Fragen
zum Priestermangel
statt
vorschneller Antworten erst Fragen!
Es gibt Zeiten, in denen es für die Lösung eines Problemes wichtiger ist, die Fragen des Problemes zu erfassen, als gleich mit dem
Beantworten zu beginnen. Die Standartantworten auf dieses Problem
sind ja sattsam bekannt: die Forderung nach einer Änderung der
Zugangsbedingungen zum Priestertum solle die Kirche ändern, etwa daß
Frauen oder verheiratete Männer zum Priesteramt zuzulassen seien,
oder wozu jetzt wohl die sic radicalisierende Wir-sind-Kirche
versteift, daß Laien auch gültig die Eucharistie feiern könnten,
sodaß man gar keine Priester mehr bräuchte. Aber bevor wir nun diese
sattsam bekannte Litanei verstaubter Altachtundsechziger uns wieder zu
Gemüte führen, soll ab ovo das Problem befragt werden.
Gott
beruft Männer zum Dienst des Priesters. Das ist die notwendige
Voraussetzung menschlichen Priestertumes. Wenn es nun zu wenig
Priesterberufungen gibt, liegt das daran, daß Gott selbst wenige nur
beruft? Diese Frage muß gestellt werden. Wird sie sofort
verneint:das könne nicht sein, dann muß gefragt werden: wenn Gott
genug Männer zum Priesterdienst beruft, warum realisieren dann zu
wenige diese Berufung? Soll man also folgern, daß es Männer gibt,
die Gott zum Priester beruft, die dann aber ihrer Berufung nicht
folgen, weil sie etwa um dieser Berufung willen auf die Ehe verzichten
müßten, was sie nicht wollen? Es ist doch eine etwas befremdliche
Vorstellung, sich einen von Gott zum Priestersein Berufenen
vorzustellen, der dann zu seiner Berufung nein sagt, weil er
bürgerlich-weltlich leben möchte! Oder soll man sic das so
vorstellen, daß Männer so begeistert sind vom bürgerlich weltlichem
Leben, daß sie ihre Berufung in sic nicht wahnehmen, weil sie von
dieser Liebe zum weltlichen Leben unterdrückt wird? Müßte nicht
zumindest einmal erwogen werden, ob der Mangel an Priesterberufungen
seinen Grund darin haben könnte, daß Gott selbst wenige beruft?
Diese
Frage ausblenden, heißt, das Problem von vornherein als ein
sozialpsychologisches zu verstehen: es gäbe menschlich-allzumenschliche
Gründe, warum Menschen den Beruf des Priesters ergreifen würden und
Gründe gegen diese Berufswahl. Die Aufgabe des Arbeitgebers Kirche
wäre es nun, den Beruf des Priesters attraktiver zu gestalten, damit
mehr ihn wieder ergreifen wollen!Und dazu gehört nach liberaler
Meinung der Wegfall des Zölibates und vielleicht sollte man es auch den Protestanten gleichtuen und auch in einer Homosexehe Lebende als Priester zuzulassen! Nur, es darf doch wohl gefragt werden, ob dann
wirklich von Gott zum Priestersein Berufene den Weg zum Priestertum
gehen oder Menschen, die dann diesen „Job“ für sich als passend
ansehen! Die theologische Preisfrage: kann es sein, daß Gott selbst
Menschen in einen priesterlichen Dienst in eine Nichtkatholische Kirche
beruft-oder zu Pfarrern in kirchenähnlicen Organisationen? Wäre das nicht so, als würde eine Bank selbst Falschgeld ausgeben? Dann müssen
wir doch wohl folgern, daß Menschen ohne von Gott berufen zu sein
außerhalb der Katholischen Kirche den Beruf des Pfarrers ergreifen,
auch wenn sie vielleicht subjektiv sic berufen dazu fühlen.
Gehen
wir nun mal davon aus, daß Gott nicht unmittelbar Männer zum
Priestersein beruft, sondern vermittels anderer Menschen. Gott beruft
durch die Kirche. (Das darf aber nicht als ein Ausschluß der göttlichen
Möglichkeit unmittelbarer Berufung verstanden werden). Wie beruft den
nun die Kirche Männer zum Priestersein? Und diese Frage stellen,
heißt auch schon, das Problem zu sehen! Es bedarf keiner
Untersuchung-so nützlich sie auch wäre-um zu urteilen, daß der
christliche Glaube, so wie er heute durch die Kirche dargestellt wird
(vom kirchlichen Kindergarten bis zur universitären Theologie) ein
Glaube ohne Priester ist. Ja, eigentlich hat dieser Jesus sowieso
keine Kirche gewollt und Priester schon gar nicht!, das dürfte so die
heutige Mehrheitsmeinung der kirchlichen Vermittelung des Glaubens sein! Frägt man Religionslehrer, ob das Thema des Priestertumes zum
Unterrichtsstoff gehört, man hört nur-Nein, außer, wenn das Thema
Liebe und Sexualität angesagt ist als Skurilität!
Ja,
wozu bedarf es denn des Priesters? Es ist erstaunlich-überall in der
Kirche wird über den Priestermangel geklagt, aber schon das Wozu des Priesters ist dabei völlig unklar. Die meisten meinen nämlich nicht
Priester-sondern Pfarrermangel, wobei unter Pfarrer dann ein
Gemeindeleiter und Seelsorger verstanden wird. Die Kernkompetenz des Priesters ist aber die geistliche Vollmacht zur Wandlung von Brot und
Wein in der Eucharistie und die Vollmacht zur Sündenvergebung! Aber
diese Kompetenzen sind für „moderne“ Christen eigentlich überflüssig. Knapp 10 Prozent gehen noch zur hl. Messe- und zur
Beichte? Ein auf praktische Nächstenliebe reduziertes Christentum
braucht keine Priester und ein sich so darstellendes Christentum
bekommt dann auch kaum noch Priester, weil in der Selbstdarstellung sie
sich doch selbst als priesterlos versteht.
Kann
die Kirche wirkich auf Berufungen hoffen, wenn sie sebst die Bedeutung
des Priestertumes nicht mehr kennt oder nicht mehr zu vermitteln weiß?
Fragen wir mal so: wann im Religionsunterricht oder sonstwo, etwa in
der Predigt hört man etwas von der Bedeutung des Priesters für die
christliche Religion? Ja, man müßte ja zuallererst von der Bedeutung
des Opfers sprechen, des Meßopfers! Aber wie sollen sich Berufungen
zum Priestertum einstellen, wenn dieses Wozu des Priesters ganz außer
Acht gelassen wird! Will man aber nur „Gemeindeleiter“, dafür
bräuchte man keine Priester-eher wären Manager da gesucht!
Drängt
sich da nicht der Verdacht auf, daß der Priestermangel die Folge des vergessenen Meßopfers ist, daß man nicht mehr um die Bedeutung des Opfers Christi und des Meßopfers weiß?
Zudem: weiß
irgendwer, wie viele Kandidaten von den Priesterseminaren als ungeeignet abgewiesen werden? Auch auf die Gefahr hin, nun als ein
verkorkster Verschwörungstheoretiker mich zu erweisen: wären nicht
völlig leere Priesterseminare der Glücksfall für alle
Reformkräfte? Jetzt endlich, wo wirklich keiner mehr Priester werden
will, jetzt muß endlich der „Reformstau „ beseitigt werden,
sprich, Einführung des Frauenpriestertumes und weg mit dem Zölibat!
Ist es wirklich ein Zufall,daß Biscof Mixa gestürzt wurde, aus seinem
Bischofsamt herausgemobbt wurde, dem man vorwarf, ein volles Priesterseminar zu haben! Er nähme angeblich jeden, wenn er nur
reaktionär genug sei, lautete dann die Polemik gegen diesen
erfolgreichen Bischof! Könnte man daraus schließen, daß die anderen
nur liberal Gesonnene aufnehmen, die also trotz des Zölibates Priester werden wollen? Die Preisfrage: wie viele der Regenten und
anderen Entscheidungsträger der Priesterseminare sähen es gerne,
gäbe es eine Liberaliserung der Zugangsbedingungen zum Priestertum
und sind so gar nicht erfreut über Kandidaten, die unter den jetzigen
Bedingungen Priester werden wollen! Kann man nicht gelegentlich die
Klage Altliberaler hören, daß die Theologiestudenten keine Fans des „Geistes vom Konzil“ sind und gar nicht jung-dynamisch die Reform
der Kirche wollen, wie sie, als sie jung waren?
Und noch eine Frage: macht man es sich vielleicht nicht auch zu leicht, wenn man pauschaliter allen jungen Männern vorwirft, daß sie alle Hedonisten wären, sodaß sie deshalb niemals das Zölibat akzeptieren könnten? Es ist ein Verzicht, ein Opfer, das der zölibatär Lebende darbringt-aber die Kirche kann auch von Niemanden ein solches Opfer verlangen, wenn sie ihm nicht sagt, wozu und warum es zu erbringen ist! Es fehlt an einer Theologie des Opfers! Warum haben wir keine mehr?
Fragen,
die auf Antworten warten!
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