Aus einem Antwortbrief von mir zur Frage: Wer ist dieser Jesus wirklich gewesen?
Manchmal sehe ich mich auch genötigt, Mitmenschen zu ent-täuschen. Setze ich dafür ein bekanntes Fremdwort, schreibe ich von einem Desillusionieren, klingt das aber schon optimistischer und besser.Du frugst mich, wer denn dieser Jesus von Nazareth war? Ein Mensch,ein Mensch und ein Gott, oder ein Wesen zwischen Mensch und Gott,
einem Engelwesen vielleicht vergleichbar.
Ganz
einfach könnte ich es mir nun machen,indem ich mich auf einen plumpen
Subjektivismus zurückziehe: "Für mich ist er....!"Das ist in der postmodernen Religionspädagogik sehr beliebt, denn da lautet das pädagogische Lernziel, zu erkennen, daß Jesus für jeden was anderes ist, Niemand
sagen kann, was er in Wahrheit ist, sodaß jede Meinung über Jesus zu
tolerieren ist außer einer, daß es eine wahre für jeden verbindliche Wahrheit über Jesus gäbe. Die moderne Version dagegen würde sagen,daß Jesus nur das lehrte und lebte, was jeder Vernünftige auch so ansieht als wahr und gut an.
Anspruchsvoller wäre die zweite Antwortmöglichkeit, daß das, was die Katholische Kirche, fußend auf der hl. Schrift und der Tradition über ihn lehrt, wahr ist. Das glaube ich selbst so. Nur, dann müßte ich jetzt Dir beweisen können, woher ich weiß, daß die Lehre der Kirche wahr ist.
Nur,
dann stehe ich vor einem echten Problem! Wüßte ich unabhängig von der
hl. Schrift und der Lehre der Kirche, was Jesus wirklich ist, könnte ich
urteilen, daß, weil ich weiß, wer Jesus wirklich ist, die Lehre der Kirche wahr ist, weil sie übereinstimmt mit meiner Christus-
erkenntnis. Aber meine Christuserkenntnis ist nicht unabhängig von der Bibel,der Tradition und der Lehre der Kirche über ihn. Ich müßte also beweisen, warum die Bibel und die Tradition die Quellen der wahren Erkenntnis über Jesus Christus sind. Damit stehe ich gegen
alle Modernisten, die das bestreiten, denn für sie ist die Bibel und die Tradition der Kirche so sehr von ihrer Zeit abhängig, daß da eben keine ewig gültigen Wahrheiten mehr zu finden sind: alles eben zeitbedingt. Damals hat man sich das halt so gedacht!
Einwendbar wäre nun,daß die vorkonziliare Apologetik sich den Beweis, daß die hl. Schrift und die Tradition zuverlässige Quellen der Offenbarung Gottes sind, zutraute. Es muß aber konstatiert werden, daß diese Beweise in nachkonziliaren Zeiten selbst von den Theologen der Kirche nicht mehr anerkannt werden. Die moderne Kritik hat diese Apologtik besiegt.
So konstruiert die Theologie in der Postmoderne die Gotteslehre nun so, daß sie eine Antwort darauf gibt: Wie ist Gott zu denken, daß durch diese Gotteslehre es zu keinen Konflikten mit anderen Religionen kommen kann und wie ist Gott zu denken, damit das Projekt der Neuen Weltordnung nicht durch die Gotteslehre gestört sondern gefördert wird. Die Funktionalität der Gotteslehre soll so das Kriterium ihrer Wahrheit sein. Salopp formuliert: Heute müsse man Gott so denken. Der einstige Gott der Bibel und der Tradition ist eben dysfunktonal für unsere postmodern verfaßte Gesellschaft.
Zum Glauben: Die Aussage, daß unsere Frauen sich für die nächste Runde in der Fußball-EM qualifiziert haben, kann keine Glaubensaussage sein, weil ich das genau weiß! Ich kann aber sagen, daß ich glaube, daß sie im Finale stehen werden, weil sie eine ausgesprochene Turnier-
-mannschaft ist. Ich könnte also nicht glauben, daß Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, wenn ich das eindeutig wissen könnte Darum lehrt Paulus ja auch, daß es im Jenseits keinen Glauben mehr gibt,weil wir dann im Schauen der Wahrheit leben werden, wir Jesus also eindeutig erkennen werden. Jetzt leben wir aber nur im Glauben und noch nicht im Schauen.Aber auch nur unter dieser Condition ist der Glaube eine Möglichkeit.
Thomas von Aquin beantwortet die Frage nach der menschlichen Möglichkeit zur Gotteserkenntnis so: Weil Gott sich selbst erkennend ist, kann er uns Menschen teilhaben lassen an seiner Selbsterkenntnis. Das ist sicher die bestmögliche Antwort. Problematisch ist dann aber der Beweis, daß gerade die Bibel und die Tradition das Zeugnis der göttlichen Mitteilung von Gottes Selbsterkenntnis ist.
Ergo: Nur weil Jesus nicht hundertprozentig eindeutig erkennbar ist,können wir an ihn glauben, daß er wahrer Gott und wahrer Mensch ist.Das ist nun wahrlich keine befriedigende Antwort. Gerne gäbe ich Dir eine bessere- verfügte ich nur über eine!
Die
Frage, warum ließ Jesus sich kreuzigen, ist dagegen eindeutig
beantwortbar: Sein göttlicher Vater wollte dies Opfer als Sühne. In allen vorchristlichen Religionen gibt es die Praxis des Opfers zur Entsühnung. Diese wahrhaft katholische (=allgemeine) Wahrheit bestätigt Jesu Opfertod. Der Opferkult gehört zum Zentrum jeder Religion!
Sehr interessant ist aber nun, daß nach diesem Kreuzopfer alle nachchristlichen Religionen, die jüdische wie die islamische einen Opferkult nun ablehnen! Es ist geradezu ein Wahrzeichen der Katholischen Kirche, daß nur sie den Opferkult in der Feier des Meßopfers bewahrt hat!
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Samstag, 29. Juli 2017
Wer ist Jesus Christus? Erkennen und Glauben
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