"Franziskus: Ägypten – Land der Kultur – Land der Bündnisse. Gemeinsam
bekräftigen wir die Unvereinbarkeit von Gewalt und Glaube, von Glauben
und Hassen. Die Gewalt: die Verneinung jeder authentischen Religiosität.
Nur der Friede ist heilig". (Kath net am 28.4.2017).Die Verwechslung des Optatives mit dem Indikativ führt oft zu sehr absonderlichen Aussagen. Richtig hätte gesgt werden müssen: "Oh, möge es doch eine Unvereinbarkeit von Gewalt und Glaube, von Glauben und Hassen geben. Oh wäre doch die Gewaltanwendung inkompatibel mit jeder Religion. Oh möge doch jeder Religion nur der Friede heilig sein!"Leider vergaß der Papst den Konjunktiv und setzte kontrafaktisch einen Indikativ. Nur dieser Indikativ ist nichts anderes als der authentische Ausdruck des Wunschdenkens des Papstes.
These: Nur für eine domestizierte Religion gilt die Unvereinbarkeit von Religion und einer Gewaltawendung im Dienste der Religion.
Die christliche Religion ist als Produkt der Aufarbeitung der innerchristlichen Religionskriege des 17. Jahrhundertes durch die Aufklärung domestiziert worden. Das ist aber ein Sonderfall in der Geschichte der Religionen. Aus sich selbst heraus bringt eine lebendige Religion keine Selbstdomesikation durch eine Selbstaufklärung aus sich hervor. Nicht domestizierten Religionen ist dagegen die Anwendung von Gewalt im Namen der Religion eine Selbstverständlichkeit. Das gehört zur Vitalität jeder Religion. Schon allein die Vorstellung eines Endes der Geschichte, hervorgerufen durch einen allmächtigen Gott, der durch seine Allmacht aller menschlichen Gewalt ein Ende bereitet, ist selbst so mit Gewaltvorstellungen erfüllt, daß es immer wieder Augenblicke gibt, in denen Religionsanhänger sich berufen fühlen, dies gewaltsame Endgericht partikular vorwegzunehmen im heiligen Krieg gegen Ungläubige und Ketzer.
Wer sich noch an den jugoslawischen "Bürgerkrieg" erinnert und daran denkt, daß dies kein Bürgerkrieg war sondern ein sowohl ethnischer (zwischen Serben, Kroaten und Albanern) als auch religiöser (zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen)Krieg, der kann nicht so einfach von der prinzipiellen Friedfertigkeit jeder Religion sprechen.
Nun gibt es aber zwischen der christlichen Religion und der islamischen im Punkto der Legitimierung von Gewalt im Dienste der Religion einen wesentlichen Unterschied: Der Gründer der islamischen Religion führte selbst schon heilige Kriege, während Jesus Christus das Opfer von der staatlichen Gewalt wurde, indem ihn Pilatus kreuzigen ließ auf Wunsch der jüdischen Religionsführer. Im babylonischen Talmud steht dazu geschrieben, daß Jesus zu recht zu Tode verurteilt wurde ob seiner magischen Zauberwunder.
Kann so jede Gewaltanwendung durch den Islam sich direkt auf die Praxis ihres Gründers berufen, fällt die Legitimierung christlicher Gewaltanwendung schwieriger aus: Sie kann sich nur mit dem Verweis der Könige des Alten Testamentes legitimieren, die um der Religion willen Gewalt ausübten. Daß spätstens seit dem es christliche Kaiser gab, die Könige des Alten Bundes auch für sie zum Vorbild rechten gottgefälligen Regierens wurde, ist einleuchtend. Schwerlich könnte ein Monarch mit der Bergpredigt sein Königtum regieren-das veranlaßte ja auch Kaiser Konstantin dazu, erst am Ende seiner Regierungszeit sich taufen zu lassen, denn wie hätte er sonst seine Regierungsarbeit mit der Bergpredigt Jesu vereinbaren können.
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ Bismarck soll das gesagt haben. Helmut Schmidt hat es aber so gesagt. Auch wenn dieser Ausspruch so nicht von Bismarck getätigt worden sein sollte, darf es als gewiß angesehen werden, daß der "eiserne Kanzler" wie auch der Bundeskanzler Schmidt geurteilt hätten, daß man sich wohl an dem Vorbild jüdischer Könige in der Politik orientieren könnte, aber auf keinen Fall an der Bergpredigt. Und so konnte es dann auch eine christlich legitimierte Gewaltanwendung durch den Staat geben, gerade dann wenn der Staat sich als christlicher verstehend der Kirche mit seiner Schwertgewalt zur Hilfe kam. Erst der 100 jährige innerchristliche Religionskrieg ließ Gewalt im Namen der Religion als etwas Unzumutbares erscheinen. Aber diese Leidensgeschichte des 17. Jahrhundertes ist eine spezifisch christliche, sodaß Religionen ohne eine solche Passion ein anderes Verhältnis zur Gewaltanwendung haben, ein politisches und das heißt, daß Gewalt im Namen der Religion genau dann legitimiert ist, wenn wesentliche Ziele der Religion nicht anders realisiert werden können. Clausewitz Lehre vom Krieg ist so auch eine praktikable Lehre für Religionsführer einer nicht domestizierten Religion.
Corollarium: Die Notwendigkeit strikten Unterscheidens von indikativischen, imperativischen und optativischen Aussagen ist nicht immer im philosophischen Denken praktiziert worden. Welch ein Verhängnis für die Anthropologie, wenn: Was ist der Mensch? verwechselt wird mit: "Was möge der Mensch doch sein?" (dem Wunschdenken) und mit: "Was soll der Mensch sein?" (dem moralischen Denken)
These: Nur für eine domestizierte Religion gilt die Unvereinbarkeit von Religion und einer Gewaltawendung im Dienste der Religion.
Die christliche Religion ist als Produkt der Aufarbeitung der innerchristlichen Religionskriege des 17. Jahrhundertes durch die Aufklärung domestiziert worden. Das ist aber ein Sonderfall in der Geschichte der Religionen. Aus sich selbst heraus bringt eine lebendige Religion keine Selbstdomesikation durch eine Selbstaufklärung aus sich hervor. Nicht domestizierten Religionen ist dagegen die Anwendung von Gewalt im Namen der Religion eine Selbstverständlichkeit. Das gehört zur Vitalität jeder Religion. Schon allein die Vorstellung eines Endes der Geschichte, hervorgerufen durch einen allmächtigen Gott, der durch seine Allmacht aller menschlichen Gewalt ein Ende bereitet, ist selbst so mit Gewaltvorstellungen erfüllt, daß es immer wieder Augenblicke gibt, in denen Religionsanhänger sich berufen fühlen, dies gewaltsame Endgericht partikular vorwegzunehmen im heiligen Krieg gegen Ungläubige und Ketzer.
Wer sich noch an den jugoslawischen "Bürgerkrieg" erinnert und daran denkt, daß dies kein Bürgerkrieg war sondern ein sowohl ethnischer (zwischen Serben, Kroaten und Albanern) als auch religiöser (zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen)Krieg, der kann nicht so einfach von der prinzipiellen Friedfertigkeit jeder Religion sprechen.
Nun gibt es aber zwischen der christlichen Religion und der islamischen im Punkto der Legitimierung von Gewalt im Dienste der Religion einen wesentlichen Unterschied: Der Gründer der islamischen Religion führte selbst schon heilige Kriege, während Jesus Christus das Opfer von der staatlichen Gewalt wurde, indem ihn Pilatus kreuzigen ließ auf Wunsch der jüdischen Religionsführer. Im babylonischen Talmud steht dazu geschrieben, daß Jesus zu recht zu Tode verurteilt wurde ob seiner magischen Zauberwunder.
Kann so jede Gewaltanwendung durch den Islam sich direkt auf die Praxis ihres Gründers berufen, fällt die Legitimierung christlicher Gewaltanwendung schwieriger aus: Sie kann sich nur mit dem Verweis der Könige des Alten Testamentes legitimieren, die um der Religion willen Gewalt ausübten. Daß spätstens seit dem es christliche Kaiser gab, die Könige des Alten Bundes auch für sie zum Vorbild rechten gottgefälligen Regierens wurde, ist einleuchtend. Schwerlich könnte ein Monarch mit der Bergpredigt sein Königtum regieren-das veranlaßte ja auch Kaiser Konstantin dazu, erst am Ende seiner Regierungszeit sich taufen zu lassen, denn wie hätte er sonst seine Regierungsarbeit mit der Bergpredigt Jesu vereinbaren können.
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ Bismarck soll das gesagt haben. Helmut Schmidt hat es aber so gesagt. Auch wenn dieser Ausspruch so nicht von Bismarck getätigt worden sein sollte, darf es als gewiß angesehen werden, daß der "eiserne Kanzler" wie auch der Bundeskanzler Schmidt geurteilt hätten, daß man sich wohl an dem Vorbild jüdischer Könige in der Politik orientieren könnte, aber auf keinen Fall an der Bergpredigt. Und so konnte es dann auch eine christlich legitimierte Gewaltanwendung durch den Staat geben, gerade dann wenn der Staat sich als christlicher verstehend der Kirche mit seiner Schwertgewalt zur Hilfe kam. Erst der 100 jährige innerchristliche Religionskrieg ließ Gewalt im Namen der Religion als etwas Unzumutbares erscheinen. Aber diese Leidensgeschichte des 17. Jahrhundertes ist eine spezifisch christliche, sodaß Religionen ohne eine solche Passion ein anderes Verhältnis zur Gewaltanwendung haben, ein politisches und das heißt, daß Gewalt im Namen der Religion genau dann legitimiert ist, wenn wesentliche Ziele der Religion nicht anders realisiert werden können. Clausewitz Lehre vom Krieg ist so auch eine praktikable Lehre für Religionsführer einer nicht domestizierten Religion.
Corollarium: Die Notwendigkeit strikten Unterscheidens von indikativischen, imperativischen und optativischen Aussagen ist nicht immer im philosophischen Denken praktiziert worden. Welch ein Verhängnis für die Anthropologie, wenn: Was ist der Mensch? verwechselt wird mit: "Was möge der Mensch doch sein?" (dem Wunschdenken) und mit: "Was soll der Mensch sein?" (dem moralischen Denken)
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