Exegese.“ 2 Die wissenschaftliche Untersuchung des Neuen Testamentes habe der Kritik des Fundamentalismus zu dienen, wobei hier der Begriff des Fundamentalismus gleichermaßen conservative- traditionalistische Auslegungen der Bibel meint als auch die Kritik von rechten bzw popularistischen politischen Kritiikern an den demokratischen Blockparteien. Die Exegese habe sich so in den Dienst der uns jetzt Regierenden zu stellen, indem sie ihre Kritiker bekämpft.Isb die Glorifizierung der Homosexualität und des Projektes der Auflösung des deutschen Volkes durch seine Vermultiethnisierung gälte es, apologetisch zu begleiten.
Wurde in der Zeit der Corona die Sytemrelevanz der Kirche in Frage gestellt zum Entsetzen der Kirche und der Theologie der staatlichen Universitäten, galt es nun, eine neue politische Theologie zu konzipieren, die sich durch ihre systemerhaltende und ihre Kritiker bekämpfende Funktion legitimiert für die Gesellschaft. Ein Musterknabe dieser neuen politischen Theologie stellt Bischof Feige dar. Kath de berichtet: "Zum Glück leben wir heute in einer Demokratie". Bischof Feige würdigt Demokratie bei Jahresempfang“3Diesen Hoftheologen unterstützte dann noch der Hofhistoriker Herr Kowalczuk: Deutlichere Worte fand der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. "Wir müssen die Demokratie verteidigen", sagte er und kritisierte Romantisierungen der SED-Diktatur. "Wenn die faschistische AfD und das leninistische BSW so tun, als würden wir in einer Diktatur leben, dann wird mir übel", sagte Kowalczuk, der selbst in der DDR aufgewachsen ist. "Wir leben in einem der freiesten und sichersten Länder." 4
Hier werden klar die zwei fundamentalistischen Feinde der Herrschaft der demokratischen Blockparteien benannt, die faschistische AfD und die leninstische BSW, auch wenn einem aufstoßen könnte, warum die AfD hier nicht als eine Nazi-Partei und die BSW nicht als stalinistische diffamiert werden, aber Hauptsache: den Feind daimonisieren.
Diese politische Theologie kann nun aber auch in einem intellektuell anspruchsvolleren Gewand auftreten, daß die Hauptaufgabe der Theologie und Kirche die Menschenwürde und die Menschenrechte seien! Die seien zwar im Freien Westen schon weitestgehend realisiert und desalb sei der Kampf für sie in den Schurkenstaaten der Welt, Rußland, China und der Iran vor allem die außenpolitische Aufgabe der Kirche nebst ihres Kampfes gegen Rechts. So skizziert die Dogmatikerin Frau Rahner die Grundsätze dieser politischen Theologie:“Die christliche Botschaft enthalte eine "Grundintuition", die von der Menschenwürde und der Gleichheit aller ausgehe, so Rahner. Themen wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit oder Klimagerechtigkeit seien daher Kernthemen des Christentums.“5
Zwei Momente dieser neuen politischen Theologie sind dabei zu unterscheiden: das kirchenkritische, daß die Kirche der positiven Entwickelung in der Gesellschaft hinterherhinke und das gesellschafts-kritische, daß die bürgerlichen Ideale der Französischen Revolution noch nicht in Gänze überall realisiert worden seien. Das Verbindende sei dabei der Glaube an die Menschenwürde und die Forderung nach der Humanisierung der Welt. Die Erlösugsbotschaft wird dazu ungewandelt in ein sozialpolitisches Reformweltoptimierungsprogramm.Diese Umwandelung sei dann die Aufgabe der Theologie, damit sie eine politische Theologie wird.
1Vgl hierzu: Carl Schmitt, Politische Theologie II,. Die Legende von der Erledugung jeder politischen Theologie.
2Die Internetseite „Feinschwarz“ am 24.6.2025.
3Kath de 18.6.2025
4Hier hätte man doch gern als Ergänzung im Geiste Robespierres gelesen: „Und wer das bestreitet, ist ein Feind der Freiheit und für den darf es keine Freiheit geben!“
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