Völlige
Orientierungslosigkeit-Kardinal Marx will von Luther lernen!
Was
könnte die wahre Kirche von einem Häretiker lernen? Was brachte
Luther denn für innovative Erneuerungen? Sollen wir die Marxsche
Anregung etwa so verstehen, daß das Problem des Priestermamgels nun
im Geiste Luthers gelöst werden soll, daß also das Priestertum
abgeschafft werde, weil Luther zu der „Einsicht“ kam, daß die
Messe kein Opfer sei und es deshalb keine Priester mehr in der Kirche
geben dürfe? Dann bräuchte die Kirche nur noch Gemeindeleiter, die
am Sonntag predigen und eine Abendmahlsfeier leiten und keine
Priester mehr. Dann können Männer wie Frauen, Verheiratete wie
Unverheiratete Gemeindeleiter werden , wie jetzt bei den Lutheranern!
Sollen wir uns von Luther belehren lassen, daß die Ehe kein
Sakrament ist, sodaß dann jede Ehe, weil sie ein bloß weltlich Ding
ist, auch jederzeit scheidbar ist! Damit wären dann alle Probleme
mit Geschiedenen, die dann nochmals heiraten wollen beseitigt:sie
dürften dann unbegrenzt häufig kirchlich heiraten! Auch das Problem
der leeren Beichtstühle-soll das auch im Geiste Luthers gelöst
werden, indem wir von ihm lernen, daß dies Sakrament eine Erfindung
der Kirche sei und daß wir so einfach die faktisch fast schon
beseitigte Beichte nun auch dogmatisch begründet beseitigen?
Soll
die Kirche zudem auf das Weihesakrament, die letzte Ölung und die
Firmung verzichten, weil Luther all diese Sakramente ablehnte?
Und-trotz aller Marxchen Begeisterung für den Reformpapst
Franziskus-soll das Papstamt als Erfindung des Leibhaftigen auch
abgeschafft werden?
Was
könnten wir denn noch von Luther lernen? Daß wir aus unserer Bibel
all die Schriften zu entfernen haben, die er als „Apokryphen“
diffamierte und aus seiner Bibel rausriß? Besonders wichtig dabei
die Eliminierung der Makkabäerbücher, weil sie uns über das
Meßopfer zugunsten Verstorbener belehrt. Luther lehnte das ja
entschieden ab! Sollen wir jetzt mit Luther die gesamte kirchliche
Tradition und das Lehramt ablehnen, weil uns nur die heilige Schrift
heilig ist, aber versehen mit dem Vermerk, daß uns die Bibel nur
noch Autorität ist, insofern und inwieweit sie der historischen
Kritik standhält.
Das
sind so ungefähr die bekanntesten Mißstände, die Luther in der
Katholischen Kirche beseitigen wollte. Und dafür sollen wir jetzt
Beifall zollen? Gut, einige von Luther beklagte Mißstände sind
inzwischen beseitigt: es gibt zwar noch die Lehre von den Ablässen,
aber die „Armen Seelen“ im Fegefeuer warten wohl in diesen
nachkonziliaren Zeiten vergebens auf Ablässe-hier obsiegt jetzt
schon Luther! Und in der Morallehre sowieso: seitdem das Gewissen
jedes einzelnen die Letztinstanz ist, die entscheidet, was für mich
erlaubt und nicht erlaubt ist, ist Luther der faktische Kirchenlehrer
der Morallehre der Kirche geworden.Nur in der urlutherischen Frage:
wie bekomme ich einen gnädigen Gott, hat die nachkonziliare Kirche
Luther schon überholt, indem hier Willy Millowitsch zu dem
Kirchenlehrer der Moderne aufgestiegen ist: wir sind alles kleine
Sünderlein (fast lutherisch) und kommen alle in den Himmel hinein
(die bedingungslose Liebe Gottes zu allen Menschen)-hier wäre ein
Ausrichten auf Luther ein „Rückschritt“!
Was
macht einen Luther so verführerisch, daß nun gar Kardinal Marx der
Kathollischen Kirche empfiehlt, von ihm zu lernen? Stellt sich uns
der deutsche Protestantismus als ein Meer von blühenden Landschaften
dar, so daß die Kirche, wie eine verdorrte Wüstenlandschaft
neiderfüllt ausrufen müßte: was machen die so anders als wir, daß
sie so erfolgreich sind, während bei uns alles daneben geht? Aber,
wenn die Katholische Kirche einem an Lungenentzünding Erkrankten
gleicht, dann müßte man-um im Bild zu bleiben-das Luthertum mit
einem an Lungenkrebserkranktem im Endstadium vergleichen. Gäbe es
noch einen Funken an Selbsterhaltungswillen in der Kirche, sie könnte
niemals auf den Gedanken kommen, von Luther lernen zu wollen!
Oder
sollte das Alles viel simpler gemeint sein? Etwa so: einst, zu Zeiten
Luthers gab es Mißstände und gute Reformideen-aber dogmatische
Sturrköpfe blockierten alle Reformen und das erst führte zur
Spaltung der Kirche bis jetzt. Auch jetzt gibt es Mißstände
(Priestermangel, Ausschluß von Gläubigen von der Eucharistie, bloß
weil sie als Geschiedene wieder geheiratet haben) und gute
Reformvorschläge, aber auch Reformunwillige, etwa den Kardinal
Müller und wenn der Reformstau nicht bald aufgelöst wird, könnte
es wie zu Zeiten Luthers wieder eine Abspaltung geben der Modernisten
von der dormatisch verhärteten Kirche. Ob das Kardinal Marx im Sinne
hatte?
Oder
wollte er damit nur anzeigen, daß er eben politisch korrekt über
Luther denkt, denn trotz seiner Judenkritik gilt er als einer der
guten Deutschen! Warum eigentlich? Seine thologischen Lehren sind dem
heutigen Protestanten ein einziges Greuel. Der Philosoph des
Protestantismus hat in seiner Philosophie alle Lehren Luthers
-vernünftig begründet-abgelehnt: die Lehre von der Schrift, die
lutherische Gnadenlehre und Luthers Herzstück, die Lehre von der
Unfreiheit des Willens geradezu leidenschaftlich bekämpft. Von
Luther blieb nach Kant nichts mehr übrig außer seinem Nein zur
Katholischen Kirche. Sonst orientierte sich der Protestantismus eher
am linken Flügel der Reformation und wurde schwärmerisch! Also
bliebe nur das Antikatholische Luthers als jetzt noch Relevantes von
Luther-und das will nun Kardinal Marx laudieren?
Man
kann es wenden und drehen, wie man will- es ist Irrsinn, daß die
Katholische Kirche von Luther lernen will, wenn der heutige
Protestantismus mit diesem ihrem Gründungsvater schon nichts mehr
anzufangen weiß! Und sachlich gesehen: es gibt auch nichts von ihm
zu lernen! Margot Käßmann, die Beauftragte des Lutherjubiläums
zeigt dies deutlich: auch die EKD weiß mit ihm nichts mehr
anzufangen, denn sonst hätte man nicht eine so ganz und gar
unlutherische Ex“bischöfin“ für dies Amt auserwählt.
Luther
zu verkürzen auf den Willen, Mißstände in der Kirche
wegzurefomieren, verkennt völlig, daß er eine neue Theologie
lehrte, die nicht integrierbar ist in den Katholischen Innenraum-es
ist eine Theologie außerhalb der Mauern der Kirche, die sich so
notwendigerweise einen neuen Raum außerhalb der Kirche schuf, in dem
sie gelehrt und praktiziert wurde.Und was einst nicht integrierbar
ist, ist auch heute nicht integrierbar. Zudem ist die Theologie
Luthers nicht ein sich ruhendes Theoriegebäude, sondern eine
Dynamik, die sich selbst zerstört, weil sie an ihren eigenen inneren
Widersprüchen zu Grunde gehen muß! Nennen wir die prinzipiell
unlösbaren Aporien dieser Theologie:
das
„die Schrift allein“ Prinzip kann nicht selbst aus der Schrift
begründet werden. Wenn aber dies Prinzip das Grundprinzip der neuen
Theologie sein muß, widerspricht es als Grundprinzip selbst diesem
Grundprinzip. Faktisch löst dies Problem die historische Krritik,
die die lutherische Kritik der kirchlichen Tradition auf die hl.
Schrift selbst appliziert, und so dies Prinzip selbst nichtet; es
bleibt nur noch der reine Subjektivismus über, dem die Bibel ein
Auswahlbuch ist: was mir da gefällt. Das „Allein aus Gnade“ und
das „Allein durch den Glauben“, diese beiden Prinzipien
destruieren sich notwendigerweise gegenseitig. Denn wenn der Glaube
die Bedingung für das Heil ist, relativiert das das „Allein aus
Gnade“, denn dann gäbe es eine Bedingung, die der Mensch zu
erfüllen hat, damit er gnädig gerechtfertigt wird. Soll der Glaube
aber nicht als eine das „Allein aus Gnade“ relativieren, darf der
Glaube nicht mehr der Glaube des Menschen sein, denn dann wäre es ja
sein Glaube, der den Grund der Rechtfertigung liefern würde-es muß
also mein Glaube zum Werk Gottes in mir werden. Dächte ich das
paulinisch, nicht ich, sondern die Gnade mit mir glaubt, )1.Kor
15,10) wäre immer noch oder gerade mein ich cooperierend dabei und
so wäre die Rechtfertigung immer noch auch durch mich und nicht
allein aus der Gnade. So muß Luther das paulinische „mit mir“
durch ein mechanisch vorgestelltes „durch mich“ ersetzen-das ist
in Kurzform seine Lehre vom freien Willen, den er sich durch Gott
determiniert vorstellt. Jetzt kann aber das: ich glaube nicht mehr
gedacht werden-es müßte stattdessen heißen: Gott glaubt durch mich
in mir. Dann gibt es den Menschen als gläubiges Subjekt nicht mehr!
Und damit ist das Menschsein des Menschen negiert. Wenn der Mensch
also nicht zum Verschwinden gebracht werden soll, muß es als Subjekt
wieder auferstehen und daß kann es nur, wenn es den Gnadenmonismus
begrenzt, um wieder einen Raum für die Natur übrigzulassen, in dem
dann der Mensch wieder leben kann. Also müßte man wieder katholisch
werden.Als Alternative bot sich aber eher an, vom Gnadenmonismus zum
Naturmonismus überzugehen-und das war dann ja auch der Weg des
Protestantismus: Gott liebt von Natur aus alle Menschen und es reicht
das Menschsein des Menschen aus, um von Gott geliebt zu werden. Das
ist dann der vollendete Naturalismus, der keine Gnade mehr kennt!
Darin endete dann die Irrfahrt lutherischer Theologie. Luther ist
dabei einer schrägen Fläche zu vergleichen, auf der man nicht
stehen bleiben kann, denn man muß mit dieser Theologie den Raum der
Kirche verlassen und wird dann hineingenommen in eine
Absturzbewegung, die im protestantischen Naturalismus und
Subjektivismus enden muß, wollte man nicht wieder katholisch werden.
Und diese Odysseusirrfahrt empfiehlt Kardinal Marx nun der Kirche
als Therapeuticum? Irrsinn!
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