Der Apostelfürst Paulus skizziert uns in seinem 1.Thessalonicher Brief die urchristliche Verkündigung, die wohl ihrerseits auf die Missionspraxis der Juden unter Heiden rekurierte: "und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um den lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Gericht Gottes entreißt." (1.Thessalonicher, 1,9f)Die Forderung, wendet euch ab vom Götzendienst und dem wahren Gott zu, bildet wohl das Herzstück der Mission der Synagoge unter den Heiden. Paulus verchristlicht diese nun durch den Zusatz, daß Jesus Christus uns vor dem Gericht Gottes über die Sünder retten wird.
Da drängt sich die Frage auf, wie denn nun sich die Umkehr zum wahren einen Gott zu dem geforderten Glauben an Jesus Christus als unseren Retter vor dem Zornesgericht Gottes verhält. Paulus würde sagen, daß nur im Glauben an Jesus Christus die Umkehr zu dem einen lebendigen und wahren Gott sich ereignet. Zu beachten ist dabei aber die Differenz zwischen Gott Vater und Gott Sohn. Der göttliche Vater steht für das Gericht über uns, da wir Sünder sind und Jesus Christus steht sozusagen da als unser Verteidiger, der uns vor Gottes Gericht bewahrt.
Nicht hat uns Jesus einen uns alle liebenden Gott verkündigt, weil wir Menschen uns falsche Vorstellungen von Gott bzw. den Göttern gemacht hatten, als wenn sie menschliches Fehlverhalten straften und uns auch zürnen könnten. Das wäre ein reiner Aufklärungsjesus gewesen, der nur offenbarte, was unabhängig von ihm wahr ist. Er bräuchte uns nur aufzuklären. Für die Wahrheit, die er verkündigte, ist er so selbst als bloßer Bote überflüssig, er vermittelt nur.
Aber das Urchristentum sprach hier von Gott ganz anders: Gott ist gerecht und so straft und belohnt er. Wir sehen so unter der Drohung des göttlichen Gerichtes. Was passiert nun, wenn der Gerichtsgedanke gestrichen wird, wenn Jesus nur noch den Alllieber Gott verkündigt hätte?
Es bedarf dann keines Jesus Christus mehr als Retter vor dem göttlichen Gericht. Es ist dann auch überflüssig, an Jesus Christus zu glauben, daß er so uns als Christgläubigen der Erretter im Endgericht wird. Im Vertrauen auf den einen Gott, der alle liebt, ist es gleichgültig, ob wer an Jesus Christus glaubt. Ja, nicht einmal der polytheistische Götzendienst oder gar die Verneinung des Glaubens, daß es einen Gott gibt, kann uns dann noch von Gottes Allliebe trennen.
Wozu dann überhaupt noch von der wahren Religion reden, wenn Gott Vater sie alle gleichgültig sind! Das ist das Bezeichnende des postmodernen Christentumes, daß die Frage, wie hältest du es mit (welcher) Religion, die Gretchenfrage als obsolet angesehen wird. Stattdessen ist uns die christliche Religion nur noch die Aufforderung zu einer humanitären Praxis, in der die Gläubigen aller anderer Religionen mitmachen können und selbst die bekennenden Atheisten.
Wie kam es zu diesem lieblichen Gottesbild ohne Gericht und Zorn, diesem Gleichgültigkeitsgott? Vgl dazu: Mein Buch: Der zensierte Gott.
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