Mittwoch, 22. August 2018

Gottes Allmacht- nicht denkbar?

Allseits bekannt und immer wieder gern zitiert: Kann Gott als Allmächtiger einen Stein erschaffen, der so schwer ist, daß er ihn nicht heben kann? Der Sinn dieser Frage ist aufzuzeigen, daß die Vorstellung der Allmacht Gottes notwendigerweise in Aporien führt, die beweisen, daß Gott nicht als allmächtig zu denken ist. Denn die Allmacht, einen solchen Stein zu erschaffen, limitiert ja Gottes Allmacht, daß er den Stein nicht heben kann und nichtet sie so.
Daß Gott allmächtig ist, gehört aber denknotwendig zum Begriff Gottes; würde Gott nicht als allmächtig gedacht, würde er nicht als Gott gedacht. Die Theologie kann also auf diese Aussage nicht verzichten, auch wenn dann als Kollateralschaden sie vor dem Problem der Theodizee steht: Wie kann es Übel in der Welt geben, wenn sie ein guter und allmächtiger Gott regiert? Nicht akzeptabel ist selbstredend die Flucht in das "Geheimnisgerede": Alles Mysterium! Nein, die Theologie hat zu denken. 
Die Lösung, Gottes Allmacht bestünde darin, nur das zu können, was er wolle, liquidiert Gottes Freiheit, denn es muß von Gott prädizierbar sein; daß er etwas wollen und realisieren könnte, was er dann nicht realisiert. Z.B. Er hätte die Welt auch nicht schaffen wollen können und er hätte auch die Nichtschöpfung realisieren können- Gott mußte die Welt nicht schaffen.
Ich schlage hier meinen eigenen Versuch zur Diskussion vor.
In der Mathematik gibt es auch einfache Probleme: "Was ist Unendlich plus 1?" Diese einfache Frage und ihre einfache Antwort, nämlich: "ist Unendlich" beinhaltet eine sehr eigentümliche Denkbewegung:"Unendlich" wird durch das "plus1" als etwas Begrenztes gesetzt, denn das "Plus 1" besagt,daß es etwas außerhalb des "Unendlich" gibt, das nun zu "Unendlich" dazuaddiert werden soll.Damit negiert sich aber der Begriff: "Unendlich", weil er so als begrenzter und somit endlicher zu stehen kommt. Indem "Unendlich" nun 1 in sich aufnimmt und "Unendlich" bleibt, negiert er so nur seine Limitierung durch das "Plus 1" und setzt sich wieder als"Unendlich", als Unbegrenztheit. Durch die Addition plus 1 nichtet sich "Unendlich" und nichtet dann seine Begrenzung durch die 1, indem "Unendlich" sich wieder als wahres "Unendlich" hervorbringt, als Produkt der Addition.
Es soll nun versucht werden, diesen Gedanken für das Problem der Allmacht Gottes fruchtbar zu machen. Gott schafft einen Stein, der so schwer ist, daß er ihn nicht heben kann. Das muß Gott können, sonst wäre er nicht allmächtig. Nun begrenzt dieser Stein aber die Allmacht Gottes, da Gott ihn nicht heben kann. Diese Begrenzung ist aber die Negation seiner Allmacht. Gottes Allmacht negiert dann diese Begrenzung, indem er diesen Stein heben kann. Durch diese Negation der Begrenzung bringt sich Gottes Allmacht wieder als Allmacht hervor, indem sie diese Grenze selbst wieder negiert. Wie "Unendlich" eine durch "Plus 1" gesetzte Grenze aufhebt, so hebt Gottes Allmacht die durch diesen Stein gesetzte Grenze auf und konstituiert sich so als göttliche Allmacht.
Unendlich und Allmacht sind so Begriffe, die ihnen gesetzte Grenzen selbst wieder aufheben können und in diesem Aufhebenkönnen sich als wahrhaftige Unbegrenztheit konstituieren.
Ein anderes Beispiel: Gott ist unsterblich, er kann nicht sterben. Damit ist Gottes Allmacht begrenzt: Er kann etwas nicht. Das widerspricht aber der Allmacht Gottes. Gott negierte diese Grenze, indem er als Sohn am Kreuze starb und er negierte den Tod seines Sohnes durch dessen Auferweckung.Somit ist der Tod nicht mehr etwas außerhalb von Gott, das ihn limitiert als eine Unmöglichkeit für ihn, sondern der Tod ist zu einem Moment in Gott geworden, der so sich als wahrer, durch nichts Limitierter hervorbringt.  
   
    

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