Freitag, 17. Mai 2019

Eine Theologie zerstört die Kirche von Innen

Die Unterscheidung von wahr und falsch innerhalb des theologischen Diskurses ist antiquiert. Es wird nur noch danach gefragt, ob eine theologische Aussage auf Akzeptanz stößt. Und so erlebt der Pelagianismus, den der hl. Augustin schon so energisch widerlegte, den Erasmus von Rotterdamm dann gegen Luther in Anschlag brachte, der  dann in der Aufklärung unter der Flagge der natürlichen Religion sich revitalisiete, heutzutage seine Renaissance. Magnus Striet spricht so von einem ethischen Monotheismus. (vgl: Homolka, Striet, Christologie auf dem Prüfstand)   Es ist eben eine Theologie, die spontan Zustimmung findet.
Was ist der Kerngedanke? Gott ist gerecht, das ist die Kernthese. Das bedeutet für die Soteriologie:Gott stellt zwar Bedingungen, die der Mensch zu erfüllen hat, um ihm wohlgefällig zu sein, bzw. das ewige Leben zu erlangen.Im Sinne des Erasmus von Rottedamm (vgl seine Schrift über den freien Willen): Gott verlangt nicht von Blinden Bildbeschreibungen. Er verlangt nur etwas, was jeder Mensch kraft seines freien Willens an Gutem realisieren kann. Das setzt voraus, daß von jedem das Gute, was zu tuen ist, soweit erkennbar ist, wie es zum Heile notwendig ist. Die universelle Erkennbarkeit des Guten, soweit sie so nötig ist und der freie Wille, der dann das als das Gute Erkannte auch praktizieren kann, bilden so die zwei Pole, zwischen denen dann alle pelagianistischen Konzepte aufgebaut sind.
Was heißt das nun aber für die christliche Religion? Ganz einfach: Sie und die Kirche als Organisation dieser Religion sind für das Heil der Menschen überflüssig, denn was zu erkennen ist Gutem und was dann zu leben ist, das wird hinreichend ohne die christliche Kirche erkannt. Wenn dann aber die Kirche über das natürlich Erkennbare hinaus etwas lehrt, so ist dies genaugenommen überflüssig. Das Übernatürliche der Kirche, ihre ihr durch Gott geoffenbarten Wahrheiten werden dann in der Regel auch nicht als übernatürliche anerkannt, sondern als Produkte der Kirche dekonstruiert, die allein der Legitimierung der "Pfaffenherrschaft" dienen- so im Groben Kant in seiner Schrift über die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft. 
Vulgarisiert heißt das: Wenn es denn einen Gott gibt, dann will er von uns Menschen nichts anderes, als daß wir anständig leben. Mit Zur-Kirche -Gehen, der Lehre der Kirche Zustimmen und sie befolgen hat das selbstredend nichts zu tuen.Und das Anständige, das ist das, was jedermann dafür hält, was eben unbestritten als anständig gilt. 
Für die Kirche heißt das, daß sie auf jede Art von Mission verzichten kann, und daß sie ihre Morallehre auf das limitieren sollte, was allen als anständig leben gilt. Dogmatische Aussagen dagegen sind völlig überflüssig, sofern sie nicht Begründungen für ein moralisches Handeln in diesem Sinne aus sich heraussetzen. 
Es gibt jetzt dazu nur noch eine relevante Gegenposition: Gott ist die Liebe und so liebe er jeden Menschen bedingungslos, egal ob er moralisch oder unmoralisch lebt und wie er es mit der Religion hält. So kann es keine theologisch begründete Morallehre mehr geben. Sie wird ersetzt durch das Konzept einer autonomen Moral, daß jeder Mensch vernünftig seinen Egoismus lebe, weil er sich sonst selbst schädigen würde. 
Nur, dann ist Jesus Christus als Gottes Selbstoffenbarung auch völlig überflüssig und auch die Katholische Kirche, weil sie so der Welt nur das zu sagen hätte, was sie aus sich heraus schon selbst weiß. 
Unvereinbar mit dem Pelagianismus ist nun die katholische Sündenlehre, daß der Mensch so sehr Sünder ist, daß er a) nicht mehr aus sich heraus das Gute wollen und realisieren kann und daß er b) unter Gottes Zorn steht, daß c) dieser nur durch Jesu Christi Kreuzopfer besänftigt werden konnte und daß der Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus gerettet werden kann. So wird dann auch der hl Augustin ob seiner Erbsündenlehre und damit auch der Apostelfürst Paulus kritisiert und am meisten Anselm von Chanterbury wegen seiner Kreuzestheologie. Jesus Christus sei nicht wegen unserer Sünden gestorben. (So Magnus Striet, Christologie auf dem Prüfstand). Stattdessen könne sich jeder kraft seines freien Willens eben selbst erlösen, denn ein moralischer Gott könne nichts von uns Menschen fordern, was unser natürliches Vermögen überschreitet und schon gar nicht das Kreuzaltaropfer seines Sohnes und einen Glauben an Jesus Christus.          

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