Dienstag, 21. Oktober 2025

Wenn eine Aussage des Neuen Testamentes theologisch nicht akzeptabel ist!

 

Wenn eine Aussage des Neuen Testamentes theologisch nicht akzeptabel ist!



Man könnte sich die Lage der Theologie und Kirche ja so zurechtlegen: Bis zum 2.Vaticanum galt die hl.Schrift und die Tradition und das Lehramt als die drei normativen Quellen der Orthodoxie und Orthopraxie der Katholischen Kirche, dann begann aber der Sündenfall, als die Kirchentore weit geöffnet wurde für den hineinbrausenden Zeitgeist, der nun nicht nur alles in der Kirche durcheinanderwirbelt, sondern selbst zu der obersten Norm innerhalb der Kirche avanciert ist.Vor dem ordnete sich die Theologie der hl.Schrift und der Tradition unter.

Diese Vorstellung soll nun einmal überprüft werden. Im 1.Petrusbrief, der der Tradition nach von dem 1.Papst verfaßt wurde, steht geschrieben: „Denn auch Toten ist das Evangelium dazu verkündigt worden,daß sie wie Menschen gerichtet werden im Fleische, aber wie Gott das Leben haben im Geiste.“ (4,6). Den Menschen im Fleische werden hier die Toten gegenübergestellt. Das bestimmt den Unterschied zwischen den auf der Erde lebenden Menschen und den Verstorbenen in der Unterwelt.Es wird die Universalität des Gerichtes Gottes hier gelehrt, daß die Verstorbenen nicht dem Gericht Gottes entgehen, da sie schon verstorben sind. (Im Hintergrund könnte eine Naherwartung des kommenden Endgerichtes stehen, daß dies Gericht nur die dann Lebenden beträfe.) Den Toten wird nun in der Unterwelt, im Hades das Evangelium gepredigt. Das impliziert, daß die Toten in der Unterwelt hörfähig sind und gar in der Lage, das gehörte Evangelium im Glauben anzunehmen oder auch nicht.Das ist eine Vorstellung, die mit den Aussagen des Alten Testamentes wie mit der griechischen Vorstellung vom Hades kompatibel ist. Daß der Tod die schlichte Nichtung des Lebens sei,lehrte zwar der Philosoph Epikur, aber erst in der heutigen Zeit findet er damit viele Anhänger.

Aber wann und wie ist denn nun den Toten in der Unterwelt das Evangelium gepredigt worden? Darüber belehrt uns ebenso der 1.Petrusbrief: Jesus ist auch zu den Geistern gegangen,die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt.Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete,während die Arche gebaut wurde;in ihr wurden nur wenige,nämlich acht Menschen,durch die Taufe gerettet.“ (3,19f) Wird dieser Aussagenkomplex anthropologisch durchdacht, setzt das eine dualistische Antroplogie voraus, daß der Leib des Menschen in seinem Grabe liegt und seine Seele in der Unterwelt weiterexistiert.Da Jesus Christus wirklich und nicht nur zum Scheine am Kreuze gestorben ist, ist auch er als Seele in die Unterwelt versetzt worden.Hier predigte er den Seelen das Evangelium, damit auch sie gerettet werden, wenn sie die Predigt gläubig annehmen.Er predigt gar den einst Ungehorsamen, die deswegen als Geister in der Unterwelt gefangen waren, damit es selbst für diese noch eine Rettunsmöglichkeit gibt. Damit erteilt der erste Petrusbrief eine tiefgründige Antwort auf die Anfrage,ob denn dieser Jesus wirklich der Erlöser aller Menschen sei oder nur der zu seiner Zeit und der danach Lebenden oder ob vielleicht das Gericht Gottes nur den jetzt Lebenden und denen droht, die noch bevor Jesus Christus wiederkommen wird, gälte. Nein,Jesus Christus wird wiederkommen in seiner Herrlichkeit,um alle Menschen zu richten, die bis dahin Verstorbenen wie auch die dann Lebenden.

Dieser Aussagenkomplex gehört nicht zu den einfachsten der Bibel, aber ihr Gehalt läßt sich rekonstruieren, wenn man eine dualistische Anthropologie voraussetzt und ein angemessenes Verständnis vom Totsein, als einem Weiterexistieren der unsterblichen Seele in der Unterwelt, wobei das Totsein dann das endgültige Getrenntsein der Seele von Gott bedeutet. Aber Jesus wendet sich nun in seinem Totsein diesen von Gott Abgetrennten zu, damit sie aus ihrem Getrenntsein von Gott erlöst werden.

Was lehrt nun aber der jetzt gültige Katechismus zu dieser Causa? Er lehrt:“Die Seelen der Gerechten,die in Abrahms Schoß den Heiland erwarteten,hat Christus bei seinem Abstieg in die Hölle befreit“ Catech R,1,6,3).Jesus ist nicht in die Unterwelt hinabgestiegen, um die Verdammten daraus zu befreien, und auch nicht,um die Hölle,den Ort der Verdammten ,aufzuheben, sondern um die Gerechten zu befreien,die vor ihm gelebt hatten.“ (Katechismus Nr.633.) Die Seelen,denen Jesus das Evangelium in der Unterwelt gepredigt hatte,können nun aber unmöglich Gerechte gewesen sein,denn die Gerechten, es waren 8 Menschen, wurden in der Arche gerettet,die vielen anderen aber als Ungehorsame qualifiziert, sie waren also Ungerechte! Die Gerechten in Abrahms Schoß können nun auch unmöglich die gefangenen Seelen in der Unterwelt sein. Mose wie auch der Prophet Elia konnten Jesus auf dem Berge der Verklärung erscheinen, weil sie nicht in einem Unterweltsgefängnis eingesperrt waren und auch der schon verstorbene Prophet Samuel konnte dem König Saul erscheinen,und ihm sein Schicksal offenbaren, da auch er kein Gefangener in der Unterwelt war!

Nur die Sünder, die Ungerechten waren in diesem Unterweltsgefängnis und diesen predigte Jesus das Evangelium!

Nr 635 widerspricht nun aber dem in 634 Ausgesagtem: „Christus ist somit in die Tiefe des Todes hinabgestiegen;damit >die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören...und alle, die sie hören,....leben.<“ Dies erweckt doch den Eindruck,daß Jesus nicht hinabgestiegen ist,um die Gerechten in der Unterwelt zu befreien,sondern gerade die Sünder. Aber das verwirft nun die Nr 633.

In Ludwig Otts: „Grundriss der Dogmatik“ steht im Dritten Kapitel § 12:“Die Höllenfahrt Christi“. „Nach dem Tode stieg Christus mit der vom Leib getrennten Seele in die Unterwelt hinab.“ 1 Dort heißt es dann: „Der Zweck der Höllenfahrt war nach allgemeiner Lehre der Theologen,die Gerechten in der Vorhölle zu befreien durch Zuwendung der Früchte der Erlösung.d.h.durch Mitteilung der beseligenden Gottanschauung.“ 2 Erstens vermittelt die Verkündigung nicht selbst diese Gottesschau und Jesus predigt nun gerade nicht Gerechten sondern Ungehorsamen!

Wenn Ott mit seiner Behauptung recht hat, dann irrte in diesem Punkte die allgemeine Lehre der Theologen,und im jetzigen Katechismus wird in Nr.633 dieser allgemeinen Theologenlehre zugestimmt, um dann in Nr. 634 und 635 dem zu widersprechen! Der Katechismus will somit dem 1.Petrusbrief und der Lehre der Theologen zugleich recht geben und das geht nicht ineins!

Ähnlich große Probleme bereitet der Theologie die klare Aussage des 1.Korintherbriefes Pauli:“Wie kämen sonst einige dazu,sich für die Toten taufen zu lassen.“ (15,29). Für den Apostelfürsten Paulus ist es eine erlaubte und gültige Praxis,sich zugunsten von schon Verstorbenen taufen zu lassen.Der jetzige Katechismus erwähnt diese so bedeutsame Stelle für die Lehre vom Taufsakrament einfach nicht,weil sie nicht zur jetzigen Tauflehre paßt!



1Ott, Grundriss der Dogmatik,11.Auflage 2005, S.281.

2A.a.O. S.283.

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