Freitag, 13. Juli 2018

Populäre Irrtümer :Weil es Unterschiede gibt, gibt es Konflikte

Wer auch nur oberflächlich dem allgemeinen Gerede in den Medien Gehör verleiht, kann eines nicht überhören, das Axiom, daß Unterschiede die Ursache aller Konflikte seien, sodaß nur die Einebnung aller Differenzen uns einen kinflktfreien Frieden ermöglichen könne. So gilt heutzutage in den Medien das Urteil, die Person sein umstritten, oder ein Werk sei umstritten,als reines Negativurteil- nur was unumstritten sei, sei gut. Umstrittenheit beinhaltet eben, daß etwas different beurteilt wird und das ist schon in einem konsensverliebten Diskurs etwas zutiefst Anstößiges. 
Der Umstrittene tritt dann nur noch als Objekt des öffentlichen Geredes auf, es wird nur noch über ihn- gegen ihn- geredet. M. Foucault, dem wir eine brillante Analyse der Ordnung des Diskurses verdanken, (Ordnung des Dikurses) wird in einem Punkte diesbezüglich oft mißverstanden: Er konstatiert nämlich, daß jeder reale Diskurs immer nur geführt wird, indem er bestimmte potentielle Kommunikanten und Gegenstände ausschließt und so erst zu einem Diskurs wird. 
(Zur Veranschaulichung des Gemeinten: Man kann nicht regellos einen Ballsport betreiben, sondern es wird eine bestimmte Version des Ballsportes gewählt, etwa das Fußballspiel und damit ist die Differenz gesetzt von einem regelkonformen Umgang mit dem Ball und einem unerlaubten. Diese Ballsportregeln können nicht aus einer Analyse des Balles konstruiert werden, daß man etwa urteilen könnte, daß das Ballspielsystem Fußball dem Wesen des Balles gerechter würde als das Handballsystem. Nur eines gilt: Es muß entschieden werden, durch welche Regeln ein Diskurs bestimmt wird.) 
Gäbe es keine Unterschiede, Differenzen mehr, dann verschwänden alle Konflikte. Also, weil es Völker gibt, die auf ihrer Identität Wert legen, gibt es Patriotismus und Nationalismus als die Quelle der Weltkriege. Deshalb müssen die Völker aufhören, deutsch, englisch, französisch zu sein, sie sollen nur noch Europäer sein. Weil es Männer und Frauen gibt, gibt es Beziehungsprobleme zwischen den Geschlechtern. Wenn aber die Männer und die Frauen nur noch Menschen sein wollen, dann verschwinden diese Konflikte. Weil es Katholiken, Evangelische und Orthodoxe gibt, gibt es innerchristliche Konflikte- wenn aber alle nur noch Christen sein wollten, dann verschwänden die. Weil es Christen, Juden und Muslime gibt, gibt es gar Religionskriege- gäbe es nur noch Gläubige, verschwänden auch diese Konflikte.  Solange es Rassen gibt, gibt es Rassenkonflikte...
Abstrakter: Gäben alle ihre Identität auf,löste sich Alles in einem Einerlei auf, lebten wir in einer konfliktfreien Welt. Nur, die Differenzen sind ja- und deshalb sollen sie als unwesentlich abgetan werden: Es ist doch (selbst Gott) gleichgültig, ob ich evangelisch oder katholisch oder muslimisch glaube, ob ich Mann oder Frau bin, ob ich Deutscher oder Franzose bin, denn es soll nur noch unterschiedslos Menschen geben, die überall die selben Rechte für sich beanspruchen können. Ein Afghane darf eben nach Deutschland auswandern und hier leben,blos weil er es will, und dann  genießt er qua Menschsein gleich die Rechte jedes Deutschen. Wer hier Unterschiede sieht, der ist eben ein menschenverachtender Nationalist, nur weil er seine Identität nicht verlieren will. 
Im Hintergrund dieses Willens zum Einheitsmenschen ohne eine Identität, (denn die ist ihm nur durch eine Differenz zu anderen Menschen) steht selbstredend der Wunsch nach dem Massenmenschkonsumenten, der das will, was auch nur jeder will und der universell überall als Arbeitskraft einsetzbar ist. Die sich globalisierende Wirtschaft schafft sich selbst ihren homo oeconomicus, den Konsumenten und Produzenten ohne eine Identität. Dem korreliert der ökomenische und interreligiöse Dialog als Überwindungsversuch gläubiger Identität: Alles gleichgültig!   
Und was bedeutet das für das Leben. Leben ohne Differenzen wäre Kulturlosigkeit.

Es ist kein Zufall, daß am 4.7. 2018 die antideutsche FAZ jubeln kann
"In Graz hat am Mittwoch der Prozess gegen die rechtsextreme Identitäre Bewegung Österreich (IBÖ) begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft zehn Führungsmitgliedern und sieben „aktiven Sympathisanten“ der Bewegung die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor sowie Anstachelung zum Hass, teilweise auch Sachbeschädigung und Nötigung." Der Willle zur Bewahrung eigener Identität ist für diesen rein politischen Prozeß eine kriminelle Handlung und eine Anstachelung zum Haß. Hieße ihre Parole: Österreich, Deutschland verrecke!, könnten sie dagegen mit Extragratifikationen und dem Lob aller Gutmenschen rechnen. 
        

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