Samstag, 18. Oktober 2025

Jeder Mensch strebt nach dem Glück, nur worin sich das Glück befindet, darüber existieren sehr verschiedene Auffasungen.

 

Jeder Mensch strebt nach dem Glück, nur worin sich das Glück befindet, darüber existieren sehr verschiedene Auffasungen.



Diese Meinung, als Eudaimonismus bezeichnet könnte ob ihrer Verbreitung als einen Konsens unter uns Menschen angesehen werden. In dem Zeitalter der Massenproduktion von Waren und dem Massenkonsum synthetisiert sich diese Vorstellung mit der, daß im Prinzip das Glücklichsein in dem Konsum bestimmter Waren bestünde, wobei die Konsumentenfreiheit darin existiere, das meinem persönlichen Geschmacke Entsprechende kaufen zu können. Diese Idee des Erdenglückes evoziert aber den Einwand, daß einige, oder zu viele von diesem möglichen Glück ausgeschlossen seien, da sie zu arm seien, um so frei konsumieren zu können. Das Ideal der Gerechtigkeit verlange so, daß jeder Erdenbürger frei konsumieren könne.

Nietzsche widerstreitet nun völlig dem Eudaimonismus. In seiner „Götzen-Dämmerung“ Nr.12 heißt es: „Der Mensch strebt nicht nach Glück,nur der Engländer tut dies.“ Hat hier dieser deutsche Philosoph England als das Land des Kapitalismus vor Augen, wie auch Karl Marx, wie es Oswald Spngler in seiner Marxkritik ausdrücklich rekonstruiert.1 Werner Sombart zitiert nun in seinen Erwägungen darüber, was uns Deutsche als Deutsche ausmache Nietzsche so: „Was liegt am Glücke;trachte ich denn nach Glück?Ich trachte nach dem Werke.“ 2 Das Erschaffen des Werkes wird hier als ein selbstzweckliches Wirken verstanden und somit nicht als eine Hervorbringung von einer Ware, die verkauft werden soll, um einen Gewinn zu erzielen. Dazu paßt dann auch Richard Wagners Votum, was das Deutsche ausmache: „Deutsch sein heißt,eine Sache um ihrer selbst willen tun.“3 Schopenhauer sagt ganz in diesem Geiste: „Nehmen wir die Betrachtung des Menschengeschlechts hinzu...Auch hier stellt sich das Leben keineswegs dar als ein Geschenk zum Genießen, sondern als eine Aufgabe, ein Pensum zum Abarbeiten.“ Goethe äußert sich nun zu dieser Causa so: „Versuche deine Pflicht zu tun,und du weißt gleich,was an dir ist.Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.“

Und als Krönung dieser antieudomistischen Lebensauffassung zitiert Sombart M.Friederich: „Es ist nicht nötig,daß ich lebe;wohl aber,daß ich meine Pflicht tue für das Vaterland kämpfe,um es zu retten,wenn es noch zu retten ist.“

Könnte es sein, daß uns Deutschen nach dem verlorenen Krieg durch die Reeducation, durch dies Umerziehungsprogramm diese deutsche Lebensauffassung aberzogen worden ist, damit wir nun westlich und das hieße im Sinne Nietzsches engländisch werden sollten? Denn dieser engländische Geist ist der des ökonomischen Zeitalters, dem Sombart die Idee eines deutschen Sozialismus entgegenstellt. Darüber sollte nachgedacht werden.

1Oswald Spengler, Preußentum und Sozialismus.

2Werner Sombart, Deutscher Sozialismus, 1934, S.143.

3Sombart, a.a.O. S.143, wie auch alle jetzt noch folgenden Zitate.

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