Zur
Lügenpresse-
ein
kleiner Versuch über ein grundsätzliches Mißverständnis
oder:
warum die Kirche der Feind der Medien ist!
Naive
Menschen denken sich das so: da gäbe es eine Wirklichkeit, reale
Ereignisse in dieser Wirklichkeit und Medien, die dadrüber berichten.
Das Ideal der Berichte wäre eine photokopieartige Wiedergabe des Ereignisses durch die Medien, durch Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen
usw. Weicht nun die Darstellung des Ereignisses sehr von dem wirklichen
Ereignis ab, evoziert dies den Verdacht, daß hier absichtlich das Ereignis verfälscht wiedergegeben sei-und diese Absicht beurteilen
dann einige moralisierend als „Lügen“. Gelegentlich wird dann noch auf eine hausbackende.vermeintliche Tugend des Journalismus verwiesen,
die Kunst der Unterscheidung von Bericht und einer Darstellung eines Ereignisses von der Kommentierung durch den Journalisten-nur daß dann
stets festgestellt wird, daß diese Unterscheidung kaum noch in der
Medienwelt vollzogen wird.
Aber
jetzt sei eine einfache Frage mal erlaubt: warum sollte den eine
Zeitung ein Ereignis rapportieren? Weil es relevant ist? Weil es interessant ist? Es gibt Ereignisse und es gibt Nachrichten. Medien
verwandeln Ereignisse in Nachrichten. Sie produzieren sie. Und in
diesem Bilde bleibend: wenn der Rohstoff das eines Ereignisses ist,
dann ist das Endprodukt das der Nachricht. Schon dies zeigt an, daß
Nachricht und Ereignis nicht etwas Identisches sind-der Rohstoff des Ereignisses wurde ja bearbeitet, damit aus ihm eine Nachricht wird.
Was zeichnet nun eine Nachricht aus? Ein Hund biß einen Postboten ist keine
Nachricht, ein Postbote biß einen Hund ist dagegen eine Nachricht.
Entweder verwandelt man das Ereignis, Hund biß Postboten um in
Postbote biß Hund-oder es ist keine Nachricht.
Nur
schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Ein Mann lebte 60 Jahre
glücklich mit seiner Ehefrau zusammen, ist keine Nachricht, nach 60
Jahren Ehe trennte sich die Frau von ihrem Mann, ist immerhin eine
Nachricht für den Nacbarschaftstratsch, nach 60 Jahren Ehe vergiftete die
Ehefrau ihren Mann, das ist eine Nachricht für die
Regionalzeitung-aber: nach 60 Jahren Ehe brachte der Metzgermeister
seine Ehefrau um und verkaufte sie als Gulaschfleisch, das ist eine
Nummer Eins Nachricht in allen Medien.
Wir
müssen also bedenken, daß Nachrichten Waren sind, die wie Waren
produziert werden, damit sie gekauft werden. Nicht ihr Wahrheitsgehalt
macht eine Nachricht aus, sondern ihr Verkaufswert. Wenn das Ereignis in
der realen Welt nicht zu einer verkaufbaren Nachricht umgeformt werden
kann, dann wird sie nie zu einer Nachricht.
Das „Lügen“ ist so erstmal nichts anderes als die Umformung von
Ereignissen zu verkaufbaren Nachrichten.
Man
könnte also meinen, daß der Publikumsgeschmack, oder besser gesagt,
die Nachfrage bestimmt, was uns in den Medien vorgesetzt wird.Der
Kunde sei König und der Journalismus müsse eben das schreiben, was die Leser lesen möchten. Das wäre sozusagen das Selbstverständnis der Massenmedien ausgedrückt in der Ideologie der freien
Marktwirtschaft.
Nur,
es ist interessant, daß das öffentlich-rechtlice Fernsehen und sein
Rundfunk, ein immer noch sehr viel benutztes Medium, sic durch die neue
Zwangsgebühreneinnnahme von dem Publikumsgescmack völlig
emanzipiert hat. Jeder muß die Gebühren dafür bezahlen, selbst
wenn er nie diese Sender einschaltet, ja nicht mal einen Fernseher oder
ein Radiogerät besitzt.
Und
wir müssen fragen, ob wir so nicht die besondere Qualität der Ware
Nachricht ganz außer Act lassen, wenn von ihr nur das ausgesagt wird,
was von jeder Ware auszusagen ist. Aber eines können wir doch schon
festhalten: daß die Differenz von einem Ereignis und der Nachricht
über die Ereignisse keine zufällige ist, sondern eine Folge der
Bearbeitung des Rohstoffes des Ereignisses, daß aus ihr eine Nachricht
wird.
Meist
denken wir uns eine Sprachandlung als eine indikativische Aussage,
die von sich den Anspruch erhebt, wahr zu sein. Wie ich das jetzt lese,
so ist es. Aber, ein Beispiel aus der Politik: der türkisce
Parteivorsitzende der Grünen bezeichnete Pegida-Demonstranten als „Nazischweine“. Meint er damit, daß die Demonstranten das sind?
Oder beabsichtigt diese Aussage, daß diese Demonstranten wie
Nazischweine zu behandeln sind? Performative Sprechakte nennt man das.
„Hiermit ernenne ich dich zum Minister“ sagt der König und dadurch ist es der so Angesprochene geworden.Wie nun, wenn die
Aussagenintention von Nachrichten gar nicht primär die eine Aussage
wäre, über das, was ist, sondern eine Aufforderung, das so zu
sehen, wie es die Nachricht darstellt?
Ich brauce hier nicht die vielen Journaillienkampagnen gegen die
Katholische Kirche und ihre Vertreter in Erinnerung zu rufen (man denke
an die Sex-und Mißbrsauchskandale der Medien) und nicht: wie oft dann
eine sorgfältige Recherche erwies, daß es da mal wieder mit der
Wahrheit nicht so genau genommen wurde, sondern hier soll gefragt
werden: Warum? Sind diese Nachrichten wider die Kirche nicht in erster
Linie Anweisungen, wie man über die Kirche zu denken und zu urteilen
hat, als daß sie Dokumentationen über kircliche Ereignisse wären?
Ein
Ereignis wird erst durch seine Deutung zu einer Nachricht. Das Deuten
und das in einen bestimmten Vorstellungsraum Einschreiben eines Ereignisses macht es erst zu einer Nachricht! Ein einfaches Beispiel:
Wir sehen Menschen Bücher verbrennen. Dazu zitiert man in dem Medium
Heine: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auc
Menschen“. Scon wissen wir, daß die Männer Nazis oder Neonazis sind, die unser aller Abscheu verdienen. Die Bildzeitung bringt es auf
den Punkt, am 13.11.2011: „Wir müssen Nazis ausrotten“. Wer
Bücher verbrennt, gehört, ausgerottet.
Jetzt
ein Szenenwecsel: 1945 und danach werden Nazibücher in Deutschland von
den Siegermächten verbrannt. Jetzt heißt es: Ein guter Anfang, aber
reicht das zur Entnazifizierung Deutschlands? Jetzt darf man auf keinen
Fall Heine zitieren-sondern muß von „wehrhafter Demokratie“
sprechen!
Erst
die Deutung macht aus dem Bücherverbrennen entweder einen barbarischen
Akt oder eine Tat demokratiscer Zivilcourage! Wenn die DDR -Führung
alle Staatstreuen zu antifaschistiscen Massenkundgebungen aufrief, ist
das totalitär, wenn jetzt alle Staatstragenden die Bevölkerung zu
Demonstrationen gegen Oppositionelle aufruft, heißt es: Leipzig
zeigt Courage, und es sind mutige Demokraten, die Oppositionellen das Recht auf Meinungs-und Versammlungsfreiheit abstreiten. Keine
Versammlungsfreiheit für Pegida, aber genauso auc: keine
Meinungsfreiheit für Homosexkritiker-nur politisch korrekt Denkende
dürfen frei sagen, was sie meinen.
Aber
jetzt sind wir sehr abgewichen und doch bei der Sache geblieben. Diese
Beispiele sollen nämlich eines veranschaulichen: daß die Medien viel
weniger -als wir meinen-über etwas berichten-als daß sie uns vorsagen, wie wir was zu beurteilen haben. Sie dokumentieren nicht
einfach die Welt, so wie sie ist, sondern wie wir sie als Bürger
dieses Staates zu sehen haben.
Wenn
einst die Religion den Menschen ihre Weltdeutung gab, so gibt das jetzt die Medien den Menschen. Sie zeigen, was wahr und falsch, was gut
und böse, was schön und was nicht schön ist. War es nicht der
Philosoph Hegel, der schon anmerkte, daß der moderne Mensch die
religiöse Morgenandacht durc die Lektüre der Zeitung ersetzt hat?
Die
Presse lügt nicht einfach, sie schreibt uns vor, wie wir die Welt und
die Ereignisse in ihr zu sehen haben. Und dazu gehört eben auch ein
fast schon natürliches Feindverhältnis zur Kirche, denn wenn die
Medien uns unsere Weltanschauung vorschreiben wollen, dann muß das eben in einer Konkurrenz zur Kirche geschehen. Daß Ereignisse zu
Nachrichten werden, ist eben nicht nur die Umgestaltung zu verkaufbaren
Nachrichten sondern auch die Einschreibung eines Ereignisses in einen
weltanschaulichen Rahmen, durch den ein Ereignis erst eine Nachricht wird.
Die Gleichschaltung unserer Medien resultiert also daher, daß in allen
tonangebenden Medien die Ereignisse der Welt in ein und derselben
Weltanschauung gedeutet werden und durch sie geformt werden! Von TAZ
bis FAZ, fast eine Einheitsmeinung und Bild immer voran. Die
Uniformität der Einheitsweltanschauung der Medien schafft so den
Eindruck einer einzigen Lügenpresse. Die postmoderne Gesellschaft in
Europa und Amerika zeichnet sic eben dadurch aus, daß es keine
konkurierenden Weltanschauungen in der Gesellschaft mehr gibt, sondern
nur noch verschiedene Vertreter der einen Weltanschauung, die der
Politischen Korrektheit. Und jeder, der diese Weltanscauung nicht
teilt, der wird dann als Feind behandelt. In der Kirche spiegelt sic
das wieder in dem Widerstreit zwischen Modernisten, die die
Unterwerfung der Kirche unter diese Ideologie fordern und
Traditionalisten, die die Freiheit der Kirche bewahren wollen, um es versimplifizierend darzustellen.
Die
Aufgabe der Generierung und Vermittelung einer Weltanschauung ereignet
sich nun aber in der Regel nicht so sehr in großen Explikationen
dieser Weltdeutung, sondern darin, Einzelereignisse in diesem Licht
darzustellen und darüber die Zustimmung der Leser zu gewinnen. Die
permanennte Wiedrholung der Deutungsscematas spielt dabei ebenso eine
große Rolle, wie eben auch die permannente Drohung, wehe den
Andersdenkenden!
Dies ist jetzt nur eine Grobskizze-später hoffe ich, sie zu vertiefen!
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