Gottes Ordnung:"Die levitischen Priester-der ganze Stamm Levi-sollen nicht wie das übrige Israel Landanteil und Erbbesitz haben. Sie sollen sich von den Opferanteilen des , von seinem Erbbesitz ernähren." (5.Buch Mose, 18, 1) Im Vers 5 heißt es dann: "Denn der Herr, dein Gott, hat den Stamm Levi unter allen deinen Stämmen dazu ausgewählt, daß er im Namen des Herrn dasteht und Dienst tut- Levi und seine Nachkommen, ihr Leben lang."
Offensichtlich lebten die levitischen Priester nicht zölibatär, denn sonst gäbe es bei ihnen keine Nachkommen, aber sie lebten nicht wie alle anderen des Volkes Israel. Sie sollten nur für den Priesterberuf leben- dazu hat Gott sie eigens berufen und darum leben sie nicht weltlich. Sie üben keinen andern Beruf als den des Priesters aus; damit sie das können, sind sie von jeder Erwerbstätgkeit freigestellt.
Und warum leben sie nicht zölibatär? Das erste von Gott erwählte Volk ist ethnisch fundiert. Durch die Geburt von jüdischen Eltern wird man Jude und somit auch Glied des von Gott erwählten Volkes. Dem korreliert das Erbpriestertum, es wird von den Vätern den Söhnen vererbt (und auch wenn das Feministin und Liberale nicht gern hören: Töchter erbten dies Amt nicht)
Das neue Volk Gottes ist durch das Sakrament der Taufe und durch den christlichen Glauben konstituiert und somit nicht mehr völkisch. Darum kann nun das Priesteramt auch nicht mehr vererbt werden. Das würde nicht zu dieser Fundierung des neuen Gottesvolkes passen. Der zölibatär lebende Priester ist so die Prolongierung des levitischen Priesteramtes unter den Bedingungen des neuen Gottesvolkes, der Kirche. Beidesmal geht es darum, das Leben des Priesters vom normalen bürgerlichen Leben abzusondern, damit er ganz für den Gottesdienst lebt.
Paulus präsentiert nun im 1. Korintherbrief eine auf den ersten Blick nicht unproblematische Begründung für ein enthaltsames Leben: 1. Kor. 7,32f:Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen." Ist das Herzstück der christlichen Existenz die Liebe zu Gott und zu den Nächsten, so könnte man nun mit Paulus sagen, daß der, der die Nächstenliebe lebt, so nicht mit ungeteiltem Herzen Gott dient und wer ganz Gott liebt, nicht die Nächstenliebe gänzlich praktizieren kann. Das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe führte so zu einem gespalteten Leben, das zur Hälfte Gott und zur anderen Hälfte den Nächsten liebte. Kann das so gemeint sein?
Wäre das Vermögen zu lieben, ein im Menschen begrenztes, stimmte das. Wer dann mit aller Kraft Gott liebte, hätte keine Potenz mehr frei für die Nächstenliebe! Aber die theortische Voraussetzung ist eine Fehlannahme. Nur, praktisch gesehen wird so mancher Vater die Eefahrung kennen, daß wenn die Ehefrau Mutter wird, die Kinder an erster Stelle der Mutter stehen und er sich zurückgstellt fühlt. Das muß nicht so sein, ist es auch nicht in der Regel, aber es kann sich so ereignen. Man könnte Paulus so verstehen: Auch wenn es theoretisch gut möglich ist. daß der Verheiratete ganz für Gott und ganz für seine Ehefrau da ist, so ist doch faktisch davon auszugehen, daß das Eheleben seinen Einsatz für Gott schmälert.
Die Kirche hat daraus den Schluß gezogen, daß, damit der Priester wirklich ganz ungeteilt er sich dem Gottesdienst widmen kann, daß er nicht nur wie die levitschen Priester vom eigenständigen Broterwerb frei zu stellen sind, sondern auch vom Ehe- und Familienleben.Damit wird aber nur die Intention der Institution des levitischen Priesteramtes verstärkt, daß der Priester um seines Amtes willen entweltlicht leben soll. Er soll so allein im Heiligen seinen Dienst vollbringen und darum, so weit wie möglich dem weltlichen Leben entzogen sein. Der levitische Priiester mußte aber sein Amt vererben und dazu mußte er verheiratet leben. Da das Priesteramt des neuen Gottesvolkes aber gemäß der Konstitution der Kirche nicht mehr vererbbar ist, entfällt so die Notwendigkeit der Verheiratetseins der Priester. Und gerade so wird das Priestertum der Kirche der Intention des levitischen Priestertumes gerecht.
Nun aber die Weihe von verheirateten Männern zu Priestern zu fordern, heißt, dieser Grundintention des Priesteramtes zuwider zu handeln, daß zu diesem Beruf eine weitestgehend entweltichte Existenz dazugehört. Schon der Priester des Alten Bundes sollte nicht so arbeiten und seinen Lebensunterhalt so sich verdienen wie die anderen Juden des Gottesvolkes. Heiligung heißt nämlich nicht in erster Linie ein besonders moralisches Leben zu führen, sondern ist als Antithese zum profan weltlichen Leben gemeint, etwa in der Praxis, daß der Meßkelch geheiligt ist, weil er aussschließlich für die Eucharistiefeier benutzt wird und nicht auch zum profanen Weintrinken! So soll eben auch der Priester Gottesdiener sein, und so entprofanisiert leben!
Der Wille, Verheiratete zur Priesterweihe zuzulassen korreliert so mit der Tendenz der Verweltlichung der Kirche zu einem Religionsservicedienstleister, der eben Angebote für religiös Interessierte anbietet. Es ist die Anthropozentrierung der Kirche.
Der obligatorische Einwand, daß die orthodoxen Kirchen verheiratete Priester kennen, zeigt eben nur, daß bei ihnen wie auch in den mit Rom verbundenen orientalischen Kirchen es in diesem Punkte keine gute Ordnung gibt.
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