Diese These irritiert auf den ersten Blick, steht doch im Zentrum der christlichen Religion das Kreuz Jesu Christi, sein Gekreuzigtsein für unsere Sünden. Mit diesem Bedenken stehen wir aber schon im Mittelpunkt des Anliegens des modernistischen Fundamentaltheologen Magnus Striet: "Christliche Theologie im Angesicht des Judesseins Jesu".(in Homolka, Striet, Christologie auf dem Prüfstand. 2019, S.71-140. Was ist das Zentralanliegen der Charakterisierung der christlichen Religion als einer des ethischen Monotheismus? Auch wenn Nitzsche hier nicht erwähnt wird, folgt Striet dieser Spur der Antithetik von Jesus versus Paulus: "Kein Gott für unsere Sünden gestorben; keine Erlösung durch den Glauben", das alles seien Vorstellungen des Paulus, die Jesu Anliegen verkehrten. Nietzsche, Der Wille zur Macht, Zur Geschichte des Christentums, Nr 169. Paulus Sündenehre, vertieft dann noch durch den (unheiligen) Augustin zur Erbsündenlehre führte dazu, daß der Mensch nur als Christgläubiger vor dem Zorn Gottes über die Sünder gerettet werden kann. Anselm von Canterburys Kreuzestheologie begründe dann, warum a) das Kreuzopfer heilsnotwendig war und b)warum nur durch den Glauben an Jesus als den für uns Gekreuzigten so eine Erlösung möglich sei.
Das heißt dann aber auch für die Juden, daß sie Christen werden müßten, um erlöst zu werden.
Striet will nun aber diese Aussage vermeiden, denn nach ihm gibt es für den Juden ein Heil ohne den Glauben an Jesus Christus. Der Apostelfürst irrte also auch, wenn er lehrte, daß am Ende auch die Juden sich zu Christus bekehren werden um der Erlösung willen.
Was stellt nun Striet dieser paulnisch-augustinischen Lehre gegenüber? Einen simplen Pelagianismus, daß der Mensch in der Kraft seines freien Willens das Gute hinreichend realisieren kann, sodaß er so das Heil erlangen kann. Jesus Christus ist so nicht für unsere Sünden gestorben, es bedurfte keines Opfers. Ganz im Geiste Kants stellt er die allein ethische Ausrichtung einer vernünftigen Religion dem "Afterdienst" der kultischen gegenüber.Auch bedarf es keiner Offenbarung göttlicher Gebote, denn die praktische Vernunft allein genügt, das Gesollte hinreichend zu erkennen. Das ist das Anliegen der "autonomen Moral", nach Striet. Jetzt kann er dann proklamieren, daß jeder Mensch, lebt er nur vernünftig, realisiert das, was er in der Kraft des freien Willens vermag an Gutem, das Heil erlangen kann. Das wird dann ethischer Monotheismus genannt. So kann nun jede Mission als unnötig für das Heil der Menschen diskreditiert werden.Die Theologie müsse nur Abstand nehmen von der paulnisch- augustinischen Sündenlehre und dem Glauben, daß Jesus für unsere Sünden gestorben sei. Stattdessen ist an die Kraft des freien Willens des Menschen zu glauben, durch die er das von ihm ethisch Gesollte auch vermag.
Das hätte Jesus auch so gelehrt, nur daß eben sein ethischer Monotheismus= seine natürliche Religion der Aufklärung=Kant durch Paulus vor allem verdunket worden ist und dann entstellt wurde durch Augustin und Anselm von Canterbury. So einfach bekämpft ein postmoderner Theologe die Lehre der Kirche, indem er einfach zum Pelaginismus sich bekennt.
Und was hat das mit dem christlich-jüdischen Dialog zu tuen? Eigentlich nichts. Pelagius und Kant kämpften ja schon um den Primat der Ethik gegen den ganzen Komplex der Gnadenehre der Kirche in ihrer Einheit von der Sünden- und der Erlösungslehre. Nur, daß so begründet wird, daß weil jede Mission so überflüssig sei, auch die der Juden, denn Niemand bedarf des Erlösers Jesu Christi für sein Heil!
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