Dienstag, 3. Juni 2025

Ein Verdacht zum praktischen Verhältnis der Kirche zur zeitgenössischen Kunst

 

Ein Verdacht zum praktischen Verhältnis der Kirche zur zeitgenössischen Kunst


Ein Narrativ bestimmt wohl das praktische Verhältnis: Um sich als modern, liberal, aufgeschlossen zu präsentieren, laden Kirchenver-antwortliche gerne Künstler zu Ausstellungen aller Art in die Kirchen ein. Ja man kann dabei auch auf den Erfolg nicht nur adventlich-weihnachtlicher Konzerte in den Kirchen verweisen, solche Konzerte sind oft besser besucht als die sonntäglichen Messen oder auf viel Zuspruch erlebenden Orgelkonzerte und so solle nun auch andere zeitgenössische Kultur eine Heimat in der Kirche finden.

Nur die Praxis zeitigt dann regelmäßig dies „Ritual“: Kaum daß ein zeitgenössisches Kunstwerk in einem Kirchenraum installiert wird oder etwas Künstlerisches aufgeführt wird, protestieren Conservative gegen diese Ausgeburten der Kunst als blasphemisch, die religiösen Gefühle verletzend, was den Kirchenleitungen dann mal wieder eine Chance gibt, sich von der „reaktionären Basis“ abzusetzen, sich als Hüter der Liberalität und Toleranz zu profilieren.

Nun könnte man darauf verweisen, daß die zeitgenössische Kunst, gerade auch um sich von der Unterhaltungsindustrie mit ihren Pseudokunstwerken (vgl dazu etwa Adorno) abzusetzen, sich elitär antipopularistisch inszeniert. Kunst, die der Masse gefalle, sei eben keine Kunst! Kunstwerke, die so elitär avantgardistisch konzipiert werden, leben geradezu aus ihrer Ablehnung durch den Otto Normalverbraucher und evozieren dann auch diese Abneigung. Wer dann solche Kunst wertschätzt, ihren Kritikern dann noch vorwirft, sie empfänden im Ungeiste der Nazipolemik gegen die sog. „entartete Kunst“, darf sich dann zu den Gutmenschen zählen, die voller Verachtung auf das gemeine Volk herabschauen, dem halt jeder Sinn für das Höhere fehlt.1 Dem korreliert die Geringschätzung, ja Verachtung der katholischen Volksfrömmigkeit als abergläubisch und vormodern: Die Kirche müsse halt mit dem Fortschritt marschieren!

Aber es drängt sich nun doch ein ganz anderer Verdacht auf. Jesus Christus sagt da: „Wenn die Welt euch haßt, dann wißt, daß sie auch mich schon vor euch gehaßt hat.Wenn ihr von der Welt stammen würdet,würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben.Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt.“ (Joh 15,18f) Die heutigen Kunstwerke sind Hervorbringungen von Künstlern, die aus der Welt stammen und sie stellen ihre Hervorbringungen aus in der Kirche, die nicht aus der Welt ist. Diese Differenz zwischen der Kirche und der Welt, die möchte man heute gern negieren, indem man die Kirche so modernisiert, daß sie nur noch das sagt, was die Welt hören möchte, das ist, sie redet selbst nur noch weltlich. Daß die Kernbotschaft der Kirche ein Humanismus sei, der sich theologisch mit dem Glauben an den jeden Menschen bejahenden Gott fundiert, ist so gesehen der Versuch eines Versöhnungskonzeptes zwischen der Kirche und der Welt.

Aber wie nun, wenn trotz dieser humanistischen Maskerade die Welt die Weltfremdheit der Kirche weiterhin wahrnimmt,ihre nur versteckte Substanz und auf die weiterhin mit ihrer Feindschaft reagiert? Die rein weltlich sich verstehende Kunst, die sich gänzlich von der christlichen Religion emanzipiert hat, ist sie so nicht auch antikatholisch ausgerichtet? Meine Verdachtsthese lautet also, daß die zeitgenössische in Kirchen exponierte Kunst nicht einfach nur als elitär - avantgardistische ihre Abneigung provoziert, sondern auch ob ihrer antichristlichen Ausrichtung, in der sich die Feindschaft der Welt wider das ihr Fremde, ihr Nichtgemäße manifestiert. Gleich einem trojanischen Pferd schmuggelt sie sich in die heiligen Räume der Kirche ein, um sie von innen her zu profanisieren! Kirchenleitungen nehmen diese trojanischen Pferde auf, um sich somit zu profilieren als eine moderne, weltoffene und tolerante Kirche. Von der Feindschaft der Welt der Kirche gegenüber will eben nicht nur die zeit(geist)genössische Theologie sondern auch ´die heutige Kirche nichts mehr wissen, nur hat das nicht zur Folge, daß die Welt ihre Feindschaft wider die Kirche vergäße. 

Zusatz:

Kath net am 3.6.2025:  Der Auftritt war "objektiv blasphemisch. Schwere Kritik aus der evangelischen Kirche am Paderborner Dom-Skandal und am Verhalten vom Erzbischof - Pfarrer Martin Fromm: "Am verstörendsten aber empfinde ich die anschließende Stellungnahme des Metropolitankapitels".

 




1Berühmt berüchtigt wurde ja das Kunstwerk Duchamps, der 1917 einfach ein Pissoir als ein Kunstwerk ausstellte, vgl: Monopol, 6.4.2017: „Vulgär, simpel und einfach brillant: Mit seinem bei einer Kunstschau eingereichten Pissoir entfachte Marcel Duchamp 1917 eine große Debatte in der Kunstwelt.“ Wem dies Kunstwerk mißfällt, der ist eben ein Anhänger der kunstfeindlichen „entartete Kunst“-Polemik.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen