"Der Deutsche, oder zumindest der Nazi, ist der säkulariserte Teufel einer aufgeklärten Gegenwart.Diese mündig und autnom gewordene Welt benötigt ihn als die Negativfolge, vor der sie sich rechtfertigen kann."
"Aus der Kollktivschuld der Deutschen, die auf Auschwitz zurückgeht, folgt ebenfalls der Aufruf zur permanenten Buße, doch fehlt in dieser säkularsierten Form der Erbsünde das Element der Gnade und Liebe vollständig. Der Deutsche ähnelt daher nicht dem Menschen, dessen Schuld durch die Liebe Gottes zwar nicht revidiert, aber kompensiert wird, sondern dem Teufel, dem gestürzten Engel, dessen Schuld niemals vergeben wird und der für alle Zeiten in der Finsternis verharren wird." Rolf Peter Sieferle, Finis Germania, 2017,S.66
In der diesem Text eigenen Ironie und Klarheit erfaßt dieser Text die Lage des Deutschen in der Gegenwart.Oberflächliche meinen, daß die Aufklärung das Ende jedes Teufelsglaubens sei, daß man aufgeklärt nicht mehr das absolut Böse bräuchte, von dem her die Übel der Welt erklärt werden. Schon gar nicht bedürfe die Gegenwart einer Rechtfertigung.Aber all diese Vorstellung treten in der Nachtseite der Aufklärung, im Bilde des absoluten Feindes der Aufklärung wieder: im Nazi bzw. im Deutschen, der als solcher immer schon ein kleiner Hitler ist.
Die christliche Religion ist nicht mehr die öffentliche Religion Europas, sie war es von Kaiser Konstantin bis zum Ende der drei letzten christlichen Kaiser Europas, Rußlands, Österreichs und Deutschlands nach dem 1.Weltkrieg. Das Ende dieser öffentlichen Religion hinterließ Leerstellen, die des Bösen, die nach dem Träger des Bösen. Es gibt gute Gründe dafür, zu sagen, daß die Politische Korrektheit die Funktion der öffentlichen Religion Europas übernommen hat. Was dabei aber nicht immer gsehen wird, ist, daß hierin dem Deutschen, bzw. dem Nazi die Funktion des Teufels zugeschrieben wird. Auschwitz steht dann nicht nur für das absolut Böse sondern auch dafür, daß hier der Deutsche seinen wahren Charakter erst offenbart hat, daß er für das Böse schlechthin steht.
Der Deutsche ist nicht therapierbar, nicht resozilisierbar, er kann nur genichtet werden. Das meint nun nicht einfach den biologischen Tod, sondern daß der Deutsche zu entdeutschen ist. Denn solange er deutsch ist, ist er der Böse. "Die Erde aber wird von diesem Schandfleck erst dann gereinigt werden, wenn die Deutschen vollständig verschwunden, d.h. zu abstrakten >Menschen< geworden sind." (S.69)
Finis Germania ist dann auch die Parole aller politisch Korrekten, daß hier nur noch Menschen leben sollen ohne ihre deutsche Identität: der kulturlose Mensch, der so in eine multikulturelle Gesellschaft leicht einpaßbar ist, weil er selbst nichts mehr ist.
Welche Funktion erfüllt dabei die Vorstellung des absolut Bösen? Sah Nietzsche als notwendige Folge der Auflösung der Vorherrschaft der christlichen Religion den Nihilismus voraus, so wußte er auch, daß dieser um des Lebens willen wieder überwunden werden müsse durch einen neuen Wertehimmel. Da Gott nun tot war, kein neuer geboren werden kann, erfüllt die Idee des absolut Bösen nun die Funktion Gottes nach seinem Tode. Durch die Idee des absolut Bösen kann nun alles andere durch seine Relationierung auf dies absolut Böse als böse, aber weniger böse und als gut als Antithese zu diesem Bösen bestimmt werden. Gibt es erst ein absolut Böses, kann so ein neuer Wertehimmel aufgebaut werden, indem nicht alles relativ ist, sondern alles klar bestimmbar ist ob seiner Relationierbarkeit auf das absolute Böse hin. "Das ist böse, weil es ähnlich dem Holocaust ist,das ist gut, weil es oppositonell zum Holocaust steht", wird so zum Grundaxiom der Überwindung des postchristlichen Nihilismus. Und wir Deutschen haben dabei die Rolle des Teufels zu spielen. Nur wenigen ist es da gegeben, aus der massa perditionis sich herauszulösen, um als Anti-Deutscher sich zu erlösen von dieser Erbkollektivschuld: die antifaschistischen Gutmenschen!
Anbei. Das Buch Finis Germania von Rolf Peter Sieferle sei hier ausfrücklich zur Lektüre empfohlen, denn man muß sehr lange suchen, um so viel Geistvolles in so wenig Text woanders zu finden.
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