Dienstag, 17. Juni 2025

Die Begegnungsrhetorik in der Kirche – eine Kritik

 

Die Begegnungsrhetorik in der Kirche – eine Kritik

Im Abendmahl, in der Eucharistie begegne uns Jesus, seine Liebe oder Gottes Liebe, ja auch in jedem Menschen, isb in den Leidenden oder auch in Gefängnissen Einsitzenden1, aber Gott könne uns auch in der Natur oder in irgendwelch beglückenden zwischenmenschlichen Begegnungen begegnen, irgendwie ist alles ein einziges Ich- und- Du -Begegnen2.

Also im heiligen Essen begegne uns Jesus. Zu unterscheiden ist dabei relihionswissenschaftlich die Vorstellung des heiligen Essens, daß mit Heiligen zusammen etwas gegessen wird, oder daß Heiliges gegessen wird. Aber niemand würde den Akt des Essens als ein Begegnungsgeschehen bezeichnen, daß etwa mir heute zu Mittag ein aufgewärmtes Sauerkraut mit Kartoffelpüree begegnen werden wird. Die Nahrung wird incorperiert und bleibt dem Essenden nicht äußerlich wie wenn mir jemand begegnet. Außerdem gehört das heilige Essen der Eucharistie zum Opferkult als das Essen des Gott Geopferten, so schon wurde es im Alten Bund verstanden. Ein Kultopfer ist nun wirklich kein Begegnungsgeschehen.

In erster Linie war Jesus als ein Lehrer tätig: Er belehrte öffentlich in den Syngogen und privat seine Schüler.Das Lehrer-Schüler-Verhältnis wird in den deutschen Übersetzungen aber durch die Übersetzung der Schüler als Jünger Jesu arg verdunkelt, aber beseitigt nicht die Realität, daß Jesus in erster Linie lehrte. Einem Schüler begegnet nun in einer Unterrichtsstunde nicht ein Lehrer, sondern er wird von ihm unterrichtet, isb wie dies in der traditionelllen Schulpädagogik des lehrerzentrierten Frontalunterrichtes üblich ist.Kein Schüler resümierte etwa eine Religionsunterrichtstunde mit dem Satz: „Da begegnete mir der Religionslehrer!“ Die Begegnungsrhetorik läßt dann aber das Wesentliche des Unterrichtes Jesu, seine Lehre als Lehre, die er lehrte und als die Lehre, die er über sich selbst lehrte, verschwinden.



Jesus heilte, aber würde ein Patient nach einem erfolgreichen Arztbesuch: „Ich bin meine Schmerzen los!“, sagen: „Da ist mir der Arzt begegnet?“ Nicht daß Jesus Menschen begegnete war also das Wesentliche, sondern daß Menschen durch ihn geheilt wurden. Die Begegnungsrhetorik läßt auch das Heilwerden verschwinden, man begnügt sich mit dem: „Mir ist er begegnet!“



Gott wurde in einem Menschen Mensch, sodaß nur von ihm gilt: „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ Daß Gott in jedem Menschen erblickbar und begegnenbar sei, verkennt so völlig das Wunder der Weihnacht. Nicht in jedem Menschen hat sich Gottes Sohn inkarniert! Wenn Jesus verheißt, daß wer einen seiner Apostel aufnimmt, nimmt ihn auf, bedeutet deshalb, daß er im Endgericht dafür so belohnt werden wird, als wenn er Jesus selbst aufgenommen hätte. Dabei spricht Jesus in seiner großen Gerichtspredigt auch nur von in Not geratenden Christen, denen zu helfen sei und daß diese Hilfe dann denn Helfern so angerechnet werden wird, als wenn sie diee Hilfe Jesus selbst gewährt hätten. Mit einer Begegnung mit Jesus in allen Leidenden dieser Welt hat das also nichts zu tuen.



Prinzipieller geht es in der Offenbarung nicht um ein Begegnungsgeschehen, sondern darum, daß der Vernunft nicht aus sich heraus gewinnbare Erkenntnisse vermittelt werden. Eine Offenbarung Gottes hat einen Gehalt, der in Aussagesätzen ausformulierbar ist bis hin zu Dogmen und ist nicht reduzierbar auf die Erfahrung von: „Ich bin da!“Jesus vermittelt Erkenntnisse von sich und über anderes als sich, die in der Dogmatik ihre Entfaltung erlangen, begriffen werden und das ist etwas anderes als ein personales Begegnungsgeschehen zwischen einem Du und einem Ich.

1Papst Franziskus hat ja die Begegnung mit Jesus in Gefängnisinsassen Gründonnerstag geradezzu ritualisiert, denn wenn er Verbrechern die Füße wusch, begegnete ihm da Jesus: Was ihr einem meiner geringsten Brüdern getan habt, habt ihr mir getan- als wenn Verbrecher Brüder Jesu wären.

2Die Begegnungsrhetorik hat nun aber auch einen realen Sitz im Leben, wenn an die Begegnung in einem emphatischen Sinne gedacht wird, daß zwei Menschen sich begegnen und auf den ersten Blick erfassen, daß sie füreinander bestimmt sind, also hat sie ihren Realgrund in dem Genre des Liebesfilmes, daß Menschen schicksalshaft füreinander bestimmt sind. Wem das völlig unverständlich ist, dem empfehle ich die 1.Folge der Serie: „Sturm der Liebe“, wie Laura und Alexander sich zum ersten Male begegneten und sich als füreinander Bestimmte erkannten.- glänzend in Szene gesetzt!

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