Ein weiterer populärer Irrtum in der heutigen Kirche: Der Mensch zwischen dem „Mehr als Gott sein Wollen“ und der Lust zur (bestimmten)Selbstnegation
Der Mensch wolle mehr sein, als ein oder das besonders wertvolle Geschöpf Gottes, seine Hybris, daß er der Versuchung des Teufels doch so gern sein Gehör schenkte, die ihm verhieß, wie Gott zu werden.Zur Krone der Schöpfung sich hochstilisierend sei er zum Ausbeuter und Zerstörer der Natur geworden, der so aber auch seine ihm eigene destruiere. Sich selbst zum Herren kürend ermächtigte er sich gar dazu, autonom zu bestimmen, was Gut und was Böse sei, alle Gesetze und Ordnungen Gottes hinter sich lassend. So könnte vergröbernd das Narrativ von der Hybris des Menschen erzählt werden, um dann noch dem hinzuzufügen, daß er, so zum Egozentriker geworden seinen Mitmenschen nur noch als ein Mittel zur Steigerung seiner eigenen Lebensqualität behandelt oder ihm gleichgültg gegenüberstünde. Jeder liebe so zwar sich selbst, aber seinen Nächsten nur,wenn ihm das nützlich sei.
Aber es könnte sich nun der Gedanke einschleichen, daß dies Narrativ eben nur die eine Hälfte der Wahrheit ist, daß es noch eine anderes Sichverfehlen des Menschen als eines Geschöpfes Gottes geben könnte.Jemand erzählt, daß er seinen an Krebs erkrankten Hund habe einschläfern lassen, er wolle ihm so einen qualvolles Sterben ersparen und fügt dem hinzu: „Mir sollte es als Mensch auch erlaubt werden, so zu sterben!“ Der Mensch sei doch eben auch (nur?) ein höher entwickeltes Säugetier, das im Prinzip nicht viel anders lebt wie die anderen „größeren Tiere“, sodaß er auch wie sie sterben könne. Damit stehen wir mitten in der Welt des Naturalismus, dem der Mensch auch nichts anderes ist als ein besonders entwickeltes Tier.
Er will so nicht mehr, sondern weniger sein als das Geschöpf Gottes, er ist nicht mehr das Abbild Gottes sondern ein kompliziertes von der Natur hervorgebrachtes Gebilde, das eventuell gar als eine Fehlkonstruktion sich als nicht überlebensfähig erweisen könnte ob einer ihm eigenen Neigung zur Selbstdestruktion, man denke dann nur die Atombombe als die Manifestation des menschlichen Selbstvernichungswillens.
Die ganze Welt, der ganze Kosmos sei ein in sich geschlossenes System, in dem alles in ihm Seiende im Prinzip durch es auch vollständig erklärt werden kann, in dem der Mensch sich nur einbilden könne, eine Sonderstellung einzunehmen. Diese Meinung kann aber leicht als ein Ergebnis einer Gehirnhyperaktivität erklärt werden, wenn Menschen nicht mehr vollständig damit ausgelastet seien, für ihr Überleben zu sorgen.
Hierbei negiert der Mensch sich nicht einfach als ein lebendes Wesen, wie es der tut, der seinem Leben freiwillig sein Ende setzt,sondern als das Geschöpf Gottes, das in der Schöpfung eine besondere Rolle spielen soll, die Gott zu erkennen und auf ihn hin zu leben.Jeder Mensch wird aber nun von Gott auch als ein bestimmter Mensch erschaffen und als solcher in die Welt gesetzt, sozusagen als ein Schauspieler im großen Welttheater Gottes Ihm gibt Gott ein bestimmtes Geschlecht, er läßt ihn von einer bestimmten Mutter zur Welt bringen, er ist ein Teil eines bestimmten Volkstumes und einer Rasse. Statt sich in Gänze als Mensch zu verneinen, kann er sich nun auch als ein bestimmter Mensch verneinen: Er lehnt dann sein Geschlecht, seine Eltern oder seine Volkszugehörigkeit oder Rassenzugehörigkeit ab. Er will so in einer bestimmten Hinsicht nicht das sein, wozu ihn Gott bestimmt hat.
Dies Bestimmtwordensein hat etwas Schicksalhaftes für jeden Menschen1, daß ich eben nicht das Produkt meines Sichselbstbestimmens bin. Meiner Freheit geht mein Bestimmtwordensein in meiner Geschlechtlichkeit, meiner Familien- und Volks- und Rassenzughörigkeit voraus. Das modere Freiheitsverständnis rebelliert gegen alles Schicksalhafte und will es in Selbstbestimmungsakte transformieren: Ich will nicht das sein, wozu Gott mich bestimmt hat, sondern ich erkläre mich zu etwas rein Unbestimmten, das so sich erst zu etwas bestimmen frei ist. Man könnte in Anlehnung an Pico Mirandola2 und Sartre urteilen: Der Mensch wolle nichts sein,um alles aus sich selbst machen zu können. Dies sich zu Nichts erklären ist so aber zuvörderst ein Nichtungsakt, nicht das sein zu wollen, was man ist und wozu Gott einen auch bestimmt hat.
Der Naturalismus entwürdigt den Menschen zu einem bloßen Zufallsprodukt der Natur, die ein Lebewesen hervorgebracht hat, das ob seiner nicht hinreichenden Determination durch seine Eigennatur willkürlich aus sich machen könne, was er wolle.Es sei aber vorteilhaft, wenn er sich Spielregeln unterwirft, um sein und das Überlebenkönnen anderer zu ermöglichen, man denke an Hobbes Naturzustandslehre des Krieges aller gegen alle. Aber diese Spielregeln können auch jederzeit revidiert und durch andere substituiert werden,Der Mensch, der nur noch nach seinen eigenen jederzeit revidierbaren Spielregeln lebt, wie viel weniger ist der als der von Gott zu seinem Ebenbilde erschaffene, der zur Gemeinschaft mit Gott bestimmt ist. Es degradiert sich zum homo ludens, dem, wenn ihm das Spiel langweilt, nach neuen Spielen sucht.Unter dem Banner der Selbstbestimmung entledigt er sich so seines Bestimmtwordenseins, er will ein Mensch ohne ein Schicksal sein3 und entleert so sein Leben, indem es ihm bestimmungslos wird.
Der Mensch kann nicht nur mehr als ein Geschöpf Gottes sein wollen, er kann sich auch verfehlen,indem er weniger als das sein will, nur noch ein Zufallsprodukt der Natur, das sich als nicht hinreichend bestimmt durch sich selbst, selbst erst zu bestimmen habe.
Zusatz
Im Kontext der Umweltschutzproblematik,daß der Mensch sich zum Herren über die Natur aufgebläht hätte, so wird Gottes Gestaltungsauftrag an den Menschen persifliert, und sie dewegen destruiere, gehört die Neigung des Kleinmachens des Menschen, daß er nur noch als ein Teilelement der Natur sich zu verstehen habe,
1In gehaltvollen Liebesromanen und Filmen wird das in dem Gedanken des füreinander Bestimmtseins thematisiert, sodaß dies Genre sehr wohl religiös gehaltvoll ist.
2Vgl. Seine Schrift über die Würde des Menschen, aber auch A.Gehlens These vom Menschen als Mängelwesen.
3Hier dürfen wir Christen ruhig ein wenig von Nietzsches: „Amor fati“ lernen!
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