Daß der christliche Glaube unvereinbar sei mit dem Nationalismus, gilt heute als so selbstver-ständliche Glaubenswahrheit, daß sie nicht mal mehr begründet zu werden braucht. Und wenn doch, dann reicht der Ausruf: Adolf Hitler war Nationalist. Wie nun aber, wenn gerade solche Selbstverständlichkeiten ideologische Konstrukte sind, die so jeder kritischen Erörterung entzogen werden sollen, vielleicht gerade, weil sie gar nicht selbstverständlich sind, daß sie aber so oft gelesen und gehört werden, daß sie den Schein, aber auch nur den Schein einer Selbstverständlichkeit annehmen. Oswald Spengler schrieb ja schon, daß als wahr gilt, was die Presse ununterbrochen wiederholend schreibt.
Fangen wir einmal ganz einfach an: Ein Mann sagt zu einer Frau: "Dich liebe ich!" Dann fügte er hinzu: "Weil ich jede Frau liebe, liebe ich auch Dich. Dich liebe ich wie jede andere Frau." Sagte das ein Ehemann zu seiner Frau, das wäre das Ende ihrer Ehe. Liebe ist immer eine Auszeichnung des Geliebten, ja das nicht Mitausgesagte: "Nur Dich und darum liebe ich alle anderen Frauen nicht!" gehört konstitutiv zu dieser Liebesaussage dazu.
Was nun, wenn ein katholischer Moraltheloge erklärte, daß eine solche Liebe nicht nur unchristlich sei, sondern gar eine Sünde, weil der Mann als Christ alle, jede Frau zu lieben habe.Diese Bevorzugung des nur Dich sei so unchristlich. Dann wäre die Ordnung der Ehe unchristlich, auch die Mutterliebe zu ihren eignen Kindern, wenn diese Liebe nicht jedes Kind der Welt einschlösse.
Was ist nun der Nationalismus anders als die Liebeserklärung an das eigene Volk, an das Vaterland, an die Heimat? Aber hier protestiert die zeitgenössische Theologie: Unchristlich sei diese Liebe, weil sie die Liebe zu den anderen Völkern ausschlösse. Es sei unmoralisch, die Liebe ausgrenzend zu praktizieren. Das heißt aber, daß der Ehemann, der zu seiner Frau: "Dich liebe ich!" sündigt, wenn er nicht jede andere Frau genauso liebt wie seine Ehefrau.
Aber Hitler war doch Nationalist! Hier muß eine desillusionierende Wahrheit angesprochen werden: Die Liebe, dies kraftvolle und starke Gefühl, sagt dem Liebenden nicht, was das Gute für den von ihm Geliebten ist, denn dies Gefühl bestimmt nur den Willen, das Gute für den Geliebten zu wollen, aber das nützt nichts, wenn der Liebende nicht erkannt hat und weiß, was das Gute für den Geliebten ist. Auch die Mutterliebe erlernt erst, was konkret für das geliebte Kind das Gute ist. Es wird der Liebe zu viel zugetraut, wenn gemeint wird, daß sie schon die Erkenntnis des Guten einschlösse.
Das gilt auch für den Nationalisten, der sein Vaterland liebt- aber der deswegen lange noch nicht weiß, ob die friedliche Nutzung der Atomenergie für sein Volk gut oder nicht gut ist. Liebe erkennt nicht, sie fühlt. Sie sagt nur dem Denken: Suche das Gute für den Geliebten und dem Willen: Wolle das Gute für den Geliebten. So kann ein Nationalist ein sein eigenes Volk Schädigender werden, weil er das Gute für sein Volk verkennt.
Zusatz:
"Ab 1. Mai tagt im Vatikan die Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Drei Tage lang werden sich die Mitglieder mit dem Phänomen „Nationalismus“ befassen, der als Bedrohung gesehen wird, und vor dem mit Blick auf die EU-Wahlen gewarnt wird." Katholisch info am 1.5.2019
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"Ab 1. Mai tagt im Vatikan die Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Drei Tage lang werden sich die Mitglieder mit dem Phänomen „Nationalismus“ befassen, der als Bedrohung gesehen wird, und vor dem mit Blick auf die EU-Wahlen gewarnt wird." Katholisch info am 1.5.2019
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