Über
den Respekt vor anderen Religionen
oder:
über die Vergleichgültigung von wahrer und falscher Religion
Nichts
scheint in der postkonziliaren Kirche so selbstverständlich zu sein,
wie der Respekt vor den anderen Religionen. Keine Auslandsreise des
hl. Vaters, ohne daß er nicht Heiligtümer der dortigen Religionen
aufsucht und die Berufskommentatoren dann wieder vor die schwierige
Frage stellt: hat der Papst da zu dem da verehrten Gott gebetet-oder
nur seinen Respekt vor der hier praktizierten Religion zum Ausdruck
gebracht?
Was
schreibt der Apostelfürst Paulus dazu? „Denn
man erzählt sic überall, welce Aufnahme wir bei euc gefunden haben
und wie ihr euc von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem
lebendigen und wahren Gott zu dienen, und seinem Sohn vom Himmel zu
erwarten, Jesu+, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem
kommenden Gerict Gotte+ entreißt.“ (1.Thessalonicher
1,9f) Aus diesem Text ist wohl das Verkündigungschema paulinischee
Missionspredigt rekonstruierbar, das auf jüdischer Praxis aufbaute
und sie christlich ergänzt; Die Verkündigung lebt ganz aus der
Antithetik von Gott und Götzen. Gott ist es nicht gleichgültig, ob
wir ihm, dem lebendigen und wahren Gott dienen oder Götzen. Der
Götzendienst evoziert Gottes Gericht. Gott richtet die Götzendiener.
Dies Gericht ist das zum Unheil. Die, die aber dem wahren Gott
dienten, sie werden nichts ins Gericht kommen. Also müssen sich die
Götzendiener von ihrer Religion abwenden und der wahren zuwenden, um
nicht dem göttlichen Gericht zu verfallen. Das dürfte nun auch das
jüdische Missionspredigtschema zu Zeiten des Apostels Paulus gewesen
sein. Aber der christliche Missionar fügt nun etwas hinzu: und
bekehrt euch zu Jesus, den von Gott von den Toten Auferweckten, damit
dieser euch vor dem göttlichen Gericht bewahrt. Ein einfacher
Gedanke steht dahinter: wenn ein Mörder beschließt, nachdem er
mehrere Menschen getötet hat, nie mehr einen zu morden, dann bleibt
er doch um der behangenen Morde ein Mörder, der deshalb zu bestrafen
ist. Die einfache Abkehr von dem Götzendienst macht so auch die
geschehene Verehrung der Götzen nicht ungeschehen, und so bleibt die
Strafwürdigkeit bestehen. Jetzt ist es sozusagen die Aufgabe von dem
von den Toten auferweckten Jesus, Gottes gerechten Zorn über die
geschehene Götzenverehrung zu besänftigen. Diese Besänftigung und
Stillung des göttlichen Zornes erwirkte Jesus Christus nun durch
seinen Kreuzestod. (Alles Nähere dazu bei Anselm von Canterbury).Und
Paulus zeigt hier, daß der Kreuzestod Jesu nur denen zu gute kommt,
die dem wahren Gott dienen.
Ein
Weiteres steckt in diesem Text: daß Religion gelebt und praktiziert
wird, daß Gott gedient wird, ist für Paulus eine
Selbstverständlichkeit.Die christliche Form des Dienens
unterscheidet sich -nach diesem Text-nicht grundsätzlich von dem
Dienst , den Menschen Götzen darbringen. Daß alle Gottesverehrung,
auch die von Götzen Religion ist, wird damit ausgesagt. Und das
Christentum ist auch eine Religion und das heißt: der Mensch dient
Gott. Religionsphänomelogisch ist das zu bestätigen. Es gibt ein
Wesen der Religion, das aufs knappste mit dem Begriff des Gottdienens
erfaßt wird.
Nur,
diese Formalität hat noch keinen Wert an sich. Der Apostel
diskriminiert: jeder Götzendienst wird von dem wahren Gott in seinem
Endgericht verurteilt und nur der dem wahren Gott dargebrachte Dienst
wird Gott belohnen. Wie kann nur die jüdische und die darauf
aufbauende christliche Verkündigung so ganz ohne Respekt vor dem
Götzendienst sein? Hätte sie nicht auch hier -im Sinne der Lehre
vom Gradualismus-Momente wahren Dienens erkennen und anerkennen
müssen! Daß auch hier fromme Menschen wissen, daß alle guten Gaben
von Gott stammen, daß sie erbeten sein wollen, daß der Gott auch
zürnen kann, und daß er mit Sühnopfern zu besänftigen ist...ja,
eigentlich finden wir doch da ganze Interieur der christlichen
Religion wieder.(Es ist nur eine Marotte von postkantianischen
Theologen, daß die christliche Religion eigentlich gar keine
Religion sei, das was Kant unter dem Afterdienst der Kirche versteht,
sondern nur praktizierte Nächsten-und Gottesliebe-ohne kultische
Verehrung)
Wie
konnte die urchristliche Religion da so respektlos, ja intolerant den
anderen Religionen gegenüberstehen und dann gar noch Mitglieder von
den anderen Religionen „abwerben“. Hätte Paulus nicht besser
daran getan, wenn er heidnische Tempel aufsucht, auch hier-Respekt
vor der anderen Religion zeigend- dort andächtig verharrt hätte, um
ein andächtiges Gebet zu beten. In seinen Briefen hätten wir dann
gelesen: O, Brüder im Glauben (die Schwestern vergißt er ja immer)
wie tief beeindruckte mich der Glaube der Apoloverehrer, der
Zeußverehrer-immer bringen sie ihrem Gott Brand und Weihrauchopfer
dar,zu den festgesetzten Zeiten-sie beten viel, befragen die Deuter
nach Gottes Willen und selbst ihre Könige ziehen nie in den Krieg,
ohne vorher die Götter gütig für dies Unterfangen gestimmt zu
haben...um abschließend zu urteilen: von ihrem Eifer können auch
wir noch lernen! Ja, hätte er da nicht die ganze Phraselogie des
interreligiösen Dialoges zitieren können, um ganz auf der Höhe der
postkonziliaren Theologie sich zu befinden?
Warum
sieht der Apostelfürst Paulus nur die Differenz von Götzen und
Gott, wo unser Auge die unübersehbare Gemeinsamkeit des religiösen
Dienens sieht? Denn der Respekt den anderen Religionen gegenüber
beruht ja auf dieser Ähnlichkeit der religiösen Form des Dienens!
Man
möge sich einmal Folgendes vorstellen: ein Ehemann, in flagranti
beim Ehebruch erwischt von seiner Frau, erklärte ihr: die Intimität,
die er der fremden Frau dargebracht hätte, wäre doch die gewesen,
die er sonst seiner Frau darbringe. Intimität sei doch Intimität
und so könne die eine doch nicht verwerflich und die andere in
Ordnung sein! Er täte doch beides male das Selbe! Keine Ehefrau läßt
diese Sophistik ihrem Ehemann durchgehen. Aber Gott ist eben der ganz
Andere: ihm sei Dienst Dienst, ob Menschen ihn ihm oder Götzen
darbringen?
Aber
vielleicht sollen wir das Ganze postkonziliar auch ganz anders sehen?
Daß es eben heuer gar keine Götzen mehr gäbe, sondern nur noch den
einen wahren Gott, den, den alle Religionen nur unter differierenden
Namen dienen. Nur, woher wissen wir plötzlich, daß das, was einst
Götzendienst war nur eine Gottesverehrung war, die Gott unter einem
anderen Gott verehrt?
Gibt
es denn ein Kriterium für uns, das uns zeigt: da ist wahre
Gottesverehrung und da nicht? Jesus Christus hat uns selbst dies
Unterscheidungskriterium offenbart: „Wer
den Sohn nict ehrt, ehrt auc den Vater nict“; „damit alle den
Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“, lehrt
uns Jesus (Joh Evangelium,5, 22f). (Warum es keine Blasphemie ist,
Jesus wie Gottvater zu ehren, das ergründet uns die kirchliche
Trinitätslehre!)Nur wo der göttliche Sohn wie der göttliche Vater
geehrt wird, da und nur da ist wahrer Gottesdienst-sonst ist es nur
ein Götzendienst.
Jesus
erweist sich nicht erst als Lehrer seiner Schüler im
Jogannesevangelium als höchst intolerant anderen Religionen
gegenüber, nein in seinem Exil in Ägypten als kleines Kind zeigte
er sich schon als nicht zum interreligiösen Dialog interessiert, wie
dies Eun Kyong Kim in seiner Dissertation über „Die
Fluchterzählungen über Jesu aus außerkanonischen Schriften“ 2014
darstellt:
„Die
Hl. Familie kam in Sotinen an, wo es Götzentempel gab. Sie traten in
einen Tempel ein,
der „Kapitol Ägyptens“ genannt wurde. Die ägyptischen Bewohner
dieser
Stadt traten ebenfalls in das Kapitol, da an bestimmten Tagen den
götzendienerischen Weihen göttliche Ehre erwiesen wurde.Im Ps-M
(Kap. 23) wird die Episode über die Zerstörung der Götzenbilder im
Tempel bildhaft dargestellt: Als Maria mit dem Jesuskind in den
Tempel eintrat, fielen sämtliche Götzenbilder vor ihrem Angesicht
auf den Boden und wurden gänzlich umgestürzt
und zerbrochen.“
(S.131).
Außerkanonisch
bedeutet nicht automatisch: für den christlichen Glauben irrelevant!
Wenn heuer die Stellvertreter Christi auf Erden „Götzentempel“
aufsuchen, dann verneigen sie sich ehrfurchtsvoll-vor dem da
Angebeteten?! Oder nur aus Respekt vor der anderen Religion? Nur,
warum erwies das heilige Kind dann in Ägypten diesen Respekt der
dortigen Religion nicht? Oder wollen wir klammheimlich dem Talmud
zustimmen, der zu berichten weiß, daß Jesus in Ägypten von den
dortigen Zauberkünstlern und Magiern die Wunderkunst lernte, mit
denen er in Israel so viel Bewunderung und Glauben auf sich zog? Wäre
das vielleicht dann ein gutes Beispiel für das Lernen im
interreligiösen Dialog?
Oder
sollen wir uns von Jesus Unterscheidungskriterium abwenden, mit dem
er uns lehrte, das wahre vom falschen Dienen zu unterscheiden, weil
er für unseren Geschmack da zu hart urteilt? Aber mit welchem
theologischen Recht? Es gibt dafür nur das pragmatische, daß um des
Friedens willen, um der Konfliktvermeidung willen, wir alle
Gottes-und Götzendienste für gleich wahr erklären. Und daß es
kein Gericht Gottes über falschen Gottesdienst gibt, sondern nur
einen Gott, dem alles gleichgültig ist-das wird ja gemeint, wenn
heuer vom Gott der unbedingten Liebe gepredigt wird!
Das
Ziel des interreligiösen Dialogisierens ist so ein Friede ohne
Wahrheit, der den Zorn Gottes hervorruft, weil wir uns dabei der
Götzen- und der Gottesdienst einerlei wird.
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