Sonntag, 29. Juli 2018

Der Liberale-der coole Typ

Einst in einem evangelischen Weihnachtsgottesdienst:"Darf ich mich als Christ an der Geburt des Heilandes freuen, wenn doch so viele Menschen in der 3.Welt genau jetzt Hunger leiden?" Zur Unterstreichung, sehr effektvoll, brannten nur wenige Kerzen am im Kirchraum aufgestellten Weihnachtsbaum! "Freuen dürfen wir uns erst, wenn alle sich freuen können!" Jetzt erst erleuchteten alle Weihnachtskerzen als Zeichen dafür, daß der Einzelne sich nur freuen darf, wenn Alle sich freuen können. Heißt es doch auch, daß, wenn ein Glied der Kirche leidet, alle Glieder (mit)leiden.
Der wahre Christ ist also nur der, der sich nur mit schlechtem Gewissen freut angesichts des Armutselendes in der 3.Welt. Viel, viel Geld spenden seit dem Christen für die Armen in den Entwickelungsländern, aber sie bleiben arm, sodaß ein wahrhaft guter Christ immer nur einer mit einem kräftigen Schuldbewußtsein ist. Sensibilisieren, das war das Schlagwort zeitgenössischer Pädagogik, mitfühlend mit den Leidenden dieser Welt werden. 
Die Menschheit wurde dabei zu einem Ganzen, sodaß, wenn ein Teil litt, jedes andere mitzuleiden habe und dann zur Hilfe aufgefordert war. Die christliche Nächstenliebe fand so ihren adäquatesten Ausdruck in der Spende für ein Drittweltprojekt, stets sozioökonomisch ausgerichtet. Wer Bibeln für Arme spenden wollte, galt als Zyniker, denn nur Brot und Wurst sättigen. lindern die Not und nicht das Wort Gottes, das nur zur Motivierung zum Helfen dar ist. 
So eine Verkündigung evoziert aber eine Antihaltung. Das ist die Geburtsstunde des Ideales des coolen Typs. Das ist genau der, der sich für sich allein freuen kann, auch wenn allen anderen es schlecht geht, dem das Ergehen des Anderen nur tangiert, wenn es da je eigene Wohlergehen beeinträchtigt. Der Gebrauchtwagenverkäufer bereitet das geringe Einkommen seiner Mitmenschen erst dann Sorgen, wenn die nicht mehr ihm seine Autos abverkaufen können. Der homo oecnomicus erblickt das Licht der Welt in der Gestalt des Coolen, dem sein Leben ein Geschäft ist, das sich für ihn  "lohnt" oder auch nicht " lohnt", je nach Geschäftslage, ob das Glück das Leid überwiegt oder eben wenn das erlittende Leid größer ist als die Lebensfreude. Der Andere ist dann nur noch ein Mittel zur Steigerung der eigenen Lebensfreude des Coolen, oder er ist einfach nur noch gleichgültig. Coolsein ist so die Antiexistenzweise des Sensibilisierten, der sich nie ohne ein schlechtes Gewissen freuen kann, weil er nur glücklich sein dürfte, wenn alle das sind.
Der coole Typ ist der der Ideologie des (Wirtschafts)Liberalismus, der Sensibilisierte der des universalistischen Humanitarismus.  Einmal ist der Mensch nur noch ein atomisiertes Einzelsubjekt, das nur noch Nützlichketsbeziehungen zu Anderen unterhält, das andere Mal ist der Mensch nur noch ein Glied des Ganzen und nichts Selbstständiges. Die Menschenrechtsideologie ist die des liberalen Menschen, des sich als homo öconomicus auslegenden: der coole Typ. Der macht immer nur das, was er für richtig hält, der "zieht sein Ding durch", wie man es dann salopp formuliert zu hören bekommt. Die Verherrlichung der Homosexualität ist wohl die authentischste Manifestation des Ideales der Coolheit. Ist die Ehe von Frau und Mann ausgerichtet auf die Aufhebung der Einzelexistenz in die Gemeinschaft der Familie, so bleibt das homosexuelle Paar mit sich allein: Jeder will nur den Anderen zur Steigerung seines Lebensgnusses nutzen. 
Dostojewskis Ausspruch: "Jeder ist für Alles verantwortlich", bildet so die Extremfigur des Sensibilisierten, dem antithetisch gegenübersteht, daß ICH nur  für MICH verantwortlich bin. Dächte jeder nur an sich selbst, dann ging es letztendlich allen gut!
Christlich ist Beides nicht! Denn Christus lehrt uns die Nächtenliebe und das ist eben auch eine Limitierung der Verantwortlichkeit. Die Mutter ist in erster Linie für ihre eigenen Kinder zuständig. der Staat für sein ihn bildendes Volk. Extreme Verfehlungen sind so Beide, der Egozentrismus wie auch ein unlimitierter Universalismus.   

Zusatz:
Die coole Existenzweise muß so auch klar von der des politisch korrekten Gutmenschen unterschieden werden mit dem ihm eigenen Menschheitsuniversalismus, aus dem dann nur die "Bösen" ausgegrenzt werden, etwa der von Natur aus böse Deutsche.
 
 

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